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Der anhaltende Corona-Lockdown ist für viele Handwerksbetriebe eine besondere Herausforderung. Die Friseure sind allerdings noch einmal in in besonderer Weise getroffen, so die Handwerkskammer. (Foto: Pixabay)

Stimmung im Handwerk wird trüber: Immer mehr Betriebe geraten in wirtschaftliche Not

Friseurbetriebe und Kosmetikstudios zählen zu den Betrieben, die am stärksten von der Corona-Pandemie betroffen sind.  (Foto: Pixabay)
Friseurbetriebe und Kosmetikstudios zählen zu den Betrieben, die am stärksten von der Corona-Pandemie betroffen sind. (Foto: Pixabay)

Die Stimmung im Handwerk wird zunehmend schlechter, immer mehr Betriebe geraten in wirtschaftliche Schwierigkeiten. Darauf verweist die Handwerkskammer Dortmund (HWK) in einer Pressemitteilung. In einer gemeinsamen Stellungnahme erkennen der HWK-Präsident Bertold Schröder und auch IHK-Präsident Heinz-Herbert Dustmann zwar an, dass kaum ein anderes Land so viel Geld in die Hand nimmt wie Deutschland, um die Wirtschaft in der Corona-Pandemie zu unterstützen,. Gleichzeitig äußern beide aber auch Kritik am bürokratischen Verfahren für die Hilfen und der verspäteten Auszahlung.

„Mit der Verlängerung und Verschärfung des Lockdowns trübt sich die Stimmung im Handwerk weiter ein. Die Friseurbetriebe zählen neben den Kosmetikstudios und einem Teil der Änderungsschneidereien zu den Betrieben, die am stärksten von der Pandemie betroffen sind. Das erleben wir täglich in Gesprächen an der Hotline“, sagt Gabor Leisten, Abteilungsleiter Betriebswirtschaftliche und Technische Unternehmensberatung der HWK Dortmund. Viele Betriebe würden derzeit in erhebliche Schwierigkeiten geraten. Sie könnten wegen der wiederholten Schließungen keine adäquaten Einnahmen mehr generieren, um ihre Rechnungen und laufenden Kosten zu bezahlen.

Viele Betriebsinhaber frustriert und wütend

„Auch wenn die Unternehmen durch verhältnismäßig gute Umsätze in der ersten Dezemberwoche ein kleines Polster aufbauen konnten, sind die Reserven so gut wie aufgebraucht“, so Leisten. Leider kämen die Überbrückungshilfe II bzw. die November-/Dezemberhilfe für die meisten Betriebe gar nicht in Frage, da sie die Voraussetzungen nicht erfüllten. Viele scheiterten zudem an der viel zu komplexen Antragstellung wegen geänderter Rahmenbedingungen oder der schlichten Verfügbarkeit eines Steuerberaters für die Beantragung. Und: „Überbrückungshilfe III kann zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht gar nicht beantragt werden. Das betrifft im Handwerk viele Gewerksgruppen.“

„Auch wenn die Unternehmen durch verhältnismäßig gute Umsätze in der ersten Dezemberwoche ein kleines Polster aufbauen konnten, sind die Reserven so gut wie aufgebraucht.“

Gabor Leisten (Abteilungsleiter HWK)

Die Verunsicherung bei den Betrieben mit Blick auf die kommenden Wochen sei groß, sagt der Abteilungsleiter. Viele Betriebsinhaber seien frustriert oder auch wütend, insbesondere in Hinblick auf die verhängten Schließungen und vorhandenen Hilfen. Leisten: „Ehrlich gesagt, fällt es derzeit nicht leicht, den Betroffenen erfolgversprechende Wege aufzuzeigen. Sollte es zu der erwartenden Verlängerung des Lockdowns kommen, wird ein Teil der Handwerksbetriebe, gerade auch Friseure, wohl in die Zahlungsunfähigkeit rutschen oder verstärkt auf Leistungen der Grundsicherung angewiesen sein. Erschwerend kommt hinzu, dass fast alle Betriebe große Teile der ausgezahlten NRW-Soforthilfe im laufenden Jahr zurückzahlen müssen. Geld, das momentan bei den Inhabern gar nicht vorhanden ist.“ In den Gesprächen mit den Unternehmern an der Hotline zeige sich immer wieder, dass die Hilfen in großen Teilen an der betrieblichen Praxis und dem Bedarf, gerade in Hinblick auf die Lebenshaltungskosten der Inhaber, vorbeigehen. Das betreffe im Besonderen das Friseurhandwerk.

