Holzwickeder Arzt Dr. Pappert zum Impfstopp: „Wir verlieren einfach so wahnsinnig viel Zeit“
Als „ausgesprochen ärgerlich“ empfindet es der Holzwickeder Hausarzt Dr. Udo Pappert, dass durch den angeordneten Impfstopp mit dem Wirkstoff AstraZenenca weitere wertvolle Zeit im Kampf gegen die Corona-Pandemie verloren geht. Dr. Pappert gehörte mit seinen beiden Kollegen Dr. Frank Robben und Dr. Dirk Westermann zu den drei Hausärzten, die vergangenen Freitag (12.3.) bei der ersten Impfaktion in Holzwickede etwa 150 bis 160 pädagogische Fachkräfte in der Hilgenbaumhalle mit AstraZeneca geimpft haben. Nur einen Tag später wurden die Impfungen mit diesem Wirkstoff dann ausgesetzt, nachdem es in Nachbarländern zu einigen Thrombosefällen gekommen sein soll.
„Patienten, die mit AstraZeneca geimpft wurden, müssen sich aber erst einmal keine Sorgen machen“, versichert Dr. Pappert auf Nachfrage des Emscherblogs. „Nach allen uns vorliegenden Daten gibt es bisher keine Auffälligkeiten.“ Dies gelte auch für die in Holzwickede am Freitag voriger Woche geimpften Personen: „Ich weiß von sieben Rückmeldungen, davon hatten drei Personen Kopf- und Gliederschmerzen und bei einer schmerzte die Einstichstelle am Arm etwas. Außerdem gab es leichte Rötungen an der Einstichstelle“, sagt Dr. Pappert. „Das ist aber alles noch ganz normal und kommt auch bei Grippe- oder anderen Impfungen mitunter vor.“
Zweitimpfung möglicherweise mit anderem Impfstoff
Von schwerwiegenden Komplikationen nach Impfungen mit AstraZeneca ist dem Holzwickeder Hausarzt nichts bekannt. Die Untersuchungen an anderen Patienten seien aber auch noch nicht abgeschlossen. Insofern ist „derzeit auch noch völlig unbekannt“, wann und ob überhaupt AstraZeneca wieder als Impfstoff zugelassen wird.
„Patienten, die mit AstraZeneca geimpft wurden, müssen sich aber erst einmal keine Sorgen machen. Nach allen uns vorliegenden Daten gibt es bisher keine Auffälligkeiten.“
– Dr. Udo Pappert
Dr. Pappert geht allerdings davon aus, dass alle Personen, die vorigen Freitag erstmals mit AstraZeneca geimpft wurden, „wahrscheinlich in drei Monaten ihre zweite Impfung erhalten“ werden. Sollte AstraZeneca nicht wieder zugelassen werden, könnte die zweite Impfung „möglicherweise auch mit einem anderen Wirkstoff durchgeführt“ werden, glaubt der Holzwickeder Arzt. „Derzeit laufen die Untersuchungen dazu noch, ob auch bei zwei unterschiedlichen Wirkstoffen die Antikörperproduktion angeregt wird. Es sieht aber ganz danach aus.“
Bis auf den Wirkstoff Johnson & Johnson, der nur einmal geimpft werden muss, sind bei allen anderen bisher auf dem Markt befindlichen Wirkstoffen unbedingt zwei Impfungen notwendig, betont Dr. Pappert. „Nach der ersten Impfung baut sich der Schutz erst langsam auf und muss dann noch einmal mit einer zweiten Impfung ergänzt werden. Eine einzige Impfung reicht deshalb, außer bei Johnson & Johnson, nicht aus.“
Freie Wahl des Impfstoffs „frühestens im Spätsommer“
Den Impfstopp mit AstraZeneca empfindet Dr. Udo Pappert aus verschiedenen Gründen als ausgesprochen ärgerlich. „Ich gehöre ja ohnehin zu denen, die sich wahnsinnig darüber ärgern, dass wir in Deutschland so schlecht Impfstoff bestellt haben. Jetzt drohen uns wohl auch noch weitere Wochen Verzögerung.“ Als Konsequenz aus dem Impfstopp würden die Hausärzte zunächst weiterhin nicht in ihren Praxen impfen können. „Wir verlieren einfach so wahnsinnig viel Zeit und sind darum auch noch das ganze Jahr mit Corona beschäftigt. Ich befürchte, dass wir jetzt auch erst frühestens im Spätsommer so weit sein werden, dass alle die freie Wahl des Wirkstoffs haben. Bis dahin werden wir nehmen müssen, was es gibt.“
Außerdem werden jetzt noch mehr Menschen das Vertrauen in den Impfstoff AstraZeneca verlieren, befürchtet Dr. Pappert. „Dies wird dazu führen, dass sich noch weniger Menschen impfen als nötig. Wenn es am Ende nur etwa 50 Prozent der Bevölkerung sind, wäre das zu wenig für eine Herdenimmunität.“