
Serie „Rad fahren“: Worauf achten, damit man auf dem Fahrrad besser gesehen wird?

Radfahren ist gesund, Radfahren liegt im Trend – und Radfahren ist umweltfreundlich. Auf zwei Rädern kommt man gut voran im fahrradfreundlichen Kreis Unna – und die Zahl derer, die für ihre Wege das Velo nutzen, steigt stetig an. Das hält fit und ist gut für die Verkehrswende. Doch wo sich Wege kreuzen, gibt es auch Risiken und die Zahl der Unfälle mit Beteiligung von Radfahrern steigt. Häufig verursachen sie die Unfälle selbst oder haben eine Mitschuld. Deshalb frischen die Straßenverkehrsbehörden und die Unfallkommission im Kreis zusammen mit der Kreispolizeibehörde Unna in der Serie „Sicher Rad fahren!“ das Wissen rund um wichtige Verkehrsregeln auf.
Folge 3: Sehen und gesehen werden
Radfahrende werden von anderen Verkehrsteilnehmern leicht übersehen. Und das nicht nur in der dunklen Jahreszeit. „Deshalb sollte, wer auf zwei Rädern unterwegs ist, besonders großen Wert aufs Sehen und gesehen werden legen“, empfiehlt Erster Polizeihauptkommissar Thomas Röwekamp, Leiter des Verkehrsdienstes der Kreispolizeibehörde Unna.
Viele Unfälle mit Radfahrerenden werden an Straßeneinmündungen und Grundstückszufahrten verursacht. Wenn ein Radfahrer in der falschen Richtung unterwegs ist, rechnet der Autofahrer nicht unbedingt mit ihm. „Deshalb sollte man auf dem Radweg nie verkehrswidrig in der falschen Richtung fahren“, warnt Röwekamp. Und: „Auf Radwegen, die für beide Richtungen freigegeben sind, ist besondere Aufmerksamkeit gefragt.“
Nach außen selbstbewusst, innerlich defensiv
Wer darüber hinaus eindeutig und berechenbar fährt und im Zweifelsfall den Blickkontakt mit anderen Verkehrsteilnehmern sucht, trägt eine Menge zur eigenen Sicherheit bei. „Nach außen selbstbewusst, innerlich defensiv“, gibt der Leiter Verkehrsdienst als einen weiteren Tipp. „Zeigen Sie sich, indem Sie beispielsweise an der roten Ampel in das Sichtfeld des Autofahrers vorfahren und sich so in dessen Bewusstsein bringen!“
Immer im Hinterkopf haben sollten Radfahrer, dass Autofahrer, besonders aber Lkw-Fahrer durch den toten Winkel im Rückspiegel teilweise eingeschränkte Sicht haben. Erster Polizeihauptkommissar Thomas Röwekamp: „Im Zweifel sollte man auf die eigene Vorfahrt verzichten, denn als Radfahrender ist man der Schwächere“.
Eine funktionierende Beleuchtung, idealerweise mit Standlicht, und saubere Reflektoren am Rad sind für eine sichere Fahrt selbstverständlich. Mit heller, reflektierender Kleidung kann jeder noch mehr fürs gute gesehen werden tun.
„Es gibt Untersuchungen, die belegen, dass ein Großteil der bei Dunkelheit verletzten oder getöteten Fußgänger und Radfahrer nicht zu Schaden gekommen wären, wenn sie ihre Sichtbarkeit durch retroreflektierende Materialien oder blinkendes Licht optimiert hätten“, berichtet Röwekamp. PK | PKU
Lesen Sie in der nächsten Folge: die Vorfahrtsregel
Karsten
Den „Toten Winkel“ gibt es nicht. Seit 2009 müssen alle LKW in der EU über Weitwinkelspiegel verfügen. Seither ist der oft so dargestellte Sachverhalt (direkt neben dem LKW kann Fahrer:in nichts sehen) falsch. Deshalb sind Tote-Winkel-Aktionen z.B. der Verkehrswacht auch zu kritisieren, denn i.d.R. werden dabei diese üblichen Spiegel einfach abgehängt.
Dennoch existiert die Gefahr, denn Viele sind überfordert, die Spiegel auch wirklich zu nutzen, z.B. beim Anfahren in den Anfahr- und Frontspiegel zu schauen. Also ist es wirklich niemanden zu raten, sich direkt neben einen LKW zu stellen. Lieber ein paar Meter weiter vorfahren, wo eine direkte Sicht möglich ist.
