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Wenn es um Verkehrsprobleme geht, weiß Frank Lausmann als Anwohner der Nordstraße wovon er spricht. Auch als hauptamtlicher Bürgermeister würde er sich für eine gerechtere Verteilung der Verkehre einsetzen. (Foto: P. Gräber - Emscherblog)

Frank Lausmann will mit seiner politischen Erfahrung punkten und Probleme anpacken statt sie auszusitzen

Wenn es um Verkehrsprobleme geht, weiß Frank Lausmann als Anwohner der Nordstraße wovon er spricht.  Auch als hauptamtlicher Bürgermeister würde er sich für eine gerechtere Verteilung der Verkehre einsetzen. (Foto: P. Gräber - Emscherblog)
Wenn es um Verkehrsprobleme geht, weiß Frank Lausmann als Anwohner der Nordstraße wovon er spricht. Auch als hauptamtlicher Bürgermeister würde er sich für eine gerechtere Verteilung der Verkehre einsetzen. (Foto: P. Gräber – Emscherblog)

Die Kommunalwahl findet am 13. September statt. Gewählt wird an diesem Termin nicht nur ein neuer Gemeinderat, sondern auch eine neue Bürgermeisterin oder ein neuer Bürgermeister für die Gemeinde Holzwickede. Der Emscherblog hat mit allen vier Bewerbern Interviews geführt, die an dieser Stelle veröffentlicht werden. Lesen Sie heute als letztes dieser Interviews das Gespräch mit Frank Lausmann (CDU).

Zur Person:  Frank Lausmann (49 J.) ist verheiratet und hat zwei Kinder. Der hauptberufliche Industriekaufmann ist langjähgriger Vorsitzender der Ortsunion und noch längerer Mitglied der CDU-Fraktion im Gemeinderat. Im Jahr 2009 kandidierte Lausmann schon einmal für das hauptamtliche Bürgermeisteramt und unterlag gegen Jenz Rother. Aktuell ist Lausmann stellvertretender Bürgermeister Holzwickedes und Vorsitzender des Verkehrsausschusses der Gemeinde.

Emscherblog: Herr Lausmann, die CDU hatte bei der letzten Bürgermeisterwahl keinen eigenen Kandidaten gestellt und dafür auch einige Kritik einstecken müssen. Wer hat Sie denn dieses Mal gezwungen zu kandidieren?

Lausmann: Niemand. Aber wir haben in der CDU unsere Einstellung zu dieser Wahl geändert. Wir haben lange vorausgesetzt, dass ein Bürgermeisterkandidat auch ein Verwaltungsfachmann sein muss. Das hätten wir bei der letzten Wahl gerne in Verbindung mit den anderen Parteien auch durchgesetzt. Doch die SPD hatte sich vor der Wahl 2014 schon sehr schnell auf ihren Kandidaten Michael Klimziak festgelegt, weshalb wir dann versucht hatten, einen gemeinsamen Kandidaten mit den anderen Parteien zusammen zu finden. Leider ließ sich da keine Mehrheit finden, weil der Bürgerblock sehr gerne Ulrike Drossel aufstellen wollte. Da wir sehr darauf konzentriert waren, einen Verwaltungsfachmann zu finden, was beide nicht waren, haben wir dann keinen eigenen Kandidaten aufgestellt. Mittlerweile sehen wir das in der CDU anders. Ein Bürgermeister muss in erster Linie Visionen entwickeln, muss Menschen zusammenbringen und Prozesse moderieren. Das ist auch etwas, was wir momentan vermissen und wo ich gerne anders herangehen würde. Ich würde proaktiver handeln, überhaupt aktiver vorgehen. Ich würde nicht abwarten, was passiert, sondern auch Dinge beschleunigen. Das ist ein ganz wichtiges Thema für mich.

Emscherblog: Darauf würde ich gerne später noch zurückkommen. Mich würde zunächst aber interessieren, was Ihre ganz persönlichen Gründe sind, nun doch für dieses Spitzenamt zu kandidieren?

Lausmann: Meine beiden einzigen Hobbies sind meine Familie und die Kommunalpolitik. Ich bin kein Sportler und auch so durchs Leben gekommen. Mein Ding ist die Kommunalpolitik. Ich hätte bei der Jungen Union damals vielleicht auch noch einen anderen Weg einschlagen können. Jemand der noch ein paar Jahre jünger ist und mit dem ich damals gemeinsam aktiv war, ist Ina Scharrenbach. Sie ist mittlerweile Ministerin in NRW. Wir haben immer noch sehr guten Kontakt. Landes- oder Bundespolitik war aber nie mein Ding. Ich war immer eher der Lokalmatador. Ich wollte dort, wo ich wohne, etwas bewegen. Das habe ich auch geschafft. Ich bin jetzt seit 1999 im Rat und seit 2004 auch stellvertretender Bürgermeister. Dazu habe ich einen Beruf in Dortmund. Ich bin kaufmännischer Angestellter in der Energiewirtschaft und fühle mich sehr wohl bei meinem Arbeitgeber. Beides, Politik und Beruf, konnte ich immer gut vereinbaren. Deshalb hatte ich auch nie den Drang, unbedingt als hauptamtlicher Bürgermeister zu kandidieren.

