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Ein Bücherzelt wie dieses kann der Verein "Wir für Holzwickede" auf dem kommenden Weihnachtsmarkt nicht mehr anbieten. Stattdessen werden Bücher aus der Garage neben dem Ärztehaus am Markt verkauft. (Foto: P. Gräber - Emscherblog)

Gemeinde düpiert das Ehrenamt

Ein Bücherzelt wie dieses kann der Verein "Wir für Holzwickede" auf dem kommenden Weihnachtsmarkt nicht mehr anbieten. Stattdessen werden Bücher aus der Garage neben dem Ärztehaus am Markt verkauft. (Foto: P. Gräber - Emscherblog)
Der Verein „Wir für Holzwickede“ wird in diesem Jahr nicht auf dem Holzwickeder Weihnachtsmarkt vertreten sein: Das Foto zeigt das Bücherzelt des Vereins auf dem Weihnachtsmarkt im Jahr 2019. (Foto: P. Gräber – Emscherblog)

In diesem Jahr wird der Verein „Wir für Holzwickede“ 25 Jahre alt. Ausgerechnet im Jubiläumsjahr wird der Verein von der Gemeinde düpiert. Dabei kam der Anstoß zur Gründung dieses Vereins seinerzeit von der Gemeinde selbst, genauer gesagt: der damaligen Bürgermeisterin Margret Mader. Ziel des Vereins war und ist es seitdem, die bedürftigsten und schwächsten Menschen in Holzwickede durch ehrenamtlichen Einsatz zu unterstützen, die Emschergemeinde etwas menschlicher zu machen. Dazu unterstützt der Verein die ärmsten Kinder und Senioren mit Zuschüssen zu Mittagessen in der Schule, bei Ausflügen und Ferienfahrten oder zum Jahreswechsel mit einem kleinen Weihnachtsgeld von 30 Euro oder 40 Euro, das nicht gleich wieder von der offiziellen „Stütze“ abgezogen wird.

Seine selbstgewählten Aufgaben finanziert der Verein größtenteils durch Spenden. Etliche Privatpersonen, auch Betriebe und Initiativen kennen die ehrenamtliche Arbeit und Bedeutung des Vereins und unterstützen ihn mit ihren kleinen und großen Zuwendungen. Zu einem nicht unwichtigen Teil finanziert sich der Verein aber auch aus den Erlösen eigener Aktivitäten, wie dem Verkauf gebrauchter Bücher an Büchertischen oder auf dem Weihnachtsmarkt.

Bücherzelt wird es zum Weihnachtsmarkt nicht geben

Diese Aktivitäten fallen den Ehrenamtlichen immer schwerer.  Wie in vielen anderen Vereinen auch, sind die Mitglieder auch im Verein „Wir für Holzwickede“ immer älter und weniger geworden. Die verbliebenen Aktiven, zumeist Frauen, haben immer größere Probleme, die schweren Bücher zu schleppen und Verkaufstische aufzubauen, weshalb es von diesen auch immer weniger gibt.

Eine letzte, besonders wichtige verbliebene Aktivität ist das Bücherzelt auf dem Holzwickeder Weihnachtsmarkt, das zu diesem seit 25 Jahren gehört wie das Christkind zur Bescherung.

Doch in diesem Jahr wird es kein Bücherzelt auf dem Holzwickeder Weihnachtsmarkt geben. Warum?

Die Antwort sagt viel über die Entwicklung dieser angeblich so unkommerziellen Veranstaltung, ja dieser ganzen Gemeinde aus: Schon monatelang im Vorfeld hatte der Vorstand des Vereins in der Gemeindeverwaltung angefragt, ob der Baubetriebshof die Ehrenamtlichen beim Aufbau des Bücherzeltes auf dem Weihnachtsmarkt unterstützen könnte.

„Wir für Holzwickede“ bat vergeblich um Unterstützung

Die Antwort der Gemeindeverwaltung müsste alle, die seit Jahren überlegen, wie man das Ehrenamt in der Gemeinde honorieren und fördern kann, vor Scham im Boden versinken lassen: Die 200 Euro, die von der offenbar völlig verarmten Gemeinde für ihre Unterstützung verlangt wurden, hätte der Vorstand von „Wir für Holzwickede“ sogar noch schweren Herzens aus dem Topf mit den gesammelten Spenden für die Kinder und Senioren abgezweigt. Doch auf eine verbindliche Zusage der Hilfe wartete der Verein bis zur Stunde vergeblich.

Deshalb wird der Verein „Wir für Holzwickede“ in diesem Jahr nicht auf dem Holzwickeder Weihnachtsmarkt vertreten sein. Das ist leider sicher. Denn selbst wenn es noch eine Zusage auf Unterstützung durch die Gemeindespitze gäbe, ließe sich der Bücherverkauf für den Verein so kurzfristig nicht mehr organisieren.

Um es einmal geradeheraus zu sagen: Das ganze Gerede im Rathaus von der Stärkung und Anerkennung des Ehrenamtes kann man sich eigentlich sparen. Eine Gemeinde, die so agiert, braucht auch keinen Ehrenamtstag mehr. So viele Getränke können die Ratsmitglieder nämlich gar nicht schleppen, um diese Missachtung ehrenamtlichen Engagements wieder gutzumachen.

Wir für Holzwickede


Peter Gräber

Dipl.-Journalist

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