So geht Naturschutz heute: Paul-Gerhardt-Schule erhält Umweltpreis
Die Kinder der Paul-Gerhardt-Schule, das Kollegium und natürlich auch die Eltern sind stolz wie Oskar: Die kleine Grundschule in Hengsen ist für ihre Bienen-Webcam von der Bezirksregierung Arnsberg mit dem 1. Preis im Wettbewerb „Naturschutz digital“ ausgezeichnet worden.
Es gibt Projekte, da würde man als Erwachsener am liebsten noch einmal die Schulbank drücken. Der Lehrbienenstand der Paul-Gerhardt-Schule ist so ein tolles Projekt. Anfangs mochten manche Schulleiter Magnus Krämer vielleicht für etwas verrückt gehalten haben, als der Pädagoge und Hobby-Imker mit der Idee zum Lehrbienenstand an sie herantrat. Doch seit zwei Jahren beobachten, hegen und pflegen die Kinder der kleinen Grundschule in Hengsen ihre eigenen Bienen. Es gibt eine voll ausgestattete Schul-Imkerei, die überwiegend von den Kindern betrieben wird und wohl keinen mehr im Umfeld der Schule, der nicht begeistert und überzeugt von dem einzigartigen Projekt ist. Im ganzen Regierungsbezirk Arnsberg gibt es wohl keinen zweiten Schulbetrieb, der Bienenvölker beheimatet.
Schulbienen liefern 30 bis 40 Kilogramm besten Honig
„In diesem Jahr waren schon vier Kindergärten aus Holzwickede wegen der Bienen bei uns zu Besuch“, berichtet Magnus Krämer. „Und auch aus Dortmund gibt es schon Anfragen.“ Der Lehrbienenstand eignet sich hervorragend, um die pädagogische Arbeit spannender zu machen und die Kinder für den Naturschutz zu interessieren. In der Schule gibt es inzwischen auch eine Wachs-Werkstatt, in der die Kinder Kerzen drehen und Anderes aus Wachs basteln. „Wir haben natürlich auch eine Honigküche“, erklärt Magnus Krämer. „Den Honig verschenken oder verkaufen wir“, erklärt Magnus Krämer. Immerhin 30 bis 40 Kilogramm besten Honig liefern die beiden Bienenvölker der Schule das Jahr über – zu wenig, um die gesamte Nachfrage zu befriedigen. Denn die kleine Grundschule verkauft einen Teil ihrer Honigernte auf dem Schulbasar oder am eigenen Stand auf dem Weihnachtsmarkt (28.-30.11.) in diesem Monat. „Für die Honiggläser haben wir sogar ein eigenes Etikett entworfen“, meint der Schulleiter stolz.
Der Lehrbienenstand der Paul-Gerhardt-Schule gehört mittlerweile auch zum Netzwerk „Bienen machen Schule“ und ist unter der Adresse
http://www.bienen-schule.de/schule/schulenetz/schule.visitenkarte/index.html?id=6990
für alle Interessierten im Internet zu finden.
Dank engagierter Helfer hat die Installation der Webcam die Schule keinen Cent gekostet
Die Bienenvölker stehen etwa 60 bis 70 Meter hinter der Schule in unmittelbarer Nachbarschaft der schuleigenen Obstwiese am Standortübungsplatz in Hengsen. Wer die Bienen sehen will, muss also jedes Mal diesen Weg nehmen. „Es wäre doch schön, wenn wir eine Webcam hätten“, dachte sich Magnus Krämer. Dann könnten die Kinder die Bienen noch besser beobachten, sogar direkt in der Schule. Doch die Umsetzung dieser Idee erwies sich als gar nicht so einfach.
Zum Glück konnte sich die Schule wie immer auf ihre engagierten Eltern und Sympathisanten aus der Gemeinde verlassen. Drei Väter waren besonders angetan von der Idee mit der Webcam. Dirk Walter, Stefan Diercks und Jürgen Thöne trafen sich mit Magnus Krämer und machten sich an einem Samstag an die Arbeit: Gemeinsam verlegten sie etliche Meter Kabel, richteten die Webcam direkt am Bienenstand ein, programmierten die Software dazu und brachten die Bilder ins weltweite Internet. „Allerdings mussten wir mit dem Kabel einige Baumwipfel überqueren“, erklärt Magnus Krämer. „Das war ein Problem. Denn mit der Leiter wäre das zu gefährlich gewesen.“ Doch auch diese Hürde wurde genommen: Die Liesegang stellte kostenlos einen Hubsteiger zur Verfügung, mit dem das Kabel gefahrlos in luftiger Höhe zur Webcam verlegt werden konnte. Magnus Krämer staunt noch immer: „Ohne das Engagement einiger Eltern und interessierter Bürger hätten wir das nie geschafft. Auch die Gemeinde hat uns unterstützt. Für die Installation der Webcam haben wir so keinen Cent zahlen müssen. “
Kinder können das Verhalten der Bienen jetzt noch besser beobachten
Die Kinder können ihre Bienen am Flugloch jetzt ganz genau beobachten, wie sie Pollen bringen, eine Hummel wegschubsen oder auch mal eine Hornisse bekämpfen – wenn sie wollen auch in den Ferien. Die Webcam filmt das Flugloch der Bienen und ihr munteres Treiben in Echtzeit. Im Eingangsbereich der Schule läuft der Film auf einem Großbild und macht die Kinder stolz auf ihre Schulbienen.