Aber ich habe auch erkannt, was hier in der Gemeinde in den vergangenen Jahren falsch gelaufen ist. Ich stelle Defizite fest und habe konkrete Anhaltspunkte, wo ich auch die aktuelle Amtsinhaberin in ihrer Arbeit kritisiere. Wenn man aber etwas besser machen will, muss man letztlich auch bereit sein, die Gesamtverantwortung zu übernehmen. Die möchte ich mit dieser Kandidatur übernehmen. Wir haben uns damit innerhalb der CDU recht lange Zeit gelassen. Es stand auch vorher gar nicht fest, dass ich es mache, denn es gab auch noch andere Bewerber. Es stand nur fest: Es macht einer von uns aus Holzwickede und kein Auswärtiger. Jemand, der auch lange in der Fraktion ist und die Abläufe kennt und natürlich auch Spaß an der Aufgabe hätte. Ich habe gesagt: Ich habe einen tollen Job in Dortmund und kann ganz beruhigt und gelassen die Kandidatur angehen. Wenn ich es nicht werde, würde ich selbstverständlich auch weiterhin gerne mitarbeiten. Ich war ja auch schon einmal Kandidat, doch jetzt versuche ich es noch einmal. Dafür musste man mich nicht zwingen oder lange überreden. Ich würde mich unheimlich gerne in diesem Amt für meine Gemeinde einsetzen.

Emscherblog: Nun haben Sie tatsächlich keine Verwaltungserfahrung. Ist das kein Nachteil in diesem Amt, in dem Sie ja auch Verwaltungschef wären?

Lausmann: Ich sage es mal so: Es ist zunächst ja sehr erfreulich, dass es ein so buntes Bewerberfeld in Holzwickede gibt. Aber es ist niemand mit Erfahrung in einer Kommunalverwaltung darunter. Insofern muss ich da gar keine Konkurrenz fürchten. Natürlich wäre Verwaltungserfahrung nicht schädlich in diesem Amt, aber sie ist keine Voraussetzung. Das habe ich auch im Laufe der Jahre lernen müssen. Voraussetzung und viel wichtiger ist, dass man guten Kontakt zu den Bürgern hat oder einen Draht zu ihnen bekommt und Prozesse beschleunigt. Das habe ich im Übrigen auch vom ehemaligen Bürgermeister Jenz Rother gelernt, wie wichtig die Vernetzung im Ort ist, zu den Vereinsvorsitzenden und zu den Menschen überhaupt. Wenn man, wie ich, seit 1990 politisch aktiv ist und bei jedem Jahresempfang, Kaninchenzucht- und Tennisvereinen gewesen sind, dann kennen einen die Leute. Als stellvertretender Bürgermeister besuche ich ja auch die Jubilare. Dieses Jahr geht das leider nicht wegen Corona. Aber ich komme bei solchen Besuchen viel herum, da höre ich viel. Ein kleines Beispiel: Dass die Zebrastreifen an der Hamburger Allee vor ein paar Jahren angelegt wurden, geht auf einen solchen Geburtstagsbesuch zurück. Dabei hatten mir Senioren geklagt, dass sie immer große Probleme haben, wenn sie von der Berliner Allee in Richtung Edeka an der Kirchstraße wollen. Das haben wir anschließend aufgegriffen und den Überweg mit den Zebrastreifen umgesetzt. Das meine ich mit „Draht zu den Menschen“ haben. Der ist wichtiger als Verwaltungserfahrung.

„Ich schätze Ulrike Drossel wirklich sehr. Sie ist eine sehr sympathische Frau. Aber ich habe den Eindruck, dass viele Dinge weggelächelt werden. Das bin ich nicht bereit, zu akzeptieren.“

-Frank Lausmann

Emscherblog: Was würden Sie denn als Ihre größten Stärken bezeichnen, die Sie für das Amt des Bürgermeisters qualifizieren?

Lausmann: Ich kann sehr gut zuhören. Ich versuche auch, mich in andere hineinzuversetzen und mich argumentativ mit ihnen auseinanderzusetzen. Ich möchte mich immer inhaltlich und sachlich auseinandersetzen und das von der persönlichen Ebene trennen. Das bringt einen viel weiter. Außerdem habe ich viel Erfahrung in der Kommunalpolitik. Immerhin bin ich schon seit 30 Jahren in der Kommunalpolitik tätig, von daher sind mir natürlich auch die Verwaltungsabläufe bestens bekannt.  Der eine hat vielleicht fünf Jahre an der Verwaltungsakademie studiert, der andere hat sie aber innerhalb seiner 30jährigen Tätigkeit erfahren. Ich weiß, wie Verwaltung tickt. Da müssen sie Motivator sein, jemand Kompetenten an ihrer Seite haben. Den haben wir in Holzwickede mit dem Beigeordneten Bernd Kasischke. Ein toller Mann, der fachkompetent, auch zugänglich ist und der auch etwas verändern will. Ich denke schon, dass mich das alles zusammengenommen für das Amt qualifiziert. Was ich momentan sehr vermisse ist, dass es an Moderation im Bürgermeisteramt fehlt. Ich schätze Ulrike Drossel wirklich sehr. Sie ist eine sehr sympathische Frau. Aber ich habe den Eindruck, dass viele Dinge weggelächelt werden. Das bin ich nicht bereit, zu akzeptieren. Ich habe das im Übrigen auch immer deutlich gemacht in den Sitzungen. So ein Korrektiv ist im Rat auch einmal nötig.  

Emscherblog:  Nachdem wir so ausgiebig über Ihre Stärken gesprochen haben, liegt es natürlich nahe, auch Ihre Schwächen anzusprechen. Welche sind das denn?

