Ortstermin mit Kritikern der Terrasse am Haus Opherdicke
Mitglieder des Historischen Vereins und der Geschichtswerkstatt sowie Kreisheimatpfleger Dr. Peter Kracht trafen sich heute (18. Juli) Nachmittag zu einem Ortstermin am Haus Opherdicke mit Kreisdirektor Dr. Thomas Wilk und Corinna Stork vom Kreis-Bauamt, um über die geplante Terrasse auf der Südseite von Haus Opherdicke zu diskutieren.
Wie berichtet kritisiert der Historische Verein die schon weit gediehenen Pläne des Kreises, auf der „Schokoladenseite“ des kreiseigenen Gutes eine Aussichtsterrasse für das Kulturcafé zu bauen. Durch die rund 150.000 Euro Terrasse werde die Ansicht von Haus Opherdicke verschandelt, so die Kritiker.
Dass es zu einem Konsens in dieser Frage zwischen den Vertretern des Kreises und den Kritikern bei diesem Ortstermin kommen würde, war wohl von vornherein nicht zu erwarten. Es ging vielmehr darum, offene Fragen zu klären, wie der Kreisdirektor erklärte. Immerhin räumte Dr. Wilk gleich zu Beginn ein, dass er „das öffentliche Interesse an dieser Baumaßnahme wohl etwas unterschätzt“ habe. Sonst hätte er viel früher das Gespräch mit den Bürgern vor Ort gesucht. „Wir haben nichts zu verbergen und sind für absolute Transparenz in dieser Angelegenheit.“ Es sei aber nie zu spät, den Gesprächsfaden aufzunehmen. Und schließlich sei auch noch nichts passiert und kein Tropfen Wasser aus der Gräfte abgelassen worden.
Nur formales Benehmen der Denkmalpfleger fehlt noch
Die Pläne, die beide Kreisvertreter beim Treffen heute vorstellten, würden allerdings auch schon seit etwa zwei Jahren verfolgt. Damals habe die Pächterin des Kulturcafés erklärt, dass sie gerne eine Außengastronomie für das Kulturcafé hätte. Die jetzt vorliegenden Pläne zum Terrassenbau seien im Auftrag der Politik erstellt und vom Kreistag beschlossen worden und das Ergebnis eines intensives Abstimmungsprozesses mit den Denkmalpflegern in Münster. „Es fehlt lediglich noch das formale Benehmen der Denkmalpfleger in Münster“, so Dr. Wilk.
Die Position des Historischen Verein und der Kritiker machte Dr. Friedrich-Wilhelm Lütgemüller deutlich: Holzwickede sei im Wesentlichen durch zwei Bauten in der Vergangenheit geprägt worden: durch Haus Dudenroth und durch Haus Opherdicke. Während Haus Dudenroth schon früh zerstört wurde, sei das vom Kreis restaurierte Haus Opherdicke „ein echter Glücksfall“ und werde stark angenommen von der Bevölkerung. Die nun geplante Terrasse sei einfach „wesensfremd“. Die Gräfte werde überbaut und sei später nicht mehr sichtbar. „Umso unverständlicher ist es für mich, dass diese starke Veränderung auf der Südseite vorgenommen werden soll, weil es doch hier genügend Alternativen für eine Außengastronomie gibt“, kritisiert Dr. Lütgemüller.
Dass die Gräfte später nicht mehr sichtbar sei, wies Corinna Stork, die im Kreis-Bauamt für die Baumaßnahme zuständig ist, zurück. Vielmehr werde nach dem Bau der Terrasse und Rückschnitt des Bewuchses in der Gräfte sogar noch mehr Wasserfläche zu sehen sein als heute. Beide Kreisvertreter zeigten sich überzeugt, mit der vorliegenden Planung der Terrasse eine „extrem verhältnismäßige und „sehr sensible Lösung gefunden“ zu haben.
„Extrem verhältnismäßige Lösung“ oder Verschandelung?
An der vorderen Ansicht von Haus Opherdicke ändere sich gar nichts, so Dr. Wilk. Lediglich, wenn Besucher später ganz rechts vor Haus Opherdicke stünden, sei eine kleine Ecke der Terrasse hinter dem Notsteg in der hinteren Gräfte zu erkennen. „Aber das ist auch so gewollt“, meint der Kreisdirektor. Die Terrasse auf der Südseite soll ganz nach links versetzt und keinesfalls mittig errichtet werden. „Das wird so gemacht, weil wir eben nicht die Ansicht auf die Südfassade stören wollen. Sogar der Wasserspiegel unter der Terrasse wird noch zu sehen sein.“
Zu den verschiedenen Vorschlägen, eine Außengastronomie auf den beiden schmalen vorhandenen Balkonen in der ersten Etage einzurichten, den früheren Pferdestall oder den Bereich hinter dem Gästehaus zu nutzen, stellte der Kreisdirektor klar: „Es geht hier um eine Außengastronomie für das Kulturcafé, das an die Ausstellungen gekoppelt ist.“ Eine andere Art der Gastronomie sei nicht gewünscht und ließe sich auch gar nicht realisieren, da eine entsprechende zweite Küche nicht vorhanden sei. Dafür fehlen der Platz und auch das Geld. „Darum macht es auch keinen Sinn, an anderer Stelle hier am Haus Opherdicke eine Außengastronomie einzurichten.“
Deshalb sei auch der Vorwurf, der Kreis mache privaten Gastronomen mit Steuergeldern Konkurrenz, nicht haltbar. „Ich habe die Pläne für die Terrasse bereits vor vier Monaten dem Pächter der Schloß-Stuben vorgestellt. Wir haben in einem sehr einvernehmlichen Gespräch festgestellt, dass unsere Außengastronomie keine Konkurrenz für ihn darstellt“, so Kreisdirektor Dr. Wilk.
