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Die Sanierung des Nichtschwimmerbeckens im Freibad Schöne Flöte mit einem Edelstahlbecken wird ebenfalls nicht gefördert. Die Sanieungskosten von annähernd einer Mio. Euro wird die Gemeinde über ihren Bäderbetrieb komplett selbst finanzieren müssen. (Foto: P. Gräber - Emscherblog)

Freibad Schöne Flöte soll Edelstahlbecken erhalten: Kosten von mindestens 825.000 Euro

Für die Untersuchung ist das GFK-Becken an mehreren Stellen geöffnet worden: Das Nichtschwimmerbecken soll durch ein Edelstahlbecken ersetzt werden. (Foto: P. Gräber - Emscherblog)
Für die Untersuchung ist das GFK-Becken an mehreren Stellen geöffnet worden: Das Nichtschwimmerbecken soll durch ein Edelstahlbecken ersetzt werden. (Foto: P. Gräber – Emscherblog)

Der Betriebsausschuss der Gemeinde hat in seiner Sitzung am Montagabend (31.8.) den Neubau des Nichtschwimmerbeckens im Freibad Flöte in Edelstahl auszuführen und Fördermittel aus dem „Investitionspakt zur Förderung von Sportstätten“ des Landes zu beantragen.  Die Sanierung mit einem Edelstahlbecken wird so teuer wie befürchtet und mindestens 825.000 Euro (netto) kosten. Ob es Fördermittel vom Land gibt, ist noch völlig offen.

In der Sitzung gestern Abend hatte Architekt Ben Borgmann, der die Sanierung des Freibades schon länger begleitet, den bisherigen Sachstand referiert. Bekannt ist, dass das alte Becken aus GFK schon seit vielen Jahren insbesondere aufgrund auftretender Osmosebildung Probleme macht. Praktisch vor jedem Saisonstart musste das Becken deshalb zumeist in Eigenleistung repariert werden.  Unmittelbar vor Saisonstart in diesem Jahr trat dann ein langer Riss auf, der durch das ganze 25 m-Nichtschwimmerbecken verläuft.

Edelstahlbecken im Prinzip alternativlos

Nach Aussage aller Fachleute ist das GFK-Becken nicht mehr zu sanieren und muss ersetzt werden. Unter den in Frage kommenden Neubaulösungen ist ein selbsttragendes Edelstahlbecken zwar teuer, aber dennoch die preiswerteste Lösung. Nach Darstellung des Architekten würden andere Varianten noch deutlich teurer, da wesentlich umfangreichere Vorarbeiten notwendig wären.

Zur Abschätzung des Sanierungsaufwandes und der Kosten wurden an verschiedenen Stellen im vorhandenen GFK-Becken Öffnungen vorgenommen. Allerdings handele es sich bisher nur um „Probeöffnungen für eine Erstanalyse“, wie Borgmann betont. Für eine endgültige Aussagen müsste der komplette Beckenboden freigelegt werden. Zusätzlich sollten auch noch chemische Analysen der verbauten Materialien durchgeführt werden.

Soweit sich das bisher sagen lässt, ist die bei den Probeöffnungen vorgefundene „homogene Schicht aus Kies und Schotter ganz okay“, so der Architekt. Darunter ist man auf eine etwa 10 cm dicke Schicht aus Asche und schließlich auf den alten gefliesten Beckenboden gestoßen. Dieser Aufbau dieses Untergrundes, so Borgmann, biete nicht viele Chancen für eine andere Sanierung als mit einem Edelstahlbecken, das praktisch selbsttragend ist.

Edelstahl bietet viele Vorteile

Außerdem biete ein Edelstahlbecken entscheidende weitere Vorteile:

  • Es ist ein schneller Bauablauf möglich, wegen des hohen Vorfertigungsgrades;
  • Das Becken ist aus einem Werkstoff und dicht verschweißt;
  • Es ist sehr leicht zu reinigen und zu pflegen;
  • Es gibt keine Dehnungs- oder Frostprobleme wie bei anderen Lösungen;
  • Edelstahlbecken haben eine lange Lebensdauern. Es sind auch schon 50 Jahre alte Edelstahlbecken bekannt;
  • Das Beckenmaterial lässt sich wiederverwenden, sollte doch irgendwann einmal ein Rückbau nötig sein;

Schon aus Kostengründen soll das Nichtschwimmerbecken in seiner aktuellen Form erhalten bleiben. Um die Bahnlänge von 25 m erhalten zu können, muss die Beckenbreite um vertretbare 20 cm verringert werden. Dennoch soll es künftig statt vier insgesamt fünf Schwimmbahnen geben. Erreicht wird das durch die Verlegung der breiten Einstiegstreppe auf die andere Seite des Beckens und den Wegfall der Sprudelliegen, die viel Beckenvolumen „fressen“. Damit kann dann auch der gelbe Zylinder im Beckenumgang (Kompressor mit Seitenkanalverdichter) entfallen.

