Kritik an Bezirksregierung: Schulaufsicht will massive Vorwürfe gegen CSG-Leiterin aussitzen
Sollten die Verantwortlichen bei der Schulaufsicht in Arnsberg darauf spekuliert haben, dass nach dem Abgang des jüngsten Abiturjahrgangs am Clara-Schumann-Gymnasium Ruhe im Konflikt um die Schulleiterin Andrea Helmig-Neumann einkehren wird, sehen sie sich getäuscht: Unter der Überschrift „Wann folgend endlich Konsequenzen für den Machtmissbrauch am Clara-Schumann-Gymnasium in Holzwickede?“ kritisiert die Bezirksschülervertretung des Kreises Unna den Umgang der Schulaufsicht bei der Bezirksregierung in Arnsberg mit dem weiterhin schwelenden Konflikt am Holzwickeder Gymnasium.
In einer Presseerklärung äußert Gian Luca Fusillo, als Kreisschülersprecher oberster Interessenvertreter von 40.000 Schülerinnen und Schüler im Kreis Unna, sein Unverständnis über das Vorgehen der Schulaufsicht. „Seit mehreren Monaten gibt es nun anhaltend von Schülerinnen und Schülern sowie Eltern des Gymnasiums schwere Vorwürfe gegen dessen Schulleiterin (der HA und auch der Emscherblog berichteten mehrfach) und es kommt mir so vor, als würde Frau Helmig-Neumann einfach, als wäre nichts geschehen, weiterhin ihre Schule so wie bisher leiten“, heißt es darin. Auch die Gemeinde Holzwickede als habe Schulträger zweimal um die Entlassung der Schulleiterin gebeten (Emscherblog berichtete).
Sprecher von 40.000 Schülern im Kreis reagiert: „Skandal“
„Doch bis heute (…) im bereits neuen Schuljahr sind weiterhin keine Konsequenzen durch die Schulaufsicht, die Bezirksregierung Arnsberg, bekannt“, so Fusillo. Der Bezirksschülersprecher war schon recht früh über die Geschehnisse am CSG informiert. Er reagiere jetzt, weil er sich mitverantwortlich fühle. Wie die Bezirksregierung mit den Vorwürfen und möglichen Missständen am CSG umgeht, bezeichnet er schlicht als „Skandal“.
„Sollten sich diese Vorwürfe bestätigen, sind das auf gar keinen Fall Bagatellen. In diesem möglichen Fall des Machtmissbrauchs hat eine solche Person das Vertrauen der Schulaufsicht und aller Schülerinnen und Schüler, Eltern, sowie Lehrerinnen und Lehrer verspielt. Sie wäre des Amtes als Schulleiterin bis zu ihrem Dienstende unwürdig, egal an welcher Schule“, so der Bezirksschülersprecher weiter. Deshalb dürften die Vorwürfe gegen Andrea Helmig-Neumann „nicht weiterhin monatelang einfach so stehen gelassen werden.“
Gian Luca Fusillo: „Daher fordere ich als Kreisschülersprecher und oberster Interessensvertreter der 40.000 Schülerinnen und Schüler im Kreisgebiet die zuständige Schulaufsicht, die Bezirksregierung Arnsberg auf, über die bisherigen Gespräche mit der Schulleiterin transparent zu berichten und sich auch nicht vor möglichen Konsequenzen zu drücken. Zum Wohle der Schülerinnen und Schüler, Eltern und Lehrerinnen und Lehrer des Clara-Schumann-Gymnasiums in Holzwickede. Um nichts anderes geht es in diesem Fall.“
Matteo Weitner: Nachsorge hier wichtiger als Vorsorge
Für Matteo Weitner ist „die Masche“, wie die Bezirksregierung und Andrea Helmig-Neumann mit dem Konflikt umgehen, „eindeutig“: „Abwarten, Zeit gewinnen und hoffen, dass alles im Sand versickert.“ Damit machten sich die Verantwortlichen in Arnsberg die Sache allerdings zu einfach. „Denn Nachsorge spielt hier eine größere Rolle als Vorsorge“, so der frühere CSG-Schülersprecher mit Blick auf den entstandenen Flurschaden.
