Schulfrieden am CSG dauerhaft gestört: Gemeinde drängt seit fast zwei Jahren auf Abberufung der Schulleiterin
Der Schulfrieden am Clara-Schumann-Gymnasium scheint dauerhaft gestört. Mitte Februar waren schwere Vorwürfe von Schülern, Eltern, aber auch Lehrern und sogar der eigenen Schulverwaltung gegen die Leiterin des Clara-Schumann-Gymnasiums, Andrea Helmig-Neumann, erstmals öffentlich geworden. Danach hatte die Schulaufsicht in Arnsberg zwar eine Reihe von Gesprächen mit Schüler- und Elternvertretern, dem Kollegium und auch der Verwaltungsspitze geführt, um die Konflikte zu moderieren. Offenbar aber mit nur geringem Erfolg. Nach dem Emscherblog jetzt vorliegenden Informationen ist es um das Verhältnis zwischen den Verantwortlichen der Gemeinde und Andrea Helmig-Neumann sogar noch viel schlechter bestellt, als bisher bekannt geworden ist. Danach scheint eine weitere Zusammenarbeit mit der Leiterin des CSG, der vorgeworfen wird, mit ihrem autoritären und unkooperativen Verhalten den Schulfrieden zu zerstören, praktisch ausgeschlossen.
Das muss auch der Schulaufsicht klar gewesen sein, als sie nach den Berichten in den lokalen Medien zum CSG eilte. Denn der Konflikt schwelt schon viel länger gewaltig. Dennoch soll der zuständige Dezernent in Arnsberg, Sven Meyhöfer, in den Gesprächen gegenüber Schülern, Eltern und dem Kollegium erklärt haben, dass die beschriebenen Konflikte am CSG „von außen“ und „durch die Medien“ entfacht worden seien, um der Schule zu schaden. Nach übereinstimmender Einschätzung mehrerer Teilnehmer dieser Gespräche hat der Dezernent auch keinen wirklichen Lösungswillen in diesen Gesprächen erkennen lassen, sondern vielmehr den Eindruck hinterlassen, nur abzuwiegeln und „auf Zeit“ spielen zu wollen, um wieder Ruhe zu bekommen.
Schreiben an den Regierungspräsidenten
Dabei hat die Holzwickeder Verwaltungsspitze nach Informationen des Emscherblogs bereits mit Schreiben vom 23. Februar 2023 zum wiederholten Male unmissverständlich um Abberufung von Andrea Helmig-Neumann als Leiterin des CSG gebeten. Unterschrieben ist das Schreiben von allen Fraktionsvorsitzenden im Rat der Gemeinde.
In dem an Regierungspräsident Heinrich Bockelühr gerichteten Schreiben bedankt sich Bürgermeisterin Ulrike Drossel zunächst dafür, dass sich der Regierungspräsident persönlich „mit diesem für Holzwickede wichtigen Thema“ befasst. Dann kommt die Bürgermeisterin zur Sache.
Was zunächst überrascht: Der Konflikt um die Schulleiterin des CSG schwelt schon viel länger als bisher bekannt: Schon Anfang September 2021 hat die Holzwickeder Schulverwaltung in Person der Bürgermeisterin „die derzeitige Abteilungsleiterin Schule, Frau Nienaber-Willaredt, um Abberufung der Schulleiterin unseres Clara-Schumann-Gymnasiums gebeten und die dazu führenden Vorkommnisse ausführlich dargelegt.“ Das fast zwei Jahre alte Schreiben fügte Ulrike Drossel auch noch einmal ihrem Schreiben vom 23. Februar bei.
Die Situation am Holzwickeder Gymnasium sei „seitdem nicht besser geworden, sondern hat sich leider noch verschlechtert“, stellt die Bürgermeisterin fest und wiederholt deshalb ihren Wunsch nach Abberufung von Andrea Helmig-Neumann. Verbunden mit dem Hinweis, dass sich die Fraktionen des Holzwickeder Gemeinderates dieser Bitte anschließen.
Funkstille zwischen Verwaltungsspitze und Schulleitung
Die bereits im Jahr 2021 dargelegten Kritikpunkte hätten „leider weiterhin Bestand“, heißt es in dem Schreiben zur Begründung. Neu hinzu gekommen sei „eine seit Monaten anhaltende Verweigerungshaltung der Schulleiterin, mit mir und meinem Schuldezernenten ins persönliche Gespräch zu kommen, was hinsichtlich der Wichtigkeit der zu besprechenden Themen (Entwicklung der Schule, Planung des Erweiterungsbaus, Nutzung von Klassencontainern, digitale Ausstattung usw.) von großer Bedeutung wäre“.
