Nach Behandlung in Diamorphin-Praxis stiehlt Patient (42 J.) ein Paket Eiscreme: Richter stellt Verfahren ein
Die Patienten der Diamorphin-Praxis an der Wilhelmstraße sind nicht nur im Ortsbild von Holzwickede präsent, sondern auch vor dem Amtsgericht in Unna. Jüngster Fall ist der 42 Jahre alte Z. aus Unna.
Direkt nach seiner Diamorphin-Abgabe in der Ambulanz steuerte Z. mittags am 15. August vorigen Jahres den Supermarkt gegenüber an. Dort wird er von einem Ladendetektiv dabei erwischt, wie er mit einer Packung Eiscreme im Wert von etwa fünf Euro den Laden verlassen will. Das Eis hatte der 42-Jährige in sein T-Shirt vor dem Bauch eingewickelt, weil er keinen Rucksack dabei hatte.
Kaum Erinnerung an Tat
An das ganze Geschehen kann sich der schwer Suchtkranke nur bruchstückhaft erinnern. „Eis mag ich eigentlich gar nicht so“, antwortet der Angeklagte kaum hörbar auf Nachfrage des Richters. „Ich esse Eis nur selten.“ Als er von dem Detektiv angesprochen worden sei, war er auch selbst ganz überrascht gewesen, dass er das Eis dabei hatte.
Warum er überhaupt in den Supermarkt gegangen ist? „Für einen Freund, der dort Hausverbot hat“, erinnerte sich der Angeklagte. „Für den sollte ich eigentlich Bier kaufen.“
Seit zwei Jahren täglich zwei Vergaben
Warum er nicht nach dem Praxisbesuch sofort nach Hause gefahren ist? „Weil ich jeden Tag zwei Vergaben bekomme im Abstand von einigen Stunden“, erklärt Z. auf Nachfrage. Seit etwa zwei Jahren bekomme er seine Vergaben in der Praxis. Trotzdem gehe es ihm nicht wirklich gut. „Aber das ist immer noch besser als kriminell zu werden. Das habe ich 20 Jahre lang hinter mir.“
Er könne sich gar nicht mehr daran erinnern, was er mit dem Eis wollte, meint der Angeklagte leise. „Aber es tut mir leid und ich entschuldige mich dafür. Es wird nicht wieder vorkommen.“
„Wie wollen Sie denn verhindern, dass so etwas nicht wieder passiert, wenn Sie sich nicht daran erinnern können, was Sie getan haben?“
– Richter Christian Johann
„Wie wollen Sie denn verhindern, dass so etwas nicht wieder passiert, wenn Sie sich nicht daran erinnern können, was Sie getan haben?“, wundert sich Richter Christian Johann.
Der Richter könnte ein teures Gutachten zur Schuldfähigkeit des offenkundig schwer suchtkranken Angeklagten erstellen lassen. Oder er stellt das Verfahren ein. Er entscheidet sich für die zweite Möglichkeit. Worüber der Angeklagte sichtbar erleichtert ist: „Viel, vielen Dank.“
Diamorphin-Praxis, Diebstahl, Eiscreme
Chris
Diese Praxis ist und bleibt ein Problem im Norden.
Das die ganzen Patienten Hilfe brauchen schön und gut, aber die Zustände im Norden/Lidl/Mäcces/Bushaltestelle und umliegende Firmen sind eine Zumutung. Von Verschmutzung, über Pöbeleien und Kriminalität alles schon gesehen.
