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Leben im Kreis Unna ist sicher: Niedrigste Kriminalität seit zehn Jahren

Stellten die Kriminalstatistik 2018 vor, v.l.: Peter Schwab (Leiter Kreispolizeibehörde Unna), Frank Kujau (Leiter Direktion Kriminalität) und Landrat Michael Makiolla. (Foto: P. Gräber – Emscherblog)

Die positive Entwicklung der Kriminalität, die NRW-Innenminister Herbert Reul bei der Vorstellung der Kriminalitätsstatistik für das Land NRW feststellen konnte, sieht im Bereich der Kreispolizeibehörde (KPB) Unna (ohne Lünen) „sogar noch erfreulicher aus“, so Landrat Michael Makiolla heute (13. Februar) bei der Präsentation der Statistik für die eigene Behörde. Mit insgesamt 18.174 angezeigten Straftaten im Jahr 2018 (7 % weniger als im Vorjahr) ist die Zahl der angezeigten Straftaten die niedrigste seit zehn Jahren. „Das ist ein tolles Ergebnis und eine gute Nachricht für die Menschen hier. Im Kreis lebt man sicher“, so Landrat Michael Makiolla.

Als Ursachen für die positive Entwicklung, so der Landrat, sei zum einen die allgemeine gute wirtschaftliche Entwicklung. Aber auch die Präventivmaßnahmen und Aktivitäten (z.B. die sehr erfolgreiche Aktion „Senioren helfen Senioren“) sowie die konsequente Ausrichtung der Polizeikräfte auf Schwerpunkte (Wohnungseinbruch, Straßen- und Jugendkriminalität) zeigten Erfolg. Ausruhen will sich die die Polizei darauf nicht, kündigte der Landrat an: Die Ausrichtung auf die bisherigen Schwerpunkte wird beibehalten. Mit der Bekämpfung krimineller Familienclans in NRW kommt noch ein weiteres Element hinzu. „Der Kreis Unna ist zwar nicht mit den Großstädten vergleichbar“, meint Makiolla. „Aber wir haben auch nicht die Illusion, dass hier nichts stattfindet. Wir wissen, dass auch bei uns Personen aus dem Umfeld der Clankriminalität wohnen und tätig sind. Außerdem müssen wir uns auf eine mögliche Verdrängung der Clankriminalität durch die Offensive in den Großstädten einstellen.“  

Holzwickede absolut unauffällig

Aus Holzwickeder Sicht besonders erfreulich an der Kriminalstatistik der KPB: In keinem der erfassten Bereiche ist die Emschergemeinde auffällig. In Holzwickede gibt es lediglich „ab und zu kleinere Serien von Sachbeschädigungen an Fahrzeugen im Umfeld des Flughafens“, Frank Kujau, Leiter der Direktion Kriminalität. „Betroffen sind oftmals Fahrzeuge mit auswärtigen Kennzeichen.“

 Die Kriminalität insgesamt ist in Holzwickede mit 771 Straftaten (-11,78 %) gegenüber dem Vorjahr (874) zurückgegangen. Bis auf Fröndenberg (+8,45 %) ist die Zahl der angezeigten Straftaten aber auch in allen anderen Kommunen rückläufig. Mit einer ebenfalls verbesserten Aufklärungsquote von 51,18 % konnte mehr als jede zweite Straftat geklärt werden.

Die Verteilung der Delikte ist typisch seit Jahren schon: Häufigstes Delikt ist erneut der Diebstahl (37,8 %), gefolgt von Vermögens- und Fälschungsdelikten (17,24 %) und Rohheitsdelikten (15,09 %). Sexualstraftaten (1,07 %) und noch weniger Straftaten gegen das Leben (0,02 %) spielen statistisch kaum eine Rolle im Bereich der KPB.

Fast 60 % weniger Wohnungseinbrüche

Polizei
Die Zahl der Wohnungseinbrüche ging um fast 60 % zurück. Nirgendwo gab es voriges Jahr im Kreis weniger Wohnungseinbrüche als in Holzwickede (insgesamt 16). (Symboldbild: Polizei)

Besonders erfreulich: Die Zahl der Wohnungseinbrüche im Bereich ist im Jahr 2018 um fast 60 % gegenüber dem Höchstwert im Jahr 2015 zurückgegangen. Für Holzwickede weist die Statistik 16 Einbrüche aus, drei weniger (-15,79 %) als im Vergleichsjahr davor. Nirgendwo gibt es weniger Wohnungseinbrüche im Kreis als in Holzwickede (3 %).

