Auch eine Geste der Demut: Holzwickeder Jusos und Hartmut Ganzke (MdL) reinigen Stolpersteine
Die Jusos Holzwickede haben heute gemeinsam mit Hartmut Ganzke, dem hiesigen Landtagsabgeordneten der SPD, einige Stolpersteine in Holzwickede gereinigt. „Als Matteo Weitner mit dieser Idee der Jusos auf mich als Abgeordneten zugekommen sind, habe ich sofort zugesagt“, betont Hartmut Ganzke. „Ich finde, das gehört sich so, dass man vor Stolpersteinen stolpert und auch Demut zeigt. Dann sollte man auch dafür sorgen, dass man sie reinigt.“
Ganz besonders freute sich Ganzke aber auch, als ihm Matteo Weitner erzählte, dass auch Ulrich Reitinger von der Initiative „Spurensuche – NS-Opfer in Holzwickede“ und einige weitere Interessierte teilnehmen würden. „Denn das zeigt doch auch, dass es hier nicht darum geht, dass irgendein Juso-Verband billige Werbung machen will. Wir wollen vielmehr Ihre Arbeit würdigen, die sehr wichtig in einer solchen Gemeinde ist“, so Ganzke zu Ulrich Reitinger.
Nächster Stolperstein wird gespendet
Zudem versprach der Landtagsabgeordnete: „Der Landtags- und auch der Bundestagsabgeordnete sowie die SPD haben bereits einige Stolpersteine gesponsert. Ich kann Ihnen hier zusagen, dass es von uns auch den nächsten Stolperstein gibt, der gelegt werden soll. Wir haben immer ein offenes Ohr für Sie.“
Ulrich Reitmeier dankte Ganze und den Jusos und revanchierte sich gleich mit dem Angebot, einen gesonderten Vortrag speziell über die fünf Sozialdemokraten zu halten, für die in Holzwickede
Erinnerung an Ludwig Himpe
Erster Stolperstein, der gereinigt wurde, war heute der für Ludwig Himpe an der Bahnhofstraße 7 (heute Hauptstraße 8). Es ist der erste Stolperstein, der überhaupt in Holzwickede verlegt worden ist. Himpe wurde mit am 16. Oktober 1898 mit einer Intelligenzminderung geboren. Sein Vater Wilhelm war Weichensteller bei der Bahn, damals einer der größten Arbeitgeber in Holzwickede. Nach Einschulung in die Aloysiusschule wurde Ludwig Himpe „mitgezogen“, da kaum in der Lage war, ausreichende Leistungen zu erzielen. Er wurde früh Vollwaise und seine Stiefmutter war mit dem renitenten und aggressiven Jungen überfordert. Ein Armenarzt wies den Jungen in eine Anstalt, den St. Johannesstift Niedermarsberg, ein. Dort zeigte er durchaus Fortschritte, wirkte ausgeglichener und zeigte den Willen zu lernen. 1913 wurde er ins St. Josefsheim Burgwaldniel verlegt (bei Mönchengladbach), einer Anstalt des Franziskaner-Ordens. Nach der durch die Nazis erzwungenen Schließung des Heims wurde Ludwig Himpe, inzwischen 38 Jahre alt, in die Heilanstalt Warstein verlegt, wo er als „lebensunwert“ abgestempelt und in die hessische Anstalt Weilmünster weiterverlegt wurde. Dort lebte er unter extremer Mangelernährung nur noch dreieinhalb Monate. Sein systematisch am 12. Dezember 1943 herbeigeführter Tod trat vermutlich nach einer Giftdosis ein.
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