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Heute im Alter von 75 Jahren verstorben: Jenz Rother (†). (Foto: P. Gräber - Emscherblog)

Die Emschergemeinde trauert: Alt-Bürgermeister Jenz Rother (75 J.) verstorben

Heute im Alter von 75 Jahren verstorben: Jenz Rother (†). (Foto: P. Gräber - Emscherblog)
Im Alter von 75 Jahren verstorben: Jenz Rother (†). (Foto: P. Gräber – Emscherblog)

Holzwickede trauert um Jenz Rother: Der Alt-Bürgermeister der Emschergemeinde ist heute Morgen (3. Februar) im Alter von 75 Jahren verstorben. Dass Jenz Rother gesundheitliche Probleme hatte, wussten alle, die ihn näher kannten. Erst für nächsten Monat war wieder ein Krankenhausaufenthalt vorgesehen. Trotzdem kam sein Tod völlig unerwartet.

Das Wirken und die Bedeutung eines Bürgermeisters lässt sich oft erst richtig beurteilen, wenn er nicht mehr in Amt und Würden ist. Jenz Rother, der von 1999 bis 2015 erster hauptamtlicher Bürgermeister von Holzwickede war, ist zweifellos ein sehr bedeutender, wenn nicht d e r wichtigste Bürgermeister Holzwickedes gewesen. Dass es auch einige unglückliche Entscheidungen oder Fehler von ihm in seinen drei Amtszeiten gab, ist nur menschlich. Ebenso menschlich ist, dass ausgerechnet diese bei vielen Holzwickedern im Gedächtnis haften blieben.

Unstrittig ist: Jenz Rother hat in seiner Zeit als Bürgermeister die Emschergemeinde geprägt wie kein anderer vor oder nach ihm. Sei es die Entwicklung des Eco Ports, die Umwandlung der Bahnbrache an der Stehfenstraße, die Standortoptimierung von Wiederholt und das Neubaugebiet Caroline, ja selbst das neue Rat- und Bürgerhaus und vieles mehr in den zurückliegenden zwei Jahrzehnten gehen auf seine Visionen und seinen politischen Gestaltungswillen zurück.

Jenz Rother prägte diese Gemeinde wie kein anderer

 Auch außerhalb der Gemeinde Holzwickede war Jenz Rother hervorragend vernetzt. Ob im Forum Bahnflächen oder einem der zahlreichen anderen Gremien, in denen er mitwirkte, ob im Kreis Unna, in Düsseldorf oder bei der Bezirksregierung Arnsberg – überall wurde Jenz Rother als Bürgermeister von Holzwickede für seine Arbeit und wegen seiner Persönlichkeit geschätzt und respektiert. Und auch bei seinen Amtskollegen des großen Nachbarn Dortmund, OB Gerd Langemeyer und OB Ulrich Sierau, genoss er großes Ansehen.

Dabei war Jenz Rother ein politischer Spätstarter, der erst unmittelbar vor seiner ersten Kandidatur als Bürgermeister auf die kommunalpolitische Bühne trat. Zwar war er schon im September 1969 in die SPD eingetreten. Doch als evangelischer Seelsorger war Jenz Rother ganz bewusst nur passives Mitglied geblieben. Sein größter Fürsprecher und politscher Steigbügelhalter war damals Gerd Kolbe, der im Wahljahr 1999 mit einem Arbeitskreis honoriger Gleichgesinnter den SPD Ortsverein, der eigentlich mit Theo Rieke als Spitzenkandidat in die Wahl ziehen wollte, von Jenz Rothers Qualitäten überzeugen konnte. „Was wirklich nicht so ganz einfach war“, wie Gerd Kolbe sich später erinnerte. Doch die SPD Holzwickede sollte diese Entscheidung nicht bereuen. Rother, der bei der Kommunalwahl ohne eigenen Wahlbezirk nur für das Bürgermeisteramt kandidiert hatte, siegte und seine Partei, die SPD, erzielte in den Jahren danach unter seiner Führung ihre bislang besten Wahlergebnisse.

