Stiftung Kinderglück verteilt mehr als 4.000 Schulranzen für Erstklässler im bundesweit größten Projekt dieser Art
Die Stiftung Kinderglück hat das bundesweit größte Schulranzen-Projekt auch in diesem Jahr wieder realisiert bekommen: Am heutigen Donnerstag (1. Juni) verteilten die 22 Ehrenamtlichen in der Kinderglück-Halle im Holzwickeder Eco Port mehr als 4.000 hochwertige Tornistersets an die über 300 Abholer der insgesamt 286 Antragsteller aus sozialen und kommunalen Einrichtungen in Dortmund und zunehmend auch aus dem Kreis Unna.
Ziel des Projektes ist es, von Armut bedrohte Erstklässler mit einem Schulranzen auszustatten, da sie am ersten Schultag sonst mit einer Plastiktüte oder einem Stoffbeutel vor dem Schulportal stünden. „Kinder, die den Schulstart mit einem Stoffbeutel beginnen, werden kaum ein sicheres Selbstwertgefühl und Lust am Lernen entwickeln“, weiß Bernd Krispin, Vorsitzender der Stiftung Kinderglück. „Leider gibt es in unserer Region zu viele sozial benachteiligte und vernachlässigte Kinder und der Bedarf ist außergewöhnlich groß.“
Was dem Kinderglück-Gründer ganz wichtig ist: Die Kinder wissen zu keinem Zeitpunkt, dass ihr schöner neuer Schulranzen eine Spende ist. Die Tornister sollen sie zu Hause von ihren Eltern überreicht bekommen. Darum haben am heutigen Verteiltag auch über 300 Abholer der Antragsteller — Kindertagesstätten, Familienzentren, Grundschulen und Jugendhilfeträger – die Schulranzen an der Kinderglückhalle in Empfang genommen, um sie an die Eltern ohne Beisein ihrer Kinder zu übergeben.
Bedarf in vergangenen Jahren enorm gestiegen
Der Bedarf und die Zahl der verteilten Schulranzen ist in den vergangenen Jahren noch einmal enorm gestiegen, bestätigt Bernd Krispin. Gründe dafür sind die Corona-Pandemie, der Ukraine-Krieg sowie steigender Kosten durch die Inflation. Aus denselben Gründen verzeichnet die Stiftung, wie alle spendenbasierte Institutionen, einen enormen Spendenrückgang. Auch für das aktuelle Schulranzen-Projekt, das nur eines von vielen weiteren der Stiftung ist, gibt es noch eine Spendenlücke, die noch geschlossen werden muss.
„Aber wir haben es geschafft, das Schulranzen-Projekt 2023 trotz aller Hindernisse zu realisieren“, freut sich Bernd Krispin. „Mir fällt ein Stein vom Herzen. Insgesamt benötigen wir rund 320.000 Euro und enorm viel Energie von unseren Ehrenamtlichen, ohne die das Projekt nicht umsetzbar wäre. Es bewegt uns alle — das gesamte Team, meine Frau Susanne und mich, zutiefst, wieviel Zuspruch wir erhalten haben. Da werde ich zuweilen sehr emotional und möchte allen Unterstützern, Spendern und Förderpartnern meinen tief empfundenen Dank aussprechen“, so Kinderglück-Gründer Bernd Krispin.
Projekt stand kurz vor dem Aus
Die Zahl der von Armut bedrohten Kinder steigt scheinbar unaufhörlich weiter und damit auch der Bedarf an Schulranzen. Noch vor drei Jahren verteilte Kinderglück über das Projekt rund 2.100 Ranzen — in diesem Jahr waren es schon fast doppelt so viele. Der Bedarf ist inzwischen so groß geworden, dass das ganze Projekt vor dem Aus stand, wie Bernd Krispin vor zwei Wochen auch im Fachausschuss für Jugend, Familie, Senioren und Soziales erläuterte.
Der Grund: Renommierte Hersteller von Schulranzen, bislang verlässliche Kooperationspartner, waren nicht mehr bereit, diese großen Mengen an Schulranzen zu einem akzeptablen Vorzugspreis an Kinderglück abzugeben. „So ein hochwertiger Schulranzen, wie wir ihn abgeben, kostet mit Ausstattung im Handel locker 250 bis 300 Euro“, sagt Bernd Krispin.
