Größtes Schulranzenprojekt bundesweit: Verein Kinderglück e.V. verteilt 1.800 Ranzen
„Viele Menschen wissen nicht, dass es eine große Zahl von Erstklässlern gibt, die am ersten Schultag mit einer Plastiktüte ihren ersten Schritt in Richtung Bildung gehen“, sagt Inga Kröger von Kinderglück e.V. „Chancengleichheit bei der Bildung beginnt sehr früh. Kinderarmut erschwert diese Gleichheit, denn es mangelt am Notwendigsten.“ Im jährlich größten Schulranzenprojekt Deutschlands verteilte das ehrenamtliche Helferteam des Vereins heute (18. Juni) in der Kinderglück-Halle rund 1.800 hochwertige Schulranzen-Sets (inklusive Etui, Sportbeutel, Schlamper usw.) an Kita-Mitarbeiter, Sozialarbeiter, Grundschullehrer und andere Kooperationspartner.
„Einfach toll, wir haben den Tornister genauso bekommen, wie wir ihn bestellt haben“, kann es Brigitte Mahne aus Bönen kaum fassen. Sie hat den Ranzen für ihr Enkelkind in der evangelische Kita Katharina Luther beantragt und ihn gerade persönlich mit ihrer schwangeren Tochter in Holzwickede abgeholt. Zu Hause kann sie den Ranzen nun gemeinsam mit ihrer Tochter dem Enkel übergeben.
Hochwertige Ranzen im Wert von 450.000 Euro
Denn auch das ist eine Besonderheit des Vereins Kinderglück: „Wie Sie sehen, sind hier heute keine Kinder“, lächelt Bernd Krispin, Gründer des Vereins. „Das ist von uns so gewünscht. Die Antragsteller sollen die Schulranzen an die Eltern übergeben, so dass die Kinder zu keinem Zeitpunkt wissen, dass es sich um eine Spende handelt. Darauf legen wir großen Wert.“ Denn die Kinder aus armen Verhältnissen schämen sich schon im jungen Alter für ihre Situation und der Verein möchte, dass die Kinder ihren ersten Schultag unbeschwert erleben können. So können sich die Kinder darüber freuen, dass sie von ihren Eltern oder Großeltern einen so tollen Tornister bekommen haben.
„Wir verteilen nur sehr hochwertige und rückenstützende Produkte“, betont Bernd Krispin, der sich mit den Jahren zu einem echten Experten für Schulranzen entwickelt hat. „Kinderarmut beinhaltet oft auch gesundheitliche Nachteile und denen möchten wir in Bezug auf den Ranzen vorbeugen.“ Die Ranzen, die heute verteilt werden, stellen einen Gegenwert von rd. 450.000 Euro dar. Erwerben kann sie der Verein für seine Hilfsktion allerdings stark vergünstigt.
Das Kinderglück-Schulranzenprojekt begann im Jahr 2008 mit der Anfrage für einen einzelnen Erstklässler in Dortmund. Da die Kinderarmut insbesondere im Ruhrgebiet sehr hoch ist, stiegen die Anfragen rasant. Am heutigen Tag verteilten 15 Ehrenamtliche des insgesamt 25-köpfigen Helferteams von Bernd Krispin rd. 1.800 Tornister an 177 Institutionen. „Wir sind mit unserem Netzwerk im Raum Dortmund, dem Märkischen Kreis, Kreis Lippe bis ins Münsterland sehr gut durchorganisiert“, erläutert Vereinssprecherin Inga Kröger. „Und auch im Kreis Unna sind wir zunehmend aktiv.“
Allein die Dortmunder Fabido-Kitas beantragten dieses Jahr 703 Ranzen und erhöhten somit ihren Bedarf um 50 Prozent. „Aus dem Kreis Unna wurden so um die 200 Schulranzen beantragt“, weiß Inga Kröger.
Sechs Lkw-Ladungen mit Tornistern
„Monatelang planen wir dieses Projekt geplant und am Tag der Ranzenabholung wird uns wieder bewusst, was es für ein Mammutprojekt ist“, meint Bernd Krispin, Gründer und 1. Vorsitzender des Vereins Kinderglück e.V. „Sechs LKW-Ladungen mit Tornistern mussten in der Kinderglück-Halle untergebracht werden. Insgesamt wurden sechs Tonnen an Material bewegt. Doch das Schöne an dieser Aufgabe ist, dass es alles Sinn macht. Denn hinter jedem der 1.800 Ranzen steht ein Kind, dass so einen unbeschwerten Schulstart erleben darf. Am liebsten möchte ich alle umarmen, die uns bei der Realisierung geholfen haben. Da das schwierig wird, an dieser Stelle ein ganz herzliches Danke“, betont Bernd Krispin.
