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Eine Frau mit viel Courage: Mo Asumang besucht das Clara-Schumann-Gymnasium

Begrüßung durch diue Schulleitung, v.l.: Andrea Helmig-Neumann mit Mo Asumang, Sevgi Kharaman-Brust vom Kommunalen Integrationszentrum (KI) Kreis Unna, und Zuhrah Roshan-Appel. (Foto: P. Gräber - Emscherblog.de)
Begrüßung durch de Schulleitung, v.l.: Andrea Helmig-Neumann mit Mo Asumang, Sevgi Kharaman-Brust vom Kommunalen Integrationszentrum (KI) Kreis Unna, und Zuhrah Roshan-Appel. (Foto: P. Gräber – Emscherblog.de)

Die deutsche Regisseurin, Fernsehmoderatorin, Schauspielerin, Sängerin, Synchronsprecherin und Filmproduzentin Mo Asumang besuchte heute auf Einladung der Aydaco-Gruppe des Clara-Schumann-Gymnasiums, um vor Oberstufenschülern im rappelvollen Schülercafè aus ihrem Buch „Mo und die Arierer – Allein unter Rassisten und Neonazis“ zu lesen.

Allerdings las die Autorin kaum aus ihrem Buch, sondern zitierte allenfalls Passagen. Wichtiger war ihr couragierter Ansatz der Auseinandersetzung mit Rassisten und Neonazis.

Insgesamt hielt Mo Asumang, die Mitglied des Schulnetzwerkes „Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage“ ist, bereits 15 solche Lesungen im Kreis Unna. Was die Afro-Deutsche dazu bewegt, sich seit über zehn Jahren immer wieder auf ihre ganz persönliche Art mit dem Thema auseinanderzusetzen, ist eine Morddrohung gewesen, die die Neonaziband „White Aryan Rebels“ gegen sie ausgesprochen hat.

Nach der Begrüßung heute durch die Schulleitung heute zeigte Mo Asumang zunächst eine 45-minütige Kurzfassung ihres wohl bekanntesten Films „Die Arier“ (2014). Darin konfrontiert sie Neonazis, rechte Burschenschaftler, Anführer des Ku-Klux-Klans und andere Rassisten mit scheinbar naiven, harmlosen Fragen und bringt sie so dazu, sich letztlich selbst zu entlarven. Als roter Faden in diesem dokumentarischen Film spürt sie außerdem der Frage nach, was eigentlich arisch bedeutet und wer Arier sind.

Was ist arisch, was sind Arier?

Das Ergebnis ihrer Suche: Wenn man überhaupt den Begriff arisch rassisch-biologisch interpretieren kann, dann handelt es sich bei Ariern um ein zentralasiastisches Hirtenvolk, das seine Jahrhunderte alten Wurzeln im alten Indien und heutigen Iran hat.

Die Vorstellung der Nazis von Ariern ist grundfalsch.“

Mo Asumang

„Die Vorstellung der Nazis von Ariern ist grundfalsch“, lautet das Fazit Mo Asumangs, die im Iran auch echte Arier interviewte. Die waren nicht nur optisch weit entfernt vom Bild des blonden Recken, das die Nazis prägten.  Auch ihre Vorstellung vom Zusammenleben der Menschen könnte nicht gegensätzlicher sein. Womit endgültig klar sein dürfte, so Mo Asumang: „Deutsch ist nicht arisch und arisch ist nicht rassistisch.“

Die Oberstufenschüler heute zeigten sich sichtlich beeindruckt vom Mut und der Courage, mit der die Afro-Deutsche auf die Rassisten und Nazis dieser Welt direkt und ganz persönlich zugeht. In der Fragestunde, die dem Film folgte, erläuterte Mo Asumang ihre Gefühle dabei und warum sie lieber auf Rassisten zugehe, anstatt sie zu beschimpfen.