Lausmann: Das müssen die anderen beurteilen. Wenn ich einmal einen Beschluss gefasst habe, dann ziehe ich den auch durch. Viele müssen da immer noch einmal darüber nachdenken oder hadern…

Emscherblog: Das könnte man auch beratungsresistent nennen…

Lausmann: Nein, das bin ich nicht. Aber es ist schon so, dass ich oft festgelegt bin, wenn ich von etwas überzeugt bin. Aber ich bilde mich auch weiter und versuche, neue Erkenntnisse einzubeziehen. Vielleicht nennen ich einfach mal ein Beispiel: die Beruhigung des Verkehrs in der Mozartstraße. Da hat die SPD in einem Prozess gemeinsam mit den Bürgern versucht, Wege zur Verkehrsberuhigung aufzuzeigen. Aus meiner Sicht war der vorgeschlagene Weg dazu aber nicht hilfreich und keine Lösung gewesen. Mir geht es dabei nicht darum, das Engagement der anderen schlecht zu machen, sondern ich kämpfe für eine andere Lösung. Das legen mir manche dann als hartnäckig, der eine oder andere vielleicht auch als beratungsresistent aus. Damit muss ich leben, aber ich meine: Mein Argument ist immer noch das Bessere.

Emscherblog: Kommen wir darauf zurück, was Sie eingangs schon angesprochen haben: Wo sehen Sie die größten Defizite der Gemeinde Holzwickede?

Lausmann: ich würde das gerne anders formulieren und sagen: Wo ist die größte Herausforderung? Da sage ich: Wir haben eine lebens- und liebenswerte Gemeinde, in der wir alle gerne leben. Dieser Lebensstandard und diese Lebensqualität müssen wir uns unbedingt erhalten. Da klingt jetzt natürlich wie: „,Fünf Euro fürs Phrasenschwein“. Aber die Frage ist doch tatsächlich: Wie können wir das schaffen? Für alle Generationen hier am Ort, für die Bestandsbürger, wir müssen uns aber auch für Neubürger öffnen im Wettbewerb mit anderen Kommunen. Um unsere Lebensqualität zu erhalten, müssen wir unsere gute Infrastruktur erhalten, die Schulen, die Gebäude, Geschäfte und Straßen. Das alles müssen wir bestmöglich gestalten. Das ist die Aufgabe. Die Gemeinde muss einen guten Eindruck hinterlassen, aber den hinterlässt sie in ihrem Erscheinungsbild oft nicht. Das Bild lässt oft zu wünschen übrig. Wir müssen aber unsere Attraktivität erhalten, damit sich weiterhin Bürger ansiedeln in Holzwickede und auch Unternehmen. Das ist ein weiteres ganz wichtiges Thema: Was machen wir, wenn der Eco Port voll ist? Der ist jetzt voll und wir sind dabei das Rausinger Feld zu entwickeln. Da wird es noch einige Verhandlungen geben müssen mit den Eigentümern. Aber das kann nicht der Rat beschließen, da können auch nicht die Ratsmitglieder zu den Eigentümern fahren. Das wäre so eine Aufgabe, die ich als Bürgermeister übernehmen würde. Ich würde ins Auto steigen oder mich aufs Fahrrad setzen und den Eigentümer besuchen und ansprechen: „Du hast da ein Grundstück, was wir für die Gemeinde brauchen. Können wir uns da nicht irgendwie einigen?“ So etwas hat der Alt-Bürgermeister Jenz Rother gemacht. Dafür habe ich ihn immer geschätzt. Aber das vermisse ich heute und das würde ich künftig gerne wieder tun.

Ich bin auch niemand, der bei solchen Dingen gerne mit dem Telefon oder Computer arbeitet. Ich nutze das zwar, aber bevor ich eine E-Mail schreibe, nehme ich lieber in Holzwickede persönlich Kontakt auf. Diese direkte Kommunikation ist viel besser, als alles nur noch digital zu regeln. Ich bin kein Technikverweigerer, aber ich glaube einfach, dass es besser ist, wenn man sich bei einem Gespräch in die Augen schauen kann. Bei einer Video- oder Telefonkonferenz passiert es ja oft, dass jemand etwas sagt und es herrscht Stille bei den Personen im Hintergrund. In persönlicher Runde können Sie sich die Menschen auch ansehen, die nichts sagen und sehen, wie sie reagieren, auf das, was gesagt wurde und wie es ankommt. Das fällt bei einer digitalen Kommunikation alles weg und das ist schade. Deshalb suche ich immer das persönliche Gespräch. Für mich ist es auch ein ganz großes Defizit in diesem Wahlkampf in der Coronazeit, dass der persönliche Kontakt nicht möglich ist. Ich hätte mir in diesem Wahlkampf viele Dinge ganz anders vorgestellt. Ich wäre gerne viel stärker auf die Menschen zugegangen im persönlichen Gespräch. Aber es geht nicht anders und wir halten natürlich auch die Abstandsregeln ein und haben auch keine Versammlungen gemacht. Nur habe ich dadurch, als jemand, der sehr stark auf persönliche Gespräche setzt, natürlich ein Defizit gegenüber jemanden, der vielleicht den ganzen Tag vor dem Computer sitzt und sich mit Facebook beschäftigt. Der hat es da bestimmt einfacher. Trotzdem: Wir haben ein super Team bei der Jungen Union, da sind alle sehr technikaffin. Die jungen Leute haben mir als Bürgermeisterkandidat eine Seite bei Facebook eingerichtet, die sie auch befüllen. Aber nicht mit kommentierenden Beiträgen, da wird nur rein sachlich informiert.

