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An der Landskroner Straße grüßt täglich das Murmeltier: Telefon- und Internetkabel schon achtmal gekappt

Mit diesen Fotos dokumentiert Michael Kersting den jüngsten Akt von Vandalismus: durchtrennte Datenleitungen an der Landeskroner Straße. (Foto: privat)

Täglich grüßt das Murmeltier: Wie in dem gleichnamigen Film  mit Bill Murray wähnen sich Claudia und Michael Kersting aus der Landskroner Straße 127 a. Immer wieder kappen unbekannte Vandalen mutwillig die überirdisch verlegte Telefon- und Internetleitung zu ihrem Haus. „Insgesamt achtmal (!) ist das jetzt schon passiert“, stöhnt der Holzwickeder. „Ich weiß nicht, warum das immer wieder passiert oder wer uns auf dem Kieker hat. Wir haben mit niemandem Streit.“

Selbstverständlich verfügen die Kerstings nach solchen Anschlägen weder über Festnetztelefon noch eine Interverbindung. „Für meine Frau ist das besonders ärgerlich, sie arbeitet im Homeoffice und ist auf eine Internetverbindung angewiesen“, meint Michael Kersting.

Eheleute Kersting ohne Telefon und Internet

Wer schon einmal eine Störung bei seinem Provider melden wollte, der weiß mit wieviel Problemen, Ärger und Geduld das verbunden sein kann. Im Fall der Familie Kersting trifft das ganz besonders zu. Denn ihr Vertragspartner ist der Provider „1&!“, der die Leitung nur von der Telekom gemietet hat.

Wenn sich Kersting wegen des Störfalls bei „1&1“ meldet, kann dieser Provider den Fall nur an die Telekom weitermelden, damit diese die Leitung repariert.

Ruft der Holzwickeder bei der Telekom an, um die Reparatur zu beschleunigen, bekommt er zwar ein Ticket von der dortigen Störungsstelle. Statt konkreter Hilfe fühlt sich Michael Kersting dort nur hingehalten. So erhielt er im aktuellen Fall auf seine Frage, ob die Telekom die Leitung vielleicht unterirdisch verlegen könnte („Das schont unsere Nerven und ihre Kasse.“) als Antwort: Dazu könne die Telekom „keine Angaben machen“. Er möge sich bitte an seine „Gemeinde wenden, damit diese (die unterirdische Verlegung) vorantreiben“.

Leitung gehört der Telekom

„Als Fremdkunde ist man nur Kunde zweiter Klasse bei der Telekom“, sagt Michael Kersting nach solchen Erfahrungen. Letztlich ist die Leitung zwar immer wieder nach einigen Tagen und Wochen repariert worden, weil „1&1“ die Schadensmeldung. „Aber so kann es nicht weitergehen. Meine Frau kann kein Homeoffice machen, weil ewig die Leitung zerstört wird, und muss 30 km ins Büro fahren – und das bei diesen Spritpreisen.“

Auch die Polizei war schon vor Ort, weil mindestens einmal schon Strafanzeige durch die Telekom erstattet wurde.  Grundsätzlich geändert hat sich an der Situation allerdings nichts. Weder „1&1“ noch Telekom scheint es weiter zu stören, dass alle paar Wochen die Leitung erneuert werden muss.

„Das erste Mal wurde uns die Leitung im Jahr 2019 gekappt“, berichtet Michael Kersting. Während der Dauerbaustelle auf der Landskroner Straße blieb das Ehepaar dann von den Anschlägen verschont. „Offenbar war die Baustelle zu dieser Zeit zu belebt oder zu gut beleuchtet“, glaubt Kersting. Anfang vorigen Jahres ging es dann wieder los (Emscherblog berichtete). „Zuerst nur einmal und dann immer häufiger — bis heute ist die Leitung insgesamt achtmal zerschnitten worden.“

Telekom sieht Problem bei „1&1“

Von „1&1“, dem Vertragspartner des Ehepaares Kersting, war gestern noch keine Stellungnahme zu den ständigen Störungen durch Vandalismus an der Landskroner Straße zu erhalten.

Karina Unruhe, Sprecherin der Telekom, wollte dagegen keine Stellungnahme dazu abgeben, wie das Problem der ständig zerstörten Telekom-Leitung zu lösen ist. „Zu Kunden von Wettbewerbern können wir nach wie vor keine Auskünfte erteilen“, erklärte die Telekom-Sprecherin. Offenbar sieht die Telekom das Problem bei dem Wettbewerber: “Wir empfehlen Herrn Kersting, sich an seinen Festnetzanbieter zu wenden, um die Leitungsqualität zu reklamieren.“

Genau das hat Michael Kerstings jedes Mal getan, wenn ihm wieder die Leitung gekappt wurde, mit jeweils nur kurzfristigem Erfolg.  

Es steht also zu befürchten, dass das Murmeltier wohl noch länger an der Landskroner Straße grüßen wird.  

UPDATE v. 24.9.: Den Emscherblog hat eine nachträgliche Stellungnahme hat die Telekom erreicht,. Danach hat die Telekom als Eigentümer der zerstörten Leitung “ konkret (…) jeweils die Tatbestände §242 StGB (Sachbeschädigung), §303 StGB (Diebstahl) und §317 StGB (Störung von Telekommunikationsanlagen) zur Anzeige gebracht“. Außerdem prüft die Telekom „aktuell Möglichkeiten, um die oberirdische Leitung vor weiteren Schäden durch Vandalismus zu schützen. Details zu einzelnen Schutzmaßnahmen geben wir aus verständlichen Gründen nicht bekannt.“

Datenleitung, Vandalismus


Peter Gräber

Dipl.-Journalist

Kommentare (2)

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