Autorin empfiehlt persönlichen Dialog

Mo Asumang empfiehlt den persönlichen Dialog mit Nazis und Rassisten: „Wie soll denn Rassismus sonst aus der Welt verschwinden?“  (Foto: P. Gräber – Emscherblog.de)

„Wie soll den Rassismus sonst aus der Welt verschwinden?“, fragte sie in die Runde. „Von alleine geben die Rassisten ihre Überzeugung sicher nicht auf.  Also muss man doch irgendwie in einen Dialog mit ihnen treten“, ist Mo Asumang überzeugt. Allerdings: „Auf Demos oder großen Veranstaltungen könnt ihr euch das eigentlich knicken. Das bringt nach meinen Erfahrungen nichts, wie der Film auch gezeigt hat.“ Ihre Empfehlung an die Jugendlichen: „Geht lieber auf die Gegendemo.“

Doch wenn Nazis und Rassisten nicht im Rudel auftreten, findet Mo Asumang es wichtig und richtig, das Gespräch mit ihnen zu suchen. „Rassismus funktioniert nur in Gruppen, am besten anonym und wenn die Angegriffenen nicht dabei sind.“ Sie weiß aus Erfahrung: „Rassisten wollen dich aus dem Gleichgewicht bringen, sind immer am Anschlag voll auf Hass und sehen nur das Böse.“

Ich habe bei solchen persönliche Begegnungen weniger Angst. Wirklich beängstigend ist für mich die Anonymität.“  

Mo Asumang, auf Nachfrage einer Schülerin

Sie selbst will sich nicht mit diesen Leuten auf eine Stufe begeben, weshalb sie – so eine weitere Nachfrage – selbst bei übelsten Hasstiraden in sozialen Netzwerken gegen ihre Person eher freundlich zurückschreibt und nachfragt wie das denn nun genau gemeint gewesen sei.

Ob sie denn keine Angst gehabt habe, als sie sich beispielsweise mit den beiden Ku-Klux-Klan-Führern in stockdunkler Nacht zum Interview getroffen hat, wollte eine Schülerin wissen: „Ich habe bei solchen persönliche Begegnungen weniger Angst. Wirklich beängstigend ist für mich die Anonymität.“

Neugierde ist bester Schutz und Motor

Als ihren besten Schutz bei solchen persönlichen Begegnungen sieht Mo Asumang ihre Neugierde. „Das ist auch der Motor, der mich antreibt. Wut ist ganz falsch. Wenn man wütend ist, sollte man so etwas nicht machen“, betont sie. Insofern habe sie als Frau vielleicht auch einen Vorteil gegenüber Männern. Die würden ihrem Gegenüber bei Provokationen, wie sie ihr im Film widerfahren sind, „am liebsten eine reinhauen“. Als Beispiel nennt Mo Asumang einen ihrer Kameramänner, der wegen seiner Wut nicht in der Lage war, auf eine Gruppe rechter Burschenschafter zuzugehen, um sie zu professionell zu filmen.

Auch hier zeige sich wieder: „Die Rassisten wollen einen ja aus der Balance bringen. Deshalb ist der beste Schutz meine Neugierde für mich.“

Ob sie Parallelen zur aktuellen Gesellschaft und der erstarkten Rechten erkenne? Natürlich: „Rassisten tragen ja nicht nur Springerstiefel und Glatze. Die menschenverachtenden Ideologien sind inzwischen in der Mitte unserer Gesellschaft angelangt“, stellt die Autorin fest. Was allerdings auch „die historische Chance bietet, mit dem Thema umzugehen“, findet Mos Asumang. „Jetzt sehen wir diese Leute endlich. Sie sind nicht mehr nur anonym. Das sollten wir auch nutzen und diese Chance nicht vergeben.“

Die Rechten schüren Angst

Was sich inzwischen noch verändert hat, ist, dass viele Menschen ängstlicher geworden sind. „Wir brauchen die Ängstlichen“, zitiert Mo Asumang die frühere AfD-Chefin Frauke Petry. „Die AfD und andere Rechte halten die Menschen in Angst und machen sie bewusst noch ängstlicher.“ Was wirklich schlimm und verabscheuungswürdig sei.

Wie Ihr ja gerade gesehen habt, gibt es hier unter den Anwesenden heute nur eine echte Arierin – und das bin ich!“

Zuhrah Roshan-Appel, Sozialarbeiterin des CSG

Dabei brauche es zumeist nicht viel mehr als logisches Nachdenken, um die rechten rassistischen Ideologien zu entlarven. „Leider machen das heute viel zu wenig Menschen.“

Dass Nazis oder rechte Ideologien dann auch unfreiwillig komisch sein können, machte Zuhrah Roshan-Appel, die Sozialarbeiterin des CSG, in ihrem Schlusswort deutlich, als die gebürtige Iranerin die Anwesenden unter großem Gelächter darauf hinwies: „Wie Ihr ja gerade gesehen habt, gibt es hier unter den Anwesenden heute nur eine echte Arierin – und das bin ich!“

CSG, Lesung


Peter Gräber

Dipl.-Journalist

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