Multikulti unter einem Dach: Mit zwei Gastschülern plötzlich eine Großfamilie
Für Uta S. aus Holzwickede ist Multikulti mehr als nur ein Begriff. Die alleinerziehende Mutter von zwei Kinder ist gelebte Multikultur: In Chile geboren, in Mexiko aufgewachsen, kehrten ihre deutschen Eltern mit ihr im Alter von 15 Jahren nach Deutschland zurück. Doch als junge Erwachsene zog es Uta S. wieder nach Mexiko zurück. Danach lebte sie auch längere Zeit in den USA, bevor sie schließlich wieder nach Deutschland zurückkehrte. Ihr Job bei einer Fluggesellschaft verschlug sie schließlich in den Norden Holzwickedes. Hier fühlt sich Uta S. wohl. In ihrer unmittelbaren Nachbarschaft hat sie serbische, finnische, türkische, spanische und natürlich deutsche Freundinnen gefunden. Das Leben in verschiedenen Ländern, das Kennenlernen ganz unterschiedlicher Menschen und Kulturen hat Uta S., die fünf Sprachen spricht, nie als Belastung, sondern immer als persönliche Bereicherung empfunden.
Ich habe mir schon immer vier Kinder gewünscht. Jetzt ist der Wunsch für eine Woche in Erfüllung gegangen – und sogar ganz ohne Windeln“
Uta S., alleinerziehende Mutter von zwei Kindern
„Diesen kulturellen Austausch, das Blicken über den Tellerrand hinaus, wünsche ich mir auch für meine eigenen Kinder“, sagt die alleinerziehende Mutter. „Leider kann ich ihnen nicht das bieten, was meine Eltern, die beruflich in vielen verschiedenen Ländern lebten, mir geboten haben“, bedauert Uta S. Doch die Holzwickederin hat einen Weg gefunden, ihrem Sohn Nico (15 Jahre) und ihrer Tochter Cara (12 Jahre) trotzdem etwas von der Internationalität und dem multikulturellen Austausch zu bieten, den sie selbst genossen hat. Zumindest für ein paar Wochen hat sich die kleine Familie aus Holzwickede fremde Kulturen sozusagen ins Haus geholt und ist zur Großfamilie geworden. Denn Uta, ihr Nico und Tochter Cara S. beherbergen gleich zwei Gastschüler unter ihrem Dach in Holzwickede: den 12-jährigen Ronan aus der französischen Partnerstadt Louviers sowie Esteban (16 Jahre) aus Guatemala.
„Ich habe mir schon immer vier Kinder gewünscht“, schmunzelt Uta S. „Jetzt ist der Wunsch für eine Wochen in Erfüllung gegangen – und sogar ganz ohne Windeln.“ Morgens gibt es zwar einiges Gedränge vor dem Badezimmer, weil alle vier „Kinder“ kurz nach 7 Uhr mit dem Bus zum Clara-Schumann-Gymnasium fahren müssen. Doch durch ihren Beruf ist die Holzwickederin genaues Zeitmanagement gewöhnt. Und so war eine der ersten grundlegenden Erfahrungen, die der 16-jährige Esteban in seiner Holzwickeder Gastfamilie machte: „Ich muss hier immer sehr pünktlich sein.“ Auch die für ihn völlig neue Mülltrennung in Deutschland war für den 16-Jährigen gewöhnungsbedürftig. „Inzwischen übernimmt er sogar selbstständig eigene Aufgaben im Haushalt“, freut sich Uta S. „Neulich war ich noch gar nicht zu Hause. Da hat Esteban sich um das Holz zum Heizen gekümmert, weil wir keins mehr im Haus hatten.“
Täglich kultureller Austausch und ganz neue Erfahrungen
Wenn Cara und Nico mit Ronan und Esteban morgens am Frühstückstisch sitzen, bevor der Bus zur Schule fährt, „ist das ein sehr schönes Gefühl für mich“, sagt Uta S., die prompt mütterliche Gefühle für den Familienzuwachs entwickelte: „Für mich waren es ganz schnell meine beiden Großen und die beiden Kleinen.“ Auch der 12-jährige Ronan, der noch zwei deutlich jüngere Geschwister zu Hause hat, genoss die für ihn völlig neue Rolle des „Nesthäkchens“ sichtlich. Überhaupt scheint der Wunsch von Uta S. sich den multikulturellem Austausch ins Haus zu holen, in Erfüllung zu gehen. „Ich erlebe das hier jeden Tag“, freut sie sich. Sei es, dass der kleine Ronan, weil er so schmächtig ist, flugs zur „Crevette“ (französisch = Garnele) umgetauft wurde und er das UNO-Spielen gegen sein Heimweh entdeckte. Oder dass der 16-jährige Esteban zum ersten Mal in seinem Leben mit einer Eisenbahn gefahren ist. Auch die Weihnachtsmärkte hier in Deutschland sind natürlich für Ronan und Esteban eine ganz besondere und neue Erfahrung gewesen.