Johanna
Ich finde, diese Zitate aus dem Verfahren stellen doch wirklich eindringlich dar, in was für Lebenssituationen sich diese Patienten teilweise befinden. Welcher ach so böse Mensch mit überbordender krimineller Energie stiehlt schon Eiscreme für 5 Euro. Natürlich kann der Diebstahl deswegen nicht hingenommen werden. Aber es besteht überhaupt keine Notwendigkeit, auf einem so kranken Menschen oder anderen wie ihm auch noch rumzuhacken. Und damit meine ich jetzt nicht oder zumindest nicht nur den Kommentar von Chris hier, sondern auch andere Kommentare, die ich im Emscherblog zum Teil zu diesem Thema gelesen habe. Ja, sie scheinen keinen Platz in unserer Gesellschaft zu finden und fallen auch mir manchmal durch ein ungewöhnliches Äußeres auf , aber ich habe noch nicht viel von den so viel beschworenen Verschmutzungen, Pöbeleien, Kriminalfällen etc. gesehen oder mitbekommen. Allerdings bin ich auch nur hin und wieder zum Einkaufen in der Gegend. Trotzdem, ein bisschen mehr Mitgefühl und Verständnis fände ich angebracht. Ich hoffe, dass diese Praxis wenigstens einigen dieser Menschen tatsächlich helfen kann.
Volker
Die Diamorhin-Ambulanz….oder besser MVZ Medikus Unna GmbH
ist eine Firma…. !
mit dem Ziel gegründet, für den Großraum Dortmund die seit Jahren geforderte Diamorphingestützte Behandlung zu realisieren….
In Dortmund wollte man diese GmbH nicht, welhalb sie sich jetzt hier in Holzwickede befindet….
Ich sinniere mal etwas….wenn ich jetzt hier ein Gewerbe anmelde…eine GmbH,
mit dem Zie,l Kunden aus dem Raum Dortmund zu bedienen und diese Kunden sich ausserhalb meiner Räume, aber meiner Gmbh zuzuordnen, benehmen wie die Axt im Walde, was würde dann passieren ?
Ich zähle nur mal auf was ich im Norden Holzwickedes bisher beobachtet habe..
Absetzen von Fäkalien inklusive erbrechen in Bushaltestellen, in privaten Vorgärten, in Hauseingängen, in privaten Garagen, auf Flächen einer Schule sowie eines Kindergartens. Belagern von Bushaltestellen….und ich spreche hier nicht von warten auf den Bus sondern schlichtweg von, aus meiner Sicht sinnlosen verweilen, augenscheinlich weitestgehend verwahrloster Personen, die sich dort betrinken oder sich zu sonstetwas hergeben.
Agressives Betteln, Belästigung des Autoverkehrs, Belästigung von Fußgängern Diebstahl oder deren Versuch in den umliegenden Geschäften….anbieten von Prostitution….und…und…und
Man möge sich vorstellen wie die Gemeindeverwaltung reagieren würde, wenn sich die Kunden anderer Firmen mir gleicher Rechtsform so benehmen würden…
Wäre meine GmbH nach einem Jahr noch hier ?…ich denke nicht… !
Welchen Hintergrund das hinnehmen und Aussitzen solcherlei Zustände seitens der Gemeindeverwaltung hat, ist mir, und wahrscheinlich auch den allermeisten Anwohnern der Gemeinde ein Rätsel…..
Tine
Ich muss Volker da Recht geben und sehe das ähnlich.
Hinter diesen vermeintlichen guten Menschen, die ja nur den armen Bedürftigen helfen verbirgt sich eine große Gelddruckmaschine für die Betreiber.
Die überdies nicht nur in Howi eine Praxis haben.
Ich frage mich da schon, ob es hier nicht einfach möglich sein muss, den Menschen, die ja offensichtlich so „weg geschossen“ werden in dieser „Praxis“, einen Ort anzubieten, indem sie sich in Ruhe hinlegen können o.ä.
Wenn ich jemanden so schwere Drogen verabreichen darf, muss ich doch auch Räumlichkeiten zur Verfügung stellen in denen der Jenige sich wieder besinnen kann.
Aufs Klo gehen oder erbrechen kann ohne das im nächsten Vorgarten zu erledigen.
Sich hinlegen kann und oder soweit betreut wird, dass er gehen kann und darf ohne das er nicht mehr weiß was er tut.
Diesmal war es ja nur Eiscreme, mir fallen noch andere Dinge ein, die man tut, wenn man nicht zurechnungsfähig ist.
Luna
Danke Tine!
Genau meine Gedanken verfasst!
