Ultimatives Holzwickeder Kneipen-Buch erscheint: „Der schönste Platz…“
Für alle, die noch ein passendes Weihnachtsgeschenk suchen oder einfach nur an lokaler Geschichte interessiert sind, erscheint noch diesen Monat das ultimative Holzwickeder Kneipen-Buch „Der schönste Platz…“
Vor über sieben Jahren starteten Birgit Skupch und Hermann Volke ihre Sammlung von Bildern und Geschichten zu Holzwickeder Kneipen. Mehrere Jahre lokalhistorische Recherche, etliche Besuche im Gemeindearchiv, viele Gespräche mit alteingesessenen Holzwickedern und nicht zuletzt jede Menge Arbeit in wöchentlichen Redaktionssitzungen unter Federführung von Ulrich Reitinger haben endlich ein Ergebnis: Das Holzwickeder Kneipen-Buch ist jetzt in Druck gegangen.
Insgesamt zehn Autoren haben unter dem Titel „Der schönste Platz…“ Geschichte und Anekdoten von Kneipen und Gaststätten aus Holzwickede, Hengsen und Opherdicke aufgeschrieben. Dazu gibt es viele Fotos, die im Laufe der Jahren zusammengekommen sind.
Bahnhofsgaststätte fast 80 Jahre lang beliebter Treffpunkt
Wussten Sie beispielsweise, dass es fast 80 Jahre lang eine allseits geschätzte Bahnhofsgaststätte in Holzwickede gab? Hermann Volke erinnert in einem Beitrag an die Gaststätte im Holzwickeder Bahnhof, die zu Zeiten der Zeche und des großen Bahnhofes ein beliebter Treffpunkt war. Viele Eisenbahner der großen Bahnumladehalle kamen aus der Umgebung von Holzwickede und aus den Dörfern und Städten entlang der Bahnstrecke von Dortmund nach Soest. Nach Schichtwechsel trank man sich gerne vor der Heimfahrt noch ein Bier. Weil damals noch nicht viel Züge fuhren, hatte man auch die Zeit dazu. Manchmal ließ man auch einige Züge fahren.
Unter dem Pächter Albert Nolden war die Bahnhofsgaststätte eine ausgesprochen gute Adresse – ein Speiselokal, das sogar von auswärtigen Gästen der Umgebung frequentiert wurde. Die Gäste schwärmten von der angenehmen und gemütlichen Atmosphäre.
Ein echtes Unikum war der Wirt Josef „Jupp“ Weber, ein leidenschaftlicher Skatspieler, bei dem die Gäste auch schon mal auf ihr Bier warten oder es auch selbst zapfen mussten, wenn er gerade ein gutes Blatt hatte. Die Kegler vom Eisenbahnerverein „Fidele 13“ trafen sich regelmäßig nach dem Kegeln im Adler noch in der Bahnhofsgaststätte zum Skatspiel und einem Schlummertrunk.
1980 wurde die Bahnhofsgaststätte geschlossen. Letzte Pächterinnen waren die Ehefrauen der DB-Mitarbeiter Werner Ebel und Jürgen Fromm. Abgerissen wurde die Bahnhofsgaststätte schließlich im Jahr 1994.
Noch einiges älter ist das Haus Pampus / Zur Waldesluft am Kellerkopf in Hengsen, dessen Geschichte Wilhelm Hochgräber in dem Kneipen-Buch erzählt. Das Gebäude der ehemaligen Gastwirtschaft Pampus, wie sie in der Bevölkerung nur genannt wurde, ist bis heute erhalten. Die Hausmauer enthält einen Stein mit der Inschrift „1804“. Doch ganz so alt war die Gaststätte wohl nicht.
Haus Pampus schon vor dem 130er-Denkmal bekannt
Die Betreiber Heinrich Pampus und Maria Christina Schäfer wurden erstmals 1845 urkundlich erwähnt. Carl und Auguste Pampus (geb. Tewes genannt Schlüchtermann) erhielten die erste Schankgenehmigung anno 1900. Bis 1971 betrieb die Familie Pampus die Gaststätte, die heute ein Wohnhaus ist.
Das genaue Eröffnungsjahr der Gaststätte ist nicht überliefert, geschlossen wurde sie in den 1970er Jahren, so Wilhelm Hochgräber. Nicht zufällig hieß die Gaststätte vor 1929 „Zur Waldesluft“. Das heutige Kellerkopfwäldchen ist der letzte Rest eines einstigen Urwaldes. 1901 lautete die Anschrift noch „Keller 27“ (heute Kellerkopf 37). Obwohl der „Keller“ zu Hengsen gehörte, führte er ein Eigenleben mit der Gastwirtschaft Pampus als Zentrum, wie Wilhelm Hochgräber weiter schreibt. In der Nähe von Pampus befand sich 1912 der Sportplatz des Fußballvereins „Spiel- und Sport Keller“. 1918/19 bestand im Keller außerdem der Junggesellenverein „Eintracht“. Das Vereinsleben beider Vereine spielte sich nur bei Pampus ab.
