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In allen Lebenslagen engagiert: Friedhelm Klemp, der in jungen Jahren ein talentierter Fußballtorwart war, gehört seit 45 Jahren in ununterbrochener Folge dem Gemeindetat an - zunächst als SPD-Mitglied, danach als Mitglied der Grünen. (Foto: Archiv)

In zwei Parteien viel erreicht: Friedhelm Klemp seit 45 Jahren ununterbrochen Mitglied des Gemeinderates

In allen Lebenslagen engagiert: Friedhelm Klemp, der in jungen Jahren ein talentierter Fußballtorwart war, gehört seit 45 Jahren in ununterbrochener Folge dem Gemeindetat an – zunächst als SPD-Mitglied, danach als Mitglied der Grünen. (Foto: Archiv)

Es dürfte nicht viele im Land geben, die so lange einem Stadt- oder Gemeinderat angehören wie er: Heute auf den Tag genau seit 45 Jahren gehört Friedhelm Klemp in ununterbrochener Folge dem Rat der Gemeinde Holzwickede an.

Der inzwischen 72-jährige zog am 1. März 1977 erstmals in den Gemeinderat ein, als Nachrücker für Annegret Schulte-Altedorneburg.  Damals gehörte der heutige Grüne allerdings noch einer anderen Partei an: der SPD. „Ich bin damals politisch aktiv geworden, weil ich die Jugendpolitik verändern und gestalten wollte“, sagt Friedhelm Klemp.

Tatsächlich sollte die Jugendpolitik später stets ein besonderes Anliegen des hauptberuflichen Sozialpädagogen der Gesamtschule Fröndenberg bleiben. So schaffte es Klemp etwa als Ratsmitglied dem komatös liegenden Ortsjugendring wieder Leben einzuhauchen. Auch einen ersten Ferienspaß stellte er auf die Beine: eine Fahrt zu den Karl-May-Festspielen nach Elspe. Gemeinsam mit Ulrich Rommel und Friedhelm Hemmrich begleitete er höchstpersönlich die Jugendlichen nach Elspe – und auch wieder zurück.

Ein Herz für die Jugend

„Einen Ferienspaß gab es damals noch gar nicht in Holzwickede“, erinnert sich Friedhelm Klemp. „Aber von Fröndenberg kannte ich den Ferienspaß.“  Ein Jahr nach der ersten Fahrt zu den Karl-May-Festspielen gab es dann auch erstmals in der Emschergemeinde einen von den Vereinen getragenen echten Ferienspaß – mit Klemp als maßgeblichen Treiber.  „Wir haben damals einen großen Bauspielplatz auf einem freien Feld an der Opherdicker Straße Ecke Hamburger Allee organisiert“, so Klemp.

Doch für den engagierten SPD-Nachwuchspolitiker, der unbedingt Vorsitzender des Jugendausschusses werden wollte, wuchsen die politischen Bäume nicht nur in den Himmel: Seine erste große Enttäuschung erlebte Klemp, als er, der festen Überzeugung, dass er gewählt würde von seiner Fraktion, erst unmittelbar vor der Abstimmung in der entscheidenden Sitzung vom damaligen Gemeindedirektor Willi Köcher erfuhr, dass seine SPD-Fraktion nicht ihn zum Vorsitzenden des Jugendausschusses wählen würde, sondern Erich Brauckmann von der FDP.

„Ich war bis zur ersten Sitzung fest davon ausgegangen, dass ich Vorsitzender des Jugendausschusses würde“, erzählt Klemp. Doch die SPD stimmte in der Sitzung zu seiner großen Enttäuschung für den Liberalen Brauckmann.  „Erich Brauckmann war ein netter Kerl. Aber er war Ingenieur und hatte mit Jugendpolitik überhaupt nichts am Hut“, war Klemp fassungslos. „Mir hatte man damals den Vorsitz des Ausschusses nicht zugetraut.“

Ferienspaß, Jugendzentrum, HEV und ADU

Doch drei Jahre später sollte es endlich so weit sein: Friedhelm Klemp, bis dato nur stellvertretender Vorsitzender war, folgte Brauckmann ins Amt und wurde Vorsitzender des Jugendausschusses. Fünf Jahre lang blieb er es danach, hob gemeinsam mit dem damaligen Amtsleiter Volker Risse das Kinder- und Jugendzentrum in Holzwickede, den heutigen Treffpunkt Villa, aus der Taufe. Aber auch bei der Gründung des Kindergartens der Holzwickeder Elternselbsthilfe Vorschulerziehung (HEV) war Friedhelm Klemp eine treibende Kraft und langjähriges Vorstandsmitglied im Elternverein.

