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Insgesamt 124 ehrenamtliche Wahlhelferinnen und -helfer waren in der Gemeinde im Einsatz und sorgten für einen reibungslosen Ablauf der Wahl: hier im Wahlkreis Schulzentrum II bei der Auszählung. (Foto: P. Gräber - Emscherblog)

Bundestagswahl mit knappem Ergebnis: Verhaltene Freude bei SPD, Grünen und FDP – Enttäuschung bei der CDU

Zur Präsentation der Wahlergebnisse aus den einzelnen Wahlkreisen hatte die Gemeinde ab 17.30 Uhr ins Forum am Schulzentrum eingeladen. (Foto: P. Gräber - Emscherblog)
Zur Präsentation der Wahlergebnisse aus den einzelnen Wahlkreisen hatte die Gemeinde ab 17.30 Uhr ins Forum am Schulzentrum eingeladen. (Foto: P. Gräber – Emscherblog)

Mit verhaltener Freude wurde das knappe Ergebnis der Bundestagswahl (letzte Hochrechnung gegen 22.10 Uhr: SPD 24,3%; CDU 25,9%; Grüne 14,5%; FDP 11,5%; AfD 10,5%; Linke 5,0%) in Holzwickede von SPD, Grünen und FDP aufgenommen. Den CDU-Vertretern war die Enttäuschung allerdings anzumerken. Allen Parteivertretern ist bewusst, dass die nun anstehenden Koalitionsverhandlungen nicht einfach werden dürften. Holzwickedes Bürgermeisterin hatte es bereits kurz vor Schließung der Wahllokale auf den Punkt gebracht:

„Ich bin total gespannt auf das Wahlergebnis“, sagte Ulrike Grüne Drossel. Sie habe sich mit den Wahlprogrammen der Parteien intensiv auseinandergesetzt. „Die Frage ist jedoch, was davon in den Koalitionsverhandlungen übrig bleibt und umgesetzt werden kann. Das ist auch aus unserer lokalen Sicht wichtig, wer in der Regierung sitzen wird.“

Grüne legen auch auf lokaler Ebene stark zu

Holzwickedes Beigeordneter Bernd Kasischke präsentierte die einlaufenden Ergebnisse aus den einzelnen Wahlkreisen im Forum. (Foto: P. Gräber - Emscherblog)
Holzwickedes Beigeordneter Bernd Kasischke präsentierte die einlaufenden Ergebnisse aus den einzelnen Wahlkreisen im Forum. (Foto: P. Gräber – Emscherblog)

In der gemeinde Holzwickede nahmen insgesamt 13.508 Wäahlberechtigte an der Wahl teil. Davon wählten 5.182 Wahlberechtigte per Briefwahl und 8.326 Wahlberechtigte gingen heute zur Urnenwahl.

Auf lokale Ebene wurde in Holzwickede im bundesweiten Trend gewählt: Mit 33,16% (Kreis: 24,3%) wurde die SPD stärkste Partei und setzte sich damit deutlicher als auf Bundesebene von der CDU ab, die in Holzwickede mit 24,30% leicht unter ihrem Bundesergebnis (25,9%) blieb. Gleiches gilt für Die Grünen, die in Holzwickede mit 13,09% deutlich zulegen und ihr Ergebnis von 2017 zwar mehr als verdoppeln konnten, dennoch in Holzwickede schlechter als auf Bundesebene (14,5%) abschneiden. Die FDP holte in Holzwickede 12,07% der Stimmen, etwas mehr als auf Bundesebene (11,5%), aber deutlich weniger als bei der vorherigen Bundestagswahl in Holzwickede (15,16%). Für viele überraschend stabil schnitt die AfD in Holzwickede und auf Bundesebene ab. In der Gemeinde holte die AfD 6,90% der Stimmen (2017: 9,04%), auf Bundesebene erzielte sie sogar ein zweistelliges Ergebnis (10,5%).  Die Linke kommt lokal auf 3,06 %  und halbiert damit ihre Ergebnis aus 2017. Auf Bundesebene erzielt die Linke 5,0%.

SPD in Holzwickede mit deutlicherem Vorsprung

„Mit diesem Ergebnis von bundesweit knapp 25% hätte ich vor acht Wochen nicht gerechnet“, räumt SPD-Fraktionschef Michael Klimziak ein. „Da lag die SPD noch bei sehr stabilen 15%.“ Dass diese unerwartet gute Ergebnis nicht auf der Kompetenz des SPD-Kanzlerkandidaten beruht, sondern auf der fehlenden Kompetenz der beiden anderen Kandidaten, wie manche meinen, sieht Klimziak ganz anders: „Mir hat besonders gefallen, wie Olaf Scholz unaufgeregt auf Inhalte gesetzt hat. Das war besonders in den TV-Diskussionen auffällig, wo er ganz ruhig geblieben ist, während von Armin Laschet ständige Angriffe gegen ihn kamen. Ich denke, bei den Menschen kommt diese aggressive Art nicht mehr an“, glaubt Klimziak. „Olaf Scholz hat auf jeden Fall großen Anteil an diesem guten Ergebnis für uns.“

Persönlich hofft Klimziak nun auf eine Ampel-Koalition mit den Grünen und der FDP. „Eine Koalition mit der Linken kann ich mir nicht vorstellen. Ich glaube, dass Christian Lindner inzwischen eine Ampel-Koalition mittragen wird. Für mich ist sie nach diesem Wahlergebnis jedenfalls die einzig denkbare Koalition. Ich würde auch keine Groko mehr wollen, wenn wir schlechter abgeschnitten hätten.“

