Festplatz bekommt doch noch Kindergarten: DRK-Kita „Hokuspokus“ muss mit allen 65 Kindern umziehen
Diese Nachricht entbehrt nicht einer gewissen Ironie: Lange haben sich die Anwohner gegen den Neubau eines Kindergarten auf dem Festplatz gewehrt. Doch nun wird doch noch ein Kindergarten für 65 Kinder auf dem Platz von Louviers errichtet – und zwar sehr kurzfristig. Dafür gab die Politik heute (11. Mai) im Planungs- und Bauausschuss einstimmig grünes Pflicht.
Eine große Wahl hatten die Fraktionen allerdings nicht. Denn die Entscheidung ist aus der Not geboren.
Zum Hintergrund: Aufgrund eines Wasserschadens muss die DRK-Kindertageseinrichtung „Hokuspokus“ an der Hauptstraße 113 komplett geräumt und anschließend saniert werden. Alle drei Gruppen mit insgesamt 65 Kindern müssen in ein Notquartier mit insgesamt 35 (!) Containern umziehen. Eröffnet werden soll das kleine Containerdorf schon nach den Sommerferien (25. Juli).
Wasserschaden: Kita Hauptstraße wird komplett geräumt
Wie es im Planungs- und Bauausschuss heute hieß, hat der Träger der Einrichtung, der DRK Kreisverband Unna, den Wasserschaden inzwischen begutachten und auch ein Sanierungskonzept erstellen lassen. Danach sei der DRK Kreisverband an die Gemeinde herangetreten mit der Bitte, einen Ausweichstandort für die Zeit der Sanierung zur Verfügung zu stellen. „Nach intensiver Prüfung möglicher Standorte“, so die Verwaltung, sei in Abstimmung mit dem Träger der „Festplatz als am besten geeignet“ befunden worden. Da das Schützenfest in diesem Jahr abgesagt ist, werde hier auch kein Konflikt mit anderen Veranstaltungen entstehen.
„Aktuell besteht keine Gesundheitsgefährdung für die Kinder oder Erzieherinnen.“
– Marie Schmidt (DRK Kreisverband Unna)
Wie Marie Schmidt, Sprecherin des DRK Kreisverbandes erklärt, sei der Wasserschaden durch die Undichtigkeit einer Kaltwasserleitung im Personal-WC der Einrichtung entstanden. Etwa seit dem Ende vorigen Jahres konnte Wasser austreten und zu einer Durchfeuchtung von angrenzenden Bauteilen in der in Holzbauweise errichteten Kindertagesstätte führen. Die Dramatik des Schadens sei dann erst vor wenigen Wochen bemerkt worden: Im Bereich der Schadstelle habe die Durchfeuchtung an Gipskarton- und OSB-Platten auch zu mikrobellen Belastungen geführt. Messungen ergaben eine erhöhte Feuchtigkeit im Fußbodenaufbau der gesamten Kindertageseinrichtung.
„Aktuell besteht keine Gesundheitsgefährdung für die Kinder oder Erzieherinnen“, versichert die DRK-Sprecherin. „Doch aufgrund des massiven Schadens, den wir zurzeit noch gar nicht genau eingrenzen können, sind aufwendige Reparaturen und Sanierungsarbeiten am Boden der Einrichtung notwendig. Das ganze Ausmaß des Schadens wird sich erst im Zuge der Arbeiten darstellen.“
Sanierung nicht im laufenden Betrieb möglich
Die Sanierungsarbeiten sind nicht im laufenden Kindergartenbetrieb durchzuführen. Die Kita muss dazu komplett geräumt werden. Dazu will der Träger die Schließzeit in den Sommerferien (27. Juni bis 9. August) nutzen. Von daher wird ein Grundstück für eine Übergangseinrichtung benötigt. Darauf müssen die 35 Container und ein Außenspielgelände passen. Ach wenn die Kita Hokuspokus heißt – herbei zaubern können der Träger und die Gemeinde ein solches Grundstück nicht. Von daher fiel die Wahl fast zwangsläufig auf den Festplatz.
