Vorläufer der Carolinebrücke: Erste Fußgängerbrücke über Bahngleise wurde nur 22 Jahre alt
Was nur wenige Holzwickeder, die sich jetzt über die noch länger gesperrte Carolinebrücke ärgern, wissen dürften: Die im Jahr 2011 eröffnete Carolinebrücke ist nicht die erste Fußgängerbrücke, die in der Nähe des Bahnhofes Holzwickede über die Bahngleise führt. Daran erinnert jetzt Heimatforscher Wilhelm Hochgräber anlässlich der Sanierung der aktuellen Brücke.
Seiner Pressemitteilung, die auf einer Ausgabe des Hellweger Anzeigers vom 16. Januar 1886 basiert, fügte Hochgräber als Beweis zwei Fotos bei, die aus dem Archiv des Historischen Vereins bzw. Dr. Edens stammen.
Tödliche Unfälle an Bahnübergängen
Seinen Ausführungen zu Folge waren dem Bau dieser ersten Brücke mehrere tödliche Unfälle an Bahnübergängen in der Gemeindemitte vorausgegangen. So mussten im Januar 1886 auch die Lehrerin Elisabeth Koberg von der Katholischen Schule in Opherdicke und ihre jüngere Schwester „8 bis 10 Minuten lang in der grimmigen Kälte und tiefem Schnee“ am Bahnübergang warten, bis „ihnen der diensttuende Weichensteller die Barriere soweit öffnete, dass die Damen durchkommen konnten“.
Der „diensttuende Beamte“ hatte aber einen „rangierenden Güterzug“ übersehen und, obwohl er „die Gefahr bemerkend, mit größter Gefahr für sein eigenes Leben unter fortwährenden Warnungsrufen hinzusprang“, „gelang es Fräulein Koberg doch nicht mehr zu entkommen; sie wurde erfasst und überfahren“, während ihre Schwester „noch eben früh genug zurückspringen konnte“.
„Wer wird das nächste traurige Opfer dieser viel umstrittenen Bahnübergänge in Holzwickede sein? fragt man sich in Erinnerung an die bereits früher der Mutter Erde übergebenen Opfer dieses Verkehrshemmnisses an der Gruft der Dahingeschiedenen …“ heißt es im HA vom 16.1.1886. Und weiter: „Wer diese Bahnübergänge kennt, der wird mit uns nicht begreifen können, wie es möglich ist, dass hier nicht längst eine Unter- oder Überführung für Fußgänger hergestellt ist“.
Ab 1910 wurde Unterführung gebaut
Angesichts mehrerer tödlicher Unfälle beim Überqueren der Bahngleise in den 1880er Jahren wurde das Bahnhofsgelände im Volksmund „Mordbahnhof“ genannt. Dieser Begriff taucht sogar in einem Protokoll des Opherdicker Gemeinderates sowie des preußischen Landtages auf.
Ende der 1880er Jahre wurde dann Holzwickedes erste Fußgängerbrücke über die Bahngleise gebaut. Um auch den Fahrzeugen eine sichere Querung der Bahngleise ohne Wartezeit zu ermöglichen, wurde ab 1910 die heute bestehende Bahnunterführung gebaut.
Nach deren Eröffnung 1911 wurde noch im selben Jahr Holzwickedes erste Fußgängerbrücke über die Bahngleise wieder abgebaut, bestand also nur etwa 22 Jahre. Immerhin: Die heutige Carolinebrücke ist gerade einmal halb so alt.