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Gutachten zeigt dramatische Entwicklung: Förderschulen im Kreis Unna werden ab 2016 verschwinden

Dr. Heinfried Habeck, Institut für Schulentwicklungsforschung (IfS) Technische Universität Dortmund
Dr. Heinfried Habeck, Institut für Schulentwicklungsforschung (IfS) Technische Universität Dortmund

Im Mittelpunkt der Sitzung des Ausschusses für Schule, Sport, Kultur und Städtepartnerschaften am Mittwochabend stand ein mündlicher Bericht von Dr. Heinfried Habeck von der Universität Dortmund zur Schulentwicklungsplanung der Förderschulen im Kreis Unna.  Dr. Habeck hat im Auftrag des Kreises die Situation der insgesamt zehn Förderschulen im Kreis Unna vor der Hintergrund der Inklusion untersucht. Die Aussagen des Gutachters beziehen sich aber auf die so genannten Förderschulen L, die von Kindern und Jugendlichen besucht werden, die emotionale, soziale und/oder Lerndefizite haben. Die Karl-Brauckmann-Schule in Holzwickede ist keine Förderschule L und damit nicht betroffen.

Karl-Brauckmann-Schule ist keine Förderschule L

Die Zukunft der zehn Förderschulen L sieht dagegen düster aus, wie der Gutachter darlegte. Werden der Kreis Unna bzw. die Kommunen nicht aktiv, wird es in wie Jahren keine einzige dieser Förderschulen mehr geben, so die kategorische Aussage Dr. Habecks. Für diese  dramatische Veränderung gibt es mehrere Gründe, so der Gutachter:

  • sinkende Schülerzahlen aufgrund der allgemeinen demografischen Entwicklung
  • verändertes Wahlverhalten der Eltern bei der Schulwahl
  • die UN-Behindertenrechtskonvention, nah der das gemeinsame Lernen der Regelfall sein soll
  • eine vom Land festgelegte Mindestschülerzahl, die keine Ausnahmen mehr zulässt. Danach muss jede Förderschule mindestens 144 Schüler haben, jede Sek 1 einer Förderschule muss mindestens 112 Schüler haben. Eine Förderschule Sprache muss mindestens 55 Schüler in der Primarstufe haben.

Das Zitat

Nur von den Zinsen, die das Land NRW für seine Schuldenlast bezahlt, könnte man jeden Tag zwei neue Schulen bauen“

Dr. Heinfried Habeck, Institut für Schulentwicklungsforschung der Technischen Universität Dortmund

Die Konsequenz aus dem Erlass zur neuen Mindestschülerzahl sind „dramatisch“, so Dr. Habeck im Schulausschuss: „Mit einem Federstrich verschwinden damit zwei Drittel aller Förderschulen des Landes ab 2015 bis zum Jahr 2020.“  Formal sei es zwar richtig, dass das Land NRW selbst keine einzige Förderschule schließen wird. „Aber das Land macht eine solche Verordnung“, die zur Schließung der Förderschulen führt.

Zusammenschließen oder verschwinden

Der Kreis und die Kommunen haben nach Darstellung des Gutachters keine Wahl: „Entweder zusammenschließen oder es gibt gar keine Förderschulen mehr.“ Abwarten und nichts tun werde zum unwiderruflichen aus aller Förderschulen im Kreis Unna führen. Ein Zusammenschluss sei alternativlos. „Es geht nur noch um die Frage des Standortes.“

Aufgrund seiner Untersuchung, die in enger Abstimmung mit der Bezirksregierung, dem Kreis, den Kommunen und den betroffenen Schulen erfolgt ist, empfiehlt der Gutachter:

  • Für den Südkreis sei die Harkort-Schule in Unna der günstigste Standort. Die Schulen in Fröndenberg, Schwerte und Kamen laufen aus.
  • Für den Nordkreis sei die Friedrich-Ebert-Schule in Lünen der günstigste Standort. Die Schulen in Bergkamen, Selm und Werne laufen aus.

Die so zusammengelegten Förderschulen hätten dann zumindest mittelfristig Aussicht auf Weiterbestand.

Die Förderschule Sprache ließe sich auf zwei Teilstandorte in Fröndenberg und Bergkamen-Rünthe verteilen und auf diese Weise bis zum Jahr 2020 erhalten. Danach liefen dann auch diese Teilstandorte langsam aus.

Förderschulen, Gutachten, Schlentwicklung


Peter Gräber

Dipl.-Journalist

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