Teurer Sanierungsfall Nichtschwimmerbecken: Zukunft der Schönen Flöte ungewiss
Auf der Tagesordnung im Betriebsausschuss stand heute (16. Juni) die Sanierung des Nichtschwimmerbeckens im Freibad Schöne Flöte. In der Sitzung zeigte sich schnell, dass es dabei um nicht weniger als die Zukunft des Holzwickeder Freibades geht. Dabei ist zurzeit nur klar, dass noch überhaupt nichts klar ist. Denn konkrete Summen wurden von Betriebsleiter Stefan Petersmann noch gar nicht genannt. Trotzdem war allen im Ausschuss klar: Wenn das Bad überhaupt noch eine Zukunft haben soll, kommen auf den Bäderbetrieb und damit die Gemeinde Kosten in sechs- bis siebenstelliger Höhe zu.
Zum Auftakt legte Stefan Petersmann zunächst die Fakten dar: Vier Tage vor der geplanten Saisoneröffnung bildete sich ein Spannungsriss von ca. 25 m Länge im Boden des Nichtschwimmerbeckens. „Eine Reparatur in Eigenregie ist ausgeschlossen“, so Petersmann. Alle bisher eingeschalteten Fachleute „raten aufgrund des großen Schadensausmaßes von einer partiellen Sanierung ab“, so der Betriebsleiter weiter. „Sinnvoller und wirtschaftlicher ist es höchstwahrscheinlich, dass der Beckenboden komplett saniert wird, um nicht im Nachgang die nächsten Spannungsrisse zu verzeichnen.“
Konkrete Kosten ließ sich Petersmann trotz mehrmaliger Nachfrage nicht entlocken.
Klar ist lediglich: Egal, ob man sich für eine Teil- oder Komplettsanierung entscheidet – das Nichtschwimmerbecken wird in dieser Badesaison nicht mehr nutzbar sein. Die Wiederinbetriebnahme ist für dieses Jahr ausgeschlossen.
Nichtschwimmerbecken diese Saison nicht mehr nutzbar
Neben der technischen Problematik gibt es auch eine betriebswirtschaftliche: Denn das Nichtschwimmerbecken ist 2002/03 aus ehemals zwei Becken entstanden und stand zum 1. April 2004 mit Anschaffungs- bzw. Herstellungskosten von 518.000 Euro in der Bilanz. Der aktuelle Restbuchwert liegt noch bei 267.000 Euro. Bei einer Komplettsanierung müsste dieser Restbuchwert wohl komplett als Verlust verbucht werden. In jedem Fall hätte eine Sanierung Auswirkung auf die Gewinn- und Verlustrechnung des Bäderbetriebs, wobei Petersmann heute schon signalisierte, dass der auf 250.000 Euro gedeckelte Maximalzuschuss der Gemeinde dann nicht mehr einzuhalten wäre. Zumal auch durch die Corona-Pandemie mit erheblichen Einnahmeverlusten zu rechnen ist.
„Ohne Preise können wir hier heute gar nichts entscheiden“, stellte Friedrich-Wilhelm Schmidt (SPD) fest und die anderen Fraktionen sahen es genauso. Immerhin machten alle Fraktionen deutlich, dass sie das Freibad Schöne Flöte erhalten wollen. Allerdings schweben die Kosten für eine Sanierung wie eine riesige dunkle Wolke über dem Bad.
Edelstahlbecken beste und teuerste Lösung
Barbara Schriek brachte für den Bürgerblock erneut die Komplettsanierung mit einem Edelstahlbecken ins Gespräch ein. Dass dies die technisch beste und von daher wünschenswerteste Lösung sein dürfte, räumte Bäderchef Petersmann zwar ein. Es dürfte aber auch die mit Abstand teuerste Lösung sein. Weshalb die Fraktionen erst im Oktober vorigen Jahres ein Edelstahlbecken als Ersatz für das ebenfalls sanierungsbedürftige Aktionsbecken abgelehnt hatten (Emscherblog berichtete). Mindestens 800.000 Euro hätte das kleinere Aktionsbecken in Edelstahl gekostet.
