Feuerwehr zieht Lehren aus Großbrand: Kreiseinsatzleitung neu aufgestellt
Eine Einsatzleitung der Feuerwehr, die bei größeren Schadenslagen tätig wird, hatte der Kreis Unna auch vorher schon. Doch jetzt hat Kreisbrandmeister Thomas Heckmann die Kreiseinsatzleitung neu aufgestellt. Nötig wurde das aufgrund der Erfahrungen beim Großbrand der GWA in Bönen vor gut einem Jahr. „Dieser Brand hat uns an unsere Grenzen gebracht“, erklärt Thomas Heckmann unumwunden. Mit den Erkenntnissen, die bei diesem Großschadensereignis gewonnen wurden, hat der Kreisbrandmeister gemeinsam mit den Vertretern der örtlichen Feuerwehren und Kommunen das neue Konzept erarbeitet. Vorgestellt wurde es heute in der Rettungsleitstelle (Gefahrenabwehrzentrum) des Kreises an der Florianstraße in Unna.
Um zu verstehen, mit welchen organisatorischen Problemen die Verantwortlichen zu kämpfen haben, muss man sich verdeutlichen: Bei einem Großschadensereignis wie dem GWA-Brand können relativ schnell über 1.000 Einsatzkräfte vor Ort beteiligt sein, die koordiniert werden müssen. Die Einsatzleitung im Gefahrenabwehrzentrum in Unna umfasst weitere 40 Personen. Die Kreiseinsatzleitung koordiniert alle operativen-taktischen Maßnahmen zur Gefahrenabwehr und Schadensbegrenzung der Einsatzkräfte vor Ort.
Der hauptverantwortliche Leiter dieses Einsatzapparates ist Kreisbrandmeister Thomas Heckmann, der bislang in drei- bzw. vierfacher Rolle seine Leitungsfunktion wahrnehmen musste. Beim Brand des GWA-Recyclinghofes in Bönen war er vor Ort der Einsatzleiter und Leiter der Führungsgruppe sowie in der Leitstelle des Krisenstabs zeitgleich auch der Gesamteinsatzleiter im Gefahrenabwehrzentrum Unna . „Das sind einfach zu viele Aufgaben gleichzeitig gewesen, wie sich gezeigt hat“, sagt Heckmann offen. Konsequenz daraus: „Vor Ort in Bönen fehlte es an Führungsunterstützung.“
Ziel der Neuordnung der Kreiseinsatzleitung ist deshalb die Verbesserung der Kommunikation und Koordination bei größeren Schadenslagen. Anders ausgedrückt: Das Sammeln, Bündeln und Abfragen von Informationen sollte optimiert werden.
Brand des GWA-Hofes in Bönen zeigte Grenzen auf
Dazu wurde eine organisatorische Zwischenebene geschaffen und das Kreisgebiet in einen Nord- und Südkreis geteilt: Bei Großschadenslagen werden nun jeweils zwei Führungsgruppen (Nord und Süd) für das operative Vorgehen vor Ort zuständig sein, während der Krisenstab bzw. die Kreiseinsatzleitung in der Rettungsleitstelle an der Florianstraße in Unna politisch-administrativ tätig wird.
Je nachdem, ob es sich um eine Punktlage (Schadensereignis in einer Kommune, z.B. der GWA-Brand in Bönen) oder eine Flächenlage (Schadensereignis in mehreren Kommunen, z.B. Unwetterlage Frederike) handelt, unterstützt die Führungsgruppe (Nord oder Süd) die örtliche Einsatzleitung vor Ort oder unterstützt und koordiniert den Kräfte- und Mittelbedarf von fünf Kommunen. Auch das Bereitstellen der Führungsmannschaft im Einsatzleitwagen des Kreises, das Sammeln von Informationen aus einem Abschnitt und die Übermittlung an den Führungsstab im Gefahrenabwehrzentrum Unna, die feste Positionierung an einer der Feuerwachen sowie der Aufbau einer eigenen Kommunikationsstruktur sind Aufgaben der jeweiligen Führungsgruppe.
Für Ernstfall jetzt gut aufgestellt
Dem Führungsstab, das Bindeglied zum Krisenstab in der Rettungsleitstelle Unna, obliegt unter anderem die Leitung der Einsätze, die Informationssammlung für übergeordnete Behörden, die rückwärtige Unterstützung für die örtliche Einsatzleitung und die Übernahme aller Sachgebiet der Einsatzleitung.
Die Kreiseinsatzleitung im Gefahrenabwehrzentrum an der Florianstraße in Unna und ihre Aufgaben bleiben dagegen unverändert. Der Krisenstab arbeitet politisch-administrativ und übernimmt das komplette Berichtswesen an übergeordnete Stellen, informiert betroffene Behörden, Einrichtungen und die Öffentlichkeit über relevante Maßnahmen und Entscheidungen im Katastrophenfall. Zu seinen Aufgaben gehört beispielsweise auch die Entscheidung über die Evakuierung von Wohngebieten, Maßnahmen zur Gesundheitsvorsorge, die Information der Bevölkerung und die Eigentumssicherung.
Mit dieser Neuaufstellung der Kreiseinsatzleitung, die vom Kreisbrandbrandmeister Thomas Heckmann gemeinsam mit den Vertretern der Feuerwehren und Kommunen erarbeitet wurde, glauben sich die Verantwortlichen nun für Großschadens- oder auch Unwetterlagen gut aufgestellt. Beim Fund einer 250 kg schweren Weltkriegsbombe in Bergkamen wurde das neue Konzept erstmals hinter den Kulissen durchgespielt und für gut befunden, bestätigt Thomas Heckmann.
Die Stärke der Feuerwehren im Kreis Unna
Kommune | Aktive Freiwillige Feuerwehr | zusätzliche hauptamtl. Kräfte |
Bergkamen | 208 | |
Bönen | 104 | |
Fröndenberg | 281 | |
Holzwickede | 80 | |
Kamen | 248 | 38 |
Lünen | 266 | 79 |
Schwerte | 167 | 38 |
Selm | 219 | |
Unna | 313 | 54 |
Werne | 150 |
(Stand: 31. Dezember 2018)