Am Mittwoch voriger Woche war für Ronan der Austausch schon vorbei. Nach nur einer Woche ist er wieder nach Louviers zurückgekehrt, wo er sicher viel zu erzählen haben wird. „Eigentlich war es ganz schön, mal drei Brüder zu haben“, bedauert die zwölfjährige Cara Ronans Abreise. „Nervig war es für mich nur morgens im Bad. Da musste ich immer ganz pünktlich wieder raus.“ Für Gastmutter Uta S. kam es dagegen dicker: Nicht nur dass Ronan gleich mit einem Magen- und Darminfekt zum Pflegefall wurde. Ihr Sohn Nico zog sich auch noch eine heftige Sportverletzung am Fuß zu und muss seitdem an Krücken laufen.
Schwebebahn war Premiere für Ronan und Esteban
Dennoch haben die die frischgebackene Großfamilie auch eine ganze Menge unternommen und Spaß gehabt. Eine Premiere für Ronan und Esteban war die Fahrt in der Schwebebahn in Wuppertal. Auch U- und S-Bahn sind sie schon gefahren. Was vor allem für Esteban ein Erlebnis war, da es in seiner Heimat Guatemala gar keinen ÖPNV gibt. „Bei uns fahren alle immer mit dem Auto“, meint der 16-Jährige. Natürlich stand auch der Flughafen gegenüber in Dortmund auf ihrem Besuchsprogramm. „Fehlen eigentlich nur noch Schnee und Schloss – dann haben wir alles durch“, lacht Uta S. „Kommt aber auch noch: In dieser Woche besuchen wir Würzburg. Da steht dann ein Besuch der Residenz und Festung an.“ Vieles, von dem, was er hier kennengelernt hat, wird Esteban wohl nie mehr vergessen in seinem Leben. Etwa die dicke Ski-Unterwäsche, die ihm seine Gastmutter gekauft hat. Die trug er schon, als es noch 12 Grad waren. „Warte ab, es wird noch viel kälter bei uns“, hatte ihn Uta S. gewarnt. Die ersten Kniestrümpfe seines Lebens fand der 16-Jährige prompt in dem selbstgemachten Adventskalender, den Uta S. in den Flur ihres Hauses gehängt hat. Seit dem 1. Advent finden dort Cara, Nico, Esteban und anfangs auch Ronan jeden Morgen ein eigenes von Uta S. verpacktes praktisches Präsent.
Schock: verheiratete Pfarrer und Mädchen als Messdienerin
Geradezu einen Kulturschock erlebte Esteban, der wie Uta S. sehr katholisch ist, als er im deutschen Fernsehen zum ersten Mal einen evangelischen Pfarrer entdeckte, der verheiratet war. Auch dass die 12-jährige Cara als Mädchen Messdienerin in der Liebfrauengemeinde ist, konnte der 16-Jährige zunächst kaum glauben. „So etwas gibt es in Guatemala nicht“, weiß Uta S. Neulich erkundigte sich
Esteban ganz irritiert in der Familie, ob den anderen eigentlich schon aufgefallen sei, dass ältere Frauen ab etwa 40 Jahren in Deutschland so gut wie nie mehr ihre Haare lang tragen. In solchen Momenten weiß Uta S., dass sie mit ihrem Plan, den kulturellen Austausch in der eigenen Familie zu fördern, goldrichtig lag.
Esteban, der mit insgesamt 60 anderen Gastschülern aus Guatemala nach Deutschland gekommen ist, bleibt noch bis 20. Dezember insgesamt fünf Wochen in der Holzwickeder Familie. Seine Sprachkenntnisse hier hat er deutlich verbessern können. In Guatemala City besucht der 16-jährige eine österreichische Schule. Dort macht er seine Matura – die österreichische Variante des deutschen Abiturs. Auch nach seiner Rückkehr sollen die Kontakte übers Internet zu seiner neuen deutschen Familie nicht abreißen. So ist es bereits fest verabredet.
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