Die Straßenkriminalität ist mit insgesamt 5.021 Fällen um mehr als 600 Fälle gegenüber dem Vorjahr (5.633) deutlich zurückgegangen. Für Holzwickede weist die Statistik 234 Fälle von Straßenkriminalität aus: 85 Taten (-26,56 %) weniger als im Vergleichsjahr 2017. Damit hat die Emschergemeinde den stärksten Rückgang aller Kommunen im Kreis an Straßenkriminalität  zu verzeichnen.

Die Zahl der Delikte im Bereich Gewaltkriminalität liegt mit 809 Fällen auf dem Level der vergangenen zehn Jahre. Allerdings konnte die Aufklärungsquote mit 77,01 % deutlich gesteigert werden. In Holzwickede wurden 25 Fälle dieser Kategorie angezeigt – einer weniger als im Jahr 2017. Kleiner Wermutstropfen:

Die Aufklärungsquote ist mit 15,91 % deutlich gesunken, wobei eine Aufklärungsquote von 20 % im Bundesvergleich schon sehr gut wäre. Noch immer ereignet sich auch jeder zweite Wohnungseinbruch am helllichten Tag.

Sexualstraftaten gestiegen – aber auf sehr niedrigem Niveau

Leicht angestiegen, wenn auch auf niedrigem Niveau, und damit weniger erfreulich ist die Zahl der Sexualstraftaten: 194 Taten im Jahr 2018 stehen 152 im Vergleichsjahr davor gegenüber. „Das ist sich nicht schön, aber kein  ernsthaftes Problem“, so Frank Kujau. Denn die Steigerungen gehen auf ein verschärftes Sexualstrafrecht zurück. So wird etwa eine verbale „Anmache“ von Frauen, die früher als Beleidigung geahndet wurde, heute als Sexualstraftat geahndet. Zudem ist die Bereitschaft zur Anzeige von Straftaten in diesem Bereich deutlich gestiegen, wie die Polizei bestätigt. Schließlich spielen auch die sozialen Medien eine Rolle bei der Entwicklung: Erkennbar ist etwa, dass es eine deutliche Steigerung von sexuell eindeutigen Fotos gibt, die an und von Minderjährigen im Netz verschickt werden. „So etwas fällt unter den Straftatbestand des sexuellen Missbrauchs von Kindern“, bestätigt Kujau.

Aber: „Herausragende Fälle von Sexualdelikten gab es nicht.“ Immerhin wurden 26 Fälle von Vergewaltigung bekannt. Jedoch habe es in allen dieser Fälle eine enge Täter-Opfer-Beziehung gegeben. „Wir hatten aber keinen einzigen Fall, wo etwa Frauen auf der Straße überfallen wurden“, so Kujau. „Da die Fälle in diesem Bereich teils schwerwiegend sind, setzen wir alles daran, die Taten aufzuklären.“

Die wenigsten Diebstahlsdelikte seit zehn Jahren

Der Blick auf die Zahlen der Raubkriminalität gestaltet sich wieder freundlicher: Die 157 Fälle im Jahr 2018 sind der zweitbeste Wert im Zehn-Jahres-Vergleich (2017: 185).  In Holzwickede ereigneten sich allerdings mit insgesamt zehn Fällen dieser Art, zwei mehr als im Vergleichsjahr 2017.

Insgesamt ereigneten sich 6.870 Fälle von Diebstahlskriminalität im gesamten KPB-Bereich (2017: 7.742) Das ist der niedrigste Wert seit zehn Jahren. Weniger erfreulich: Mit einer Aufklärungsquote von 21,62 % wurden weniger Fälle aufgeklärt als in den Vorjahren.

Noch viel schlechter ist die Aufklärungsquote bei den Taschendiebstählen. Nur 1,78 % aller 337 Taschendiebstähle in im Jahr 2018 (Vergleichsjahr: 329) konnten aufgeklärt werden.

Deutlich abgenommen hat auch die Zahl der Diebstähle an/aus und von Kraftfahrzeugen:  1.116 Fälle im Jahr 2018 stehen hier 1.330 im Jahr 2017 gegenüber. Mit nur 5 % dieser Fälle gab es nirgendwo weniger im Kreis als in Holzwickede. Konkret wurden hier 56  Fälle bekannt. Das sind 20 weniger (-26,32%)  als im Jahr davor. Allerdings ist der Diebstahl von zumeist hochwertigen Autos leicht gestiegen, wo die komfortable Keyless-Go-Ausstattung den Autodieben die Arbeit erleichtert. Hier empfiehlt die Polizei den Autoschlüssel in abgeschirmten Etuis aufzubewahren.

