IHK stellt Jahresbericht vor: Große Unzufriedenheit bei Unternehmen im Kammerbezirk
Würde es für die Beschlüsse von Bund und Ländern zur Bewältigung der Corona-Pandemie Zeugnisse der Unternehmen im Kammerbezirk der Industrie- und Handelskammer (IHK) zu Dortmund geben, wäre die Versetzung der Regierungsverantwortlichen stark gefährdet. Das zeigen die Ergebnisse der aktuellen Unternehmensumfrage der IHK im Kammerbezirk.
Heinz-Herbert Dustmann, Präsident der IHK zu Dortmund, und Stefan Schreiber, IHK-Hauptgeschäftsführer, stellten gestern (2.4.) den Jahresbericht für das Geschäftsjahr 2020 vor. Das von der Corona-Pandemie geprägte Jahr stellte die Unternehmerschaft im Kammerbezirk vor große Herausforderungen. Dustmann verwies hierbei auf die aktuelle IHK-Unternehmensumfrage. In der Zeit vom 22. März bis 10. April wurden insgesamt 440 Firmen aus Dortmund, Hamm und dem Kreis Unna anhand einer Schulnotenskala befragt, wie zufrieden sie mit den Beschlüssen von Bund und Ländern zur Bewältigung der Corona-Pandemie sind.
Politik muss Krisenmanagement ändern
„Knapp jedes zweite Unternehmen vergibt die Note 5, also ‚mangelhaft‘“, erläuterte Dustmann. Mehr als jedes vierte Unternehmen bewerte die Beschlüsse lediglich mit der Note 4, also „ausreichend“. „Die Note 3 oder Note 2 vergeben zusammen ebenfalls rund 27 Prozent und nur rund 0,2 Prozent benoten mit 1, also einem ‚sehr gut‘.“ Der IHK-Präsident wolle das Zeugnis gar nicht groß interpretieren, aber: „Wenn die Wirtschaft im Frühjahr 2021 nach über einem Jahr Corona-Krise so derart unzufrieden mit den Notfallplänen auf Bund- und Länderebene ist, dann ist es dringend Zeit, das Krisenmanagement zu ändern.“
Die Unternehmen im Kammerbezirk wurden außerdem dazu befragt, wie sie ihre gegenwärtige Lage einschätzen. Fast ein Drittel beurteilt die Situation aktuell als gut und knapp die Hälfte ist zufrieden – aber auch mehr als 20 Prozent sagen, dass sie schlecht ist. Vor allem Corona hatte massive Einwirkungen auf die wirtschaftliche Lage: „Rund 45 Prozent sagen, dass sich die Situation mit Beginn der Pandemie verschlechtert hat“, so Dustmann.
Die gegenwärtige Krise hatte insbesondere massive Auswirkungen auf den Ausbildungsmarkt, wie IHK-Hauptgeschäftsführer Stefan Schreiber herausstellte: „Die Pandemie und bereits der erste Lockdown im Frühjahr haben den Ausbildungsmarkt in der heißen Bewerbungsphase abrupt ausgebremst und zeitweise fast vollständig zum Erliegen gebracht.“ Wegen der andauernden Corona-Pandemie könnten persönliche Beratungen zum Thema Ausbildung oder entsprechende Messen und Veranstaltungen nicht wie gewohnt stattfinden.
Massive Auswirkung auf Ausbildungsmarkt
„Die fehlenden direkten Kontaktmöglichkeiten zwischen Betrieben und Schulabgängern konnten auch innovative, digitale Ausweichformate nicht vollständig kompensieren“, so Schreiber. Insgesamt verzeichnete die IHK im Jahr 2020 nur 4.254 Neuverträge in Dortmund, Hamm und dem Kreis Unna – ein Minus von mehr als 16 Prozent verglichen mit 2019.
Ausbildungsmarkt und Arbeitsmarkt haben einige gemeinsame Schnittmengen: Laut IHK-Umfrage gehen etwa 15 Prozent der Unternehmen davon aus, dass die Beschäftigtenzahlen weiter sinken, ebenso viele Betriebe glauben aber auch, dass diese Zahlen wieder steigen. Schreiber wies darauf hin, dass besonders vor dem Hintergrund der Corona-Pandemie viele wirtschaftspolitische Themen weiterhin auf der IHK-Tagesordnung stünden. Zugleich versprach er, dass sich die IHK weiterhin stark einbringen werde, „ganz im Interesse unserer Unternehmen“.