Vor etwa 1,5 Jahren zeichnete sich jedoch das Ende der gedeihlichen Zusammenarbeit mit den Marken-Herstellern ab, mit denen man bisher gut zusammengearbeitet hatte. Krispin: „Man hat uns gesagt, dass wir solche Mengen an Schulranzen, wie wir sie benötigen, einfach nicht mehr bekommen können.“ Ab einer relativ geringen Stückzahl verlangt etwa Ergobag, als einer der größten Hersteller, neuerdings den Einkaufspreis minus 30 Prozent für jeden Ranzen. „Damit wären wir bei etwa 180 Euro gewesen“, rechnet Krispin. vor. „Das wäre nicht mehr leistbar für uns.“
Bernd Krispin und sein ehrenamtliches Netzwerk stellten deshalb Überlegungen an, wie man mit dem Problem umgehen könnte, um das Schulranzenprojekt im Sinne der bedürftigen Kinder zu erhalten. Die Lösung: „Wir machen die Schulranzen jetzt selbst. Das ist vielleicht etwas ungewöhnlich“, räumte Krispin ein. „Aber sonst gäbe es das Schulranzen-Projekt gar nicht mehr.“
Eigenentwicklung „tonton“ rettet Schulranzenprojekt
Die Stiftung Kinderglück hat tatsächlich einen eigenen qualitativ sehr hochwertigen Schulranzen entwickelt, der heute auch 4.000-fach verteilt worden ist. Schon bald soll er unter dem Namen „tonton“ auch auf den Markt gebracht werden. „Den Schulranzen gibt es in vier Varianten für Jungen und Mädchen“, sagt Bernd Krispin nicht ohne Stolz. „Der Ranzen ist absolut hochwertig und qualitativ mindestens so gut wie die professionellen Spitzenmodelle.“ Was die Vielfalt angeht, können man natürlich nicht mit den professionellen Herstellern konkurrieren. Krispin: „Das wollen wir aber auch gar nicht.“ Was aber die Qualtät der Ranzen angeht, steht er den bekanntesten Markenprodukten in Nichts nach. Möglich sei die Entwicklung gewesen, weil Kinderglück über ein großes Netzwerk, langjährige Verbindungen und sehr viel Erfahrungen in diesem Bereich verfügt.
Vermarktet werden die „tonton“-Ranzen ganz unabhängig von der Stiftung und wie die Ranzen der professionellen Hersteller auch. „Schon in wenigen Tagen wird dazu auch noch eine eigene Internetseite freigeschaltet“, kündigt Krispin an. „Mit der eigenen Produktion sind wir endlich die Sorge um die Herstellerpartner los“, freut er sich. „Allerdings sind wir aber natürlich weiter auf Spenden angewiesen für unsere Projekte.“
Jeder verkaufte Tornister finanziert einen gespendeten mit
Ein weiteres Ziel der Vermarktung der eigenen Schulranzen ist deshalb, „dass alle Kinderglück helfen können, die einen solchen Ranzen kaufen“. Die „tonton“-Ranzen werden im Handel zum Preis von 235 Euro verkauft. „Für jeden Ranzen, den wir verkaufen, müssen wir keine Spenden mehr für dieses Projekt einsammeln“, erläutert Krispin. „Denn jeder verkaufte Ranzen finanziert einen weiteren gespendet Schulranzen mit.“
Das Konzept überzeugte offenbar auch die Mitglieder des Unabhängigen Bürgerblocks, die sich entschlossen haben, das tolle Projekt zu unterstützen und zwölf der „tonton“-Tornister zu spenden: „Mit unserer Spende können zwölf Holzwickeder Kinder ihren ersten Schultag nun mit einem tollen, neuen Tornister begehen“, so Stefanie Meier. „Die Stiftung Kinderglück unterstützt natürlich auch viele Kinder in Dortmund, doch immer mehr Anträge werden inzwischen auch aus Holzwickede und dem Kreis Unna gestellt.“
Kinderglpück, Schulranzenprojekt