Energienetze Holzwickede GmbH auch für ökologischen Umbau der Gemeinde immer wichtiger
Die Energienetze Holzwickede GmbH sind bereits vier Jahre alt. Doch noch immer können nur die wenigsten Holzwickeder etwas mit dieser Gesellschaft anfangen, sofern sie überhaupt etwas von ihrer Existenz bemerkt haben. Dabei ist sie nicht nur in finanzieller Hinsicht vorteilhaft für die Gemeinde. Ohne die Energienetze GmbH wären für die Gemeinde Holzwickede wohl auch die die ökologischen Herausforderungen deutlich schwieriger zu bewältigen. Warum das so ist, erklären die beiden Geschäftsführer Andreas Heinrich und Dirk Wißel im Gespräch mit dem Emscherblog.
Ohne Rudi Grümme, den früheren Kämmerer der Gemeinde, wäre die Energienetze Holzwickede GmbH nicht gegründet worden, sind die beiden heutigen Geschäftsführer sicher. „Als vor vier Jahren die Konzessionsverträge für die Versorgung mit Strom, und Gas ausliefen, hatte er die Idee zur Gründung dieser Gesellschaft“, meint Dirk Wißel, der damals für das kommunale Partnermanagement beim Energieversorger Innogy (heute Westenergie) zuständig war. Bis dahin hatte die Gemeinde regelmäßige sogenannte Konzessionsverträge mit ihrem Energieversorger (früher VEW, später RWE und zuletzt Innogy) abgeschlossen, die ihr Konzessionsabgaben in jährlich sechsstelliger Höhe garantierte.
Geschäftszweck: Verpachtung des Strom- und Gasnetzes
Um die Energienetze Holzwickede GmbH gründen und betreiben zu können, musste die Gemeinde einen neuen Partner in finden. Aus dem formalen Ausschreibungsverfahren, an dem unter anderen auch die Stadtwerke Unna und Dortmund teilnahmen, ging schließlich die Innogy als Sieger hervor – die heutige Westenergie mit ihrer Tochtergesellschaft Westnetz.
Im August 2018 wurden die Energienetze Holzwickede GmbH gegründet. Die Gemeinde Holzwickede hält 74,9 Prozent der Anteile an ihr und die Westenergie die übrigen 25,1 Prozent. Geschäftszweck der Energienetze Holzwickede GmbH ist die Verpachtung des örtlichen Strom- und Gasverteilnetzes in der Gemeinde Holzwickede.
Die Energienetze GmbH ist somit Eigentümerin des Strom- und Gasnetzes auf dem Gemeindegebiet. „Außerdem gehört noch das Netz der Straßenbeleuchtung dazu, was ungewöhnlich ist“, erläutert Dirk Wißel. „Im übrigen Land ist das fast immer ein separates Netz.“
Ein weitere Besonderheit der Holzwickeder Konstruktion: „Die Energienetze GmbH ist Eigentümerin des Versorgungsnetzes“, bestätigt Dirk Wißel. „Aber wir haben das Netz an die Westenergie zurück verpachtet. Darum ist im operativen Geschäft auch keine Änderung für den Bürger erkennbar gewesen, etwa durch eine Erhöhung der Entgelte für Strom und Gas.“
Für die Energienetze und damit auch die Gemeinde zahlt sich die Konstruktion allerdings aus: „Wir erhalten Pachtentgelt für das Versorgungsnetz von der Westenergie bzw. Westnetz“, so Andreas Heinrich. „Das ist aber auch die einzige Einnahmequelle, die wir als Energienetze Holzwickede GmbH haben.“ Darüber hinaus erhält die Gemeinde Holzwickede auch weiterhin eine Konzessionsabgabe. „Diese Konzessionsabgabe sinkt aber langfristig“, wie Andreas Heinrich erläutert. Der Grund: Für regenerative Energieanlagen (Windkraft- und Solaranlagen) gibt es keine Konzessionsabgaben. Die Gemeinde erhält also durch jede dieser Anlagen, die in Betrieb geht, weniger Konzessionsabgaben.
Mitspracherecht bei Investitionen in Infrastruktur
Allerdings ist das Erzielen von Gewinn auch nicht vorrangiges Ziel der Energienetze Holzwickede GmbH. „Wichtiger ist, dass wir auch ein Mitspracherecht bei den Investitionen in die Infrastruktur haben“, erklären die beiden Geschäftsführer und nennen Beispiele: Die am Freibad Schöne Flöte geplante E-Ladesäule sei nur durch den kommunalen Einfluss über die Energienetze GmbH möglich. „Wir als Westnetz hätten diese Säule nicht angelegt“, weiß Dirk Wißel. „Die Schöne Flöte liegt viel zu abseits. Da müssen erst lange Leitungen für die Stromversorgung und Einspeisung gelegt werden. Da entstehen Kosten in fast sechsstelliger Höhe, so dass Aufwand und Kosten in keinem Verhältnis zueinander stehen.“ Gebaut wird die E-Säule trotzdem, weil es politisch gewollt ist und auch Sinn macht, am Holzwickeder Freibad eine solche Ladestation vorzuhalten.
