Verwaltung verteidigt Umzäunung des Schulzentrums als „alternativlos“: Fotos zeigen Vandalismus
„Wir sprechen hier nicht von zwei zerschlagenen Bierflaschen oder einer Kiste Müll. Was da seit Wochen auf dem Schulhof im Schulzentrum passiert, geht weit über Dumme-Jungen-Streiche hinaus.“ Mit diesen Worten verteidigt Bürgermeisterin Ulrike Drossel die von der Verwaltung angekündigte Schließung des Schulzentrum mit drei großen Toren gegen unbefugtes Betreten.
Nach der teils heftigen Kritik aus dem politischen Raum (Emscherblog berichtete) hat die Verwaltungsspitze nun auch an die Fraktionsvorsitzenden in dieser Sache geschrieben. „Nach Eurer Kritik zu der Einzäunung des Schulzentrums geben wir Euch mit beigefügten Fotos eine Dokumentation der Schäden der letzten Monate“, schreibt die Bürgermeisterin in dem von ihrem Beigeordneten, Bernd Kasischke, und Kämmerer Andreas Heinrich mitunterzeichneten Brief.
Fotos zeigen „nur die Spitze des Eisbergs“
Die Fotodokumentation zeige nur „die Spitze des Eisbergs“ und zwar:
- Ständige und extreme Vermüllung der Schulhöfe. Mehrere Hausmeister müssen – vor allem montags – stundenlang Müll aufsammeln. Regelmäßig muss die teure Kehrmaschine der Gemeinde dazu angefordert werden, weil es zu viel ist;
- Graffiti: Gebäude, Mauern, Tischtennisplatten, Müllgefäße. Für die Hausmeister wurde 2019 ein Spezial-Dampfstrahler dagegen angeschafft. Vorher müssen die besprayten Flächen aber jeweils mit einer ätzenden Chemie behandelt werden, um die Farbe zu lösen;
- Abschneiden / Absägen von Büschen auf dem Schulgelände;
- Ausgraben / Wegtreten von eingelassenen Steinen und Mauerelementen;
- Mitbringen von Einkaufswagen;
- Mehrfache Brandstiftung (Papiermülltonnen);
- Einbruch am 10. April 2021 in den Unterrichtscontainer und Vandalismus;
Die Überlegung, den Schulhof abends abzuschließen, ist kein Schnellschuss gewesen, versichert Ulrike Drossel. „Die Einzäunung haben wir uns als Verwaltung lange und reiflich überlegt. Aber sie war nach der jüngsten Zunahme der Vorfälle alternativlos, wie übrigens auch in Unna.“
Videoüberwachung noch schwerwiegender
Eine Überwachung des Schulhofes durch Videokameras sei aus Sicht der Verwaltung – allein aus Datenschutzgründen – der noch schwerwiegendere Eingriff gewesen. „Das wollten wir nicht. Aber wir müssen auch unsere Werte schützen.“
Selbstverständlich habe man auch mit den eigenen Hausmeistern und dem Ordnungsamt vor der Entscheidung gesprochen. „In der aktuellen Corona-Pandemie ist unser Aktionsradius allerdings eingeschränkt. Und wenn jetzt die warme Jahreszeit kommt, dürfte sich diese Problematik noch verschärfen.“
Auch „der Vergleich mit anderen Schulen in Holzwickede“, wie der Dudenroth- oder der Aloysiusschule, „passt nicht“ , schreibt die Bürgermeisterin den Fraktionsvorsitzenden. „An allen anderen gemeindlichen Schulen ist eine gewisse soziale Kontrolle durch nahe Wohnbebauung gegeben, aber eben nicht am Schulzentrum, vor allem in den kaum einsehbaren Innenhöfen.“
Die Schulsozialarbeiter seien ebenfalls wegen des zunehmenden Vandalismus kontaktiert worden, versichert die Bürgermeisterin. „Nur, wer solche sinnlosen Beschädigungen verursacht, der ist mit freundlichen Gesprächen nicht zu erreichen. Über unsere Schulsozialarbeiter würden wieder nur die erreicht und angesprochen, die sich ohnehin benehmen können. “
Umzäunung „gute Lösung“
Deshalb wird die Verwaltung das Schulzentrum wie angekündigt abschließen, betont die Bürgermeisterin. Eine Zustimmung der Politik zu der Maßnahme ist nicht erforderlich. In ihrem Schreiben an die Fraktionsvorsitzenden zeigt sich die Verwaltungsspitze dennoch kompromissbereit:
„Eine Schließung kann im Interesse von friedlich spielenden Kindern und Jugendlichen in den Abendstunden um ca. 19 oder 20 Uhr erfolgen. Wir könnten uns vorstellen, in Corona- und Sommerzeiten das Zeitfenster bei gutem Wetter auf 21 Uhr zu verlängern. Die Ordnungspartnerschaften als auch der Hausmeister wären bereit, sich auf diese Zeitfenster einzustellen“, heißt es da.
