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Teuer Wohnen: Junge Familien von Wohnpark Emscherquelle enttäuscht

Mit diesem Lageplan wirbt die Wilma für den Wohnpark Emscherquelle. Im Bild unten rechts die beiden Haustypen, die Wilma anbietet. (Skizze: Wilma GmbH)

Vor dem Bürgerbegehren zur Umwandlung des ehemaligen Kasernengeländes hatten die Befürworter des neuen Wohngebietes damit geworben, dass dort preiswertes Bauland für junge Familien entstehen soll. Vor allem die CDU wurde nicht müde, zu betonen, dass es ein Wohngebiet vor allem für junge, nicht ganz so finanzstarke Familien würde. Sogar eine mögliche Subvention des Baulandes brachte CDU-Chef Frank Lausmann ins Gespräch. Noch im alten Jahr hat der Investor, die Wilma Wohnen West Projekte GmbH, nun die Kaufpreise für die beiden Standard-Haustypen im Wohnparkpark Emscherquelle veröffentlicht. Und siehe da: Die Enttäuschung gerade bei jungen Familien ist groß.  

Gleich mehrere von ihnen meldeten sich beim Emscherblog telefonisch und auch schriftlich, um ihrer Enttäuschung Ausdruck zu verleihen. Einer von ihnen ist der Holzwickeder Christian K. (30 J.). Der junge Familienvater bittet allerdings darum, seinen Namen nicht zu nennen, weil er weiterhin eine Immobilie im Raum Holzwickede sucht und Nachteile befürchtet: „Ich habe mich schon sehr früh bei der Wilma gemeldet, gleich nachdem der Projektleiter von Wilma die erste Planung im Forum vorgestellt hatte“, berichtet er.

Rd. 443.000 Euro für Standard-Haustyp

Wir können uns das als junge Familie kaum leisten.“

Familienvater K. (30 Jahre)

K. wohnt mit Frau und Kind zur Miete in Holzwickede und hatte große Hoffnung in den Wohnpark Emscherquelle gesetzt. „Es hieß doch immer, dass die Häuser dort auch für junge Familien erschwinglich sein sollen.“  Als er dann vor Weihnachten die Angebote mit Preisen von Wilma zugeschickt bekam, war er ziemlich geschockt. Konkret soll die Doppelhaushälfte mit Garage und Stellplatz am Haus im Wohnpark rd. 443.000 Euro, mindestens aber 383.000 Euro kosten bei rd. 140 qm Wohnfläche und Grundstücken um die 300 qm – wobei Käufer die Wahl zwischen zwei Haustypen (W 193 oder W 145) haben. Hinzu kommen noch Kosten für Malerarbeiten, Fußböden und Extrawünsche, die vom Standard (z.B. bei Elektrik, Sanitärobjekten usw.) abweichen. Weitere Kosten kommen auf Käufer für Notar- und Gerichtskosten sowie natürlich die Grundsteuer zu. Alles in allem summieren sich da noch einmal locker Zusatzkosten in satter fünfstellige Höhe.

„Wenn man sich die Beschreibung ansieht, ist die Leistung von Wilma im Vergleich gar nicht mal so exorbitant teuer“, räumt K. dennoch ein. Trotzdem: „Wir können uns das als junge Familie kaum leisten. Woran wir uns vor allem stoßen, ist, dass vorher ein so falscher Eindruck erweckt worden ist.“ Das sei einfach ärgerlich. „Wir hätten uns schon auch eine preiswertere Variante in dem Neubaugebiet gewünscht“, meint K. „Vielleicht auch einen Haustyp, der nicht unterkellert und dafür etwas preiswerter ist.“ 

Neben rein finanziellen Überlegungen ist K. allerdings auch enttäuscht von der übrigen Planung des Wohnparks. „Da war vorher ja relativ viel Grün vorgesehen. Das gibt es jetzt auch nicht mehr.“ Aufgegeben hat der Familienvater den Wunsch nach einem eigenen Haus noch nicht. „Aber wir ziehen den Wohnpark wohl nicht mehr ernsthaft in Erwägung. Vielmehr schauen wir uns jetzt auch nach gebrauchten Immobilien um.“  

„Wasser auf die Mühlen“ der Kritiker

Da wurden einfach falsche Erwartungen geweckt.“

Wilfried Brinkmann

Die Kritik des Holzwickeder Familienvaters ist „Wasser die Mühlen“ des Bürgerblock-Sprechers Wilfried Brinkmann: Der Vorsitzende des Planungs- und Bauausschusses hat schon sehr früh immer wieder darauf hingewiesen, dass es in dem Neubaugebiet auf dem ehemaligen Kasernengelände weder günstige Baupreise noch das versprochene Grün geben wird. Zudem sei die Verkehrssituation längst nicht befriedigend geklärt. „Da wurden einfach falsche Erwartungen geweckt. Zur Ehrenrettung von Wilma muss man aber sagen: Die Wilma hat nie gesagt, dass sie besonders preisgünstig baut.“ Noch in einer der letzten öffentlichen Sitzungen des Jahres hatte Brinkmann vorgerechnet: Man müsse heute „für eine gute Eigentumswohnung von 3.000 Euro pro Quadratmeter“ ausgehen. „Die Wilma baut unterkellert und mit ausgebautem Dachgeschoss. Dafür verlangt sie auch einen stolzen Preis.“

Dass die CDU falsche Erwartungen geweckt habe, sieht ihr Vorsitzender allerdings nicht so. „Ich kenne die konkreten Angebote der Wilma nicht, aber im Moment sind die Baupreise schon happig. Man muss aber den ganzen Baumarkt bewerten.“ Die steigenden Preise gingen vor allem auf die aktuelle Zinspolitik zurück. „Es gibt derzeit eine hohe Nachfrage und ein geringes Angebot.“ Dass diese Entwicklung gerade für junge Familien nicht günstig ist, räumt Lausmann ein.

CDU hofft auf freie Marktwirtschaft

Die aktuelle Situation ist nichts, was wir uns gewünscht haben.“

Frank Lausmann

Als CDU-Chef trete er aber auch für die freie Marktwirtschaft ein. „Die Frage, ob die Häuser zu teuer sind, wir der Markt beantworten.“ Für einen echten Vergleich müsse man den Wohnpark mit anderen Neubaugebieten in der Nachbarschaft vergleichen. „Ich bin sicher, dass sich Wilma am Markt orientiert und reagiert, wenn sie ihre Häuser nicht verkaufen kann“, glaubt Lausmann. „Die aktuelle Situation ist nichts, was wir uns gewünscht haben“, räumt er ein. „Aber für unsere Entscheidung, das Wohngebiet auszuweisen, war die demografische Entwicklung die größte Herausforderung. Wir wollen über den Zuzug junger Familien unsere Schulen und Kitas sowie die übrige Infrastruktur sichern.“

Es habe ja sogar auch die in Aussicht gestellten Subventionen für junge Familien gegeben. „Es gibt das Baukindergeld und auch die Grunderwerbsteuer ist gesenkt worden“, erinnert der CDU-Chef. „Das betrifft zwar nicht speziell den Wohnpark Emscherquelle. Aber wir als Gemeinde haben da auch wenig Handlungsspielraum“, behauptet Lausmann. „Wir versuchen seit 16 Jahren eine vernünftige Lösung für das Kasernengelände zu finden. Mit dem Wohnpark Emscherquelle ist das gelungen.“

Wohnpark Emscherquelle


Peter Gräber

Dipl.-Journalist

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