Frühlingserwachen auf Haus Opherdicke: Oskar Kurt Döbrich – das Leben als große Wanderung
Das wird ein Wochenende! Frühlingserwachen auch auf Haus Opherdicke: Zweistellig soll die Temperatur am Sonntag werden, hunderte Besucher müssen einmal nicht in der Scheune frieren und spüren entspannt dem „Leben als große Wanderung“ des Künstlers Oskar Kurt Döbrich nach. Vielleicht spazieren sie noch durch den neu gestalteten Landschaftsgarten mit alter Obstwiese, wo Winterglockenapfel, Sternrenette und Williams Christ schon knopsen. Dann wäre ein Stück Kuchen verlockend.
Ganzheitliches Erlebnis
Die Maßnahmen im historischen Herrensitz, barrierefreier Umbau und Neugestaltung der Ausstellungsräume (Lindner + Lohse Architekten), neue Wege rund um das Denkmal mit Anschlussstellen in große Naturschutzgebiete wie den ehemaligen Truppenübungsplatz Holzwickede/Hengsen, ein neuer heller Hof und nicht zuletzt das neue Kultur-Café über dem Wassergraben bieten jetzt „ein ganzheitliches Erlebnis“, sagt Thomas Hengstenberg, Kulturchef beim Kreis Unna. Seit 2010 „ein Quantensprung“ und eine neue Aufenthaltsqualität, die revierweit Beachtung findet. Besucher kommen nicht nur aus der unmittelbaren Nachbarschaft Dortmund und dem Kreis Unna, Haus Opherdicke hat Stammgäste aus dem ganzen Ruhrgebiet, dem Sauerland, aus dem Raum Münster.
Tendenz: weiter steigend. Denn bis 2017 empfiehlt sich Opherdicke bald als einzige kreiseigene Kunstadresse. Schloss Cappenberg wird ab September aufwändig umgebaut, bleibt aber – das als wichtige Nachricht – auch künftig Ausstellungsort. Nach langen Verhandlungen haben Kreis und Schlossherr den Mietvertrag verlängert.
Kunst, Kultur und Gartenzimmer, mit diesem Dreiklang punktet Opherdicke, das konsequent als „Haus der Moderne“ immer wieder Kunst-Überraschungen und Entdeckungen präsentiert. Meistens ausgegraben von Thomas Hengstenberg, der zufällig auf Bilder stößt, „eine Kunstspur erschnüffelt“, dran bleibt und bisher Verborgenes oder schon Vergessenes ans Licht bringt.
120 Arbeiten sind zu sehen
So wie den westfälischen Zeichner, Grafiker und Maler Oskar Kurt Döbrich (1911-1970), in Lothringen geboren, aber Zeit seines Lebens mit Münster verbunden. Über drei Bilder der Neuen Sachlichkeit in einer früheren Ausstellung stieß Hengstenberg auf diese außergewöhnliche Begabung, auf Oskar Kurt Döbrich, der schon als Gymnasiast die „beste Schülerzeichnung“ ablieferte, später an der Kunstakademie Berlin studierte.
120 Arbeiten von ihm sind ab Sonntag in Opherdicke zu sehen. So vielseitig, so experimentierfreudig der Künstler und Kunstlehrer Döbrich, so unterschiedlich seine Bilder, die sein Leben mit allen dramatischen Brüchen und zwei Weltkriegen als große Wanderung durch unberechenbare Zeiten nachzeichnen. In allen Stilen hat sich der Freund von Otto Pankok und Conrad Felixmüller probiert. Zu sehen sind Naturbilder mit altmeisterlicher Handschrift, puristische Stillleben, feine Federzeichnungen, mal frech, mal surreal, ja selbst ein Hitler in Lederhosen als Karikatur. Döbrich konnte Kubismus, liebte Linolschnitte, und seine Porträts mit Bleistift und Tusche zeigen das außergewöhnliche Talent des Zeichners.
Ausschließlich private Leihgaben hängen in Opherdicke. Die meisten Bilder steuerte Döbrichs Tochter Dagmar Köhler bei.
- Termin: Ausstellung „Oskar Kurt Döbrich – sein Leben als große Wanderung“: Ab Sonntag und bis zum Sommeranfang erlebbar.
INFO
Oskar Kurt Döbrich, Das Leben als große Wanderung: bis 28. Juni auf Haus Opherdicke, Dorfstraße 29, Holzwickede. Öffnungszeiten Di-So 10.30 bis 17.30 Uhr. Öffentliche Führungen So 11.30 und 14.30 Uhr. Museumspädagogisches Begleitprogramm für Schulen: „Stillleben – Der Zauber des Einfachen“, „Stadtansichten – grafisch umgesetzt“, 21. April bis 13. Mai, jeweils Di-Fr. 9.30-12 Uhr. Info unter www.kulturkreis-unna.de