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HSC gibt Projekt Sportforum endgültig auf: Finanzielles Risiko für Verein „nicht zu verantworten“

Der HSC gibt das Projekt Sportforum endgültig auf. Gaben die Entscheidung heute gemeinsam bekannt, von li.: Rolf Unnerstall, Udo Speer, Bürgermeisterin Ulrike Drossel, Gerd Kolbe und Beigeordneter Bernd Kasischke. (Foto: P. Gräber – Emscherblog)

Der Vorstand und Aufsichtsrat des Holzwickeder Sport Clubs e.V. haben sich in Abstimmung mit der Gemeinde entschieden, das Projekt Sportforum in Holzwickede nicht mehr weiter zu verfolgen. Das teilten die HSC-Verantwortlichen heute bei einem gemeinsamen Pressetermin mit der Holzwickeder Verwaltungsspitze mit.

An dem Termin nahmen für den HSC der 1. Vorsitzende Udo Speer, Rolf Unnerstall als Ehrenvorsitzender des HSC sowie Gerd Kolbe als Vertreter des Aufsichtsrates sowie Bürgermeisterin Ulrike Drossel, der Beigeordnete Bernd Kasischke sowie Fachbereichsleiter Uwe Nettlenbusch teil.

Ausschlaggebend für den Rückzieher des HSC war letztlich ein im Mai geführtes nicht öffentliches Gespräch gewesen. Darin hätten die Gemeindevertreter deutlich gemacht, dass weiterhin erhebliche Bedenken gegen das vom Verein favorisierte Investorenmodell bestehen. Einem Investor könnte die Kommune das Grundstück nicht erbpachtfrei überlassen, da § 90 der Gemeindeordnung NRW dies ausschließe. Auch einer Kaufoption durch einen Investor könne nicht zugestimmt werden.

Gesundheitssport wird trotzdem ausgebaut

„Damit war das angedachte Investorenmodell nicht mehr realisierbar und das Projekt Sportforum für uns als Verein einfach nicht mehr zu verantworten“, so Udo Speer. Nach Abwägung aller Argumente habe sich der HSC-Vorstand gemeinsam mit dem Aufsichtsrat und der Verwaltungsspitze abgestimmt, das Projekt Sportforum aufzugeben. „Dem potenziellen Investor haben wir diese Entscheidung ebenfalls mitgeteilt“, so Speer.

Aus Sicht des HSC und auch der Gemeinde sei es “sehr bedauerlich, dass das Projekt nicht mehr weiter verfolgt wird“, betonten alle Beteiligten heute unisono. Denn unter dem Aspekt der Daseinsvorsorge sei der Bedarf an Gesundheitssport nach wie vor gegeben.

Udo Speer rief noch einmal die Motivation für das Projekt in Erinnerung: „Die Idee war, den Gesundheitssport weiter zu fördern. Da gibt es riesigen Bedarf, aber nur sehr begrenzte Räumlichkeiten hier in Holzwickede. Deshalb sind wir im Jahr 2018 an die Gemeinde herangetreten mit der Bitte, ein Forum für Bewegung, Gesundheit und Prävention in Holzwickede anzusiedeln. Vorbild für das Konzept war ein sehr erfolgreich laufendes Projekt in Rheine, das wir auch gemeinsam mit Vertretern der Politik und Verwaltung besucht haben. Nach dem Besuch waren alle sehr begeistert von dem Projekt in Rheine.“ Doch letztlich seien der Vorstand und Aufsichtsrat zur Erkenntnis gelangt, dass „ein solches Projekt für unseren Verein nicht finanzierbar“ sei.