@Volker das Zauberwort für das Hinnehmen und Aussitzen heißt —-Geld—-
Judith
Soweit ich weiß, gibt es diese Ruheräume in der Praxis durchaus, die Menschen werden aber dort nicht festgehalten, sondern dürfen natürlich auch das Gelände verlassen. Ich denke, jedes Verfahren vor Gericht, jede gestellte Anzeige ist richtig, notfalls bei Behinderung des Straßenverkehrs und bei grober Belästigung auch Herbeirufen der Polizei. Nur über Fakten, die durch Offiziell werden dieser „Fälle“ entstehen, gibt es überhaupt eine Handhabe, z. B. gegen die Firma
Tine
Aber jeder Arzt der dich „abschiesst“ muss doch dafür Sorge tragen, dass du halbwegs zurechnungsfähig raus gehst.
Ich hatte vor Kurzem eine Magenspiegelung mit Mini Narkose.
Es ging mir danach sehr gut….ich durfte aber trotzdem nicht am öffentlichen Straßenverkehr teilnehmen und musste eine Person benennen die mich abholt und die nächsten Stunden mein Ansprechpartner ist……
Ich denke oft an die Menschen im Norden wenn ich meine Kinder raus schicke zum spielen.
Meine Tochter hole ich nun immer vom Bahnhof ab und versuche mit den Kindern zu thematisieren, wie man damit umgeht, wenn einen einer anpöbelt oder nicht ansprechbar im Graben liegt
Die Idee jedes Mal aufs Neue die Polizei zu rufen, finde ich gut.
Soviel ich weiß, darf die jemanden der schwer angetrunken oder mit Drogen voll ist nicht einfach weiter ziehen lassen. Da er ja eine sichtliche Gefahr für sich selbst und Andere ist.
Peter Gräber
Ich muss das hier noch einmal ganz deutlich sagen: In einem Interview mit Frau Dr. Harbrink-Schlegel, der Ärztin aus der Diamorphin-Praxis an der Wilhelmstraße, hat diese mir unmissverständlich erklärt, dass die Verantwortung der Betreiber der Praxis für ihre Patienten in dem Moment endet, wenn diese die Praxistür hinter sich schließen. Gleichzeitig betonte die Ärztin, dass kein einziger der Patienten die Praxis benebelt oder schläfrig verlässt. Das Diamorphin (= Heroin) mache auch nicht schläfrig, sondern wirke eher belebend.
Heike HOEVELMANN
Ich verstehe ehrlich gesagt nicht, warum so eine Arztpraxis in unserer ruhigen Gemeinde installiert wurde. Wäre so eine Arztpraxis nicht in und an Orten mit Brennpunkten besser aufgehoben? Die Unruhe war doch vorsehbar.
Jo
Ich verstehe in dieser unfassbaren Debatte eine Menge nicht. Am wenigsten jedoch warum das Justizsystem so ein Verhalten und eine Straftat noch für gut bewertet.
Was gibt es für einen Grund für alle zugedröhnten Artgenossen – oder auch für alle anderen Menschen – demnächst an der Kasse zu zahlen? Diebstahl ist doch nichts schlimmes und wird doch nicht bestraft.
Kann das einer erklären?
Volker
Über den Zustand nach Heroingabe sagt Google :
Ein Konsum von Heroin wirkt beruhigend, betäubend, schmerzlindernd und euphorisierend – sodass Gleichgültigkeit und gehobene Stimmungslage wahrgenommen werden
Irgendwie hört sich das für mich anders an als das, was Frau Dr. Harbrink-Schlegel von der MVZ Medikus Unna GmbH darüber sagt…
Rainer mit ai
Google sagt auch, dass wenn mir Schlecht ist ich Schwanger bin…
Sie müssen bedenken das die Patienten die ihre zugeteilte Dosis dort abholen Dauerkonsumenten sind. Heißt bei den wirkt der Stoff anders bzw. wird anders wahrgenommen als bei Erstkonsumenten. Darauf richtet sich die Beschreibung auf Google nämlich auch aus.
Zudem schrieben sie selber
„… und euphorisierend – sodass Gleichgültigkeit und gehobene Stimmungslage wahrgenommen werden“
Klingt für mich schon so wie es die Ärztin beschrieb.