Schließlich bestätigt auch die Bürgermeisterin, was auch schon im Emscherblog und dem HA zu lesen war und von der Schulaufsicht offenbar nicht zur Kenntnis genommen wurde: „Zahlreiche Eltern, Schülerinnen- und Schülervertreter melden sich immer wieder bei uns und weisen uns auf Missstände, direkt verursacht von der Schulleitung hin. Eltern berichten von Mobbingvorwürfen (…)“. Verwiesen wird in dem Schreiben der Gemeinde ferner auf einen noch viel dramatischeren Vorfall, auf den hier nur deshalb nicht näher eingegangen werden soll, um den betroffenen Schüler zu schützen.
„Nach wie vor wird kein kooperatives Arbeiten mit der Schulsozialarbeit, wie auch mit den Schülervertretern gelebt“, heißt es in dem Schreiben weiter, das zudem auf einen „beigefügten Pressebericht vom 21. Februar 2023“ verweist, der die Situation wieder gebe.
Ihr sei auch bekannt, so die Bürgermeisterin, „dass es zahlreiche Eingaben bei der Bezirksregierung z.B. in Form von Dienstaufsichtsbeschwerden gegen die Schulleiterin gab“. Zudem hätten ihr Lehrkräfte „von zahlreichen Versetzungsgesuchen von Lehrkräften in den letzten Jahren“ berichtet sowie davon, „dass im Kollegium von oben massiver Druck ausgeübt“ werde. Außerdem wird in dem Schreiben darauf hingewiesen, dass es „wegen verschiedener Vorkommnisse (…) sowohl Strafanzeigen gegen die Schulleiterin gestellt, wie auch von ihr gegen Schüler der Schule“ gab.
Schulleitung verbreitet „Klima der Angst“
Ohne auf einzelne Fälle konkret einzugehen, bittet die Bürgermeisterin um ein persönliches Gespräch mit dem Regierungspräsidenten in dieser Angelegenheit. „Jeder einzelne Vorfall kann möglicherweise abgewiegelt werden, die Gesamtheit der Vorfälle ist jedoch unhaltbar, (so) dass aus meiner Sicht die Schulleitung unseres Gymnasiums an dieser Stelle nicht mehr die richtige Besetzung darstellt“, erklärt die Bürgermeisterin auch im Namen der Politik unmissverständlich: „Daher bitten wir erneut um eine personelle Neubesetzung.“
„Jeder einzelne Vorfall kann möglicherweise abgewiegelt werden, die Gesamtheit der Vorfälle ist jedoch unhaltbar, (so) dass aus meiner Sicht die Schulleitung unseres Gymnasiums an dieser Stelle nicht mehr die richtige Besetzung darstellt.“
– Ulrike Drossel (Bürgermeisterin)
Das Schreiben schließt mit der Feststellung: „Zusammenfassend nehme ich wahr, dass am Clara-Schumann-Gymnasium ein Klima der Angst herrscht. Angst bei Schülerinnen und Schülern und Eltern vor Nachteilen bei der Benotung, Angst, selbst bei Lehrerinnen und Lehrern vor Kleinmachen durch die Schulleitung, fehlende Empathie und fehlendes Fingerspitzengefühl im Umgang mit Menschen.“
RP-Sprecher: „Sind im Hintergrund sehr aktiv“
Das erbetene persönliche Gespräch mit dem Regierungspräsidenten Heinrich Bockelühr hat übrigens am 28. Februar in Holzwickede stattgefunden. Eine Stellungnahme dazu oder zu dem Schreiben der Bürgermeisterin lehnte der 1. Beigeordnete, Bernd Kasischke, heute ab und verwies an die Pressestelle der Bezirksregierung in Arnsberg. Doch auch dort hielt man sich auf Nachfrage bedeckt. Soweit es das zitierte Schreiben der Gemeinde Holzwickede angeht, erklärte Christoph Söbbeler, Sprecher der Bezirksregierung: „Über dieses Schreiben will ich nicht reden.“
Auf Nachfrage, wie die Schulaufsicht den Konflikt beilegen und der Schulfrieden am Clara-Schumann-Gymnasium wieder hergestellt werden kann, beschränkte sich der RP-Sprecher auf die bekannte offizielle, knappe Sprachregelung: „Es hat eine erste Runde von Gesprächen mit den diversen Schulgremien gegeben. Wichtig ist, dass diese Gespräche mit der gebotenen Ruhe und Sachlichkeit stattfinden. Wir sind aber im Hintergrund sehr aktiv.“ (s. auch Kommentar: Die Schulaufsicht hat versagt)
Anonym
Als aktuelle Schülerin am CSG verfolge ich die Geschehnisse und habe bis heute tatsächlich geglaubt, die Erwachsenen meinen es ernst damit, wenn sie sagen:
„ es ginge in erste Linie um das Wohlergehen der Schülerinnen und Schüler!“
Dass dies nicht der Fall ist, enthüllt sich spätestens heute mit dem neuen Bericht von Herrn Gräber.