Vereinschef Udo Speer betont aber: „Den Gesundheitssport wollen wir trotzdem weiter ausbauen und attraktiver machen. Unser Ziel ist es, noch mehr junge Leute und auch ältere Menschen einzubinden.“

Investorenmodell nicht möglich

Für Gerd Kolbe, der schon weltweit große Sportevents wie Fußball-Weltmeisterschaften mitorganisiert hat, steht der Bedarf und auch die Qualität dee HSC-Gesundheitssportangebote außer Zweifel. „Überall, wo ich hinkomme, erlebe ich, dass der Gesundheitssport des HSC isehr anerkannt ist. Da sind wir mindestens Zweitliga, wenn nicht sogar Bundesliga-Niveau. Doch leider ist die aktuelle wirtschaftliche Entwicklung gegen uns“, bedauert Kolbe. „Zu Beginn hatten wir mit 3 bis 3,5 Millionen Euro gerechnet. Dann kam Corona, steigenden Baukosten, die Zinsentwicklung, aktuell die Energiepreise und dann müsste auch noch ein Bebauungsplan aufgestellt werden, was mindestens zwei Jahre, eher noch länger dauern würde. Bei dieser ganzen Entwicklung müssten wir von mindestens 5 bis 5,5 Mio. Euro ausgehen, vorsichtig gerechnet. Das wäre nur mit einem privaten Investor stemmbar gewesen“, stellt das Aufsichtsratsmitglied fest. „Wir müssen schließlich an das Wohl des Vereins denken und sind auch künftigen Generationen noch verpflichtet. Investor ade, heißt deshalb auch Projekt ade.“

„Wir müssen schließlich an das Wohl des Vereins denken und sind auch künftigen Generationen noch verpflichtet. Investor ade, heißt deshalb auch Projekt ade.“

– Gerd Kolbe

„Nach dem Besuch in Rheine waren alle begeistert. Wir haben geglaubt, ein Leuchtturmprojekt für den ganzen Kreis zu haben und das auch hinzubekommen“, erinnert Rolf Unnerstall. „Holzwickede ist wirklich eine Sportgemeinde. Unser Verein hat so viele Menschen bewegt. In den 70er Jahren sind zu jedem Spiel 5.000 bis 6.000 Zuschauer ins Stadion gekommen, wir haben hier schon Länderspiele und auch viele BVB-Spiele erlebt und das alles in einer so kleinen Gemeinde. „

Der HSC nehme auch eine sozialpolitische Aufgabe wahr, wie sonst kaum ein anderer Verein. „Leider wird diese Bedeutung nicht immer auch von allen so geschätzt.“ Es sei wirklich schade, dass das Projekt nun gescheitert sei, bedauert Unnerstall. „Aber es gibt eben diese Unwägbarkeiten. Ich wünschte mir, dass wir wenigstens noch eine kleine Lösung hinbekommen, vielleicht hinter der Tribüne im Stadion.“

Sanierungs- und Platzbedarf besteht weiter

Die Gemeinde müsste ohnehin dringend etwas tun, um das Stadion wieder fit zu machen. „Aus meiner Sicht ist es das nämlich schon lange nicht mehr“, so der Ehrenvorsitzende.

Auch Dr. Peter Lipphardt, der über den Vertrag für die Namensrechte am Stadion der Gemeinde bislang etwa 500.000 Euro zufließen ließ und darüber hinaus auch die Sanierung der Umkleiden und Sanitäranlagen im Stadion finanziert hat, sei „sehr enttäuscht“ über die Situation. „Das darf ich sagen“, so Unnerstall.

Der Verein ertüchtige gerade selbst mit Fördermitteln das Stadion. „Wir sind dabei, die Terrasse am Ballhaus zu gestalten und wetterfest zu machen.  Die Gespräche dazu laufen noch. Wir hoffen aber, bis Oktober alles abschließen zu können.“

Auch wenn sich der HSC nun von dem Projekt Sportforum verabschiedet, bedeutet dies nicht, dass die Raumsituation gelöst ist. „Der Platzbedarf ist schließlich weiter da. Deshalb sollte langfristig zumindest über eine kleinere Lösung nachgedacht werden, wie die Raumsituation gelöst werden kann“, geben die HSC-Verantwortlichen der Verwaltungsspitze mit auf die Agenda.

„Wir werden uns in dieser Sache auch zusammensetzen“, verspricht Bürgermeisterin Ulrike Drossel. „Auch aus unserer Sicht ist es sehr bedauerlich, wenn nun das Sportforum nicht realisiert wird. Der Bedarf an Gesundheitssport ist ja nach wie vor gegeben.“

HSC, Sportforum


Peter Gräber

Dipl.-Journalist

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