„Die Gemeinde muss einen guten Eindruck hinterlassen, aber den hinterlässt sie in ihrem Erscheinungsbild oft nicht. Das Bild lässt oft zu wünschen übrig.“

– Frank Lausmann

Emscherblog: Abgesehen vom Wahlkampf haben Sie aber die ganze Legislaturperiode über genug Zeit gehabt, um auf Fehlentwicklungen und Defizite hinzuweisen, etwa in der Wohnungs- und Wirtschaftspolitik oder Steckenpferd, der Verkehrspolitik. Konkret gefragt: Was wären denn da Ihre Prioritäten als Bürgermeister?

Lausmann: Als erstes würde ich die Maßnahmen, die begonnen und angedacht wurden, auch abschließen. Weil jetzt nicht die Zeit für großartige neue Leuchtturmprojekte ist. Wir sollten die Dinge, die wir schon lange auf dem Schirm haben, erst abschließen. Dazu gehört selbstverständlich auch der Rathausbau, den wir zwar nicht mittragen, der aber beschlossen ist. Deshalb muss er, selbstverständlich innerhalb des Kostenrahmens, auch abgeschlossen werden. Auch die Umsetzung der Ostumgehung gehört dazu, wo ich als Bürgermeister auch sehr viel mehr Druck machen und auch mit den Eigentümern reden würde. Ich würde auch nachfragen, warum das Verwaltungsgericht so lange braucht. Mit anderen Worten: Ich würde nicht einfach nur abwarten. Aber auch der Tunneldurchstich an der Stehfenstraße ist ganz wichtig. Wenn wir den Fußgängertunnel von der Stehfenstraße zum Bahnhof bauen und so die Erreichbarkeit verbessern, würde das auch dazu beitragen, dass die Bahn viel öfters genutzt wird und das Auto stehen bleibt. Was noch ganz wichtig ist: Wir haben vor einigen Jahren eine Abböschung der Unterführung im südlichen Bereich gemacht. Das hat wirklich viel gebracht. Die Unterführung ist offener, sauberer und attraktiver geworden. Das müssen wir auch auf der Nordseite machen. Das gehört für mich dazu, um Holzwickede attraktiver zu machen. Wer Holzwickede nicht kennt und zum ersten Mal durch den Ort fährt, dem fällt die Unterführung als sehr schäbig auf. Das habe ich schon oft von Auswärtigen so gehört. Das würde als Visitenkarte und für das Image der Gemeinde also sehr viel helfen.

Emscherblog: Bei Projekten wie dem Durchstich kann die Gemeinde nicht allein entscheiden. Da sind wir auf die Bahn, das Land oder den Bund angewiesen. In unserer eigenen Verantwortung liegt dagegen die Wohnungspolitik…

Lausmann: Lassen Sie mich das noch zum Durchstich sagen: Solche Projekte, bei denen wir auf Fördermittel angewiesen sind, können wir tatsächlich nicht allein realisieren. Gerade bei solchen Projekten kommt es darauf an, dass man gute Verbindungen hat. Da hat jemand, der einer Volkspartei angehört, so wie ich, vielleicht einen kleinen Vorteil gegenüber jemanden, der einer Wählergemeinschaft angehört, die weder auf Landes- noch Bundesebene vertreten ist. Weil die Kontakte da sind, da kann man dann auch mal bei einer Bauministerin anrufen und nachfragen, warum wir beispielsweise die beantragten ISEK-Fördermittel nicht bekommen.

Emscherblog: Da Sie es schon mal ansprechen: Warum haben wir die denn nicht bekommen?

Lausmann: Weil alle Fördermittel für das neue Rathaus draufgegangen sind.     

Emscherblog: Für diese Erkenntnis hätte man nicht unbedingt die Bauministerin fragen müssen…

Lausmann: Ja, aber ich will damit sagen: Es ist besser einfach einmal an der richtigen Stelle nachzufragen oder auch etwas mehr Wadenbeißer-Mentalität an den Tag zu legen, anstatt nur zu sagen: „Was sollen wir denn machen, wenn die Fördermittel nicht kommen. Es ist so beschlossen und wir können es nicht ändern.“ So etwas ist nicht mein Ding. Ich will wirklich zupacken und etwas bewegen. Darin sähe ich meine Aufgabe als Bürgermeister.

Emscherblog: Das hört sich nun doch nicht so versöhnlich an, agieren Sie eher polarisierend?

Lausmann: Nein, das würde ich nicht sagen. Ich habe schon die Gemeinde im Blick. Am Ende müsste ich ja auch bei den Parteien werben, um eine Mehrheit zu bekommen. Das ist ja auch das Schöne hier in Holzwickede, dass keine Partei hier die absolute Mehrheit hat. Ich bin kein Freund von absoluten Mehrheiten. Man muss sich immer absprechen mit den anderen, das ist wichtig. Aber ich halte auch nichts davon, wenn man sich als Bürgermeister immer nur auf eine neutrale Rolle beschränkt. Natürlich muss ich ausführen, was der Rat beschließt, aber ich sollte doch zumindest eine Meinung dazu haben. Auch das vermisse ich momentan. Das merke ich bei allen Diskussionen in den Sitzungen, egal, worum es geht. Da hält sich die Bürgermeisterin stark zurück und am Ende heißt es dann: „Na gut, dann machen wir es so.“ Da würde ich mich schon stärker einmischen und auch werben für Dinge, die ich gut finde. Ich muss das leider noch mal sagen: Der Alt-Bürgermeister Rother war da anders. Leider sage ich nur deswegen, weil er ja zur SPD gehört (lacht). Aber ich wäre ihm da schon ähnlicher. 