Betrug an älteren Menschen deutlich gestiegen

Die Betrugskriminalität ist mit 2.311 Fällen ebenfalls rückläufig und rekordverdächtig niedrig. Allerdings gilt es die Statistik zu interpretieren: So weist sie beim  Betrug zum Nachteil von älteren Menschen nur 17 Fälle aus (Vorjahr: 320)  Tatsächlich die Zahl dieser Fälle weiter deutlich auf 589 Fälle gestiegen. Der Grund für diese Diskrepanz: Die Erfassung der Daten wurde geändert. So gilt als Tatort bei diesen Fällen neuerdings der Wohnort des Täters. Dieser ist jedoch vielfach unbekannt. Der Blick in die Eingangsstatistik, die die Opfer erfasst, zeigt: Es gibt 269 Betrugsfälle zum Nachteil älterer Menschen mehr als im Vorjahr im Bereich der KPB. „Die Opfer sind längst nicht alles senil“, räumt Kujau mit einem Vorteil auf. „Die Opfer sind häufig Menschen, die noch mitten im Leben stehen und etwa ein Unternehmen leiten.“ Das zeigt, wie überzeugend die Betrüger vorgehen. Am häufigsten wird den Opfern dabei vorgegaukelt, dass sie es mit Amtspersonen (Polizisten oder Staatsanwälten) zu tun haben. Im konkreten Fall konnten die Täter sich so schon mehrere Hunderttausend Euro von einem einzigen Opfer erschleichen.

Allein in Holzwickede gab es 41 solcher Fälle im Jahr 2018 – 17 mehr als im Jahr davor (+ 70,83 %)

Peter Schwab, Leiter der Kreispolizeibehörde, kann nur warnen: „Die Polizei ruft niemals unter der Nummer 110 an.  Wenn jemand Zweifel hat oder misstrauisch ist, bitte unbedingt bei uns rückfragen.“

Rauschgiftdelikte gestiegen

Die Zahl der Rauschgiftdelikte ist auf 966 Fälle (2017: 814) gestiegen, was mit der gestiegenen Aufklärungsquote von 90,79 % erklärbar ist. Nach monatelangen Ermittlungen konnten gegen eine Tätergruppe in Schwerte Haftbefehle erwirkt werden. Einem einzelnen Straßenverkäufer konnten Rauschgiftabgaben an etwa 300 Personen nachgewiesen werden. Unter den Abnehmern waren auch 41 unter 18 Jahren. Schließlich konnten einem polnischen Täter 500 Gramm Kokain  sichergestellt werden.

Insgesamt beschlagnahmte die Polizei im Jahr 2018  24.075 g Marihuana (2017: 15.515 g), 183 g Haschisch (472 g), 1.754 g Amphetamine (4.056 g), 870 g Kokain (611 g), 5 g Heroin (24 g), 749 Stück Ecstasy (13.187 Stück) sowie 31.021 Euro Bargeld (20.182 Euro)

Von wem wurden die Straftaten verübt?

Die Altersstruktur der Tatverdächtigen zeigt, dass Jugendliche im Alter von 14 bis 17 Jahren mit 9,65 % deutlich überrepräsentiert sind im Vergleich zu ihrem Bevölkerungsanteil (3,98 %). Das gleich gilt für die Heranwachsenden im Alter von 18 bis 20 Jahren, deren Anteil an Straftaten 9,36 % ausmacht, an der Bevölkerung jedoch nur 3,24 %.

Die Gesamtstraftaten von Kindern, Jugendlichen und Heranwachsenden ist auf insgesamt 2.894 Taten (+241) deutlich gestiegen (2017: 2.257).

Tatverdächtige nach Nationalitäten

73,9 % der Täter sind Deutsche, nur gut ein Viertel aller Täter sind Ausländer (25,5 % ) sowie 0,1 % staatenlos (0,5 % ungeklärt), wobei im Bereich der KPB 307 469 Einwohner leben (ohne Lünen). Unter den straffällig gewordenen Ausländern sind die wenigsten Flüchtlinge. Vielmehr stellt die ausländische Bevölkerungsgruppe, die schon lange hier lebt, den größten Anteil: 4,5 % der Straftäter sind Staatsbürger der Türkei, gefolgt von den Rumänen (22,6 %), den Polen (2,4 %), Syrern (1,9 %), Serben (1,1 %) Marokkanern (1 %) und sonstigen (11,9 %).   

Die Menschen, die in der Flüchtlingskrise zu uns gekommen sind, sind aus Sicht der Polizei absolut unauffällig. Sofern sie überhaupt an Straftaten beteiligt sind, handelt es sich zumeist um Körperverletzungs-, Dieb stahls-, Vermögendelikte, Hausfriedenbruch. Sexualstraftaten spielen statisch gar keine Rolle, nach Angaben der Polizei. „Wir haben auch gar keine Probleme mit jugendlichen Straftätern aus Nordafrika, die ja nach den Vorfällen in der Silvesternacht in Köln besonders im Fokus standen“, bestätigt Frank Kujau.


Peter Gräber

Dipl.-Journalist

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