Über die BG-Verkehr sind Spiegel-Einstellplanen zu erhalten, die die richtige Ausrichtung derer erleichtern. Das Anschaubild auf der Website macht deutlich, wo der Tote Winkel wirklich ist: eigentlich nur am Heck. https://www.bg-verkehr.de/redaktion/bilder/presse/pressebilder/spiegeleinstellplane_bg-verkehr_jan-christiani.jpg
Mittlerweile halten kameraunterstützte Systeme Einzug, die den Front- und Seitenbereich noch besser abbilden als herkömmliche Spiegel, ganz zu schweigen von Abbiegeassistenten.
P.S.
Ich darf soetwas schreiben, denn ich bewege beruflich LKW.
Volker
ich vermute mal und das aus eigener Erfahrung mit Radfahrern, das viele Radfahrer zu selbstherrlich unterwegs sind und einfach davon ausgehen, das dass, was sie sehen, auch alle anderen Verkehrsteilnehmer sehen. Das ist ein grober Fehler.
Auch werden viele Gefahren einfach nicht als Gefahr akzeptiert.
Nach dem Motto der wird mich schon sehen, ausserdem hab ich ja Vorfahrt.
Ich war bis 1994 mit wirklich schweren Sachen unterwegs (Thornycroft Antar usw )
und hab mir oft den gleichen Spruch anhören müssen >> ja aber eigendlich hatte ich Vorfahrt. Aus eigener Sicherheit heraus mal auf diese „Vorfahrt“ zu verzichten ist nach meinen Erfahrungen kaum ein Radfahrer bereit.
Man schlängelt sich lieber an einem wirklich schweren Gefährt vorbei und geht einfach so davon aus das man gesehen wird….weil man hat ja Vorfahrt.
-gerade an Kreuzungen und Einmündungen, wenn man gerade ausfährt…
Ausserdem trägt man ja den allerorten in Deutschland angeratenen Helm…was kann da noch schiefgehen… man trägt auch noch Knie und Armschützer, eine Warnweste und hat natürlich ein Erste-Hilfe-Päckchen dabei und glaubt damit das Rundum-Sorglos-Paket dabei zu haben….Aber mal zurückzustecken weil der LKW wirklich groß war….niemals…
Karsten
Die Grenzen zwischen Rücksicht und Devotheit und dem daraus resultierenden „Recht des Stärkeren“ sind fließend. Wie Frank B. bereits schrieb, ist der Stärkere in der Verantwortung und darf einfach nicht mit der „Rücksicht“ aller anderen Verkehrsteilnehmer rechnen.
Nur ein Beispiel aus dem Alltag:
Immer wieder werden Fußgänger und Radfahrer dazu aufgerufen, an Kreuzungen und Einmündungen mit aufzupassen. Nur wird sehr oft viel zu spät geblinkt, oftmals erst, wenn die Fahrbahnampel auf Grünlicht wechselt, dann kann es aber bereits zu spät sein. Radfahrende sind keine Hellseher und das mit der Telepatie klappt nicht.
Johanna
Und ein wirkliches Problem: Wenn man als Radfahrer mit „übermäßiger“ Vorsicht an Gefahrenstellen heranfährt, obwohl man Vorfahrt hat, wird das gerne missverstanden, und die Autofahrer denken, man würde auf seine Vorfahrt verzichten. Es ist ein so heikles Spiel, mit dem nötigen selbstvewussten Auftreten, den einem zustehenden Raum auf der Straße in Anspruch zu nehmen und gleichzeitig immer notfalls einen Rückzieher machen zu können, wenn man dann eben doch übersehen wird.
Beispiel Unterführung Oelpfad von Norden/B1 kommend. Wenn ich an der Einmündung Massener Str. zu langsam werde, denken die Autofahrer, ich würde anhalten oder vorschriftswidrig links auf dem Fußweg fahrend die Unterführung durchqueren, wie es sehr viele aus Sicherheitsgründen tun. Bin ich zu schnell und überquere erst die einmündende Massener Str. um dann links abzubiegen (auf der Straße fahrend), muss ich aufpassen, dass ich notfalls trotzdem noch rechtzeitig bremsen kann, für denjenigen, der mich dann eben übersehen hat (muss nicht einmal böswillig sein, die Stelle ist furchtbar einzusehen, als Autofahrer habe ich da auch oft genug Schwierigkeiten). Viel sicherer wäre es, wenn die Radfahrer von Norden von der B1 kommend die Straße benutzen dürften, sich dann ganz regulär in die Linksabbiegerspur einordnen müssten, um dann links abzubiegen. Alle würden einen sehen, weil man sich mitten im Verkehr befindet (natürlich nervt man die Autofahrer dann auch, weil das Überholen des Radfahrers auf der Straße mit Gegenverkehr nicht immer so einfach ist, und das führt ja zu ein paar Sekunden Zeitverlust).
Frank B.
