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Verwaltungsspitze berichtet zur Flüchtlingssituation in Holzwickede

Mit diesem Schwerkastkran wurden heute die Vorarbeiten für die Modulbauten an der Bahnhofstraße durchgeführt. (Foto: Gemeinde Holzwickede)
Mit diesem Schwerlastkran wurden heute die Fundamente für die Modulbauten an der Bahnhofstraße vorbereitet. (Foto: Gemeinde Holzwickede)

In einer Sondersitzung des Ausschusses für Jugend, Familie, Senioren und Gleichstellung gab der 1. Beigeordnete der Gemeinde, Uwe Detlefsen, am Montagabend einen aktuellen Bericht zur Flüchtlingssituation in der Gemeinde. Nachdem zuletzt Forderungen der SPD laut geworden waren, die Flüchtlingen von der Rausinger Halle in die mit erheblichem Aufwand umgebaute ehemalige Raketenstation an der Mühlenstraße umzuquartieren, stand die Unterbringungssituation im Mittelpunkt des Berichtes.

Die Verwaltung teilte dazu mit, dass die Unterbringung der Flüchtlinge ein laufendes Verwaltungsgeschäft sei. Die Unterkunft an der Mühlenstraße soll vorläufig nicht genutzt und als Raumreserve für Neuankömmlinge vorgehalten werden. Stattdessen sollen die Flüchtlinge aus der Rausinger Halle in die beiden Modulbauten an der Bahnhofstraße verlegt werden, wenn diese voraussichtlich in acht bis zehn Wochen bezugsfertig sein werden.

Gegenüber dem Höchststand von zugewiesenen Flüchtlingen am 16. Januar (299 Personen) hat die Zahl der Flüchtlinge in Holzwickede inzwischen etwas abgenommen. Aktuell sind insgesamt 266 Flüchtlinge aus 26 Nationen in der Gemeinde untergebracht.

Davon sind von ihrem Aufenthaltsstatus 225 Personen im laufenden Asylverfahren, 28 anerkannte Personen, sieben abgelehnte und sechs vollziehbare Personen. 126 der Flüchtlinge haben noch nicht einmal einen Asylantrag stellen können, wie Uwe Detlefsen erläuterte. „Diese Personen sind von uns in der Außenstelle des Bundesamtes für Migration und Flüchtlinge (BAMF) in Unna-Massen angemeldet worden. Die Bearbeitung ihrer Anträge beginnt am 25. Mai.“

Die in Holzwickede lebenden Flüchtlinge sind wie folgt untergebracht:

  • Massener Straße 69 – Soll: 40 Personen; Ist: 40 Personen;
  • Massener Straße 71 – Soll: 53 Personen; Ist: 50 Personen;
  • Nordstraße 58 (ab 1/15) – Soll: 13 Personen; Ist: elf Personen;
  • Bahnhofstraße 23 (ab 4/15) – Soll: 31 Personen; Ist: 27 Personen;
  • Bahnhofstraße 25 (ab 4/15) – Soll: 52 Personen; Ist: 51 Personen;
  • Friedr.-Ebert-Straße (ab 8/15) – Soll: acht Personen; Ist: drei Personen;
  • Unnaer Straße 68 (ab 9/15) – Soll: 14 Personen; Ist: 14 Personen;
  • Rausinger Halle (ab 11/15) – Soll: 62 Personen; Ist: 53 Personen;
  • Wilhelmstraße (ist aufgegeben) ab 31. Mai kein Mietvertrag mehr;

Flüchtlingszahl gesunken — aber Entwicklung ungewiss

Seit Januar sind zwar lediglich nur noch fünf weitere Flüchtlinge im Wege der Familienzusammenführung nach Holzwickede gekommen. Insgesamt sind die Flüchtlingszahlen damit zwar leicht gesunken. „Das Problem ist jedoch, dass nach wie vor niemand weiß, wie sich die Zahl der Flüchtlinge in nächster Zeit entwickeln wird“, betont Holzwickedes Beigeordneter.  Dies sei der Hauptgrund dafür, warum sich die Verwaltung entschlossen habe, die Quartiere an der Mühlenstraße als Raumreserve vorzuhalten und noch nicht zu belegen. „Wir habe ja keine Not damit“, so Uwe Detlefsen. Die Unterkünfte kosten nach der Anfangsinvestition auch kein weiteres Geld mehr, solange sie nicht belegt sind. Denn auch der Vertrag mit dem DRK, das für die Versorgung der Bewohner zuständig wäre, ist ruhend gestellt worden.