Frank Lausmann hofft noch auf Regierungsbildung

Ein echtes „Kopf-an-Kopf-Rennen“ sieht CDU-Chef Frank Lausmann. „Das wird noch sehr knapp“, meinte er nach den ersten Hochrechnungen. „Unser Ergebnis ist natürlich keines, um in Jubelstürme auszubrechen. Ich habe aber immer noch die Hoffnung, dass es für eine Regierungsbildung reicht. Mein Wunsch wäre eine Jamaika-Koalition. Das wünschen sich auch viele unserer Wähler“, glaubt Lausmann. „Natürlich unser Ergebnis das schlechteste aller Zeiten. Aber wir haben zum Ende hin noch etwas aufholen können.“ Dass Armin Laschet der falsche Kandidat war, glaubt Lausmann nicht.  „Ich denke eher, dass die Zeiten der Zwei-Parteien-Koalitionen vorbei sind. Außerdem weiß ich aus Erfahrung, dass jeder in einem Amt auch noch wachsen kann. Ich bin nicht sicher, wie ein bayerischer Ministerpräsident in NRW gewirkt hätte. Mir ist ein Kandidat aus NRW jedenfalls lieber.“ Wichtig ist für den Holzwickeder CDU-Chef in den anstehenden Koalitionsverhandlung nun vor allem eines: „Wir müssen als CDU klare Kante gegen die AfD zeigen.“

„Wie es aussieht, kommt bei der Regierungsbildung an der FDP keiner vorbei.“

– Lars Berger (FDP-Vorsitzender)

Dass die FDP in den nun in Berlin des Zünglein an der Waage bei der Regierungsbildung sein wird, ist dem Holzwickeder FDP-Chef Lars Berger bewusst. „Ich würde mich freuen, wenn es auf Bundesebene noch auf 12 oder 13% hinausliefe. Es wäre auch schön, wenn wir vor der AfD landen. Aber wir können auch so zufrieden sein mit unserem Ergebnis“, so Berger. „Wie es aussieht, kommt bei der Regierungsbildung an der FDP keiner vorbei.“ Der Satz von Christian Lindner nach der letzten Wahl, lieber gar nicht als falsch regieren zu wollen, habe der FDP lange nachgehangen, meint Lars Berger. Doch habe Lindner intern versichert, dass die Liberalen in Regierungsverantwortung wollen. „Die schwache Linke spielt uns jetzt sicher in die Karten bei der Regierungsbildung. Aber ich persönlich will mich nicht festlegen und favorisiere auch keinen Koalitionspartner. Ob Ampel oder Jamaika hängt letztlich von den Koalitionsverhandlungen ab.“

Insgesamt 124 ehrenamtliche Wahlhelferinnen und -helfer waren in der Gemeinde im Einsatz und sorgten für einen reibungslosen Ablauf der Wahl: hier im Wahlkreis Schulzentrum II bei der Auszählung. (Foto: P. Gräber - Emscherblog)
Insgesamt 124 ehrenamtliche Wahlhelferinnen und -helfer waren in der Gemeinde im Einsatz und sorgten für einen reibungslosen Ablauf der Wahl: hier im Wahlkreis Schulzentrum II bei der Auszählung. (Foto: P. Gräber – Emscherblog)

Freude herrscht natürlich bei den Grünen über das gute Wahlergebnis auf Bundes- und auch lokaler Ebene. „Ich freue mich über den deutlich Zuwachs den wir erzielen konnten und bin nicht enttäuscht über unser Ergebnis“, versichert Dietmar Appel, einer der weniger Grünen, die sich bei der Wahlparty heute Abend im Forum blicken ließen. „Vor ein paar Wochen hatten viele noch mehr erwartet, doch ich bin sehr zufrieden. Wir werden in den neuen Regierung vertreten sein.“  Anna Lena Baerbock sei „sicher eine gute Kandidatin“ gewesen, auch wenn er persönlich eher Robert Habeck als Kandidaten gesehen hätte, sagt Appel. „Doch das ist natürlich akademisch. Ich hoffe jetzt auf eine Ampel.“

Was Appel besonders freut: „Auch auf lokaler Ebene haben wir einen deutlichen Sprung nach vorne gemacht. Wir haben in Michael Sacher aber auch einen sehr guten Kandidaten gehabt. Wir sind auch in Holzwickede im Kommen“, ist Appel sicher. „Natürlich hoffe ich, dass wir auch noch in Berlin die regierende Bürgermeisterin stellen werden. Da ist es ja auch noch sehr knapp.“

Ergebnis Erststimmen

Apropos Direktkandidaten: Bei den Erststimmen im Wahlkreis I Unna hat Oliver Kaczmarek (SPD) mit 37,20% (40,79%) klar vor Hubert Hüppe (CDU) mit 29,6% (Kreis: 25,08%) gesiegt. Michael Sacher (Grüne) erzielte mit 13,22% (13,86%) ein achtbares Ergebnis. Auf Suat Gülden (FDP) entfielen 7,12% (6,23%) der Stimmen, auf Ulrich Lehmann (AfD) 7,03% (8,0% und Andreas Meier (Linke) 2,82% (3,22%)

So wurde ein den einzelnen Wahlbezirken in Holzwickede gewählt

Zweitstimmen

Erststimmen

So wurde im Kreis Unna (Wahlbezirk 144 Unna I) gewählt

Bundestagswahl


Peter Gräber

Dipl.-Journalist

Kommentar

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