Volker,
ja, es gibt rücksichtslose Radfahrer:innen; ja, es gibt leichtsinnige Radler:innen; und ja: gegenseitige Rücksichtnahme und aufeinander Achtgeben sollte die allerwichtigste Verkehrsregel sein, die für alle Teilnehmenden am Straßenverkehr gilt. Gefolgt von: Die Stärkeren nehmen grundsätzlich Rücksicht auf die Schwächeren: Radfahrende auf Fußgänger:innen; Autos auf Motorräder; LKWs auf PKWs….
Ihr Beitrag aber suggeriert, dass Radler:innen sich prinzipiell an nichts halten, was gilt. Damit bedienen Sie nichts weiter als ein verbreitetes und falsches Vorurteil, das die einzelnen TN am Straßenverkehr nur gegeneinander ausspielt und gegeneinander aufbringt.
Radfahrer:innen sind genauso gut oder schlecht wie alle anderen Menschen. Und wer sich im Auto oder LKW nicht benehmen kann, kann es vermutlich auch nicht als Radfahrende(r).
Unser aller Ziel sollte doch sein: Mit möglichst wenig Anstrengung in möglichst zügiger Weise sicher und gesund von A nach B zu kommen. Und das gelingt nur mit RÜCKSICHTSNAHME.
Volker
@ Frank B,
Sie haben sicher Recht mit dem was sie das schreiben….ich möchte auch ungern einen Kommentar kommentieren, möchte aber auf einiges hinweisen,
Dafür das mein Ureil ein Vorurteil ist, ist es, wie sie selbst schreiben, recht weit verbreitet. Für ein Vorurteil etwas zu weit……
Rücksichtnahme……dazu muß man erstmal Sicht haben…und die hat man leider nicht immer wenn das Fahrzeug entsprechende Größe hat. Hier wäre also der Radfahrer mit entsprechender Vor und Weitsicht gefragt, leider fehlt diese bei Vielen.
Ich radle, also bin ich……so oder so ähnlich scheint mir die Einstellung wohl zu sein.
Noch schlimmer ist es nur bei den E-Roller-Fahrern….für die gilt garkeine Regel mehr. jedenfals für die meisten von ihnen.
In ihrem und meinem Sinne aber: entspannte „gegenseitige“ Rücksichtnahme, innerorts auf Straßen mit Tempo 30 wäre vermutlich „der Bringer“ für alle Verkehrsteilnehmer…obwohl ich kein Fan von Tempo 30 bin, in diesem Fall würde es helfen
Johanna
Schöner Tipp, Augenkontakt zur gegenseitigen Abstimmung zu suchen. Ich weiß nicht, wie es anderen geht, aber wenn ich mich außerhalb eines Autos befinde, kann ich hinter den reflektierenden Windschutzscheiben in den seltensten Fällen überhaupt jemanden sehen, geschweige denn dessen Mimik interpretieren. Durch die Seitenscheiben geht das manchmal vielleicht noch, wenn die Beleuchtung günstig ist.
Tom
…und wieder eine Diskussion hier der böse Autofahrer und da der um sein Recht kämpfende Radfahrer – neverending story.
Wir alle nutzen die Strassen. Der Autofahrer hat sich an die StVO zu halten in der unter anderem auch steht, besondere Rücksicht auf schwächere Teilnehmer zu nehmen, was nichts anderes bedeutet, als auch einem Radfahrer/Fußgänger den Vortritt zu lassen.
Auch der Radfahrer hat sich an die StVO zu halten und darf dabei nie vergessen, dass er keine Knautschzone hat. Im Zweifelsfalle ist er bei einem rücksichtslosen Autofahrer der Unterlegene.
Und aus diesen Gründen plädiere ich (als überzeugter Autofahrer) für generell Tempo 30 innerorts und räumlich getrennte Radwege. Ein bisschen Farbe auf der Strasse bringt da gar nichts…….
Karsten
Separierte Radwege sind toll. Nur: wie soll das aussehen? Zu schmal dürfen sie auch nicht sein, möglichst so breit, dass Radfahrende sich gegenseitig überholen können.
Woher soll der Raum dafür kommen? Hier ein schönes Tool, mit dem man spielen kann. Versuchen Sie es doch mal für die Haupt- oder Nordstraße! Sie werden feststellen, dass zumindest die Parkbuchten am Fahrbahnrand wegfallen müssten. Die Straßenbäume am jetzigen Standort auch. Und um je einen Fahrstreifen pro Richtung behalten zu können, müsste schon eine Häuserzeile eingestampft werden.
https://streettuner.fvv.tuwien.ac.at/-/6551
Tom
Ich muss da immer an ein Interview mit einem Bürgermeister in Holland denken. Auf die Frage, wie sie es denn geschafft haben, so schöne Radwege anzulegen antwortete er: „Die sind weder vom Himmel gefallen noch in einer Nacht- und Nebelaktion entstanden. wir haben Jahrzehnte daraufhin arbeiten müssen, um dieses heutige Ziel zu erreichen.“ Für uns hätte das z.B. bedeuten können: keine Markierungen auf dem Landweg sondern den Radweg hinter der Häuserzeile anlegen. Es muss nicht immer die Brechstange sein, etwas Weitsicht hilft da schon. Nur sind unsere Strassenplaner noch ganz weit davon entfernt und bis es soweit ist wird weiterhin nach dem Schuldigen gesucht anstatt das Problem zu lösen.
