Sozialbericht: Stelle der Sozialarbeiterin zur Flüchtlingsbetreuung entfällt
Auch ein Bericht der Verwaltung zur Sozialbetreuung stand auf der Tagesordnung im Ausschuss für Jugend, Familie, Senioren und Gleichstellung. Wie der Beigeordnete der Gemeinde, Bernd Kasischke, darlegte, will die Verwaltung in diesem Bereich unter Strich eine halbe Stelle einsparen.
Nach Angaben der Verwaltung betreut die Gemeinde in den fünf Übergangswohn Heimen derzeit 105 Flüchtlinge aus 23 Herkunftsländern. Diese Betreuung erfolgt in Form einfacher Unterstützung durch einen Sozialassistenten sowie durch eine Hauswartin. Zusätzlich hat die Gemeinde für eine qualifizierte Betreuung noch eine diplomierte Sozialarbeiterstelle eingerichtet.
Die darauf beschäftigte Sozialarbeiterin Simone Mijovic hat ihren Arbeitsvertrag bei der Gemeinde zum 31. März gekündigt, da sie eine Stelle mit höherer Verantwortung bei einem Wohlfahrtsträger angenommen hat.
In der Phase der stark gestiegenen Flüchtlingszahlen wurde der Fachbereich II (Soziale Dienste) um zwei Sozialarbeiterstellen aufgestockt. Beide Stellen mussten durch eine hohe Personalfluktuation mehrmals neu besetzt werden. Aufgrund der angespannten Arbeitsmarktsituation war eine Besetzung der beiden Stellen auch nur mit einer Person möglich. Letztlich sei die eigentlich als bis zum Jahresende befristet ausgewiesene Stelle von Simone Mijovic nur mit einem unbefristeten Arbeitsvertrag zu besetzen gewesen, so der Beigeordnete.
Nachdem nun die Flüchtlingszahlen wieder deutlich rückläufig sind, sei es „fraglich, ob eine derzeit unbefristete Sozialarbeiterstelle für den Asylbereich weiterhin dauerhaft benötigt wird“, heißt es im Bericht der Verwaltung. Allerdings: Die Betreuung und Integration der Flüchtlinge sei auch eine gesetzliche Aufgabe der Gemeinde.
Caritas bietet Aufstockung auf volle Stelle an
In Absprache mit der Caritas, die bereits mit Christine Adolf auf einer halben Stelle eine wöchentliche Sprechstunde/Betreuung in den Unterkünften an der Bahnhofstraße anbietet, soll diese deshalb auf eine volle Stelle aufgestockt werden. „Auf der anderen halben Stelle wollen wir dann einen Kümmerer einsetzen. So wollen wir den Anteil an professioneller Betreuung erhöhen und uns dabei auch noch einmal mit den ehrenamtlichen Helfern abstimmen“, erklärte Holzwickedes Beigeordneter. Dass dies allerdings nicht die ganze Wahrheit ist, wurde klar, nachdem der ehrenamtliche Flüchtlingsbetreuer Friedhelm Nusch das Wort ergreifen durfte.
Nusch wies darauf hin, dass die Gemeinde für alle Sozialhilfeempfänger zuständig sei, nicht nur für die Flüchtlinge. Für Letztere sei die Gemeinde nur solange zuständig, bis sie anerkannt werden. Ab dann wechseln sie in einen Rechtskreis und das Jobcenter sei zuständig. Dass die Zahl der Flüchtlinge gesunken ist, sei auch nur teilweise richtig. Denn es gebe auch noch 47 anerkannte Flüchtlinge, die von den Ehrenamtlichen inzwischen in Wohnungen vermittelt wurden – und auch für diese nunmehr Sozialhilfeempfänger sei die Gemeinde noch zuständig. „Diese Menschen haben dann damit zu tun, womit auch alle anderen Sozialhilfempfänger, die auf das Jobcenter angewiesen sind, zu tun haben.“ Die Antragstellung für Hilfen sei beispielsweise derart kompliziert, dass auch die deutschen Ehrenamtlichen komplett überfordert sind. Auch hier leiste Christine Adolf von der Caritas dann Hilfestellung.
„Das mag vielleicht keine Integrationsarbeit mehr sein, aber die Menschen, die diese Hilfe benötigen, kommen alle aus Holzwickede“, erinnert Friedhelm Nusch. „Das Angebot der Caritas, die Stelle auszuweiten, kam bereits bevor Mijovic gekündigt hat.“ Ihre Stelle und Arbeit sei ja eine Aufgabe der Gemeinde. Da müsse die Gemeinde sehen, ob und in welchem Umfang sie diese Aufgabe weiter wahrnehmen möchte. „Die zusätzliche halbe Stelle der Caritas hat nichts mit dem Sozialamt der Gemeinde zu tun.“
Ähnlich sah es auch die SPD-Fraktion. „Wir können das nur unterstützen“, so Till Knoche. „Jeder, der schon mal einen solchen Antrag ausgefüllt hat, weiß wie kompliziert das ist. Es wäre falsch, sich völlig aus der Betreuungsarbeit zu verabschieden. Wir verlieren sonst noch mehr den Kontakt zu den Menschen, wenn wir uns auf die reine Bewilligung von Leistungsbezug zurückziehen.“ Außerdem sei die Gemeinde ja schon von zwei Stellen in diesem Bereich eine gestrichen.
Holzwickedes Beigeordneter erinnerte daran, dass die Stelle ohnehin nur bis Jahresende befristet war – auch wenn die Stelleninhaberin einen unbefristeten Vertrag hatte. „Anders war das damals nicht machbar.“ Außerdem versprach Bernd Kasischke: „Wir werden die Betreuung der Menschen nicht ganz aus der Hand geben und auch eine entsprechende Vereinbarung mit der Caritas treffen.“