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Stellte auch die Raumbedarfsanalyse ihres Planungsbüros für das Clara-Schumann-Gymnasium im Schulausschuss vor: Dr. Anja Reinermann-Matatko. (Foto: P. Gräber - Emscherblog)

Schulentwicklungsplanung: Kein aktueller Handlungsbedarf in lokaler Schullandschaft

Stellte heute den Schulentwicklungsplan im Fachausschuss vor: Dr. Anja Reinermann-Matatko. (Foto: P. Gräber - Emscherblog)
Stellte heute den Schulentwicklungsplan im Fachausschuss vor: Dr. Anja Reinermann-Matatko. (Foto: P. Gräber – Emscherblog)

Im Mittelpunkt der Sitzung des Ausschusses für Schule, Sport, Kultur und Städtepartnerschaften heute (15. März) stand die Fortschreibung der Schulentwicklungsplanung in Holzwickede bis zum Schuljahr 2028/29. Das Gutachten dazu wurde im Auftrag der Gemeinde von Dr. Anja Reinermann-Matatko vom gleichnamigen Fachbüro für Schulentwicklungsplanung in Bonn erstellt, die die Ergebnisse auch in der heutigen Sitzung vorstellte.

Auf Basis der Bevölkerungsvorausberechnung für jeden Ortsteil hat die Gutachterin die voraussichtliche Entwicklung der einzelnen Grundschulstandorte sowie der beiden weiterführenden Schulen untersucht. Wie Dr. Anja Reinermann-Matatko erläuterte, werden diese Bevölkerungsprognosen auch auf Basis der Melderegister der Gemeinde über den Zeitraum von 2028/29 hinaus erstellt.

Weitere Themen des Gutachtens sind die Nachmittagsbetreuung sowie die inklusive Beschulung an den Holzwickeder Schulen.

Außerdem hat sich die Gutachterin auf Wunsch der Gemeinde intensiver mit der Schulraumbedarfsplanung befasst. Hintergrund ist die Planung des Erweiterungsbaus am CSG. Die Ergebnisse der Schulraumbedarfsplanung, so die Verwaltung, sollen im Rahmen einer Folgesitzung auch noch ausführlicher vorgestellt werden.

Abschließend zeigt das Gutachten zum Schulentwicklungsplan auch noch Handlungsoptionen für die Gemeinde auf.

Diese Darstellung zeigt die Entwicklung der Anzahl schulpflichtig gewordener und werdender Kinder anhand der Melderegister der Gemeinde Holzwickede.   (Quelle: Schulentwiclungsplanung 2023
Diese Darstellung zeigt die Entwicklung der Anzahl schulpflichtig gewordener und werdender Kinder anhand des Melderegisters der Gemeinde. (Quelle: Schulentwicklungsplan 2023)

Primarbereich

Im Bereich der Grundschulen (Primarbereich) sind die vorhandenen Kapazitäten der Gemeinde mit Blick auf die zu erwartenden Schülerzahlen grundsätzlich ausreichend, so die Gutachterin. Die höchste erwartete Schülerzahl (215) wird für das Jahr 2026/27 erwartet. „Das sind schon echt viele Kinder, die in diesem Jahrgang eingeschult werden“, betont die Gutachterin. „Dabei handelt es sich um eine echte Ausnahme. Das sind die Babyboomer-Enkel“, liefert Dr. Reinermann-Matatko die Erklärung dazu gleich mit. Lediglich in diesem einen Schuljahr könnte es notwendig werden, Schülerinnen und Schüler an ihrer Wunschschule abzuweisen und auf eine andere Grundschule in der Gemeinde zu verweisen. In den Jahren danach wird wieder eine sinkende Schülerzahl erwartet.

Die demographische Analyse zeigt unterschiedliche Entwicklungen in der Jahrgangsbreite:

  • Im Bereich Mitte steigt die Schülerzahl auf maximal 120 Kinder und sinkt danach auf ca. 100 Kinder
  • Im Bereich Nord sind es zunächst 40 Kinder, perspektivisch sinkt die Zahl  
  • In den Ortsteilen steigt die Zahl zunächst auf knapp 30 Kinder, danach sinkt die Zahl perspektivisch

Für die Grundschulen ergibt sich daraus in den nächsten sechs Jahren:

  • Aloysiusschule: zweizügig
  • Dudenrothschule dreizügig
  • Nordschule ein- bis zweizügig
  • Paul-Gerhardt-Schule: zweizügig

Ganztagsbetreuung

Ab August 2026 haben Eltern auch einen Rechtsanspruch auf einen Betreuungsplatz an den Grundschulen, weshalb die Gutachterin davon ausgeht, dass dann auch noch einmal die Inanspruchnahme des vorhandenen Betreuungsangebotes steigen wird. Derzeit liegt die Betreuungsquote (OGS und Betreuung 8 bis 1) zwischen 83 und 90 Prozent. Die Gutachterin geht jedoch nicht davon aus, dass 100 Prozent der Erziehungsberechtigten eine Betreuung in Anspruch nehmen werden. „Insgesamt ist die Offene Ganztagsbetreuung  in Holzwickede auf einem sehr, sehr guten Weg“, so die Gutachterin.