Emscherblog: Bleiben wir mal der Bauministerin, zu deren Ressort auch der Wohnungsbau gehört. Sehen Sie da noch weitere Entwicklungsmöglichkeiten oder -bedarf für die Gemeinde? 

Lausmann: Wir haben ja in der Vergangenheit neuen Wohnraum geschaffen, etwa an der Neuen Caroline und jetzt im Wohnpark Emscherquelle. Das war gar nicht so einfach. Viele haben das abgelehnt mit dem Hinweis darauf, dass es viel mehr Verkehr gibt. Wir haben gesagt, dass wir Wohnbebauung brauchen, um die Infrastruktur zu erhalten. Die verkehrliche Situation müssen wir dann aber lösen. Es gibt ja auch nicht nur diese großen Neubaugebiete, sondern auch kleinere Baugebiet in Hengsen, am Krummen Weg oder im Norden. Wir müssen weiterhin Flächen bereitstellen, auch für größere Baugebiete, daneben aber auch auf Hinterlandbebauung achten. Da müssen wir einfach genau schauen, wo noch Häuser gebaut werden können. Es wäre schön, wenn wir da viele Möglichkeiten und Flächen hätten, doch so breit sind wir da leider nicht aufgestellt. Die Nachfrage ist viel größer als das Angebot.

Emscherblog: Es kann sich aber nicht jeder ein eigenes Haus leisten. Viele Menschen möchten oder müssen zur Miete wohnen. Braucht Holzwickede nicht auch mehr bezahlbare Mietwohnungen?

Lausmann: Selbstverständlich, aber die entstehen ja auch im Wohnpark Emscherquelle. Da wird es zwei große Gebäude ausschließlich mit Mietwohnungen geben. Es gibt den Bauverein, der auch ein Projekt plant. Ob das unbedingt in der vorgestellten Größenordnung stattfinden muss, sei mal dahingestellt. Da bin ich eigentlich kein Fan von. Ich möchte das lieber mit den Menschen zusammen machen, die da jetzt noch ihre Gärten haben. Es kann nicht sein, dass da etwas am Reißbrett geplant wird und die bisherigen Mieter sehen müssen, wo sie bleiben mit ihren Gärten, weil die nicht in ihrem Mietvertrag stehen. Das müsste man also schon mit den betroffenen Mietern abstimmen. Aber grundsätzlich sind solche Projekte möglich, nur muss man auch mal mit den Menschen sprechen, die für solche Planungen verantwortlich sind, also mit den Bauträgern und Grundstückseigentümern. Ich muss immer wieder darauf zurückkommen: Die Hauptaufgabe eines Bürgermeisters ist es, Menschen zusammenzubringen. Er muss Ideen und Visionen entwickeln und dann die richtigen Menschen zusammenbringen. Wenn da jemand sagt, ich würde ja gerne, aber mir fehlt das Geld… dann muss da jemand von der Volksbank oder Sparkasse dabei sitzen und alle müssen gemeinsam überlegen, wie man so ein Vorhaben finanzieren kann.

„Die Hauptaufgabe eines Bürgermeisters ist es, Menschen zusammenzubringen. Er muss Ideen und Visionen entwickeln und dann die richtigen Menschen zusammenbringen.“

-Frank Lausmann

Emscherblog: Wir reden über Ihre Prioritäten als möglicher neuer Bürgermeister und Sie haben noch mit keinem Wort Ihr Steckenpferd, die Verkehrspolitik, erwähnt…

Lausmann: Da haben wir doch schon ausführlich drüber gesprochen…

Emscherblog: Aber die Lösung der Verkehrsprobleme kann ja nicht nur in der Ostumgehung bestehen.

Lausmann: Nein, aber sie ist eine große Lösung für ganz, ganz viele Probleme, zum Beispiel die gerechte Verkehrsverteilung in der Gemeinde. Die Ostumgehung löst Vieles aus. Durch sie können wir den Lkw-Durchgangsverkehr komplett rausholen aus der Gemeindemitte und bekommen Möglichkeiten der Umgestaltung in der Gemeindemitte. Wir könnten dann beispielsweise auch ganz anders im Mozartpark vorgehen, wo die Lkw durchfahren. Da hat dann gar kein Lkw mehr etwas zu suchen und ich kann das ganz anders kontrollieren als heute. Das wäre mir schon wichtig. Nur muss ich dazu den Verkehr erst einmal an Holzwickede vorbeiführen. Wie wichtig das ist, sieht doch jeder, der sich einmal morgens oder nachmittags die Nordstraße anschaut. Die ist komplett voll. Die Ostumgehung würde schon viel dazu beitragen, den Verkehr um die Gemeinde herumzuführen. Ehrlich gesagt sind wir doch in der Kommunalpolitik allesamt nur Laien. Wir informieren uns zwar und haben auch Meinungen, aber diejenigen, die solche Umgehungsstraße planen, sind keine Laien und wissen genau, was sie machen und wie man Verkehre an Ortschaften vorbeiführt.