Vier weitere solcher E-Ladesäulen sind im Gemeindegebiet noch vorgesehen, darunter auch eine am Parkplatz Haarstrang-Sportanlage. Zum Vergleich: Die E-Ladesäule an der Kirchstraße kostet einschließlich Betrieb und Wartung für acht Jahre rund 8.000 Euro, da es entsprechende Fördermittel gibt.
Ein weiteres Beispiel ist die Leuchtstelle (Straßenlaterne) im Bereich Gartenstraße, die mit rund 25.000 Euro ebenfalls recht teuer ist. In diesem Bereich werden Stromleitungen noch wie vor 100 Jahren als Freileitung geführt, weiß Dirk Wißel.
Auch die Erschließung des Logistikstandortes an der Schäferkampstraße und der Anschluss der Großlager dort an das Strom- und Gasnetz sei schwierig, aber mit Hilfe der Energienetze deutlich schneller möglich gewesen.
Lukrative Posten sind nicht zu vergeben
Alle vierzehn Tage treffen sich die beiden Geschäftsführer in Holzwickede, um sich über die Angelegenheiten der Energienetze GmbH auszutauschen und abzustimmen. „Dabei sind wir absolut auf Augenhöhe“, betont Dirk Wißel. „Das ist bei einer solchen Partnerschaft ganz wichtig.“ Zusätzlich zum operative Geschäft kümmert sich Holzwickedes Kämmerer Andreas Heinrich um die kaufmännischen Dienstleistungen der Gesellschaft.
Bei dieser Gelegenheit räumen die beiden Geschäftsführer mit einer Vorurteil auf. Lukrative Posten gibt es in der Energienetze Holzwickede GmbH nicht zu verteilen: „Wir bekommen für unsere Tätigkeit als Geschäftsführer kein Geld, arbeiten also unentgeltlich.“ Neben den beiden Geschäftsführern gibt es den Aufsichtsrat mit zwölf Mitgliedern: Neun davon kommen aus der Gemeinde, die drei anderen von der Westenergie. Vorsitzende ist Bürgermeisterin Ulrike Drossel. „Auch die Mitglieder des Aufsichtsrates werden dafür nicht bezahlt“, versichert Andreas Heinrich.
„Wir bekommen für unsere Tätigkeit als Geschäftsführer kein Geld, arbeiten also unentgeltlich.“
– Andreas Heinrich
Aktuell haben die beiden Geschäftsführer bei der Kommunalaufsicht eine Erweiterung des Geschäftsfeldes beantragt: Neben der Verpachtung des Strom- und Gasnetzes wollen die Energienetze Holzwickede GmbH auch noch Anlagen für erneuerbare Energien errichtet dürfen. „Damit dürfen wir dann auch Photovoltaik- oder Kleinwindanlagen errichten und betreiben“, erklärt Dirk Wißel. „Uns geht es aber nicht darum, Strom zu erzeugen und zu vertreiben. Wir möchten diese Anlagen ausschließlich auf kommunalen Gebäuden errichten. Den Betrieb übernimmt dann die Gemeinde.“
Bislang sei das rechtlich noch nicht möglich, meint Andreas Heinrich. „Wir gehen aber fest davon aus, dass wir die Genehmigung bekommen werden.“ Entscheidend für die Genehmigung ist letztlich, ob das neue Geschäftsfeld wirtschaftlich ist und das Eigenkapital der Energienetze GmbH nicht gemindert ist.
Bau von Solar- und Windkraftanlagen
Derzeit lassen die beiden Geschäftsführer bereits alle kommunalen Liegenschaften darauf überprüfen, ob sie für den Betrieb einer Solar- oder Windkraftanlage geeignet sind. Ganz konkrete Überlegungen gibt es etwa schon für eine Photovoltaikanlage auf der Dudenroth-Turnhalle.
Bei der Bewältigung der ökologischen Herausforderungen werden die Energienetze Holzwickede GmbH künftig also eine noch wichtigere Rolle spielen. „Zu verdanken haben wir das alles dem früheren Kämmerer der Gemeinde“, betonen die beiden heutigen Geschäftsführer. „Rudi Grümme hatte vor einigen Jahren die Idee zu dieser Gesellschaft gehabt und auf die Umsetzung hingearbeitet.“
Als Grümme dann in Ruhestand ging, übernahm sein Nachfolger im Amt des Kämmerers, Christian Grimm, auch die Geschäftsführerfunktion bei den Energienetzen. Nach dessen plötzlichem Tod kehrte Rudi Grümme noch einmal als kommissarischer Geschäftsführer zurück, bis sich der neue Kämmerer Andreas Heinrich eingearbeitet hatte. Zum 31. Juni des Jahres schied er dann endgültig aus und übergab das Amt an seinen Nachfolger Andreas Heinrich.