Josef-Reding-Schule

Im Bereich der weiterführenden Schulen geht die Gutachterin davon aus, dass sich die Entwicklung an der Hauptschule wie in der jüngsten Vergangenheit fortsetzen wird. Auch in den Prognosejahren wird es nur eine geringe Schülerzahl an der Josef-Reding-Schule geben. Das bedeutet:  Zunächst wird die Josef-Reding-Schule nur eine Eingangsklasse bilden können, dann aber nach der Erprobungsstufe (Jahrgang 7) wieder zweizügig werden.

Clara-Schumann-Gymnasium

Das Clara-Schumann-Gymnasium wird sich nach Ansicht der Gutachterin im Prognosezeitraum zwischen einer Drei- und Vierzügigkeit in der Sekundarstufe 1 bewegen. Bis 2028/29 geht das Gutachten für die Sek 1 fast durchgehend von einer Vierzügigkeit des CSG aus. Durch die Abgänge von Schülerinnen und Schülern wird das CSG jedoch spätestens ab der 8. Klasse nur noch dreizügig sein. Dass es in der Oberstufe nur noch drei Klassen am CSG geben wird, hat auch Auswirkungen auf die Raumbedarfsplanung, die auch noch durch einen zusätzlichen Jahrgang im Schuljahr 2026/27 durch die Rückkehr zu G9 beeinflusst wird.

Schlechte Bindungsquote

Diese Grafik zeigt die Enbtwicklung der Übergangsanteile von den grundschulen zur Hauotschule (HS), realschule (RS), Gesamtschule (GE) und zum Gymnasium (GY). (Datenquelle: IT.NRW)
Diese Grafik zeigt die Entwicklung der Übergangsanteile von den Grundschulen zur Hauptschule (HS), Realschule (RS), Gesamtschule (GE) und zum Gymnasium (GY). (Datenquelle: IT.NRW)

Als durchaus problematisch werden in dem Gutachten die Übergangsquoten aus den Grundschulen in die beiden weiterführenden Schulen am Ort erkannt, was die Gutachterin als „Bindungsquote“ bezeichnet. So lag der Übergangsanteil Holzwickeder Kinder in den Vorjahren im trendgewichteten Mittel an der Hauptschule bei gerade einmal 8,1 Prozent. Tatsächlich lag die Bindungsquote sogar nur bei 4,1 Prozent, wenn man nur die Eingangsstufe an der Josef Reding Schule betrachtet. Denn erfahrungsgemäß gewinnt die Hauptschule in den aufsteigenden Klassen jeweils Kinder dazu. Ganz anders am Gymnasium, das in den aufsteigenden Klassen Schüler verliert. Am CSG lag der durchschnittliche Übergangsanteil von Holzwickeder Schülern in den vergangenen Jahren zwar deutlich höher, allerdings auch nur bei 43,4 Prozent.

Nach Auskunft der Verwaltung haben von allen momentan beschulten Holzwickeder Grundschülern, die zu einer erweiterten Schule gewechselt sind, immerhin 59 Kinder nicht das CSG, sondern ein anderes Gymnasium, 164 eine Realschule sowie 274 eine Gesamtschule im Umland gewählt.

Kein aktueller Handlungsbedarf

Wirkliche Stellschrauben, die schlechte Bindungsquote zu verbessern, gibt es für die Gemeinde (Schulträger) kaum, wie die Gutachterin auf Nachfrage erklärte: Ein Schulträger kann lediglich versuchen, den Inklusionsanteil gleichmäßig zu gestalten und ansonsten nur beim Übergang von den Grundschulen die Qualität der eigenen Schulen herausstellen. Letztlich sei das Wahlverhalten der Eltern entscheidend.

Zusammengefasst erkennt die Gutachterin aufgrund der Prognosen für die Holzwickeder Schullandschaft aktuell keinen Handlungsbedarf, soweit sich das aus der Bevölkerungsentwicklung, Wanderungsbewegungen und einpendelnden Schülerinnen und Schülern erkennen lässt.

