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Wende bei der Flüchtlingsunterbringung: Kaserne wird nicht mehr genutzt

Zwei Investoren haben ihr Interesse bekundet, das Gelände aufzukaufen und baureif zu machen: ehemalige Unterkünfte der Emscherkaserne. (Foto: peter Gräbner)
Die Emscherkaserne soll endgültig nicht mehr für Flüchtlinge genutzt werden.  (Foto: Peter Gräber)

Überraschendes Umdenken von Verwaltung und Politik: Die Gemeinde Holzwickede wird nun doch keine Flüchtlinge in der ehemaligen Emscherkaserne unterbringen. Stattdessen lässt die Politik eine bereits im Dezember vorigen Jahres beschlossenen Lösung wieder aufleben, um die dringend benötigten Unterkünfte für Flüchtlinge zu schaffen: Auf dem Gelände des ehemaligen Lokschuppengeländes an der Bahnhofstraße sollen zwei Modulbauten aus Holz für etwa 180 Menschen errichtet werden. Darauf verständigten sich am Mittwochabend zunächst die Fraktionsvorsitzenden der Ratsparteien einstimmig auf Vorschlag der Verwaltung.

Dafür, dass die Emscherkaserne plötzlich als Flüchtlingsunterkunft wieder vom Tisch ist, gibt es ausschließlich zeitliche Gründe. „Ein externes Beratungsbüro hat uns jegliche Illusion genommen, dass wir im unmittelbaren Anschluss an die Raketenstation auch die Emscherkaserne nutzen können“, erklärt Bürgermeisterin Ulrike Drossel dazu. „Selbst wenn alles gut liefe, könnten wir die Kaserne frühestens im Herbst nutzen.“  Da die Raketenstation aber voraussichtlich schon viel früher voll belegt sein wird, hätte „eine zeitliche Riesenlücke“ gedroht, in der die Gemeinde erneut keine ausreichende Zahl an Unterbringungsplätzen für Flüchtlinge gehabt hätte. Zumal nach den Erfahrungen mit der Raketenstation auch noch mit weiteren Verzögerungen zu rechnen wäre bei der Umnutzung der Kaserne. „Natürlich ist es der Politik nicht einfach gefallen, wieder völlig umzudenken“, räumt Ulrike Drossel ein. „Aber es ging nicht anders. Wir mussten das der Politik vorstellen. Es war unsere Pflicht als Verwaltung, auf diese Problematik hinzuweisen.“

Notunterkünfte auf Lokschuppengelände schneller fertig

Auf dem früheren Lokschuppengelände (rot umrandet) an der Bahnhofstraße sollen Notuntrküpnfte in Holzbauweise für maximal 180ß Personen errichtetb werden. (Luftbild: : Googlemaps.de)
Wieder aktuell: Auf der Fläche des früheren Lokschuppengeländes (rot umrandet) an der Bahnhofstraße sollen Notunterkünfte für maximal 180 Personen errichtet werden. (Luftbild: : Googlemaps.de)

Bei ihrer Entscheidung, die Kaserne zu nutzen, war die Politik im Dezember davon ausgegangen, erinnert SPD-Fraktionschef Michael Klimziak, dass die Raketenstation Ende Januar/Anfang Februar und im unmittelbaren Anschluss daran das erste Gebäude der Emscherkaserne Ende Februar/März bezugsfertig sein werde. „Schon bei der Raketenstation hat es jetzt Verzögerungen gegeben. Damit ist auch bei der Kaserne zu rechnen, die ja noch in einem viel schlechteren Zustand ist. Auch im günstigsten Fall könnten wir die Kaserne nicht vor Jahresende nutzen.“

Dies sei deutlich zu spät, meint auch Michael Klimziak. „Als Alternativlösung werden wir deshalb jetzt die Modulbauten auf dem ehemaligen Lokschuppengelände wieder aufleben lassen.“ Auf der Flächen gebe es Platz für insgesamt drei Modulbauten. Zunächst sollen jetzt zwei Gebäude mit rund 180 Plätzen errichtet werden. „Notfalls kann auch noch das dritte Gebäude gebaut werden.“ Die erforderlichen Genehmigungen seien längst beantragt. In drei Monaten, schätzt der SPD-Chef, könnten die beiden Gebäude bezugsfertig sein.

Eine Sache sei allerdings auch ganz klar gesagt worden, gestern Abend im Ältestenrat, so Michael Klimziak: „Nachdem wir uns jetzt von der Kaserne als Flüchtlingsunterkunft verabschiedet haben, bleibt es auch dabei.“  Wenn die Raketenstation und die neuen Modulbauten voll belegt sein sollten, habe die Gemeinde ihre Aufnahmekapazitäten mehr als erfüllt.

„Einen positiven Nebeneffekt“ hat die überraschende Wende aber auch, glaubt der SPD-Fraktionschef: „Jetzt können wir wieder mit Hochdruck die Wohnbebauung des Kasernengeländes betreiben. Wenn dort möglichst schnell bezahlbarer Wohnraum entsteht, wird das die allgemeine Wohnsituation in Holzwickede natürlich auch nachhaltig entspannen.“

Flüchtlinge, Kaserne


Peter Gräber

Dipl.-Journalist

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