Diese Skizze zeigt, wie die einzelnen Einheiten mit jeweils achte Betten, Küche und Bad ausgestattet werden.
Diese Skizze zeigt, wie die einzelnen Einheiten mit jeweils achte Betten, Küche und Bad ausgestattet werden.

Gegen die Unterbringung an der Mühlenstraße spricht auch, so der Beigeordnete weiter, dass man das Prinzip der Selbstversorgung der Flüchtlinge beibehalten wolle. „Das ist ja ein ganz wichtiger Bestandteil des Tagesablaufes der Menschen, wozu auch die Organisation und der Einkauf gehören.“ An der Mühlenstraße sei dagegen Vollversorgung vorgesehen.  Dass die Unterkünfte an der Mühlenstraße weniger zentral liegen, habe dagegen nur eine untergeordnete Rolle in den Überlegungen gespielt.

Die Modulbauten an der Bahnhofstraße könnten maximal 144 Personen aufnehmen, die auf jeweils 50 m2 mit acht Betten, zwei Schlafräumen, einer Küche, Bad sowie pro Gebäude einem Aufenthaltsraum verteilt werden.

Die Frage, ob es Probleme mit den Flüchtlingen in den jeweiligen Unterkünften gebe, beantwortete der 1. Beigeordnete so: „Überall dort, wo viele Menschen untergebracht sind, gibt es auch Probleme. Ich will gar nicht verschweigen, dass es auch hier und da mal Reibereien in einer Unterkunft gibt. Wir sollten diese Probleme aber auch nicht überhöhen, zumal wir ja schon darauf achten,  wer zusammenpasst.“ Bisher habe die Gemeinde mit eigenen Mitarbeitern, die im Notfall 24 Stunden erreichbar sind, alles selbst regeln können. „Deshalb brauchen wir auch keinen Sicherheitsdienst.“

Überall dort, wo viele Menschen untergebracht sind, gibt es auch Probleme. Ich will gar nicht verschweigen, dass es auch hier und da mal Reibereien in einer Unterkunft gibt. Wir sollten diese Probleme aber auch nicht überhöhen, zumal wir ja schon darauf achten,  wer zusammenpasst.“

Uwe Detlefsen, 1. Beigeordneter der Gemeinde Holzwickede

Roswitha Göbel-Wiemers wies für den ehrenamtlichen Helferskreis darauf hin, dass die lange Verweildauern in den Unterkünften und die Ungewissheit des ungeklärten Status inzwischen an der psychischen Verfassung der Menschen deutliche Spuren hinterlässt. „Wer als Familienvater im Oktober hierher gekommen ist und bisher noch nicht mal seinen Asylantrag stellen konnte, der ist inzwischen fix und fertig mit den Nerven“, berichtet Roswitha Göbel-Wiemers. „Die Menschen sehen ja täglich, was in ihrer Heimat mit ihren Familien passiert.“

Lange Wartezeit hinterlässt Spuren in Psyche der Menschen

Wie sehr die lange Wartezeit an der Psyche der Menschen  kratzt, zeige sich auch daran, dass inzwischen selbst Muslime zum Alkohol greifen. Auch die Ehrenamtlichen seien inzwischen mit der psychischen Betreuung überfordert. Die Sprecherin der Ehrenamtlichen fordert deshalb: „Wir brauchen dringend professionelle und qualifizierte Hilfe für die psychische Betreuung der Menschen.“

Dass hier vor allem der Bund gefragt ist, daran ließ die Verwaltungsspitze keinen Zweifel. Uwe Detlefsen äußerte die Hoffnung, dass der Bund die aktuelle Ruhephase nutzen wird, um weitere Maßnahmen zur Betreuung und Integration der Flüchtlinge im Bundesgebiet zu entwickeln.

Dazu gehören sicher auch Maßnahmen zur arbeitsmarktpolitischen Integration der Flüchtlinge, wie sie u.a. die CDU gefordert hat. Hier machte die Verwaltungsspitze deutlich, dass es zurzeit nur die Möglichkeit einer Ein-Euro-Beschäftigung und das auch nur abhängig vom Aufenthaltsstatus der Flüchtlinge gibt. Derzeit sind 25 Flüchtlinge auf dieser Basis als Übersetzer, Handwerker, Müllbeauftragter oder in der Fahrradwerkstatt tätig.

AfJFSG, Flüchtlinge


Peter Gräber

Dipl.-Journalist

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