Geboren wurde Jenz Rother am 19. November 1945 in Dortmund-Schüren. Die kuriose Schreibweise seines Vornamens hatte der Jenz einem Standesbeamten in Hörde zu verdanken hatte, der das „z“ in seiner Geburtsurkunde irrtümlich verewigte, wie Rother einmal verriet. Als Zeitsoldat wurde er bei der Bundeswehr als Hauptmann entlassen, brachte es über Reserveübungen aber noch bis zum Major. Am 1. April 1981 übernahm Jenz Rother dann als Nachfolger von Pfarrer Wilke den Pfarrbezirk Holzwickede-Mitte, den dritten Pfarrbezirk der evangelischen Kirchengemeinde. Rother, der als Single nach Holzwickede übersiedelte, lernte hier seine spätere Ehefrau Marion kennen, die als Erzieherin im erst wenige Jahre zuvor erbauten evangelischen Kindergarten Mitte tätig war, und wurde so schnell sesshaft in seiner neuen Heimatgemeinde.

Ein Menschenfänger im besten Sinne mit sozialer Ader

Was Jenz Rother als Bürgermeister auszeichnete, war seine ausgeprägte soziale Ader, die ihm als Seelsorger zu eigen war. Er war im besten Sinne ein Menschenfänger, der mit seiner jovialen, manchmal polternden, aber stets verbindlichen Art die Menschen für sich einnehmen und überzeugen konnte. Sein politisches Gespür war weniger kopfgesteuert, sondern emotionalen Ursprungs. Gerd Kolbe erinnert sich an eine Anekdote aus dem ersten Wahlkampf mit Jenz Rother, die zeigt, wie impulsiv Jenz Rother eigentlich war: „Da trafen wir eine Frau, die Probleme mit den Augen hatte und beklagte, dass ein Augenarzt fehlte in Holzwickede. Das hat Jenz sehr bewegt.“ Als die Frau weg war, habe Rother ihm erklärt, dass er, sollte er tatsächlich Bürgermeister werden, sich als erste Aufgabe darum kümmern wolle, dass die Gemeinde flächendeckend mit Fachärzten versorgt werde. „Genau das hat er dann auch getan“, so Gerd Kolbe. „Das ist nur ein kleines Beispiel, aber das Ergebnis erkennt man heute noch an den Ärzten in der Gemeinde.“

Was Jenz Rother darüber hinaus als Bürgermeister und Mensch auszeichnete, war, dass er sich für wirklich alles und jeden interessierte und ein feines Gespür für den Pulsschlag der Menschen in seiner Gemeinde hatte.

In seiner Jugend ein begeisterter aktiver Handballer, war Rother bis zuletzt auch ein großer Fußballfan. Als eingefleischter BVB-Fan und langjähriger Dauerkarteninhaber gehörte er zu den Stammgästen im Westfalenstadion, pflegte als Bürgermeister auch dort seine Netzwerke und organisierte so etwa auch die Spiele der U 21 des BVB im Emscherstadion. Der andere Verein, dem sein Fan-Herz gehörte, war der SC Holzwickede, dessen Mitglied er auch schon war, als er noch Spielvereinigung Holzwickede hieß. Nach seiner Amtszeit als Bürgermeister und der Vereinsfusion war Jenz Rother ein sehr engagiertes und kompetentes Mitglied im Aufsichtsrat des HSC, wo man ihn als zuletzt Aufsichtsratsvorsitzenden ebenfalls schmerzlich vermissen wird.

Jenz Rother hinterlässt seine Frau Marion sowie zwei Töchter, Wiebke und Imke, die ihm zu seiner Freude im Alter zwei Enkelkinder schenkte. Ihnen und der übrigen Familie gilt in dieser schweren Stunde unser tiefes Mitgefühl und unsere Anteilnahme.

Jenz Rother


Peter Gräber

Dipl.-Journalist

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