Verkehrsgutachten soll Klarheit schaffen
Nach dem Bürgerentscheid wollen die Verantwortlichen im Rathaus nun ein umfassendes Verkehrsgutachten für die Gemeinde Holzwickede in Auftrag geben. Schon im nächsten Verkehrsausschuss (22. Oktober) soll es auf die Tagesordnung rücken. Die Verwaltung möchte verbindliche Kriterien für die Gutachter diskutieren und beschließen lassen. In Auftrag gegeben werden soll kein spezielles Verkehrsgutachten zur Wohnbebauung auf dem Gelände der Emscherkaserne, sondern ein umfassendes Verkehrsgutachten zur allgemeinen Situation, bestätigt Michael Klimziak. Insbesondere mit Blick auf eine mögliche Bebauung der Kaserne sei das Verkehrsgutachten aber „selbstverständlich ergebnisoffen“, versichert der SPD-Fraktionschef. „Wir müssten ja borniert sein, wenn wir neue Erkenntnisse, die durch das Gutachten gewonnen werden, ignorieren.“
„Wir müssten ja borniert sein, wenn wir neue Erkenntnisse, die durch das Gutachten gewonnen werden, ignorieren.“
Michael Klimziak, SPD-Fraktionsvorsitzender
Schon vor dem Bürgerentscheid ist allen Fraktionen im Verkehrsausschuss klar geworden, dass die Gemeinde eigentlich ein ganz neues Verkehrskonzept braucht. „Das ist im Grunde durch die erneute Diskussion um die Ostumgehung deutlich geworden“, bestätigt Klimziak. Wie entwickelt sich der Verkehr in der Emschergemeinde mit und ohne die Ostumgehung? Wie wird sich eine Bebauung des Kasernengeländes auf die Verkehrsströme auswirken? Das sind die Kernfragen und Hauptkriterien, zu denen das Gutachten aktuelle Daten liefern soll. Daneben erhoffen sich die Entscheidungsträger der Gemeinde aber noch weitere Erkenntnisse von dem Gutachten, etwa wie genau der Quell- und Zielverkehr geartet ist oder die Pendlerströme in der Emschergemeinde verlaufen.
Der SPD-Chef räumt ein: Nach dem Bürgerentscheid stehen natürlich die verkehrstechnischen Folgen einer möglichen Wohnbebauung auf dem Gelände der Emscherkaserne im Fokus des Interesses. Die SPD nehme die Befürchtungen der Bebauungsgegner „sehr ernst“, versichert Michael Klimziak. „Wir sehen ja auch, dass gut 90 Prozent aller Gegner der Bebauung mit der Verkehrsproblematik argumentieren. Das kann ich sogar nachvollziehen und wir müssen uns damit ernsthaft auseinandersetzen“, räumt Klimziak ein. Im Gegensatz dazu sei das Argument, die ,Natur auf der Fläche erhalten‘ zu wollen, „einfach Quatsch“. „Die Fläche ist doch längst versiegelt.“
Verkehr kann in drei Richtungen abfließen
Das häufig angeführte Argument, die RWE-Fläche westlich der Hauptstraße („Franz-Josef-Drabig-Land“) habe man in der Vergangenheit ja auch nie bebauen wollen, solange die Verkehrsproblematik durch die Ostumgehung nicht gelöst sei, will der SPD-Chef allerdings nicht gelten lassen. „Die RWE-Fläche westlich der Hauptstraße hat ja viel größere Dimensionen als das Kasernengelände. Außerdem müsste die komplette Erschließung dort über die Hauptstraße erfolgen.“ Da sei die Erschließung der Kasernenfläche doch deutlich besser möglich. „Auch wenn man über die Schäferkampstraße als Entlastungsmöglichkeit nur lächelt“, so Klimziak weiter, „könnte der Verkehr von der Kasernenfläche doch immerhin in drei Richtungen abfließen.“
Die SPD-Chef geht davon aus, dass das Verkehrsgutachten auch die demographische Entwicklung der Gemeinde Holzwickede widerspiegeln werde. Klimziak macht dazu folgende Rechnung auf: Im Jahr 2003 habe die Gemeinde Holzwickede rd. 17 700 Einwohner gehabt, plus 300 bis 400 Soldaten in der Emscherkaserne. Ende 2013 habe Holzwickede nur noch knapp 17 100 Einwohner gezählt. „Das sind aktuell 900 bis 1 000 Einwohner weniger, mit entsprechend geringerem Straßenverkehr.“
Noch viele Unbekannte
Nach Ansicht des SPD-Chefs kommt das Verkehrsgutachten für die weiteren Planungen auf dem Kasernengelände auch nicht zu spät. „Es ist ja noch nichts passiert. Und es wird dort auch so schnell noch nichts passieren.“ Selbst wenn das Verkehrsgutachten vorliegt, sei noch nicht mit einer schnellen Bebauung der Kaserne zu rechnen. „Da gibt es noch viele Unbekannte“, findet Michael Klimziak. „Nur irgendwann müssen wir auch mal anfangen und eine Richtung vorgeben.“