Überörtlich bekannt wurde Pampus durch das Kellerkopfdenkmal. 1926 erfolgte die Grundsteinlegung und 1929 die Einweihung des vom Reichsbund ehemaliger 130er e.V. erbauten Kriegerdenkmales zu Ehren der im 1. Weltkrieg Gefallenen des 1. Lothringischen Infanterieregimentes 130 Metz. Das Gelände für den Denkmalsbau samt Nutzungsrecht hatte das Wirtsehepaar Karl und Auguste Pampus 1926 dem Veteranenverband ehemaliger 130er überlassen. Als Gegenleistung verpflichtete sich der Verband (bei einer Vertragsstrafe von 500 RM) alle seine Feierlichkeiten bei Pampus durchzuführen. Spätestens ab der Denkmalseinweihung am 1. September 1929 hieß die Gaststätte nicht mehr „Zur Waldesluft“, sondern „Zum 130er Denkmal.“
In den 1930er Jahren befand sich bei Pampus eine Tanzschule, unter den Tanzschülern wurden eine Tanzkönigin und ein Tanzkönig bestimmt. In einer Anzeige der „Festschrift zur 25-jährigen Jubelfeier“ des Hengser Männerchores 1926 Hengsen von 1951 heißt die Gastwirtschaft dann nicht mehr „Zum 130er Denkmal“, sondern „Zum Kellerkopf.“
Karamellbonbons von Pampus für 10 Pfennig
In den 1950ern bis in die 1960er Jahre fand bei Pampus ein reger Ausflugsbetrieb statt, berichtet Wilhelm Hochgräber nunmehr als Zeitzeuge: „Sonn- und Feiertagsspaziergänge zum Kellerkopfdenkmal wurden verbunden mit einer Einkehr bei Pampus. In der Gartenwirtschaft spendierte mir mein Vater eine Limonade der Marke ,Tropi‘, die von der Firma König in Opherdicke vertrieben wurde. Ein andermal ging ich mit meinem Vetter von einer Geburtstagsfeier bei einem Verwandten auf dem Kellerkopf über einen Trampelpfad zu Pampus, um Nachschub an Flaschenbier zu besorgen. Bei meinen häufigen Ausflügen mit Spielkameraden von meinem Elternhaus an der Weststraße zum Kellerkopf bestand die Möglichkeit bei Pampus Karamellbonbons (in einer Stange von 5 Stück) für 10 Pfennig zu kaufen.“
Das Geschäftsmodell von Pampus – wie man heute sagen würde – stand auf zwei Beinen: dem Ausflugsverkehr und Geselligkeiten im Gesellschaftszimmer.
In den 1950er Jahren (wahrscheinlich bis zur Eingemeindung Hengsens nach Holzwickede 1968) fanden bei Pampus noch Sitzungen des Gemeinderates von Hengsen statt – im Wechsel mit den Gaststätten Gödecke/Flunkert, Becker in Hengsen-Mitte und Krämer an der Ruhr. „Mein Vater, Mitglied im Gemeinderat von Hengsen, machte alle Wege zu den Gaststätten zu Fuß“, erinnert sich der Autor.
Mit dem wachsenden Wohlstand ab den 1950er Jahren (Fernseher, Motorisierung) verloren das Vereinsleben und die Ausflugsgaststätten immer mehr an Bedeutung.
104 Seiten, 50 Gaststätten, 15 Euro, Auflage 600 Stück
Interessierte Holzwickeder werden das Buch mit seinen interessanten Geschichten, Anekdoten und Fotos an ausgewählten Stellen in Holzwickede kaufen können. Auch an einen Verkauf über Bestellungen mit Postversand wird gedacht. Das Buch hat Umfang von 104 Seiten und beschreibt 50 Gaststätten, darunter drei Vereinsheime und vier Lokale aus Nachbarorten direkt an der Holzwickeder Grenze.
Es erscheint in Kürze in einer Auflage von 600 Exemplaren und kostet 15 Euro.
Erarbeitet wurde es von der Geschichtswerkstatt im Historischen Verein Holzwickede, der auch Herausgeber des Buches ist. Wegen der laufenden Corona-Bestimmungen kann die geplante öffentliche Präsentation des Buches nur in einem kleinen Rahmen stattfinden. Sobald Ort und Zeit feststehen, erfolgt eine weitere Mitteilung dazu.
Geplante Verkaufsstellen sind: Schreib – und Spielwaren Schulz-Köller, Winkelstraße, Haarstudio Engel, Allee, Schuhmacher Meiritz, Hauptstraße, Kiosk Howi´s Lädchen, Jahnstraße, REWE Böning, Hauptstraße, Gemeindebibliothek Holzwickede, Opherdicker Straße, Seniorenbegegnungsstätte, Berliner Allee sowie die Buchhandlung Hornung in Unna.