Emscherblog: Die Gegner der Ostumgehung argumentieren dagegen, dass mehr Straßen nur noch mehr Verkehr produzieren. Deshalb kann es keine Lösung sein, mehr Straßen zu bauen. Nötig sei vielmehr eine Verkehrswende.

Lausmann: Das ist insoweit richtig, dass wir verstärkt auf öffentlichen Nahverkehr setzen müssen und weniger auf Individualverkehr. Trotzdem sollten wir den Individualverkehr nicht stigmatisieren und zum Feindbild erklären. Da bin ich ein großer Gegner, denn viele Menschen haben gar nicht die Möglichkeit, anders zur Arbeit zu kommen. Die sind auf das eigene Auto angewiesen, weil sie zum Beispiel auf dem Dorf wohnen. Deshalb löse ich das Problem nicht, wenn ich den Individualverkehr verteufle oder das Autofahren teurer mache oder bekämpfe. Ich möchte die Alternativen fördern. Wenn wir uns dafür einsetzen, dass der öffentliche Nahverkehr mehr genutzt wird, dann müssen wir den ÖPNV attraktiver machen. Beim Umsteigen setzen wir aber ganz klar auf Freiwilligkeit und nicht auf Zwangsmaßnahmen. Deshalb lehnen wir auch Parkgebühren in Holzwickede ab. Parkgebühren wird es mit der CDU in Holzwickede nicht geben.

Emscherblog: Das ist ja mal eine klare Aussage.

Lausmann: Ja, abschließend noch eines zum Thema Parken. Hier an der Nordstraße und auch woanders im Norden der Gemeinde sind sehr viele öffentliche Parkplätze von Fahrzeuge mit auswärtigen Kennzeichen besetzt. Da können Sie davon ausgehen, dass es sich nicht um Besucher der Anwohner oder Nachbarn handelt, sondern Dauerparker des Flughafens. Es sind öffentliche Parkplätze und die auswärtigen Verkehrsteilnehmer dürfen dort auch stehen eine gewisse Zeit. Aber es macht keinen Sinn, wenn Flughafenparker dort wochenlang stehen und dann nur ein Knöllchen von zehn oder 15 Euro bekommen. Da amüsieren sich die Betroffenen doch nur drüber. Deshalb sind wir von der CDU für ein konsequenteres Vorgehen gegen diese Flughafenparker bis hin zum Abschleppen. Damit sich das herumspricht und die Parkplätze von den Besuchern der Anwohner auch genutzt werden können. Früher hieß es bei uns immer, dass wir nicht den Platz haben, um abgeschleppte Fahrzeuge abzustellen. Das war vielleicht auch nur ein vorgeschobenes Argument, um nicht abschleppen zu müssen. Aber man kann auch Fahrzeuge abschleppen, die nicht verkehrsbehindernd parken. Es wurden ja auch schon von der Gemeinde gemacht. Wenn man erkennen kann, dass wirklich keine Parkplätze mehr vorhanden sind, dann kann man auch Fahrzeuge abschleppen lassen, die korrekt in einer Parklücke stehen, aber die Parkzeit überschritten haben. Das ist ein Thema, was für die Bürger hier im Norden sehr bewegt. Deshalb erwarte ich auch vom Ordnungsamt, dass alles versucht wird, was im rechtliche Rahmen möglich ist, um das Problem der Flughafenparker zu lösen. Wenn wir es nicht durch abschleppen schaffen können, dann wenigstens durch Knöllchen. Und zwar so, dass es nicht ein Knöllchen für vier Wochen gibt, sondern mehrere. Das bringt dann mehr und hätte vielleicht auch zur Folge, dass mehr Personal eingestellt wird. Dazu wäre ich als Bürgermeister bereit.

Emscherblog: Apropos, wie sehen Sie die die Gemeindeverwaltung sonst so aufgestellt?

Lausmann: Unsere Verwaltung sehe ich grundsätzlich gut aufgestellt. Ausnahmsweise muss ich da auch einmal ein Lob aussprechen. Nach dem Weggang von Jenz Rother ist ja ein großes Defizit an Fachkompetenz entstanden. Nicht nur, dass der Bürgermeister nach vielen Jahren weg war, auch der langjährige Bauamtsleiter und der langjährige Beigeordnete sind innerhalb kürzester Zeit verstorben. Das konnte Ulrike Drossel in so kurzer Zeit gar nicht auffangen, das ging einfach nicht. Das hätte niemand geschafft. Da muss ich sagen: Sie hat diese Situation wirklich gut gemeistert, Respekt. Mit den neuen Leuten, die wir dann bekommen haben, Herrn Nettlenbusch und Herrn Kasischke, haben wir ganz gute Leute bekommen. Nur was man immer wieder merkt: Sie sind nicht ortsfest. Das waren eben die Vorteile, die wir früher hatten und ist auch ein Vorteil von mir. Ich bin im Alter von fünf Jahren nach Holzwickede gekommen, meine Eltern hatten früher hier im Norden viele Jahre eine Metzgerei an der Ecke und ich kenne deshalb hier in der Gemeinde auch alles. Aber auch die beiden Nachfolger in der Verwaltung haben sich inzwischen etabliert und sehr gut eingearbeitet. Mittlerweile wissen sie auch, wo die meisten Straßen sind. Nur hat es eben eine Zeit gedauert. Mir ginge es deshalb auch als Verwaltungschef eher darum, die Fäden zusammenzuführen. Es kann nicht sein, dass etwas beschlossen wird – und dann heißt es: Wir warten mal ab. Ein negatives Beispiel ist da der Kindergarten. Dass eine Standortsuche so lange dauert, kann einfach nicht sein. Es fing damit an, dass es hieß: Wir haben 15 oder 16 Standorte überprüft und es gibt keine geeigneten Flächen. Das war die offizielle Haltung der Verwaltungsspitze. So eine Aussage hätte es mit mir als Bürgermeister nicht gegeben. Darauf können Sie sich verlassen. Ich hätte auch noch andere Eigentümer gefragt, ob es nicht doch eine Lösung gibt. Doch das schafft man natürlich nicht, wenn man Anfragen nur per Post oder E-Mail verschickt, da muss man auch mal persönlich auf die Menschen zugehen.