Alternative Handlungsoptionen

Abschließend zeigt das Gutachten Handlungsoptionen für die weiterführenden Schulen auf, die nicht wirklich überraschen können:

So wäre der schulrechtliche Bestand der Hauptschule aufgrund der Schülerzahlenprognosen gesichert. Handlungsbedarf entstünde allenfalls, wenn die erwarteten Übergangsanteile oder Einpendlerzahlen unterschritten würden. „Daher stellt sich die Frage nach der dauerhaften Sicherung des schulischen Angebotes“, heißt es in dem Gutachten. Denn bei einem Wegfall des Hauptschul-Angebotes müssten noch mehr Holzwickeder Kinder zu Schulen ins Umland pendeln. Als dies schon jetzt der Fall ist.

Als möglichen Alternativen für eine Umstrukturierung der Holzwickeder Schullandschaft, so das Gutachten, kommen zwei Schulformen infrage: Sekundarschule und Gesamtschule.

Gesamtschule möglich, Sekundarschule nicht

Für die Gründung einer Sekundarschule wären 75 Anmeldungen erforderlich. Es ist jedoch davon auszugehen, so die Gutachterin, dass diese Anzahl nicht erreichen würde in Holzwickede, da die Eltern, deren Kinder heute zur einer Gesamtschule oder Realschule auspendeln, ihre Kinder weiterhin auspendeln lassen würden. Die bisherigen Hauptschul‐Eltern würden ihr Kind an der Sekundarschule anmelden, die Gymnasial‐Eltern würden weiterhin ein Gymnasium anwählen. „Die Zahl von 75 Anmeldungen würde deutlich unterschritten.“

Für die Gründung einer Gesamtschule wären 100 Anmeldungen notwendig. Diese müssten durch eine Elternbefragung nachgewiesen werden. Für eine Gesamtschule neben dem Gymnasium reicht die Zahl der Kinder in der Gemeinde Holzwickede allerdings nicht aus. Auch der Raumbestand im Schulzentrum wäre für ein Nebeneinander von Gesamtschule und Gymnasium nicht ausreichend.

Zumindest rechnerisch wäre es nach Ansicht der Gutachterin eine Alternative, eine Gesamtschule im Schulzentrum für alle Kinder der Gemeinde Holzwickede anstelle von Hauptschule und Gymnasium einzurichten. In diesem Fall wäre davon auszugehen, dass ein Teil der bisherigen Gymnasial‐ Elternschaft weiterhin ein Gymnasium anwählen möchte, die Kinder daher auspendeln. Die Gymnasial‐Einpendler würden entfallen, aber eine Gesamtschule in Holzwickede würde auch Einpendler an sich binden. Unter der Annahme, dass sich die Holzwickeder Hauptschul‐Eltern, die bisherigen Gesamtschul‐Auspendler (20 Prozent der Holzwickeder Kinder), die Hälfte der Realschul‐Auspendler (zehn Prozent der Holzwickeder Kinder) sowie fünfzig Prozent der Gymnasial‐Eltern für die Gesamtschule entscheiden würden, ergäben sich für Jahrgangsstufe 5 ab dem Schuljahr 2025/26 Schülerzahlen im Bereich einer 4‐ bis 5‐Zügigkeit. Im Prognosejahr 2030/31 läge die Zahl mit 133 Schülern sogar im Bereich des sechsten Zuges. Im Schuljahr 2027/28 läge die berechnete Zahl aufgrund der dann niedrigen Übergänge (insgesamt 149) etwas unter 100.

Fraktionen beraten Schulentwicklungsplanung

Auf Nachfrage der Grünen, ob die Gutachterin Beispiele aus vergleichbaren Kommunen nennen könne, wie eine geringe Bindungsquote verbessert worden ist, nannte Dr. Anja Reinermann-Matotka eine Kommune in Schleswig-Holstein, für die ihr Fachbüro gerade eine Schulentwicklungsplanung erstellt hat. In dieser Kommune lag die Bindungsquote vor einigen Jahren noch bei knapp 60 Prozent, nachdem die Kommune als einzige Schule eine Gesamtschule errichtet hatte. „Viele Eltern haben ihre Kinder lieber nach Hamburg in die Schulen geschickt“, so die Gutachterin. Inzwischen liegt die Bindungsquote bei über 90 Prozent, d.h. fast alle Kinder eines Jahrgangs besuchen auch diese Schule am Ort. „Aber dafür wurde auch sehr viel getan von der Kommune“, betont die Gutachterin. Auch bei scheinbar wenige bedeutenden Details. So spielte etwa für viele Eltern auch das Schulessen eine große Rolle, dass es an der Gesamtschule das gleiche Essen gibt, wie es die Kinder von der Grundschule gewohnt sind. „Alle diese Anstrengungen haben dann dazu geführt, dass die Schule am Ort auch für die beste gehalten wird.“

Die Fraktionen nahmen das vorgelegte Gutachten zur Kenntnis und werden es nun eingehend beraten.

AfSSKS, Schulentwicklungspöan


Peter Gräber

Dipl.-Journalist

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