Heinrich Schlinkmann (BBL): „Brauchen keine neuen Straßen, sondern Verkehrswende“
Die Entscheidung für die geplante Ostumgehung (L 677n) in Holzwickede ist zwar längst gefallen. Der Bau der Straße wird lediglich noch durch vier anhängige Anwohnerklagen verzögert. Die öffentliche Diskussion in Holzwickede um die Ostumgehung ist aber nach wie vor im Gange, wie auch die Reaktionen auf einen Leserbrief des Grünen-Ratsmitgliedes Uli Bangert zeigt. In diese Diskussion mischt sich nun auch Heinrich Schlinkmann ein. Nach Ansicht des Sprecher des Unabhängigen Bürgerblocks braucht Holzwickede keine neuen Straßen, sondern eine Verkehrswende. Auch fehle in Holzwickede ein schlüssiges Verkehrskonzept.
Der Bürgerblock ging vor 32 Jahren aus einer Bürgerinitiative hervor, um politisch den Kampf gegen die geplante, sogenannte Ostumgehung aufzunehmen, erinnert Schlinkmann. Die Straße würde also auf der Grundlage von Daten gebaut, die Jahre zurückliegen. „Auch wenn die Straße nur noch juristisch verhindert werden kann, stellt sich gerade heute angesichts der zunehmenden Debatte über Klimaschutz und Verkehrswende die Frage, ab ein Straßenbauwerk dieser Dimension überhaupt noch vertretbar ist und welchen Nutzen es für Holzwickede bringt“, so Heinrich Schlinkmann.
Ostumgehung löst „hausgemachte“ Probleme nicht
Die Argumente, die der BBL-Sprecher gegen die Ostumgehung anführt, sind allerdings ebenso alt wie die Daten der Planung: Die Ostumgehung greife erheblich in die Natur ein, „indem sie den Grüngürtel Schöne Flöte von dem Ort abschneidet“. Ihr Nutzen für den innerörtlichen Verkehr sei „fragwürdig“. Die Verkehrsplaner hätten auch damals schon festgestellt, dass die Verkehrsprobleme „hausgemacht“ seien, also durch Ziel- und Quellverkehre, weniger durch Durchgangsverkehr ausgelöst würden. Deshalb diene die Ostumgehung auch mehr dem überörtlichen Verkehr als Umleitungsstrecke der Autobahnen zwischen dem Westhofener Kreuz und dem Kreuz Unna-Ost, was „Zielrichtung der Landesplaner“ sei.
„Sicherlich wird die Nordstraße durch die Ostumgehung entlastet“, räumt der BBL-Sprecher ein. „Aber nicht in einem Maße, wie es sich viele erhoffen. Auch hierzu liegen konkrete Zahlen vor. Auf der anderen Seite entstehen Mehrbelastungen auf den Straßen, welche die sog. Ostumgehung anbinden sollen.“ Heinrich Schlinkmann wirft dem Gemeinderat deshalb Konzeptlosigkeit vor: „Bis auf die Montanhydraulikstraße, deren Ausbauplanung in der letzten Ratssitzung angestoßen wurde, gibt es hierzu im Rat kein Konzept. Soll der Verkehr etwa über die Opherdicker Straße fließen, an Grundschule und Schulzentrum vorbei, oder über die Stehfenstraße? Welche Auswirkungen hätte dies auf die Kreuzung Nord-/Stehfenstraße? Fragen, die bisher, verantwortungslos, unbeantwortet bleiben. “
Schlüssiges Verkehrskonzept fehlt
Schlinkmann kritisiert weiter: „In Holzwickede mangelt es an einem schlüssigen Verkehrskonzept.“ So sein mögliches großes Neubaugebiet auf dem Feld an der Hauptstraße seinerzeit mit Hinweis auf die innerörtliche Verkehrslage verworfen worden. Ein anderes, weiter westlich auf gleicher Höhe gelegenes Neubaugebiet (die ehemalige Emscherkaserne), für das täglich 1.400 zusätzliche Verkehrsbewegungen auf der Sölder Straße prognostiziert werden, sei dagegen beschlossen worden ohne die Ostumgehung, also ohne Lösung des vermeintlichen Verkehrsproblems.
Nach Ansicht des BBL-Sprechers sollte deshalb das Arbeitsziel des Gemeinderates in der neuen Legislaturperiode sein, „eine Verkehrswende herbeizuführen, beginnend in den Köpfen der Entscheidungsträger“, so Schlinkmann. „Mit neuen, leistungsfähigen Straßen kann diese aber nicht gelingen.“
Bisher seien von der überwiegenden Zahl der Ortspolitiker nur Durchhalteappelle gekommen wie „Wenn wir erst einmal die Ostumgehung haben….“, meint Heinrich Schlinkmann. „Aus Sicht des Bürgerblocks wurde damit wertvolle Zeit vertan, den Verkehr in Holzwickede sinnvoll zu ordnen bzw. dem Umweltgedanken und den Klimazielen gerecht zu werden.“