Unklar sind aber auch die genauen Ursachen für den Riss im Nichtschwimmerbecken, wie Petersmann einräumte. „Einen solchen Schaden hatte der Gutachter noch nie gesehen“, berichtete der Bäderchef heute im Ausschuss. So schön die Topographie der Schönen Flöte ist, so problematisch ist auch der Untergrund des gesamten Freibades. Weshalb Rolf Rehling (Grünen), der als Experte auch selbst schon Kanäle in der Anlage begutachtet hat, dringend dafür plädierte, vor einer Sanierungsentscheidung „zunächst eine gründliche Ursachenforschung“ der aufgetretenen Schaden vorzunehmen. „Der Spannungsriss könnte nämlich auch ein Setzungsriss im Beton sein.“
Dessen ungeachtet beschlossen die Fraktionen heute bei nur einer Gegenstimme, dass die Verwaltung weitergehende Planungsvarianten zur Sanierung des Nichtschwimmerbeckens einholen und ein interfraktioneller Arbeitskreis zur Begleitung eingerichtet werden soll. Die einzige Gegenstimme kam von Rolf Rehling, der es für sinnvoller hielte, „erst die Ursachen für den Schaden zu klären, bevor man über Sanierungsmaßnahmen entscheidet“.
Christian S.
Wir sind seit Jahren Besucher des Freibad Schöne Flöte und fühlen uns hier jeden Sommer sehr wohl, weil die Atmosphäre einfach toll ist. Dafür nehmen wir auch gerne eine längere Anfahrt aus Dortmund in Kauf. Unser Sohn liebt das Freibad und auch eben das jetzt defekte Becken unheimlich, weil es schön groß ist und er darin als Nichtschwimmer noch stehen kann.
Bei all den Steuergeld-Verschwendungen, von denen man tagtäglich in Deutschland hört und liest, sollte hier nicht groß überlegt werden, ob man das Becken überhaupt saniert, sondern sich für die Bürger und seine Kinder entscheiden, die dieses Freibad über alles lieben, da es noch eines der immer weniger werdenden Freizeitmöglichkeiten für die ganze Familie ist.
Es wird soviel Geld für Sch… ausgegeben, denken Sie hier einfach mal an die, die Sie wählen und Ihnen Ihr Vertrauen entgegen bringen.
Danke!
Elisabeth Schmidt
Das Freibad besuche ich seit Kindheitsbeinen an. Nun, dieses Jahr werde ich 60 Jahre und es erschüttert mich regelrecht zu lesen, das die “ schöne Flöte“ dieses Jahr geschlossen bleibt, weil das Nichtschwimmerbecken nicht saniert wird, der Kosten wegen. Ich bin mir sicher, dass durch einen Spendenaufruf genug Geld zusammen kommt, um die Gemeinde für die Sanierung zu unterstützen bzw. vielleicht sogar zu entlasten.
Meiner Meinung nach, sollte das Freizeitbad erhalten werden, gerade in diesen Zeiten in der Panik gemacht wird irgendwelcher Viren wegen die eh nicht wegzuspritzen sind und sämtliche Freizeitaktivitäten unterbrochen werden, weil es Kult ist jedes Jahr die
„schöne Flöte“ zu besuchen, Bahnen zu schwimmen im grossen Becken und Menschen zu treffen, die gefühlt dort überwintert haben und man meint sie zu kennen obwohl man sie nicht kennt 🙂 sowie all seine Erinnerungen an diesen Ort aufleben zu lassen.
Der Sommer ist kein Sommer ohne die „schöne Flöte“.
Traurige Grüsse
Elisabeth
Peter Gräber
Liebe Frau Schmidt,
leider ist nicht ganz richtig, was Sie schreiben. Richtig ist: Das Freibad Schöne Flöte ist nicht wegen der Kosten geschlossen, wie Sie schreiben, sondern weil es Lieferprobleme bei den Materialien für das neue Nichtschwimmerbecken gab und die wenigen Unternehmen, die solche Arbeiten ausführen können, mit Aufträgen völlig überlastet sind. Richtig ist, dass die Gemeinde Holzwickede freiwillig rund eine Million Euro für die Sanierung des Bades ausgibt und sogar auf Fördermittel von 75 Prozent verzichtet, weil das Holzwickeder Freibad sonst mindestens noch für ein weiteres Jahr geschlossen bliebe. Näheres dazu nachzulesen in der umfangreichen Berichterstattung des Emscherblogs. Einfach Stichworte in die Suche/Archiv eingeben.
Mit freundlichen Grüßen