Das neue Becken wird auch eine wesentlich komfortablere Beckenhydraulik erlauben und damit eine bessere Wasserqualität ermöglichen. Für die Neukonstruktion des Edelstahlbeckens muss der gesamte Pflasterbereich rund um das Becken samt Entwässerungsrinne der Beckenumgänge aufgenommen werden. Der Architekt empfiehlt deshalb auch eine neue Plattierung der gesamten Beckenumgänge samt Rinnenausbildung und neuer Sitzmöglichkeiten. Auch die Installation neuer Außenduschen sowie eine überdachte Umkleidemöglichkeit direkt am Becken ist vorgesehen.

Kostenschätzung mit vielen Fragezeichen

Die Kosten werden durch den Architekten auf mindestens 825.000 Euro (netto) veranschlagt. Enthalten sind darin das neue Becken und alle flankierenden Maßnahmen wie Abbrucharbeiten, Verrohrung, Pumpen, Tiefbauarbeiten, Kosten für Ingenieurs- und Architektenleistung sowie Abrissplanung usw.

Noch nicht enthalten sind Kosten für bisher nicht absehbare Leistungen und Aufwendungen wie Entsorgungskosten.  Seine Kalkulation sei zwar mit einem Puffer versehen, wie Borgmann einräumte. Doch eine Sanierung im Bestand sei immer mit Risiken verbunden. Insofern kann die Sanierung auch durchaus noch teurer werden.

„Das Nichtschwimmerbecken ist das Herzstück des Freibades
und das Herz muss weiter schlagen.“

Manfred Matysik (SPD)

Ob überhaupt Fördermittel vom Land zu bekommen sind und wenn ja in welchem Umfang, ist derzeit noch völlig offen. Sicher ist nur der große Zeitdruck bei der Antragstellung.

Geplant ist, dass das Edelstahlbecken zum Saisonstart nächstes Frühjahr zur Verfügung steht. Damit dieses sehr ehrgeizige Ziel erreicht werden kann, müsste der Förderantrag bis allerspätestens 30. Oktober gestellt sein. Dies setzt aber zwingend voraus, dass vorher ein Ratsbeschluss erfolgt ist. Der neue Gemeinderat wird allerdings erst am 13. September gewählt und danach sind auch noch Herbstferien. Der Förderantrag muss außerdem die Erklärung enthalten, dass mit dem Projekt noch nicht begonnen wurde und keine weitere öffentliche Förderung für die geplante Maßnahme besteht.

Sehr ehrgeiziger Zeitplan

In das Programmjahr 2020 können aufgrund der erforderlichen Mittelbindungen in diesem Jahr auch nur Anträge aufgenommen werden, deren Antragsunterlagen vollständig vorliegen und die einen schnellen Baubeginn der Maßnahme erwarten lassen. Förderanträge für den Investitionspakt 2021 sind bei der jeweils zuständigen Bezirksregierung bis zum 15. Januar 2021 zu stellen. Dann wäre allerdings nicht mehr mit einer Förderung im nächsten Jahr zu rechnen.

Die Holzwickeder sollten sich also nicht zu früh auf ein neues Nichtschwimmerbecken schon in der nächsten Saison freuen.

Immerhin fiel der Empfehlungsbeschluss zum Neubau eines Edelstahlbeckens gestern einstimmig. Lediglich der Vertreter der Grünen enthielt sich. Nicht weil die Grünen das Becken nicht wollen, sondern wegen technischer Vorbehalte.

„Das Nichtschwimmerbecken ist das Herzstück des Freibades und das Herz muss weiter schlagen“, brachte Manfred Matysik (SPD) die allgemeine Haltung auf den Punkt. In einem interfraktionellen Arbeitskreis hatten sich die Fraktionen zuvor auch schon vorabgestimmt.

Nichtschwimmerbecken, Schöne Flöte


Peter Gräber

Dipl.-Journalist

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