Flüchtlingshäuser an der Bahnhofstraße noch immer eine ungeklärte Altlast
Noch immer ungeklärt ist die Frage, was mit den sanierungsbedürftigen Flüchtlingsunterkünften an der Bahnhofstraße 11 und 11a passieren soll. Im letzten Planungs- und Bauausschuss der alten Ratsperiode stand das Thema auf Tagesordnung, nachdem Die Grünen einige Fragen zu den Flüchtlingsunterkünften gestellt hatten. Der Tagesordnungspunkt wurde in der Sitzung überraschend wieder abgesetzt. Die Fraktionen wollen in den jetzt anstehenden Haushaltsklausuren beraten, ob die maroden Holzbauten saniert oder abgerissen werden sollen.
Immerhin nannte die Verwaltung in der Beschlussvorlage zu dem abgesetzten Tagesordnungspunkt erstmals öffentlich konkrete Zahlen. Während das tatsächliche Ausmaß des Schadens bis dato allenfalls in nichtöffentlichen Sitzungen angedeutet, in der Öffentlichkeit aber heruntergespielt wurde, bestätigt sich nun, was der Emscherblog schon vor mehr als einem Jahr erstmals berichtet hat: In beiden gerade einmal vier Jahre alten Häusern gibt es erhebliche Feuchtigkeitsschäden aufgrund von Baumängeln. Die Kosten der Sanierung beziffert die Verwaltung auf insgesamt 500.000 Euro.
Baufirma beaufsichtigte sich selbst
Die vorgefunden Schäden sind von einem Sachverständigen dokumentiert, heißt es in der Vorlage der Verwaltung. Auf einer Folie unter der Holzplatte, die den Boden bildet, gibt es erhebliche Feuchtigkeitsschäden. Die vorgefundene Folie sei „nicht Bestandteil der Planung“ gewesen und hätte auch nicht verbaut werden dürfen. Allerdings geht die Verwaltungsspitze davon aus, dass das Bauunternehmen, die Firma M.P. Butt, nicht mehr zur Verantwortung gezogen werden kann.
Die Objekt- und Bauüberwachung war Bestandteil der beauftragten Leistungen der Errichterfirma, so die Verwaltung. Mit anderen Worten: Die Firma M.P. Butt hat sich seinerzeit selbst beaufsichtigt. Auch der beauftragte Architekt, Jochen Grimm, ein Mitglied des Bürgerblocks, sieht sich nicht in der Verantwortung. wie er dem Emscherblog auf Nachfrage erklärte. „Ich habe nur die Genehmigungsplanung für den Bauantrag gemacht.“
Die Sanierungskosten wurden ermittelt, indem eine Wohneinheit beispielhaft saniert worden ist. Danach wurden die Sanierungskosten mit 25.000 Euro pro Wohneinheit beziffert. Bei 20 Wohneinheiten beliefen sich die Kosten also auf eine satte halbe Million Euro.
Abriss fast fünfmal so teuer wie Neugestaltung Festplatz
Dennoch würde sich eine Sanierung lohnen: Denn die erst vier Jahre alten Gebäude stehen immerhin noch mit einem Restbuchwert von über 900.00 Euro in den Büchern (jeweils 451.477 Euro). Bei einem Abriss der Unterkünfte müsste eine außerordentliche Abschreibung vorgenommen werden, so die Verwaltung, die im Rahmen des Jahresabschlusses gegen die Allgemeine Rücklagen der Gemeinde verbucht würde. Anders ausgedrückt: Die 900.000 Euro müssten aus den Rücklagen entnommen werden. So würde zwar das Jahresergebnis im Haushalt nicht direkt beeinflusst, allerdings das Eigenkapital der Gemeinde um 451.477 Euro bzw. 900.000 Euro sinken. Zum Vergleich: Ein Abriss der beiden Holzhäuser wäre also fast fünfmal so teuer wie die umstrittene Neugestaltung des Festplatzes.
UKBS prüft Wohnbebauung
Dem gegenüber stünden natürlich mögliche Einnahmen durch einen teilweise oder kompletten Verkauf des Grundstücks, um dort Wohnungsbau zu realisieren. Erste Gespräche mit der Unnaer Kreis- Bau und Siedlungsgesellschaft (UKBS) sind auch bereits geführt worden. Danach hat die UKBS grundsätzlich Interesse signalisiert. Allerdings soll das Projekt erst zum Jahresende in die Beratungen des Vorstandes eingebracht werden.
Allerdings könnte nach einem Abriss der Flüchtlingshäuser noch gar kein anderer Wohnungsbau auf dem Grundstück errichtet werden. Zunächst müsste der Bebauungsplan geändert werden.