„Um das hier noch einmal klar zu formulieren: Andrea Helmig-Neumann hat Schüler gemobbt, Schüler, die Ihren Mund aufgemacht haben, Schüler, die hätten integriert statt exkludiert werden müssen, Schüler, die kritisch sind und nicht einfach alles so hinnehmen wollten. Diese Vorwürfe beziehen sich auch nicht nur auf Schüler, sondern auf viele andere Organe innerhalb der Schule.“ Nach Aussage des ehemaligen Schülersprechers hätten viele Schüler, aber auch Lehrer ihren „Kampf“ gegen die Missstände am CSG aufgegeben. Sie hätten einfach nicht mehr ertragen können, dass sich an den unhaltbaren Zuständen nichts ändere.
Allein vier DIN A4-Seiten mit Mobbingvorwürfen
„Um das in aller Härte zu sagen: Viele Jugendliche, sowie Erwachsene haben von internen Angelegenheiten psychologische Probleme bekommen. Über diese Fälle sind alle, Politiker, die Organe innerhalb der Schule, Dezernenten aus Arnsberg und am verwerflichsten die Schulleiterin selbst informiert. Die Liste solcher Fälle, die mit aktivem und passivem Mobbing in Verbindung stehen und die aus Gründen des Persönlichkeitsschutzes längst nicht alle öffentlich bekannt sind, erstreckt sich über vier DIN A4-Seiten.“
In die gleiche Kerbe wie der Bezirksschülersprecher schlägt Matteo Weitner, der Schüler des bisher letzten Abiturjahrgangs am CSG war. Er ist seit nunmehr fünf Monaten kein Schüler mehr am CSG. Als Privatperson, die in keiner Abhängigkeit mehr zum CSG steht, kann er nun der von Sven Meyhöfer, Dezernent der Bezirksregierung, in der Moderation des Konflikts mit der Schulleiter angekündigten „Kommunikation und Transparenz“ freier nachkommen als zuvor.
Schüler hätten sich an ihn als Schülersprecher gewandt, um die Missstände zu verändern. „Doch in gewisser Weise waren mir die Hände gebunden.“ Innerhalb der Schule hätten alle die Augen geschlossen gehalten, sodass niemand versucht hat, außer den Schülern, diese Fakten innerhalb der Schule aufzuklären. „Den Schülerinnen und Schülern, die sich offen gemeldet haben, gilt mein größter Respekt.“ Doch als zwei Schüler dann von der Schulleiterin angezeigt wurden, sei die Angst, sich kritisch zu äußern, noch größer geworden. „Das halte ich noch immer für sehr bedauerlich“, so Matteo Weitner.
Angesichts der Schwere der Mobbingvorwürfe hätte er erwartet, dass die Schulaufsicht Andrea Helmig-Neumann bis zur endgültigen Klärung der Vorwürfe suspendiert, meint der ehemalige Schülersprecher des CSG. Doch bislang habe sich die Schulleiterin nicht einmal bei den Betroffenen entschuldigt.
Moderationsgespräche noch nicht abgeschlossen
Von der Bezirksregierung war gestern auf Nachfrage keine neue Stellungnahme zu erhalten. RP-Sprecher Christoph Söbbeler weilt noch bis übernächste Woche in den Ferien. Seine Stellvertreterin bestätigte immerhin, dass „die Moderationsgespräche am Clara-Schumann-Gymnasium noch nicht abgeschlossen“ sind. „Vor Abschluss dieser Gespräche, die unbedingt Ruhe brauchen, können wir auch zum Stand des Verfahrens nichts sagen“, so Ursula Kissel weiter. Auf Nachfrage, mit wem diese Gespräche weiterhin geführt werden, hieß es: „Mit allen Beteiligten von den Schülern bis zu den Eltern und dem Kollegium.“
Blog-Leser
Als Bürger der Stadt Holzwickede, der die Arbeit in den politischen Gremien und den Diskussionsstand um das CSG mitverfolgt, wundert mich diese neue Wendung nicht.
Es ist naiv zu glauben, dass die breite Gegnerschaft der Schulleiterin HN die bekannte Zermürbungstaktik der Behörden ohne Gegenwehr hinnimmt. Dass Schulleiterin HN, nachdem sie Feuer von allen Seiten bekommen hat, nun die altruistische Betroffenheitspädagogin spielt, die für jede Sorge ein Ohr hat, wirkt auf die Mehrheit der Schulgemeinde ohnehin wie eine Karikatur.