Staatliche Hilfe enorm wichtig – aber viel zu bürokratisch

IHK-Präsident Heinz-Herbert Dustmann. (Foto: IHK Dortmund)
IHK-Präsident Heinz-Herbert Dustmann. (Foto: IHK Dortmund)

Viele Unternehmen, die von der IHK zu Überbrückungs-, November- und Dezemberhilfen beraten wurden, berichteten, dass die Hilfen oder zumindest Abschlagszahlungen bei ihnen ankommen und entscheidend dabei helfen, durch eine bisher nie erlebte, extern verursachte und existenzbedrohende Krise zu kommen, räumt IHK-Präsident Heinz-Herbert Dustmann ein. „Die staatlichen Förder- und Hilfsprogramme tragen dazu bei, dass vom Lockdown betroffene Unternehmen, insbesondere in den komplett von Schließungen betroffenen Branchen, in der Corona-Pandemie überleben können.“ Die IHK erkenne die Kraftanstrengung der Bundesregierung an. Dennoch übe ein erheblicher Teil der Unternehmen auch harte Kritik. Wobei sich diese vor allem auf drei Punkte beziehe:

  1. Die verzögerte Auszahlung der kompletten Hilfen bei gänzlich ausbleibenden oder verschwindend geringen Einnahmen und Umsätzen.
  2. Das als extrem aufwändig und bürokratisch empfundene Antragsverfahren für die Hilfen, das viele Fragen aufwirft und selbst für die von den Unternehmen einzuschaltenden Steuerberater herausfordernd ist.
  3. Die unterschiedlichen und komplexen Zugangskriterien zu den Hilfen, die häufig als zu streng empfunden werden und nach Meinung vieler Unternehmen die tatsächlichen Fixkosten nicht ausreichend kompensieren. Hinzu kommt, dass viele Unternehmer/-innen nicht klar war, dass in den Programmen Schlussabrechnungen notwendig sein werden, die zu möglichen Rückzahlungen führen können. Das trifft vor allem auf die Zahlungen aus der Überbrückungshilfe II zu, die den komplexen Regelungen der „Bundesregelung Fixkostenhilfe „2020“ unterliegt. 

Viele Unternehmen oder Selbständige sind überrascht und enttäuscht, dass sie die Hilfen nur in Höhe der tatsächlich angefallenen Verluste kompensiert bekommen und nicht die zunächst in Aussicht gestellten Fixkostenentschädigungen. Viele Unternehmen befürchten, trotz komplett fehlender Umsätze aufgrund angeordneter Schließung, überlebensnotwendige Hilfen zum Teil zurückzahlen zu müssen. Dies führt zu nachvollziehbarem Frust und Ärger.

Unternehmen brauchen Perspektive und Planungssicherheit

HWK-Präsident Berthold Schroeder. (Foto: Andreas Buck - HWK Dortmund)
HWK-Präsident Berthold Schroeder. (Foto: Andreas Buck – HWK Dortmund)

Auch HWK-Präsident Berthold Schröder erkennt an: „Die Unterstützungsprogramme von Land und Bund haben in den vergangenen Monaten vielen Unternehmen geholfen. Umso wichtiger ist es, dass die aktuellen Förderinstrumente schnell in den Betrieben ankommen, um einen immensen wirtschaftlichen Schaden zu vermeiden. Doch die Auszahlung läuft nur schleppend, die Beantragung ist kompliziert – vor allem, wenn sich die Antragsbedingungen im Nachhinein ändern – und durch die Zwischenschaltung der Steuerberater verlängert sich der Prozess zusätzlich. Das geht weit an der Wirklichkeit unserer Betriebe vorbei. Zahlreiche Handwerker fürchten um ihre Existenz. Sie brauchen die Unterstützung jetzt, in ein paar Wochen könnten die Hilfen zu spät kommen. Darüber hinaus benötigen die Unternehmen mehr Perspektive und Planungssicherheit für die kommenden Monate. Dazu zählt ein verlässlicher Fahrplan, der eine stufenweise Öffnung von Geschäften regelt, sobald es die Infektionszahlen zulassen.“

Corona-Hilfen, HWK, IHK

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