Kulturcafe´ und Gastronomie an Ausstellungen gekoppelt
Ganz wichtig war es dem Kreisdirektor festzustellen, dass die Denkmalpfleger an den Kreis keine anderen Maßstäbe gelegt haben, als an jeden anderen privaten Eigentümer eines Baudenkmals. „Wir kennen diese Kritik, aber sie stimmt nicht“, bekräftigt Dr. Wilk. „Eher das Gegenteil ist der Fall. Denn als öffentlicher Eigentümer haben wir eine Vorbildfunktion.“ Man habe den vorliegenden Entwurf in vielen Stunden gemeinsamer Arbeit mit den Denkmalschützern erarbeitet, bis er schließlich akzeptiert worden sei. Sogar die Farbe der Sonnenschirme für die Terrasse sei dem Kreis vorgeschrieben worden.
Der Kreisdirektor versicherte den Kritikern, dass sich seit Bekanntwerden der Terrassen-Planung auch schon „ermunternde Stimmen von Bürgern“ gemeldet haben, „die uns darin bestärkt haben, die Planung umzusetzen“.
Es ist sehr schwierig, ein solches Gebäude wie Haus Opherdicke zeitgemäß weiterzuentwickeln. Und man wird es nie nie allen recht machen können.“
Dr. Thomas Wilk, Kreisdirektor und Kämmerer des Kreises Unna
„Es ist sehr schwierig, ein solches Gebäude wie Haus Opherdicke zeitgemäß weiterzuentwickeln“, gab Dr. Wilk den Kritikern heute zur Bedenken. „Und man kann es nie allen recht machen.“ Als Beispiel nannte der Kreisdirektor die Pflasterung des Innenhofes von Haus Opherdicke. „Sie glauben nicht, was wir uns da vorher alles anhören mussten. Als der Hof dann fertig war, haben wir allerdings keine einzige negative Stimme mehr gehört.“
Keine Frage: Beim Kreis hofft man, dass dies nach der Realisierung der Terrasse ähnlich sein wird. Dr. Wilk versprach heute, die nächsten relevanten Schritte, etwa das Ablassen des Wassers in der Gräfte, rechtzeitig dem Historischen Verein und seiner Vorsitzenden, Monika Blennemann, anzukündigen. „Wir sind da absolut transparent.“ Für weiteren Fragen und Anregungen stehe er dann selbstverständlich zur Verfügung.
Monika Blennemann, die Vorsitzende des Historischen Vereins, machte zum Abschluss des Treffens allerdings noch einmal deutlich, dass ihr Verein „jede Form der Veränderung der Fassade und Gräfte am Haus Opherdicke ablehnt“. Zwar handelt es sich nicht um ein öffentliches Beteiligungsverfahren, in dem Bürger ein Einspruchsrecht haben. Da aber zumindest noch die formale Genehmigung der Denkmalschützer aussteht, hat die Vorsitzende die Hoffnung noch nicht aufgegeben, die Terrasse vielleicht doch noch verhindern zu können.
Rudolp Meins
Es ist an der Zeit, dass ein altes Gebäude durch eine Außensitzanlage mit Cafe-Anbindung aufgewertet und zum Anziehungspunkt für die vielen Wanderer und Radfahrer wird.
Schade ist nur, dass die Gastronomie nicht über den „Fluchtsteg“ erreichbar wird, denn sehr häufig sieht man Radfahrer, die vor der Brücke stehen, weil sie sich kaum trauen, verschwitzt wie sie sind, das ehrwürdige Gebäude über den Haupteingang zu betreten. Vielleicht sollte auch hierüber noch einmal nachgedacht werden.
In den Wohnbereichen rund um Haus Opherdicke gibt es auch so schon viel zu viele oftmals unsinnige Vorschriften, die die Wohn- und Lebensqualität unnötig für die Bürger beeinträchtigen. Dabei hält sich die Gemeinde selbst bei den wichtigen selbst gewählten Vorgaben nicht an diese Vorschriften, wenn es anfängt Geld zu kosten.
Für das Wasserschlösschen also mal eine bürgerfreundliche Lösung! – vielleicht zu erweitern hinsichtlich der Brückennutzung.