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Der Fußgängerbrücke Caroline wird rundum saniert und ab Mitte Mai für voraussichtlich acht Wochen komplett gesperrt. Auch der Bodenbelag auf der Brücke muss vollständig erneuert werden. (Foto: P. Gräber - Emscherblog)

Carolinebrücke schon sanierungsbedürftig: Kosten in sechsstelligem Bereich drohen

Der gesamte Verlkauf der Carolinebrücke, die Fahrstühle und Treppen werden zeitnah videoüberwacht, kündigte die Verwaltung heute im Planungs- und Bauausschuss an. (Foto: P. Gräber - Emscherblog)
Kaum zehn Jahre nach ihrem Bau ist die Carolinebrücke schon sanierungsbedürftig: Der gesamte Bodenbelag muss saniert werden. (Foto: P. Gräber – Emscherblog)

Da kommt noch etwas auf die Gemeinde zu: Dass die Carolinebrücke, im Volksmund auch spöttisch „Rother-Steig“ genannt, mir rd. 3,5 Mio. Euro Baukosten mehr als dreimal so teuer wie angekündigt wurde, ärgert noch immer viele Holzwickeder Bürger. Jetzt droht neuer Ärger. Keine zehn Jahre nach dem Bau der Brücke ist sie bereits sanierungsbedürftig, wahrscheinlich wegen Baumängeln. Wie teuer die Sanierung wird, steht noch gar nicht fest. Doch Fachleuten wie Uwe Nettlenbusch, Leiter der Technischen Dienste der Gemeinde, ist bei aller Zurückhaltung klar: „Die Kosten liegen sicher im hohen sechsstelligen Bereich.“

Der Sanierungsbedarf erstreckt sich dabei nicht etwa auf die ständig defekten Aufzüge, mit denen es von Anfang an Ärger gibt oder gar die tragende Konstruktion, die völlig in Ordnung ist. Es geht allein um den Bodenbelag auf der Brücke. Dort bildeten sich schon früh auch für den Laien erkennbare Blasen. Diese Blasen wölben sich mal mehr, mal weniger groß nach außen. „An einigen Stellen zeigen sich auch Einbrüche nach innen“, bestätigt Uwe Nettlenbusch. Die Gemeinde hat die betroffenen Stellen ausbessern lassen, das eigentliche Problem aber nicht in den Griff bekommen.

Ursache vermutlich Baumängel

An einer Komplettsanierung der Oberfläche führt kein Weg vorbei.“

Uwe Nettlenbusch

Zur Ursachenforschung und weil der Verdacht auf Ausführungsmängel beim Bau besteht, hat die Gemeinde einen externen Gutachter eingeschaltet, dessen Gutachten jetzt vorliegt. Das Ergebnis wurde im Planungs- und Bauausschuss am Dienstagabend vorgestellt – bezeichnenderweise im nichtöffentlichen Teil der Sitzung. Die Nachfrage eines Bürgers zum Sanierungskonzept für die Brücke in der öffentlichen Bürgerfragestunde zuvor wurde von der Verwaltung abgeblockt.

Auch gegenüber dem Emscherblog bleibt der Leiter der Technischen Dienste der Gemeinde vage, was die im Gutachten benannte Ursache für die Blasenbildungen angeht: „Der Aufbau des Bodenbelags ist wohl regelgerecht. Es könnte aber sein, dass einige Materialien zu früh aufeinander gebracht worden sind. Auch eindringende Feuchtigkeit spielt da eine Rolle“, meint Uwe Nettlenbusch. „An einer Komplettsanierung der Oberfläche führt kein Weg vorbei.“  Zwei Varianten werden dazu im Gutachten vorgeschlagen: Die Sanierung mit einem durchgehenden Belag, ähnlich der bestehenden  Situation, oder die Verlegung von Kunststoffpanelen auf dem Boden.

Zudem ist es mit der eigentlichen Sanierung nicht getan. Die Einrichtung einer Baustelle auf einer Brücke über eine Bahnlinie ist ausgesprochen aufwendig. „Das haben wir ja auch schon bei der Arbeit an der kleinen Brücke auf der Wasserstraße gesehen“, meint Nettlenbusch. „Auch dafür musste teilweise der komplette Bahnverkehr gesperrt werden.“

Juristische Frage zunächst im Vordergrund

Doch zunächst steht nicht die technische, sondern die juristische Frage im Vordergrund. Für ihr weiteres Vorgehen holte sich die Verwaltung im Fachausschuss diese Woche grünes Licht: „Wir prüfen jetzt zunächst, inwieweit eine Klage Zweck hat und Sinn macht“, bestätigt Nettlenbusch.

Denn beim Nachweis einer fehlerhaften Ausführung könnte die Gemeinde das seinerzeit beauftragte Unternehmen noch immer in Regress nehmen, um nicht auf den horrenden Kosten für die Sanierung sitzen zu bleiben.

Doch dieser Nachweis wird kaum zu führen sein, ahnt Nettlenbusch: „Vermutlich ist beim Aufbau tatsächlich irgendein Fehler passiert. Im Gutachten wird auch von ,versteckten Mängeln‘ gesprochen.“ Doch genau bei diesem Terminus lehnen Juristen gerne mal eine Klage wegen Aussichtslosigkeit ab, weiß  der Leiter Technische Dienste. Er selbst habe es in seiner langjährigen Praxis auch noch nie erlebt, dass eine Klage unter Berufung auf „versteckte Mängeln“ Erfolg hatte.

Es steht also zu befürchten, dass das letzte Kapitel der teuren Carolinebrücke in Holzwickede  noch nicht geschrieben ist.

Carolinebrücke


Peter Gräber

Dipl.-Journalist

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