Die Motivation für dieses Großprojekt ist eindeutig: Im Ruhrgebiet ist die Kinderarmut besonders ausgeprägt. In vielen Städten existieren Stadtteile, in denen die Hälfte der Kinder und Jugendlichen in prekären Verhältnissen aufwächst. Wenn der erste Schritt Richtung Bildung ohne einen Schulranzen beginnt, dann ist gesellschaftliche Ausgrenzung programmiert. Der Verein Kinderglück versucht, mit seinem Schulranzenprojekt diesem Aspekt der Kinderarmut entgegenzuwirken.
Kooperationspartner stellen Anträge
Zu Beginn des Jahres werden alle kooperierenden Einrichtungen darüber informiert, dass sie Ranzenanträge stellen können. Die Einrichtungen prüfen die Bedürftigkeit der Kinder. Diese werden gesammelt und an einem zentralen Verteiltag ausgegeben. „Auch nach dem Verteiltag heute treffen erfahrungsgemäß bis zum Herbst noch bis zu 200 zusätzliche Anträge ein“, weiß Bernd Krispin aus Erfahrung. Aufgrund dessen bestellt der Verein immer eine höhere Anzahl von Ranzen, um auch diesen Antragsstellern gerecht zu werden.
Finanziert wird das Schulranzenprojekt, wie auch alle anderen Projekte des Vereins, ausschließlich aus Spenden. Neben vielen Spenden von Privatpersonen und Unternehmen unterstützte vor allem der Verein „Takko hilft“ e.V. aus Telgte das Projekt mit einer Großspende. Beide Vereine kooperieren seit 2018 bei der Umsetzung von verschiedenen Kinderglück-Hilfsprojekten zugunsten von kranken, traumatisierten und von Kinderarmut betroffenen Kindern.
„Wir begleiten das Schulranzenprojekt seit zwei Jahren und sind unglaublich stolz darauf, Teil dieser Aktion zu sein“, meint Dana Topolewski von „Takko hilft“ e.V. „Man mag sich gar nicht vorstellen, wie es für ein Kind sein muss, am ersten Schultag ohne Schulranzen in die Schule zu gehen und mitzuerleben, wie alle anderen Kinder den Tornister stolz präsentieren. Uns war nicht bewusst, häufig das der Fall ist. Was das Kinderglück-Team hier jedes Jahr leistet, ist einfach beeindruckend und geht ans Herz. Vor allem, wenn man sieht, welche Leidenschaft für die Hilfe der Kinder dahinter steckt.“
Kinderglück e.V.-Gründer Bernd Krispin über den Verein
Der Kinderglück e.V. setzt sich seit 2006 für Kinder und Jugendliche ein, deren Weg in die Welt mit Stolpern beginnt. Unser Verein orientiert sich an den Kinderrechten, die essentielle Begriffe wie Chancengleichheit und gesellschaftliche Teilhabe beinhalten und hilft sie umzusetzen.
Das Zwei-Säulen-Prinzip
Wir arbeiten mit zwei Säulen. Kinderglück entwickelt, plant und realisiert eigene Projekte wie beispielsweise die Schulranzenaktion, Ferienpatenschaften, BVB-Tage oder Kinderglück-Kissen für kranke Kinder.
Der Verein dient zudem als Netzwerk zur Kinderhilfe und agiert als Ansprechpartner für Jugendämter und Jugendhilfeeinrichtungen sowie Kinderkliniken und Kinderhospizdienste. Diese stellen Förderanträge für die Bedarfe ihrer betreuten Kinder und Jugendlichen. Die enge Kooperation mit Sozialarbeiterin, Ärzten, Lehrern und Ämtern dienst der Qualitätssicherung, damit die Hilfe bei den Kindern und Jugendlichen ohne Umwege ankommt.
Unser Antrieb
Meine Frau Susanne und ich haben Glück in unserem Leben. Unsere Kinder sind gesund und uns geht es gut. Das ist nicht selbstverständlich. Kinderarmut, Traumata, Krankheit und problematische familiäre Verhältnisse verhindern oft ein unbeschwertes Aufwachsen. Diese jungen menschen möchten wir erreichen. Ich glaube fest daran, dass jemand, der Glück durch Wärme erfahren hat, dieses Gefühl auf seinem Lebensweg mitnimmt und nicht vergisst.
Spenden
Zu Beginn haben wir als Familie die meisten Projekte privat finanziert, um sie ins Laufen zu bringen. Mit der Zeit gewannen wir mehr und mehr Unterstützer in allen Bereichen. Das ist eine tolle Entwicklung, denn Spender und Ehrenamtliche machen unser Projekt erst möglich. Sie sind für uns Glücksbringer, denn sie tragen Freude in das Leben unserer betreuten Kinder. Unser verein basiert auf ehrenamtlicher Arbeit, damit die Spenden direkt in die Projekte fließen können.
Gemeinsam schaffen wir vieles.