Emscherblog: Kommen wir mal zu Ihrem Lieblingsthema, der Finanzsituation der Gemeinde. Ihnen ist ja häufiger vorgehalten worden, dass sie so etwas wie der oberste Sparmeister der Gemeinde sind. Würde es denn mit Ihnen und der CDU überhaupt noch Investitionen in naher Zukunft geben?

Lausmann: Ja, selbstverständlich. Wir brauchen doch Investitionen, die sind ja das Sparbuch der Gemeinde. Wir brauchen Investitionen – aber an der richtigen Stelle, beispielsweise für Kinder, Bildung und Schulen. Unsere Schulen müssen bestmöglich und digital ausgestattet sein. Wir brauchen aber auch gute Straßen und ein hervorragendes Straßennetz sowie gute und dichte Kanäle. Die Kanalisation ist ja ein Bereich, den man zunächst so gar nicht wahrnimmt und der nicht so populär ist, aber Kanäle sind Grundbestandteil dafür, dass unser Leben funktioniert. Ich bin für Investitionen in Bereiche, von denen auch jeder Bürger etwas hat. Sparmeister sind wir dann, wenn wir erkennen, dass man über seine Verhältnisse lebt oder sich für die teuerste Lösung und nicht für die preiswerteste entscheidet.

Emscherblog: Nur noch einmal zur Erinnerung: Die CDU ist die einzige Fraktion, die das neue Rat und Bürgerhaus abgelehnt hat aus Kostengründen.

Lausmann: Richtig, wir haben den Planungsprozess ja von Anfang an begleitet. Das Projekt fing mit acht Millionen Euro an, wobei da viele Kosten noch gar nicht eingerechnet waren. Mit allen Bau- und Planungskosten, der Umsetzung der Büros usw. lagen wird dann bei rund 14 bis 15 Millionen Euro. Damit hatten wir dann aber auch unsere Grenze erreicht, wo wir vorher gesagt hatten: Wenn wir diesen Betrag überschreiten, dann müssen wir die Gesamtplanung noch einmal verändern. Dann kam, was kommen musste. In der Schlussrechnung der finalen Planung lagen wir letztendlich bei 19,5 Millionen Euro. Da haben wir dann gesagt, dass dies definitiv eine Nummer zu groß für unsere Gemeinde ist. Wir hätten gerne den Planungsprozess nochmal aktiviert. Doch da haben uns die anderen Parteien gesagt, das geht nicht. Das wollten wir so nicht akzeptieren, doch die anderen haben uns überstimmt. Uns wurde ja später Populismus vorgeworfen. Wir hatten aber auch konkrete Einsparmöglichkeiten vorgeschlagen. Das Projekt, was da jetzt gebaut wird, ist ja durchaus schön. Wir sagen ja auch nicht, dass es furchtbar aussieht. Nur ist es eine Nummer zu groß für Holzwickede. Brauchen wir denn wirklich so ein Rathaus in der Gemeinde? Wir sind hier ein Grundzentrum mit 17.500 Einwohnern, wir sind kein Mittelzentrum oder eine Kreisstadt. Wir brauchen kein Rathaus in dieser Größenordnung.

Wir hätten lieber ein Rathaus gebaut, das etwas kleiner gewesen wäre und doch seinen Zweck erfüllt. Wir hatten zum Beispiel auch hinterfragt, ob das neue Gebäude unbedingt direkt mit dem alten Rathaus angebunden sein muss. Denn diese direkte Anbindung ist etwas, was das ganze Projekt so teuer gemacht hat. Oder: Brauchen wir überhaupt noch so viele Büroräume vor dem Hintergrund der fortschreitenden Digitalisierung der Büroarbeit? Das ist ein Aspekt, der in der ganzen Planung überhaupt nicht beleuchtet wurde und wo ganz konkretes und auch nachvollziehbares Einsparpotenzial da war. Das hat man nicht genutzt. Die anderen haben uns überstimmt. Wir freuen uns heute aber darüber, dass wir dieses Korrektiv gewesen sind. Im Übrigen waren wir von der CDU das auch bei den Flüchtlingsunterkünften an der Bahnhofstraße. Da waren wir diejenigen, die nicht sofort gesagt haben, abreißen und neu bauen. Ich habe nichts gegen Neubauten. Nur wenn ich mir Zuhause eine neue Gartenlaube baue und die geht nach zwei Jahren schon kaputt, dann versuche ich doch zunächst einmal den in Regress zu nehmen, der mir die Laube gebaut hat und reiße sie nicht sofort ab. Es sei denn, ich hätte Geld in Überfluss. Deshalb steht meine Aussage: Ich möchte auch in der Politik so mit dem Geld umgehen, wie ich mit meinem eigenen Geld umgehe.