Auch auf der Homepage der Schule (www.pgs-holzwickede.de) ist der Stream eingebunden und kann von allen Interessierten jederzeit online eingesehen werden (s. Hinweis unten). Und die Gemeinde möchte die Bienen-Webcam der Schule ebenfalls noch auf ihrer Homepage verlinken.
Erstaunlich: Auch um diese Jahreszeit fliegen die Bienen noch, wenn auch seltener. „Irgendetwas blüht ja immer“, meint Magnus Krämer. „Diese Woche war ja noch richtig tolles Wetter. Da waren ständig so etwa 50 Bienen am Flugloch“ Zwar sammeln die Bienen jetzt kein Nektar mehr, dafür aber Pollen. „Oder sie machen Reinigungsflüge. Erst wenn es dann sehr kalt wird, hören sie ganz auf zu fliegen und bleiben im Stock.“ So ein Bienenvolk besteht aus 30- bis 40.0000 Bienen. Im Winter sind es weniger, so etwa 12- bis 15.000 Bienen.
Preisverleihung bei der Bezirksregierung Arnsberg
Im Frühjahr will der Schulleiter gemeinsam mit der örtlichen NABU-Gruppe auch noch Nistkästen für Vögel aufstellen am Bienenstand aufstellen und eine Webcam anbringen. „Dann können die Kinder auch mal ins Innere eines Nistkastens blicken.“ Bei den Bienen ist das natürlich nur schlecht möglich. „Wir konnten aber auch keine Webcam im Stock anbringen“, weiß Magnus Krämer. „Die Bienen hätten sofort alles mit Wachs überzogen und zugekittet.“
Zur Preisverleihung in Arnsberg reiste Magnus Krämer am Montag dieser Woche mit einigen Kindern der Paul-Gerhardt-Schule an. Sichtlich stolz nahmen sie ihre Auszeichnung aus den Händen von Regierungspräsident Dr. Gerd Bollermann entgegen.
Die Jury hatte bei der 5. Auflage des Naturschutzpreises die Qual der Wahl. Aus 19 starken Beiträgen wählte sie fünf Erst- und vier Zweitplatzierte aus, die jeweils 1.350 beziehungsweise 500 Euro als Prämie erhielten. Insgesamt hatte das Ministerium für Klimaschutz, Umwelt, Landwirtschaft, Natur- und Verbraucherschutz erneut 10.000 Euro als Preisgeld zur Verfügung gestellt. Mit der nunmehr 5. Preisverleihung sei es gelungen, „das moderne Gesicht des Naturschutzes“ zu zeigen. Die ausgezeichneten Projekte seien ein Beleg dafür, dass es sowohl dem amtlichen wie auch dem ehrenamtlichen Naturschutz gelinge, mit den Entwicklungen bei den digitalen Informations- und Kommunikationstechnologien Schritt zu halten, so Dr. Bollermann.
Begründet hat die Jury die Preisvergabe an die Paul-Gerhardt-Schule so: „Schülerinnen und Schüler erfahren über die Bienen-Webcam Wissenswertes und Interessantes über Bienen. Deren Rolle in der Natur wird in moderner Weise dargestellt. (…) Die Bienen-Webcam macht viele Menschen auf dieses spannende Thema aufmerksam. So würden Naturschutzhemen über zeitgemäße digitale Medien vermittelt – im Einklang mit dem pädagogischen Lehrauftrag.
Hinweis zum Link der Webcam: Die Nutzung des Videostreams vom Flugloch der Bienen ist leider zurzeit noch etwas umständlich, räumt Schulleiter Magnus Krämer ein. Nutzer müssen die kostenlose Freeware Java auf ihrem Computer installiert haben. Auf der Homepage der Schule (www.pgs-holzwickede.de) müssen sich Besucher über den Unterlink „Schulimkerei“ zur „BienenCam“ durchklicken. Dann wird ein (nicht geheimes) Passwort abgefragt. Es lautet „1-2-3-4“. Danach können die Schulbienen an ihrem Flugloch beobachtet werden.
Bienenstand, Paul-Gerhardt-Schule, Umweltpreis
Petra
Ein wunderbares Projekt, kreativ, anregend – bringt uns alle Natur und Umwelt und lassen
uns über Nachhaltigkeit nachdenken.
Vor allem der wirklich respektvolle Umgang miteinander wird an der
Paul-Gerhardt-Schule praktiziert und weitergegeben.
Herzlichen Glückwunsch – mit der Bitte – weiter so!