Gänzlich unverständlich wirkt auf mich allein der Gedanke, die Schulleiterin HN angesichts dieser erneuten Vorwürfe und der ganzen Palette an vergangenen Vorwürfen sowie dem riesigen Scherbenhaufen, den sie unter dem Kollegium, der Schülerschaft, der Elternschaft und der Schulverwaltung angerichtet hat, weiter im Amt zu belassen.
Ich frage mich: Wie soll eine vertrauensvolle Zusammenarbeit zwischen HN und diesen Akteuren in der Zukunft aussehen? Da weder eine Wunderheilung der entstandenen psychosozialen Schäden noch eine flächendeckende Amnesie zu erwarten ist, muss man wohl vom Schlimmsten ausgehen.
Allein die Spaltung der Schulgemeinde in Anhänger und Gegner der Frau HN – ohne dass man irgendwelche Zahlen nennen muss – ist ein katastrophaler Zustand für diese Schule und ihre pädagogische Arbeit. Aus meiner Sicht reicht allein diese Situation aus, Abhilfe zu schaffen. Der Schulfrieden jedenfalls scheint mir schon lange irreparabel beschädigt zu sein.
Will Ruppert
Betroffene Schüler und Eltern wurden bislang nicht mit einbezogen…traurig
Kommentator
„Skandal“ trifft es wirklich gut. In jeder anderen Branche wären solche Leute schon lange abgesetzt worden. Dieses ständige hinauszögern schadet der Schule und allen Beteiligten.
Außerdem sollte die Frage gestellt werden ob diese Vorwürfe nicht strafrechtlich relevant sind.
Handeln – Jetzt!
Sylvia Ruppert
Wer hätte das gedacht?
Nach all den Querelen und Anstrengungen, Licht in diese Misere zu bringen, etlichen Kontaktaufnahmen mit ultimativen Verantwortungsträgern, empfindlichen Gesprächen und Beteuerungen „alles hier im Raum zu belassen“, diese Wiedergeburt, plastisch im Hellweger Anzeiger und auch hier zum erneuten Diskurs erkoren in der verzweifelten Hoffnung auf Gerechtigkeit.
Nach all dem, was hinter uns liegt: Der Brass hinsichtlich dieser Frau und allen Würdenträgern aus dem „ach, wir kennen uns doch“ und feigen Arnsberg ist nicht versiegt. Wünschenswert wäre jetzt final ein ehrlicher Blick der Mächtigen in ihr verwerfliches, unmoralisches Spiegelbild als Impuls zur Umkehr hin zu einer couragierten und ehrenhaften Bearbeitung dieses „Skandals“ unter Einbeziehung aller Beteiligten.
Kurt
Wer hält die Hand in Arnsberg darüber, würden böse Zungen munkeln, Vielleicht sollte man eine Fernsehanstalt mit einer Reportage beauftragen um dieser Angelegenheit Nachdruck zu verleihen.
Manfred Höch
Eine interessante Geschichte…
BILD dir deine Meinung…!
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Und täglich grüßt… Der Teil der Menschen, die scheinbar alle M
ittel ausgeschöpft haben, aber dennoch weiter die Stimmung anheizen! Menschen, die doch hoffentlich ihre Konsequenzen aus den „unhaltbaren“ Zuständen gezogen und ihre Kinder (nachdem andere Mittel ja nicht gefruchtet haben) vom Ort der Pein und Qual entfernt haben. Menschen, die ihre gemobbten Kinder hoffentlich durch einen Schulwechsel geschützt haben! So langsam gehen mir Verständnis und Interesse tatsächlich ab. Was bleibt, ist ein schaler Nachgeschmack und auch ein Gefühl von „genervt sein“. Genervt von den widerkäuenden Artikeln, genervt von der penetranten und aggressiven Art der Berichterstattung. Es wird einer Person Mobbing und Grenzüberschreitung vorgeworfen. Die Methoden derer die „anklagen“, erscheinen mir aber genauso grenzüberschreitend und in Richtung Mobbing zu gehen. Und wenn man Änderungen im Verhalten fordert, kann man sich dann nachher hinstellen und die erfolgte, vorher geforderte Änderung als „Taktik“ hinstellen? Für mich, als aufmerksamen Leser, passt da nicht immer alles zusammen.