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Mats Fietkau, Teamleiter Grünflächen im Baubetriebshof der Gemeinde, erläutert das System der Wassersäcke an einem Jungbaum auf der Bürgerwaldfläche an der Haarstrang-Sportanlage. (Foto: P. Gräber - Emscherblog)

Folge des Klimawandels: Wassersäcke sichern das Überleben der Jungbäume in der Gemeinde

Mats Fietkau, Teamleiter Grünflächen im Baubetriebshof der Gemeinde, erläutert das System der Wassersäcke an einem Jungbaum auf der Bürgerwaldfläche an der Haarstrang-Sportanlage. (Foto: P. Gräber - Emscherblog)
Mats Fietkau, Teamleiter Grünflächen im Baubetriebshof der Gemeinde, erläutert das System der Wassersäcke an einem Jungbaum auf der Bürgerwaldfläche an der Haarstrang-Sportanlage. (Foto: P. Gräber – Emscherblog)

Als Armin Nedomansky vor mehr als zehn Jahren in Hamburg zum ersten Mal die Säcke entdeckte, mit denen in der Hansestadt die Straßenbäume gewässert wurden, glaubte der Gemeindegärtner zunächst an einen Scherz: „Ich dachte, da hätte jemand Müllsäcke an den Bäumen abgelegt.“  Seit acht Jahren werden die Wassersäcke auch in der Gemeinde eingesetzt und ohne sie, würde kein Jungbaum mehr in Holzwickede überleben können.

„Für viele Holzwickede sind die Wassersäcke dennoch ein ungewohntes Bild“, meint Bürgermeisterin Ulrike Drossel. „Die Menschen wurden sich dann, warum die Säcke immer leer sind. Das liegt aber daran, dass sie ihren ,Job‘ erledigen.“  Weil viele Bürger das System nicht kennen, erläuterte Armin Nedomansky und Mats Fietkau, Teamleiter Grünflächen, es heute auf Einladung der Bürgermeisterin etwas näher.

„Jeder dieser Wassersäcke fasst 80 Liter, soviel Wasser könnten wir in einem Schwung gar nicht anliefern für einen Baum“, so Nedomansky. Die Säcke sind im Bodenbereich perforiert, also mit winzigen Löchern versehen. „Sie werden auf die Erde gestellt und im Idealfall versickert das Wasser darin innerhalb von fünf bis acht Stunden. Wenn in den Nachtstunden noch Wasser in einem Sack ist, dann ist das kein gutes Zeichen“, so Nedomansky weiter.

Wassersäcke seit acht Jahren im Einsatz

Es könne vorkommen, dass ein Sack auf einer Falte steht und die Perforation blockiert ist oder die winzigen Löcher verstopfen durch Salzkristalle, die sich beim Düngen der Bäume bilden können. „Da müssen wir dann schon mal die Löcher nachstechen.“

Schließlich stehen die Wassersäcke auf dem Boden und sind etwa zwei bis drei Jahre im Einsatz, bevor sie endgültig ausgetauscht werden müssen.

Etwa 200 bis 250 solcher Wassersäcke hat der Baubetriebshof mittlerweile im Einsatz. Nur zu Jungbäumen, die neu gepflanzt sind, werden die Säcke gestellt.  „Wir füllen alle diese Säcke einmal pro Woche und gießen jeden Baum zusätzlich noch mit etwa 20 Litern Wasser, sodass jeder Baum 100 Liter Wasser in der Woche bekommt“, erläutert Nedomansky. „Man kann sich vorstellen, dass dafür ein ziemlicher Aufwand notwendig ist.“

„Wir füllen alle diese Säcke einmal pro Woche und gießen jeden Baum zusätzlich noch mit etwa 20 Litern Wasser, sodass jeder Baum 100 Liter Wasser in der Woche bekommt.“

– Armin Nedomansky (Gemeindegärtner)

Für den erfahrenen Gemeindegärtner ist dieser Aufwand ganz eindeutig dem Klimawandel einem sinkenden Grundwasserspiegel geschuldet. „Wir haben hier in Holzwickede seit Jahrzehnte schon Bäume gesetzt und nie gegossen. Ich mich nicht erinnern, dass wir jemals einen Ausfall hatten. Die Wassersäcke setzen wir erst seit acht Jahren ein und heute geht es beiden Jungbäumen gar nicht mehr ohne zu gießen. Ab einem Alter von drei Jahren müssen es die Bäume dann allein schaffen.“

Birken sterben in Holzwickede aus

Allerdings haben Flachwurzler wie Tannen, Fichten und Birken wegen des sinkenden Grundwasserspiegels auch im Erwachsenenalter Probleme. „Wir haben auch 50 und 60 Jahre alte Birken, die sterben, wegen der große Hitze und sinkendem Grundwasser“, berichtet Nedomansky. „Wir haben auch kaum noch Birken in der Gemeinde. Wenn eine Birke stirbt, ersetzen wir diese deshalb auch nicht mehr 1:1, sondern pflanzen andere Arten.“

Auf den Flächen mit dem Bürgerwald stehen zusätzlich zu den Wassersäcken auch große mit Wasser gefüllte Container, aus denen Bürger sich das Wasser für ihr gesetztes Bäumchen zapfen können. „Das klappt aber leider nur so halb gut“, meint Nedomansky diplomatisch. „Einige füllen das Wasser richtig ab, aber andere drehen nur den Hahn auf und lassen das Wasser auslaufen“, weiß Mats Fietkau. „Oder der Wasserhahn von der Box wird geklaut.“

79 Jungbäume im Vorjahr vertrocknet

Die Jungbäume ohne Wassersäcke auf den Bürgerwaldflächen sind echte „Problemkinder“. Im März des Jahres hatte Friedhelm Klemp (Die Grünen) im Umweltausschuss angefragt, wie viele Bäume im vergangenen Jahr der großen Hitze und Trockenheit zum Opfer gefallen sind. Die Antwort der Umweltbeauftragten Tanja Flormann gab es erst per Protokoll: Im vorigen Jahr sind insgesamt 79 Jungbäume vertrocknet: 23 in Grünanlagen und an Straßen sowie 56 Jungbäume auf den Bürgerwaldflächen. Die Verwaltung kündigte an, dass alle Bäume ersetzt werden.

Jungbäume, Wassersäcke


Peter Gräber

Dipl.-Journalist

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