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Mit ihr werden die Holzwickeder in den kommenden Wochen der Brutzeit weiter im Ortskern leben müssen: die gemeine Saatkrähe. (Foto: Hobbyfotowiki by CC0)

Reaktion auf Resolution: Holzwickede wird weiter mit Saatkrähen leben müssen

Mit ihr werden die Holzwickeder in den kommenden Wochen der Brutzeit weiter im Ortskern leben müssen: die gemeine Saatkrähe. (Foto: Hobbyfotowiki by CC0)
Mit ihr werden die Holzwickeder in den kommenden Wochen der Brutzeit weiter im Ortskern leben müssen: die gemeine Saatkrähe. (Foto: Hobbyfotowiki by CC0)

Die Saatkrähen waren wieder einmal Thema im Umweltausschuss heute (9. März). Auf der Tagesordnung standen die Reaktionen aus dem Bundestag und Landtag auf die Resolution der Gemeinde Holzwickede, die im September vorigen Jahres verabschiedet und an den Bundes- und Landtag geschickt worden war. Die Gemeinde hatte sich darin für eine Überprüfung des Schutzstatus sowie erleichterte Vergrämungsaktionen ausgesprochen. Wie die Verwaltung berichtete, fiel die Antwort der Vorsitzenden des Ausschusses für Umwelt, Landwirtschaft, Natur- und Verbraucherschutz des Landes NRW, Dr. Patricia Peill, kurz aus: Sie dankte für die Übermittlung der Resolution und ließ mitteilen, dass sie das gemeindliche Anliegen in die weiteren Beratungen im Landtag einfließen lassen wird.

Ausführlicher antwortete der Landtagsabordnete Norwich Rüße, natur- und umweltpolitischer Sprecher der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen mit Schreiben vom 13. November an die Bürgermeisterin. Norwich Rüße wies darauf hin, dass die Bestandsdaten keinen Anhaltspunkt für einen Überbesatz an Saatkrähen lieferten. Vielmehr zeige „ein Vergleich der Bestandszahlen der letzten Jahre (…), dass sich die Zunahme der Tiere verlangsamt hat und die Saatkrähe stabile Bestände aufweist“, heißt es in dem Schreiben. Und weiter: „Laut einer Citizen-Science-Studie des NABU ist der Bestand der Saatkrähe in NRW in 2019 aufgrund leichter natürlicher Schwankungen sogar zurückgefallen.“ Darum sei man von einer Erleichterung der Ausnahmegenehmigung oder gar Änderung des Bundesnaturschutzgesetzes „insgesamt noch weit entfernt“. Aus naturschutzfachlicher Sicht werde das Begehren der Gemeinde als nicht sinnvoll erachtet.

Studie zeigt: Bestand ging sogar leicht zurück

„Hinzu kommt, dass eine Bejagung gerade in bewohnten Bereichen aus rechtlichen und Sicherheitsgründen nicht möglich ist. Um eine wirksame Bestandsdezimierung zu erreichen, müsste eine Vielzahl der Tiere erlegt werden und dies ohne einen vernünftigen ökologischen Grund.“ Untersuchungen hätten außerdem gezeigt, dass die Tiere in Revieren, in denen eine intensive Bejagung stattfindet, die jagdbedingten Verluste durch mehr Nachkommen auszugleichen versuchen, während die Bestände in den Gebieten ohne Eingriffe konstant bleiben. „Daher ist es fraglich, wie nachhaltig menschliche Eingriffe in die Saatkrähenpopulationen am Ende sein können.“

Regional könne es jedoch, wie in Holzwickede, zu einer erheblichen Häufung von Tieren und somit zu Belastungen in den Städten kommen, räumt der Landtagsabgeordnete ein. „Die Ursache“ hierfür sei, wie bei fast allen Rabenvögeln, „eine räumliche Verschiebung“. Die Vögel nehmen in der offenen Feldflur weiter ab und siedeln sich stattdessen bevorzugt in den städtischen Bereichen und an Siedlungsrändern an. Die Tiere würden angelockt durch die besseren Lebensbedingungen, die sie zunehmend in den Städten finden. „An dieser Entwicklung ist der Mensch nicht unschuldig, denn durch Flurbereinigungen im Ackerland, die Zunahme versiegelter Flächen, Abholzungen und den verstärkten Einsatz von Bioziden wurden die natürlichen Lebensräume der Tiere nach und nach dezimiert.“  

Um die Problematik der Saatkrähen in den Städten aufzulösen, sei es deshalb notwendig, die Lebensbedingungen im umliegenden Außenbereich wieder zu verbessern. Ein erfolgversprechender Weg könnte deshalb auch sein, „den Tieren gezielt Siedlungsräume anzubieten“, schlägt Norwich Rüße vor.

Vergrämungen nur am Markt und im Park

In der katholischen Kirchengemeinde reagiert man inzwischen mit Galgenhumor auf die Krähenplage: Gesehen beim Pfarrfest.. (Foto: P. Gräber - Emscherblog)
In der katholischen Kirchengemeinde reagiert man inzwischen mit Galgenhumor auf die Krähenplage: Gesehen beim Pfarrfest.. (Foto: P. Gräber – Emscherblog)

Die Holzwickeder Verwaltung nahm auch telefonisch Kontakt zur Vogelschutzwarte NRW auf, die als Bereich des Landesamtes für Umwelt, Natur und Verbraucherschutz (LANUV) für die fachliche Beurteilung (z.B. der Populationsentwicklung) zuständig ist. „Nach Einschätzung des zuständigen Kollegen vom LANUV ist das gemeindliche Begehren aussichtslos, da keine Entwicklung zur Veränderung der Gesetzgebung (Bundesnaturschutzgesetz) gesehen wird“, heißt es dazu in der Verwaltungsvorlage.

Dennoch wird es in den nächsten Wochen auch wieder Vergrämungsaktionen im Bereich Marktplatz und Emscherpark geben, wie Umweltbeauftragte Tanja Flormann mitteilte. „Dafür bekommen wir wieder Genehmigungen.“  Anders sieht das im Bereich Hauptstraße und Aloysiusschule aus. „Diesen Bereich schauen wir uns in der kommenden Brutzeit noch einmal genauer an.“ Wenn überhaupt könnten Vergrämungen dann aber erst nächstes Jahr wirksam werden. Die Chance, dass Vergrämungsaktionen dort genehmigt werden, sieht die Umweltbeauftragte jedoch als gering an. „An der Kirche wird nicht vergrämt, da werden wir die Krähen auch an der Aloysiusschule gegenüber nicht wegbekommen.“

Den Fraktionen gefiel das Ergebnis ihrer Resolution natürlich nicht, auch wenn die Antwort nicht unerwartet kam, wie Sprecher Friedrich-Wilhelm Schmidt (SPD) erklärte.  Für den Bürgerblock regte Michael Laux als langfristige Maßnahme an, in dem geplanten Bürgerwald vielleicht auch einige Platanen zu pflanzen, die von den Saatkrähen offenbar als Siedlungsraum bevorzugt werden. Kurzfristig könnten aber auch die Bürger sofort etwas tun und vermeiden, dass Abfälle und Essensreste im Ortskern herumfliegen, die Krähen anlocken.   

Saatkrähen


Peter Gräber

Dipl.-Journalist

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