„Wir sind hier ein Grundzentrum mit 17.500 Einwohnern, wir sind kein Mittelzentrum oder eine Kreisstadt. Wir brauchen kein Rathaus in dieser Größenordnung.“

-Frank Lausmann

Emscherblog: Nochmal ganz konkret gefragt: Wir müssen das teure Rathaus bezahlen, durch die Corona-Pandemie steigen die Ausgaben dramatisch bei gleichzeitig deutlich weniger Gewerbesteuereinnahmen, sehen Sie da überhaupt noch Handlungsspielraum für die Gemeinde und wenn ja, wo?

Lausmann:  Ich sehe noch einen riesigen Handlungsspielraum, aber nur für Projekte, die wir auch wirklich brauchen. Wir profitieren ja von unserem Gewerbegebiet mit riesigen Gewerbesteuereinnahmen. Die Krise wird uns sicher nicht so hart treffen, wie andere Städte. Davon bin ich fest überzeugt. Es gibt außerdem Hilfen aus dem Konjunkturpaket von Bund und Land, die sich die Hälfte der Gewerbesteuerausfälle teilen. Der Bund übernimmt außerdem 75 Prozent der Kosten für die Unterkünfte, was aber Großstädte noch viel stärker betrifft als uns. Das alles darf uns aber nicht veranlassen, mit Spendierhosen herumzulaufen. Nochmal: Wenn es um Kinder und Schulen oder auch die Schöne Flöte geht, dann muss etwas gemacht werden. Die Schöne Flöte ist auch ein Teil unserer Identität in Holzwickede. Wenn da jetzt ein Becken kaputt ist, muss selbstverständlich etwas getan werden. Aber es müssen natürlich auch Preise vorher verglichen werden. Dabei müssen nicht unbedingt nach der billigsten Lösung suchen, aber nach der preiswertesten. Ich will da nicht falsch verstanden wissen. Ich bin jemand, der eher bestehende Strukturen erhält und erweitert, bevor ich ganz neue Dinge schaffe. In der Jugendarbeit zum Beispiel, wo es sicher noch viel Potenzial gibt, muss ich zunächst schauen, wer überhaupt Jugendarbeit macht in Holzwickede. Das sind die evangelische und die katholische Kirche, das ist der Kreis Unna mit der Villa. Wie sind die aufgestellt? Wie können wir die unterstützen? Das ist mir wichtiger, als ganz neue Strukturen einzuführen. Dann lieber die bewährten Einrichtungen und Ehrenamtler fragen und fördern. Das ist mein Ansatz. Oder auch die Spielplätze, von denen es viele und ganz tolle in Holzwickede gibt. Sind die alle in Ordnung? Gibt es da Mängel oder könnte ich die noch erweitern? Es war ja auch mal ein großes Sprungkissen, so eine Art Trampolin, im Gespräch. Das finde ich gut. Das sind Dinge für Kinder und Familien, damit sich die in Holzwickede wohlfühlen.

Emscherblog: Last but not least: Worauf dürfen sich die Holzwickeder denn noch freuen, sollten Sie Bürgermeister werden: Dass die Sperrmüllgebühr abgeschafft wird, die Sie schon seit Jahren bei jeder Gelegenheit thematisieren?

Lausmann (lacht): Ich glaube, dass sie jemanden an ihrer Seite haben, der versucht, verantwortungsvoll mit ihrem Geld umzugehen, so dass wir auch weiterhin eine attraktive Gemeinde haben. Holzwickede erhalten, wie es ist, aber mit Weitblick und Augenmaß auch weiterentwickeln. Konkrete Wahlversprechen wird es nicht geben, die werde ich nicht machen können. Ich würde mich freuen, wenn ich die Ortsumgehung umsetzen könnte, ein Thema, für das ich schon lange kämpfe …

Emscherblog: Aber ist das nicht inzwischen ein Selbstläufer?

Lausmann: Eigentlich ja. Ich gehe auch davon aus, dass sie gebaut wird. Selbst der Anwalt der Kläger hat seinen Mandanten ja gesagt, dass der Bau der Ostumgehung nicht mehr verhindert werden kann und es bei ihren Klagen nur um eine aufschiebende Wirkung geht. Ich möchte nur verhindern, dass der Anschluss am Oelpfad gebaut wird und der hier im Norden abgebunden wird, die Ostumgehung aber noch nicht fertig ist und der ganze Verkehr dann über die Montanhydraulikstraße direkt nach Holzwickede geschickt wird. Dafür würde ich mich als Bürgermeister einsetzen. Ich hoffe, dass es ein Gesamtpaket zwischen diesen drei Sachen gibt. Darum ist uns auch der Ausbau der Montanhydraulikstraße so wichtig, wo ja eigentlich kein Mensch wohnt. Denn wir wollen den Verkehr darüber in den Ort führen als Bypass und ausdrücklich nicht über die Goethe-, Opherdicker- oder Stehfenstraße. Was die Bürger von Holzwickede außerdem auch noch von mir erwarten dürfen: Einen Bürgermeister, der Probleme anpackt und versucht, sie zu lösen und sie nicht aussitzt.

CDU, Frank Lausmann


Peter Gräber

Dipl.-Journalist

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