Premiere für beide Seiten: Gatter3 Technik GmbH heißt die ersten vier Auszubildenden willkommen
Traditionell beginnt das neue Ausbildungsjahr im August und am Montag (2. August) wurden in zahlreichen Unternehmen und Kommunen die Berufseinsteiger willkommen geheißen. Auch bei der Gatter3 Technik GmbH konnte die Geschäftsleitung vier Auszubildende begrüßen. Allerdings unterschied sich das Szenario dort gleich in mehrfacher Hinsicht von der Norm:
So war der Berufsstart nicht nur für die vier Berufsanfänger eine Premiere mit Herzklopfen. Auch für die Geschäftsleitung des Unternehmens, das mit 360 Beschäftigten allein im Eco Port inzwischen zu den größten Arbeitgebern in Holzwickede gehört, war der heutige Tag eine Premiere: „Es sind unsere ersten Auszubildenden überhaupt“, bestätigt Personalchefin Anette Werst.
Ihren Platz in den Annalen der noch jungen Firmengeschichte von Gatter3 Technik haben die angehenden Kaufleute für Büromanagement Dilan Acik (19 J.), Taylan Sayan (19 J.) und Jannick Adam (19 J.) sowie Marcel Arnold (27 J.), der zum Fachinformatiker ausgebildet wird, also schon sicher. Doch auch, wie die ersten vier „Azubi“ zu ihrem neuen Arbeitgeber gefunden haben, ist recht ungewöhnlich.
Per Rundmail alle Firmenangehörigen abgefragt
Dass ein Unternehmen wie Gatter3 Technik, das auf flottem Expansionskurs ist, „nicht ohne Ausbildung von Fachkräften und Nachwuchs wachsen kann“, wie es IHK-Vizepräsident Andreas Tracz heute bei der Begrüßung formulierte, ist auch den Verantwortlichen um die beiden Inhaber Metin Duman und Jörg Tiemann klar, zu denen neben Prof. Dr. Michael Tracz auch Christoph Scharfenort , Geschäftsführer Vertrieb und Geschäftsentwicklung, der Kaufmännische Leiter Rainer Rohde sowie Malte Krychowski, Ausbildungs- und IT-Leiter, gehören.
Was also tun, in diesen Zeiten des Fachkräftemangels und unbesetzter Lehrstellen? „Wir verstehen uns als ein Familienunternehmen“, betont Anette Werst. „Also haben wir zunächst einmal eine Rundmail an alle Firmenangehörige verschickt und gefragt, ob es Familienmitglieder gibt, die Interesse an einer Ausbildung bei uns haben. Mit diesem Vorgehen haben wir gute Erfahrungen gemacht“, versichert die Personalchefin. „50 Prozent unserer Mitarbeiter sind über diesen Weg zu uns gekommen.“ Nur zufriedene Mitarbeiter empfehlen ihren Arbeitgeber, weiß die Personalverantwortliche. Die sehr geringe Fluktuation im Unternehmen gibt der Geschäftsführung recht.
Überraschende Wende nach Bewerbungsgespräch
Auch die ersten vier Auszubildenden sind von Familienmitgliedern, die bei Gatter3 beschäftigt sind, vermittelt worden. Natürlich müssen auch einige Grundvoraussetzung erfüllt sein, etwa ein Schulabschluss. Welcher, ist dabei aber nicht ganz so entscheidend, meint Anette Werst. „Wichtiger ist: Die Bewerber müssen zu unserem Unternehmen passen.“
Dass dies nicht nur so daher gesagt ist, zeigt das Beispiel von Marcel Arnold. Auch der 27-Jährige hatte sich eigentlich für eine Ausbildung zum Kaufmann für Büromanagement beworben, erzählt die Personalchefin. „Im Bewerbungsgespräch habe ich dann schnell gemerkt, dass er für diese Ausbildung nicht geeignet ist und eigentlich auch ganz andere Interessen hat. Er hatte sich zuvor auch schon woanders vergeblich um eine Ausbildung als Fachinformatiker bemüht.“ Nach Rücksprache mit IT-Leiter Malte Krychowski bekam der 27-Jährige den Ausbildungsplatz für einen Fachinformatiker.
Fördern und fordern, ist das Credo des gerade einmal sechs Jahre alten Unternehmens. „Wir haben von Anfang an geschaut, junge Leute zu bekommen und einzubinden: Werksstudenten, Master-Studenten, Techniker und Meister gefördert“, sagt Mitinhaber Jörg Tiemann. „Inzwischen sind einige davon Prokuristen. Das zeigt: Nach der Berufsausbildung muss nicht Schluss sein. Unser Prinzip ist es, junge Leute, die sich weiter entwickeln wollen, dabei zu unterstützen.“
Zunächst nur zwei Ausbildungsberufe
Was übrigens nicht nur für junge Menschen gilt, sondern alle Altersgruppen und Nationalitäten, wie Jörg Tiemann betont: „Wir stellen auch ältere Menschen ein. Der älteste Monteur, den ich eingestellt habe, war schon im Rentenalter.“ Und was die Herkunft der Mitarbeiter angeht, beschäftigt Gatter3 ein internationales Team aus 16 verschiedenen Nationen.
Da es am Standort im Eco Port (noch) keine Produktion gibt, bildet das Unternehmen hier zunächst nur Fachinformatiker und Kaufleute für das Büromanagement aus. Für die ersten vier Auszubildenden heißt es nun, dass sie alle Unternehmensbereiche bei Gatter3 durchlaufen. Auch der angehende Fachinformatiker wird die Buchhaltung kennenlernen und die künftigen Bürokaufleute Monteure bei ihren Touren zu den Kunden begleiten.
Das gesamte Spektrum der Berufe bei Gatter3 Technik ist viel größer und überwiegend technisch geprägt: Weit über 700 Mitarbeiter, darunter größtenteils SHK-Monteure (Sanitär, Heizung, Klima), Elektriker, Elektroniker und Ingenieure sind für das Unternehmen in ganz Deutschland und allen Bundesländern tätig, erläutert Prof. Dr. Michael Tracz.
Gatter3 Technik GmbH
An der Gottlieb-Daimler-Straße 29 im Eco Port beschäftigt Gatter3 Technik GmbH allein 360 Mitarbeiter. Kerngeschäft des Unternehmens ist die technische Umrüstung von niedrigkalorigem L-Erdgas auf H-Gas (Marktraumumstellung). Mit einem Marktanteil von 36 Prozent gehört Gatter3 hier bundesweit zu den Marktführern. Außerdem ist das Unternehmen auf den Zähler-/MS-/NS-Stationwartungsservice spezialisiert. Derzeit investiert Gatter3 Technik kräftig in nachhaltige Zukunftstechnologie wie E-Mobility, Glasfaserausbau und Wasserstofftechnologie. Unter dem Sammelbegriff Smart City entwirft das Unternehmen etwa Entwicklungskonzepte für technologisch fortschrittliche, effiziente und ökologische Kommunen und kümmert sich gleichzeitig auch um die Umsetzung bis hin zur Verlegung der erforderlichen Infrastruktur in die Erde. Ein Beispiel aus der E-Mobilität sind Ladeparks (E-Stationen), wie sie das Unternehmen in Kamen und Beckum errichtet hat. Schließlich betreibt Gatter3 Technik auch ein bundesweit einzigartiges Pilotprojekt zur Entwicklung von Wasserstofftechnologie im Holzwickeder Eco Port.