Es ist so beschämend, dass alle Erwachsenen seit 2 Jahren genau wissen, was an unserer Schule los ist, dass es Schülerinnen und Schüler nicht gut geht und bis heute hat sich nichts getan!
Warum nicht????
In einem Punkt möchte ich Herrn Gräber widersprechen:
Wenn nun mit dem jetzigen Abiturjahrgang einige der schärfsten Kritiker von Frau Helmig-Neumann bald unsere Schule verlassen, verbleiben dennoch Hunderte weitere kritische Schülerinnen und Schüler, die noch nicht mundtot gemacht worden sind.
Über 700 Schülerinnen und Schüler würden gerne angstfrei zur Schule gehen können und dürfen!
Das ist unser Recht!
Unser Grundrecht!!!!
Dafür werden wir, die noch viele Schuljahre vor uns haben, weiter kämpfen!!!!!
Sofia T.
Liebe Anonyme Schülerin,
ich freue mich wirklich zu lesen, dass es noch welche von euch gibt, die für Ihre Grundrechte kämpfen!
Obwohl mein Kind schon lange die Schule verlassen hat, möchte ich dir hier sagen, dass es auch noch Erwachsene/Eltern gibt, die für euch weiterkämpfen!
Mundtot wird hoffentlich keiner mehr, auch nicht aus Angst. Danke für deinen Mut.
Argus
Naja für *Grundrechte* am CSG kämpfen ist schon ein bisschen dick aufgetragen
und sehr plakativ. Kirche im Dorf lassen und mal einbeziehen wieviel Million Menschen überhaupt keinen Zugang zu Bildung bekommen.
Volker
Irgendwie bekomme ich den Eindruck das dass eine unendliche Geschichte wird, die man an wesentlicher Stelle am liebsten still und leise in der Schublade verschwinden lassen möchte.
Ausschleichen…bis zur Rente /ausser Dienst Stellung…die gebotene Ruhe und Sachlichkeit sagt ja im Grunde nichts anderes aus.
Die Sachlage dürfte ja eigendlich klar sein, auf welche neue Erkenntnis wartet man jetzt noch ?
Vielleicht gibt es ja die Möglichkeit der Aussperrung….Hausverbot wegen dauerhaften stören des Schulfriedens…..
Abwarten und einlullen lassen bringt doch hier niemanden weiter..
Sylvia
Hier wird nichts in einer Schublade verschwinden. Erst wenn das letzte Wort gesprochen ist, geben wir, gemeint sind damit all die Engagierten, mit denen im Hintergrund eine Menge Gespräche und Treffen mit involvierten Personen und Schriftwechseln mit Entscheidungsträgern stattfinden, Ruhe. Es geht mittlerweile darum, sich auf die Metaebene zu begeben, die erkennt, dass wir hier über ein ganz grundsätzliches und existenzielles Thema diskutieren und kämpfen, das kein „sich Abfinden“ und „Fallenlassen“ zutiefst frustrierender Ergebnisse erlaubt. Klar wird immer mehr, dass die Reform des Beamtenstatus längst überfällig ist.
Volker
@Silvia…
„erst wenn das letzte Wort gesprochen ist“
genau darum gehts…..wann ist das letzte Wort gesprochen….und wer spricht es ?
Auf Worte müßen Taten folgen heißt es so treffend.
Man kann über die Problematik ewig lang und mit allen möglichen Leuten und Bedenkenträgern diskutieren…bis sich die Situation dann wegen Eintritt der Pansionsfähigkeit von selbst erledig….
Metaebenen…. Spekulation meinerseits….ich denke die Schüler möchten keine Metaebenden als Diskusionsstufe, sie möchten schlichtweg eine andere Schulleitung….ich vermute das sie das sogar recht zügig möchten…
Über den Beamtenstatus in diesem Land zu lamentieren ist verständlich, bringt uns aber hier nicht weiter….weil es schlichtweg keine zeitnahe Lösung verspricht..
Mir ist schleierhaft auf was man hier nocht wartet..
Wenn es an Fakten fehlt, sollte man das zuklappen und alles beim Alten belassen.
sind die Fakten ausreichend dann ebend nicht…nur in die Pötte kommen müßte man an disponierter Stelle jetzt endlich ….
Aber so eine Dauerdiskusion………schön das man mal darüber spricht…..;-)
Michael T.
Das Abi ist dieses Jahr fast durch, die Ferien sind nicht mehr lange hin. Gibt es zu sieben Thema eigentlich etwas Neues seitens der Bezirksregierung? Gibt es da Ergebnis? Herr Gräber, Sie sind da sicherlich am Ball.
Peter Gräber
Nun, anscheinend versucht die Schulaufsicht das Problem auszusitzen.
Hans
Die Abiturienten sind weg. Von denen meckert niemand mehr. Aber die nächste Rutsche rückt nach. Bleiben sie bitte dran Herr Gräber