„Wir wünschen uns, einen Kompromiss zu finden, damit Kinder und Jugendlichen kein Treffpunkt bis in die frühen Abendstunden genommen wird.“
– Ulrike Drossel (Bürgermeisterin)
Und weiter: „Wir wünschen uns, einen Kompromiss zu finden, damit Kindern und Jugendlichen kein Treffpunkt bis in die frühen Abendstunden genommen wird. Da wir als Gemeinde unsere gemeindlichen Werte schützen müssen, halten wir die vorgeschlagene Lösung unter dem Aspekt des groben Vandalismus für eine gute Lösung.“
Zudem sollen die Tore etwas preiswerter werden: Die Einzäunung werde Kosten von unter 10.000 Euro einschließlich des Materials und Personalkosten des Baubetriebshofes verursachen, schließt der Brief an die Fraktionen.
F. Redix
Wäre erst die Dokumentation erfolgt, wäre das Verständnis für die Maßnahme sicherlich größer gewesen.
Hier wurde meiner Meinung nach der zweite Schritt vor dem ersten getan.
Interessant wäre noch zu erfahren, welche andere Maßnahmen in Erwägung gezogen wurden.
Viktor Braun
Viktor Braun
Ich stimme zu, hier wurde tatsächlichder zweite Schritt vor dem ersten Schritt gemacht.Aber die Info der Verwaltung läßt Fragen offen. Welchen konkreten Zeitraum umfaßt die Fotoserie, gab es zB. Abitursfeiern oder sonstige Klassenfeten? Auch die Wertigkeit der gezeigten Vorkommnisse ist sehr unterschiedlich: Pappbecher auf Tischtennisplatten werden mit Einbrüchen gleichgestellt. Auch notwendige zusätzliche Infos fehlen so zB. welche Schulen in der Gemeinde haben ähnliche Probleme? Hat eine Einzäunung überhaupt Erfolge gebracht. An Dortmunder Schulen nicht. Die Info ist offensichtlich ein Schnellschuß der Verwaltung angesichts unerwarteter Kritik an der beabsichtigten Einzäunung.
Der Vorgang dedarf einer sorgfältigen Aufarbeitung.
I
B.Uerger
In der Sache inakzeptabel, im Verfahren ungeschickt
Tore zu und gut? Nein, so einfach ist das nicht! In der Sache ist das Verschließen von Schulhöfen schon völlig inakzeptabel, dass Verfahren und Vorgehen der Verwaltungsspitze zumindest extrem ungeschickt.
Geschäft der laufenden Verwaltung?
Zum Verfahren erklärt die Verwaltungsspitze, dass es sich bei dieser Maßnahme um ein Geschäft der laufenden Verwaltung handelt. Per Definition versteht man unter Geschäften der laufenden Verwaltung die regelmäßig wiederkehrenden Geschäfte, die nach feststehenden Grundsätzen entschieden werden können. Kann da eine einmalige Angelegenheit mit grundsätzlicher Bedeutung für öffentlichen Verkehrsflächen und Anlagen in Holzwickede tatsächlich als Geschäft der laufenden Verwaltung bezeichnet werden? Auch die Argumentation, dass die Finanzierung bereits über eine extra eingebrachte Haushaltsstelle abgedeckt ist, widerspricht dem Prinzip eines regelmäßig wiederkehrenden Geschäfts. Vertrauensvolle Zusammenarbeit geht anders!
Transparenz?
Verwaltungsarbeit für den Bürger und den Rat verständlich und transparent umsetzen, das ist das Ziel der Verwaltungsspitze. Nun unterstelle ich mal unseren Kommunalpolitikerinnen und -politikern, dass sie in Klausurberatungen und Ausschusssitzungen gut zuhören. Hat denn niemand in den Haushaltsberatungen Hinweise zum Thema Schulhofschließung gegeben? Hat denn niemand den Haushalt gelesen oder findet sich dort kein Punkt „Zaunanlagen Schulhöfe“? Bedeutet denn Transparenz nicht umfangreiche und rechtzeitige Information? Der Schulausschuss hat sogar im Dezember und März getagt, im Protokoll findet man Mitteilungen zur Maskenpflicht oder gestaffeltem Unterrichtsbeginn, … aber Schließung der Schulhöfe – FEHLANZEIGE. Aber zumindest müsste das Problem Vandalismus schon mal thematisiert worden sein, oder sind es tatsächlich nur die Bilder aus April? Diese überzeugen allerdings nur wenig und scheinen mehr als Mittel zum Zweck zu dienen. Transparenz geht anders!
Bürgernah?
Zum Müllproblem in der Gemeinde gibt es vielfältige Aktivitäten der Verwaltungsspitze. Arbeitskreise werden einberufen, die Beteiligung von Organisationen, Vereinen und Bürgern wird gewünscht sogar ein Wettbewerb ist gestartet worden. Das ist bürgernah und beteiligt die Menschen. In diesem Fall schreibt hat die Verwaltungsspitze lange überlegt, mit Hausmeistern und dem Ordnungsamt gesprochen. Wo ist das Gespräch mit Bürgern? Wo ist hier Bürgernähe? Kinder, Jugendliche, junge Menschen BÜRGER ausschließen, einen Zaun zu ziehen und Tore zu verschließen, um ein Problem zu lösen? Nein, bürgernah geht anders!
Bodo Krakau
Also wenn ich den letzten Kommentar lese, habe ich das Gefühl die Knallköppe auch noch belohnen zu müssen !! An alle Randalierer, bevor ihr das nächste mal zuschlagt bitte 3 Monate vorher bei der Gemeinde die Missetat beantragen. Sonst könnte es passieren das es keine Konsequenzen gibt und das wollt ihr doch nicht wirklich !!!!!