Auch in den ganzen Kreis strahlte seine politische Arbeit aus: So gründete Friedhelm Klemp die Anonyme Drogenberatung (ADU) des Kreises Unna mit, die zunächst in Kamen und später dann in Unna angesiedelt wurde.

Über Gesamtschulet kam es zum Bruch mit SPD

Zum endgültigen Bruch mit seiner SPD kam es über den Schulstreit in der Gemeinde. Als Sozialpädagoge an der Gesamtschule Fröndenberg ist Friedhelm Klemp ein glühender Verfechter der Gesamtschul-Idee und kämpfte für diese Schulform auch in Holzwickede. „Wir hatten damals 120 Elternstimmen für die Durchführung eines Anmeldeverfahrens zusammenbekommen“, erinnert er sich „Doch zu diesem Anmeldeverfahren ist es nie gekommen.“ Vor allem die CDU und der damalige Hauptschulleiter Franz Dahlhoff machten mobil gegen eine Gesamtschule. In der entscheidenden Abstimmung sprach sich aber auch die SPD-Fraktion mehrheitlich für die Gründung eines Gymnasiums aus.

„Außer mir haben nur noch Klaus Kämpgen und Uli Rommel gegen das Gymnasium gestimmt“, erklärt Klemp, für den dieses Ergebnis eine riesige Enttäuschung war. „Ich bin heute noch fest davon überzeugt, dass die Gesamtschule die bessere Wahl für unsere Gemeinde gewesen wäre“, betont Friedhelm Klemp. „Unsere Josef-Reding-Schule und das CSG sind gute Schulen, aber mit einer Gesamtschule hätten wir heute weniger Problem und stünden besser da.“

Mitbegründer der Holzwickeder Grünen

Friedhelm Klemp (l.) und Norbert Griese bitten weiter um Fahrrad-Spenden für bedürftige Menschen in Holzwickede. (Foto: P. Gräber - Emscherblog)
Friedhelm Klemp (l.). hier mit Norbert Griese, gründete auch die Fahrradwerkstatt und ist in der Flüchtlingsarbeit sehr engagiert. (Foto: P. Gräber – Emscherblog)

Die Enttäuschung und Verärgerung über die Entscheidung seiner Fraktion nagte so sehr an Klemp, dass er aus der SPD austrat und wenig später die Die Grünen in Holzwickede mitgründete.

26 Jahre lang war Friedhelm Klemp deren Fraktionsvorsitzender im Gemeinderat, kämpfte nicht weniger engagiert als zuvor gegen die Ostumgehung (Klemp: „In der SPD war ich als einziger dagegen.“), leistete Flüchtlingsarbeit, gründete die Fahrrad-Werkstatt, setzte sich für Umweltpolitik und natürlich auch weiterhin für die Jugendarbeit und den Sport ein.  Erst nach der Kommunalwahl voriges Jahr gab Klemp den Fraktionsvorsitz ab, blieb aber engagiertes Ratsmitglied seiner Grünen.

Im sportlichen Bereich wandelte Klemp, der in jungen Jahren ein taltentierter Torwart war, sogar noch öfters die Farben als in der Politik: Klemp war Mitglied in allen drei großen Fußballvereinen der Gemeinde: Westfalia, der SG und schließlich auch des HSV, die später zum HSC fusionierten.  

Doch wie im Sport so gilt auch in der Politik für ihn: Ohne engagierte Spieler, die das gegnerische Tor vor Augen mitunter auch die eigenen Mitspieler gegen sich aufbringen, weil sie ins Abseits rennen oder eine Torchance versemmeln, funktioniert das ganze Spiel nicht.

An gutem Willen und Spielfreude mangelt es dem Altherren-Kicker Klemp jedenfalls auch nach 45 Jahren im Gemeinderat noch nicht, wie er verrät. Daran, sich auswechseln zu lassen vom Spielfeld, denkt er noch lange nicht.

Friedhelm Klemp


Peter Gräber

Dipl.-Journalist

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