Karsten
„Hinter der Häuserzeile“
Von solchen Vorschlägen hört man oft. Nur bedeutet das oft auch einen weiteren Weg und weitere Bodenversiegelung. Außerdem vertrete ich die These, dass man Radfahrende nicht hinter irgenwelchen Häuserzeilen, Büschen oder in Wohnstraßen (rechst vor links, verengte Fahrbahnen usw.) verstecken sollte. Autofahrer:innen sollten Radfahrer sehen, damit Denkprozesse beginnen. Und warum sollte dem Radverkehr die zügigste Strecke verwehrt bleiben?
Im Falle der Landwehr hätten die Niederländer roten Asphalt aufgetragen und Schilder „Fahrradstraße – Autos zu Gast“ aufgestellt.
Übrigens waren Fahrradstraßen die Erfindung der Deutschen, habe ich mir sagen lassen. Die Niederländer haben diese aber verfeinert, während bei uns einfach nur die Schilder aufgestellt wurden, ohne physisch etwas am Straßenschnitt zu ändern oder durch modale Filter den Durchfahrtverkehr herauszuhalten.
Johanna
Ich sehe das ähnlich. Auch ich glaube, dass ein Teil der gefährlichen Situationen daher rühren, dass Radfahrer für die Autofahrer im Straßenverkehr viel zu wenig vorkommen und wenn, dann immer an problematischen Stellen (insbes. Kreuzungsbereichen), an denen die Radfahrer für Autofahrer viel zu plötzlich sichtbar werden. Ein Radfahrer, der sich im normal fließenden Verkehr mitbefindet, wird viel besser und eher gesehen.
Und ich stimme Ihnen auch darin zu, dass für Radfahrer, die zügig von A nach B kommen müssen, jede einen Umweg bedeutende abweichende Streckenführung nervt. Die ewig forbestehende Privilegierung der Autofahrer behindert den Umstieg auf Alternativen.
Tom
„Fahrradfahrer verstecken“ – und genau aus diesem Grunde ist eine Diskussion mit ihnen zum Scheitern verurteilt. Anstatt das die Sicherheit aller Vorrang hat, wollen sie mit Gewalt alle Verkehrsteilnehmer auf eine Fläche zwingen, die heute schon zu klein bemessen ist. Bis sie ihr „Umdenken“ durchgesetzt haben, werden noch viele Radfahrer verletzt. Lasst uns mal eben die Gesellschaft umbauen – warum nur muss ich da an unsere augenblickliche, recht erfolglose Regierung denken? Sie schwingen den ideologischen Hammer, wo doch etwas Rücksicht, Pragmatismus und Kompromissbereitschaft angebrachter wäre.
Nein, für so etwas ist mir meine Zeit zu schade !
Johanna
Rücksicht würde ein Autofahrer z.B. zeigen, wenn er sich nicht über den Radfahrer vor ihm auf der Straße aufregt, es einfach mal hinnimmt, ein paar Sekunden seiner Lebenszeit zu verlieren, weil der Überholvorgang wegen des evtl. Gegenverkehrs vielleicht ein bisschen warten muss, und beim Überholen ausreichend Sicherheitsabstand hält.
Tom
Das gebietet schon alleine die StVO. Darüber hinaus kann ein Autofahrer auch ruhig mal auf sein Vorfahrtsrecht verzichten und dem Radfahrer den Vortritt lassen. Aber ich glaube, dahingehend kann ich Sie „beruhigen“ oder eher „beunruhigen“: Autofahrer, die sich so verhalten, nehmen im Regelfalle keinerlei Rücksicht auf andere Verkehrsteilnehmer, weder auf Radfahrer, noch auf Fußgänger oder andere Autofahrer. Ein Ärgernis für uns alle, bei dem nur regelmäßige Verkehrskontrollen Erfolg versprechen können.
Karsten
Dem kann man natürlich nur zustimmen.
Karsten
Komischerweise kommt niemand auf die Idee, Parkzeuge von den Fahrbahnen zu entfernen. Besser, die stehen hinter den Häuserzeilen, als dass dort der Radverkehr – ja, ich meine das so – versteckt wird. „Fahrverkehr vor ruhendem Verkehr“ gilt wohl nicht mehr?