Der Kreis nach dem Ende des Steinkohlebergbaus: Aus der Tiefe nach vorn
Die Kohle, die Zechen und die Kumpel haben auch unsere Region geprägt. Der Rückzug des Bergbaus hat uns deshalb hart getroffen“, sagt Landrat Micheal Makiolla. Er blickt zum Ende des Steinkohlebergbaus im Ruhrgebiet damit aber auch auf eine seitdem gute Entwicklung im Kreis Unna zurück. Denn wo es früher unter Tage ging, geht es heute wirtschaftlich bergauf: Aus der Tiefe nach vorn.
Der Weg von der wirtschaftlichen Monostruktur hin zu einem heute breit aufgestellten Branchenmix mit über 14.000 Unternehmen haben Verwaltung und Politik früh und damit vorausschauend eingeschlagen: Zum Beispiel mit der Gründung der bundesweit ersten Wirtschaftsförderungsgesellschaft Kreis Unna (WFG) zu Beginn der 1960er Jahre. Sie hat seitdem über 550 Unternehmen in den Kreis geholt und damit über die Jahre 30.000 neue Arbeitsplätze geschaffen.
Der Blick zurück
Schon um 1580 gab es die ersten Zechen im Kreis Unna. Der Bergbau lebte seit dem 18. Jahrhundert mit vielen Kleinzechen groß auf und entwickelte sich in atemberaubender Geschwindigkeit. Zu Spitzenzeiten gab es über 40 Zechen, zahlreiche kleine Stollen und Kleinzechen zwischen Selm und Fröndenberg.
Der Kreis Unna bietet damit einen wohl einmaligen Querschnitt durch die gesamte Geschichte des Bergbaus im Revier: von Kleinzechen an den Ruhrhängen – dort gruben sogar Bauern auf ihren Feldern mit Schaufeln nach Kohle – bis zu modernen Förderanlagen im Norden des Kreises. Wo der Bergbau am größten war Bergkamen war einst die größte Bergbaustadt Europas. Zu Spitzenzeiten arbeiteten auf der Zeche Haus Aden über 7.500 Bergleute. Sie erreichten 1985 die höchste Jahresförderleistung von fast vier Millionen Tonnen Steinkohle – um diese Zeit schloss die heute wohl berühmteste Zeche im Ruhrgebiet: Zeche Zollverein in Essen.
Die letzten Schächte der Zeche im Norden des Kreises schlossen dagegen erst im Jahr 2000. Diesen Schließungen sollten zahlreiche folgen – am 21. Dezember schließt auch die letzte Zeche im Revier: Prosper Haniel in Bottrop. Damit endet die Ära der Steinkohle im Ruhrgebiet.
Blick nach vorn
Doch nicht erst seitdem im Jahr 2000 der letzte Schacht verfüllt wurde, wandelt sich die Struktur im Kreis Unna. Wo früher Zechen standen, stehen heute moderne Unternehmen, Technologie- und Gründerzentren oder Orte für Wohnen sowie Kunst und Kultur.
Die Arbeitslosigkeit sank im Jahr 2008 erstmals seit 1985 unter zehn Prozent und liegt derzeit bei 6,7 Prozent (November 2018). Der Blick auf den Arbeitsmarkt zeigt auch: Im Kreis Unna wohnen heute mehr als 140.000 sozialversicherungspflichtige Beschäftigte, rund 129.000 haben hier ihren Arbeitsplatz. Tendenz: steigend.
Die stärkste Zunahme ist übrigens im Sektor „Verkehr und Lagerei“ zu verzeichnen. Das zeigt, dass der Kreis Unna nicht nur bei der Herstellung, Bearbeitung und Verarbeitung von Metall und bei der Kreislaufwirtschaft punktet, sondern auch ein erstklassiger Logistikstandort ist. Namhafte Unternehmen unterschiedlichster Branchen sind heute im Kreis Unna zuhause: dazu zählen Amazon, KiK, Remondis, Bayer oder auch Welser Profile.
Die wirtschaftliche Entwicklung ist gut, meint Landrat Michael Makiolla: „Ich danke nochmal ganz herzlich all denen, die auf den Zechen geschuftet haben. Sie haben gezeigt, wie man zusammenhält und sie haben zu unserem Wohlstand beigetragen. Ich danke aber auch denen, die uns in den letzten Jahrzehnten erfolgreich in ein neues wirtschaftliches Zeitalter geführt haben.“
Große Geschichte – kleiner Überblick
Wer sich einen kleinen Überblick über die große Geschichte des Bergbaus im Kreis Unna verschaffen will, kann sich den Film „Aus der Tiefe nach vorn – #lichtbeidernacht“ des Kreises Unna auch auf www.kreis-unna.de, Facebook, Instagram und Twitter ansehen. Er zeigt exemplarisch, wie sich die Region nach dem Rückzug des Bergbaus gewandelt hat. PK | PKU