Das Landesjugendamt (LWL) hat bestimmte Anforderungen an ein Raumkonzept, die beim Betrieb einer Kindertageseinrichtung einzuhalten sind. Die Raumaufteilung in den Container ist mit dem LWL abgestimmt. Die Abstimmung für das Außengelände läuft noch, kann aber abschließend erst jetzt nach Festlegung des genauen Standortes erfolgen. „In der Übergangseinrichtung werden die Kinder ganz normal weiterbetreut werden können“, betont Marie Schmidt.
35 Container werden auf Festplatz gebaut
Aus Sicht des Träger bietet der Festplatz als Übergangsstandort eine Reihe Vorteile: Der Standort ist zentral gelegen, die Infrastruktur stimmt (alle erforderlichen Anschlüssen in der Nähe, fester Untergrund), der Hol- und Bringservice funktioniert bereits über den Parkplatz Kirchstraße. Zudem ist der Standort sicher fußläufig erreichbar und auch Stellplätze für die Mitarbeiter und Lieferanten können am Standort eingerichtet werden. Schließlich ergeben sich sogar Synergieeffekte mit der AWO Kita und bei Nutzung des Lerngartens.
Das kleine Containerdorf, das mit ca. 640 m² deutlich größer sein wird, als die Kita-Übergangseinrichtung an der Rausinger Halle, braucht allerdings noch eine Umzäunung. Außerdem muss der Außenbereich, einschließlich einer Anschaffung von Spielgeräten, hergerichtet werden.
Wie lange die Übergangseinrichtung benötigt wird, kann der Träger derzeit noch nicht sagen, da auch der genaue Sanierungsbedarf noch gar nicht feststeht. Der DRK-Kreisverband und auch die Gemeinde gehen aber von mindestens drei bis sechs Monaten aus.
Zeitplan steht unter Vorbehalt
Der vom DRK-Kreisverband genannte Zeitplan sieht unter Vorbehalt so aus:
Die Sommerferien (27. Juni bis 9. August) sollen genutzt werden. Vom 27. Juni bis 15. Juli ist die Schließung der Kindertageseinrichtung vorgesehen.
- Bis 15. Juli: Vorarbeiten, Erschließung und Herrichtung des Grundstückes
- Bis 22. Juli wird die Schließzeit um eine Woche verlängert
- Vom 18. Bis 20. Juli Anlieferung der Container und Aufbau
- Vom 18. Bis 22. Juli Einpacken, Umzug, Auspacken (Samstag, 23.Juli als Reservetag)
- 25. Juli Eröffnung/Betreuungsbeginn am Alternativstandort Festplatz
- Für den Rückbau ist ein Wochenende vorgesehen, Schließung der Einrichtung dafür Freitag und Montag
Umfassendere Provisorien nicht angedacht
Im Planungs- und Bauausschuss fragte CDU-Sprecher Andreas Richwinn heute nach, ob die allgemeine Unterversorgungssituation bei den Kindergartenplätzen (Emscherblog berichtete) nicht auch gleich auf dem Festplatz durch ein noch umfassenderes Provisorium mit abgestellt werden kann? Bürgermeisterin Ulrike Drossel erklärte daraufhin, dass die Container auf dem Festplatz „zunächst nur für die Einrichtung an der Hauptstraße gedacht“ sei. Das Kreis-Jugendamt versuche, für die noch unversorgten Kinder andere Lösungen zu finden. Die Verwaltung wies außerdem darauf hin, dass die Schaffung zusätzlicher Betreuungsplätze nicht allein eine Frage des Standortes sei. Vielmehr müssten sich auch Träger dafür finden, weshalb die Entscheidung darüber bei diesen liege.
B.Ürger
Was ein Stress für die egoistischen und unsozialen Anwohner. Solle sie jetzt zuerst gegen die spielenden Kinder auf dem Bolzplatz oder gegen den Kindergarten klagen? Armer Herr M.