Neue Runde im Streit um Entwicklung des Dortmunder Flughafens
Nach der Aufsichtsratssitzung der Flughafen GmbH in der vergangenen Woche, in der Flughafen-Geschäftsführer Udo Mager unter anderem Pläne zum weiteren Ausbau des Dortmunder Flughafens vorstellte, sehen sich Gegner und Befürworter des Dortmunder Flughafens durch jeweils unterschiedliche Studien in ihrer Haltung bestärkt.
In der Aufsichtsratssitzung hatte Flughafen-Chef Udo Mager für das Geschäftsjahr 2014 eine positive Bilanz gezogen. Die Umsatzerlösen im Bereich Flugbetrieb (Avitation) und Dienstleistungen (Non-Avitation) seien ebenso gestiegen wie die Passagierzahlen. So habe der Umsatz 2014 mit 25,1 Millionen Euro um 2,6 Prozent über dem des Vorjahres 2013 gelegen, erklärte Mager. „Das Betriebsergebnis aus dem vergangenen Jahr gibt unserem Ziel, bis 2023 die schwarze Null zu erreichen, ein Gesicht. Ich bin auch weiterhin zuversichtlich, die EU-Vorgaben bis dahin erfüllen zu können. Die ersten, gemeinsam mit der Belegschaft auf den Weg gebrachten, Maßnahmen zur Erlössteigerung und Kostensenkung tragen bereits Früchte“, erklärte Mager weiter. Das Jahresergebnis 2014 von Minus 17,4 Millionen Euro sei das geringste Defizit seit 2002.
Flughafengegner sehen sich in ihrer Haltung bestätigt
Die Flughafengegner sehen sich dagegen durch das erneute Millionendefizit in ihrer ablehnenden Haltung gegen den Flughafen bestätigt. Die Fraktion Die Linke & Piraten im Dortmunder Rat berufen sich zudem auf eine aktuelle Studie des Rheinisch-Westfälischen Instituts für Wirtschaftsforschung (RWI). „Nicht nur in Dortmund wurden in den vergangenen Jahrzehnten Millionenbeträge in den Ausbau des Regionalflughafens gesteckt“, heißt es in einer Stellungnahme auf der Internetseite der Fraktion dazu. Auch die meisten anderen Regionalflughäfen seien nicht profitabel. Die Erwartung nach der Liberalisierung des Luftverkehrsmarktes in den 1990er Jahren vom rasanten Wachstum der Branche zu profitieren, habe sich nicht erfüllt, wie die RWI-Studie zeige. Das RWI befinde, dass im Gegensatz zu diesen großen Erwartungen heute fast alle Regionalflughäfen von massiven Subventionen abhängig sind und die Entscheidung der Europäischen Kommission, eben solche Subventionen ab dem Jahr 2024 zu verbieten, eine existenzielle Bedrohung einiger Flughäfen darstellt.
Auch die Hoffnung vieler Kommunalpolitiker, dass ein Regionalflughafen die regionale Wirtschaft fördert, wird von der Studie widerlegt“
Carsten Link, finanzpolitischer Sprecher der Fraktion Die Linke & Piraten, Dortmund
„Auch die Hoffnung vieler Kommunalpolitiker, dass ein Regionalflughafen die regionale Wirtschaft fördert, wird von der Studie widerlegt“, so der finanzpolitische Sprecher der Fraktion Die Linke & Piraten, Carsten Klink. Das regionale Wirtschaftswachstum werde laut des RWI nämlich nicht zusätzlich angeschoben, wenn es vor Ort einen Regionalflughafen gibt. „Die Ergebnisse bestätigen unsere Ansicht, dass es auch in Dortmund keine nennenswerten positiven Auswirkungen auf die Region gibt. Auch nicht bei den Arbeitsplätzen“, so Carsten Klink weiter. „Die Flughafen-Kommunen sind nicht wirtschaftlich stärker, weil sie einen Flughafen haben, sondern sie leisten sich einen Flughafen, weil sie wirtschaftlich stärker sind“, analysiert Ratmitglied Klink die RWI-Studie. Tatsächlich betrachtet die Studie Regionalflughäfen eher als Folge und nicht als Ursache regionaler Entwicklungen. Das Rheinisch-Westfälische Institut für Wirtschaftsforschung hatte für die Untersuchung 24 deutsche Landkreise mit mittelgroßen Flughäfen mit Regionen ohne Flughafen verglichen.
Flughafen-Chef: Gegner interpretieren RWI-Studie fehl
Dass die Fraktion Die Linke & Piraten die RWI-Studie als Argumentationsgrundlage nutzt, um die weitere Entwicklung des Dortmunder Flughafens in Frage zu stellen, hält dagegen Flughafen-Geschäftsführer Udo mager für einen „untauglichen Versuch“. Die Flughafengegner interpretierten die RWI-Studie fehl, kritisierte Mager in einer Stellungnahme heute (16.6.).
„Bei dem interpretierten wissenschaftliche Artikel ‚Ready for Take-off? The Economic Effects of Regional Airport Expansion‘ von Philipp Breidenbach, herausgegeben in den Ruhr Economic Papers der Ruhr-Universität Bochum (RUB) und des Rheinisch-Westfälischen Instituts für Wirtschaftsforschung (RWI), handelt es sich um eine allgemeine Betrachtung der deutschen Luftverkehrslandschaft, deren Übertragbarkeit auf einzelne Flughäfen weder zulässig noch gewollt ist“, so der Geschäftsführer. „Hätte Die Linke vor ihrer Negierung der wirtschaftsrelevanten Effekte des Dortmund Airport den Autor danach gefragt, wäre sie der vorgenommenen Fehlinterpretation nicht erlegen.“
Hätte Die Linke vor ihrer Negierung der wirtschaftsrelevanten Effekte des Dortmund Airport den Autor danach gefragt, wäre sie der vorgenommenen Fehlinterpretation nicht erlegen.“
Udo Mager, Geschäftsführer Dortmund Airport
Die in der Studie enthaltenen Schlussfolgerungen beruhen auf Mittelwerten für insgesamt 24 deutsche Regionen, die speziell für den Vergleich definiert wurden. Eine Einzelbetrachtung für die Region um Dortmund oder die Metropole Ruhr findet nicht statt. Schon deshalb werden Sondereffekte nicht mit einbezogen. Dazu gehört zum Beispiel, dass die mit dem Niedergang der Montanindustrie verbundenen Arbeitsplatzverluste im Betrachtungszeitraum für Dortmund und die Region zu einer Ausgangsbasis führen, bei der die Entwicklungszuwächse diese Verluste zunächst einmal kompensieren. Darüber hinaus gehendes Wachstum ist demnach der Beleg für besondere Erfolge im Strukturwandel.
Dies habe zum Beispiel im Jahr 2010 das Institut für Verkehrswissenschaft (IVM) der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster festgestellt. Dr. Robert Malina und Florian Allroggen kamen in ihrer Untersuchung zu der Erkenntnis, dass allein in der Region über 3.300 Beschäftigte direkt und indirekt vom Dortmund Airport abhängen, und sich jährliche Wertschöpfungseffekte, der sogenannte volkswirtschaftliche Nutzen, von rund 300 Millionen Euro ergeben. Im Übrigen habe auch die EU-Kommission bereits im Jahr 2014 deutlich gemacht, dass Dortmund Airport eine originäre Mobilitätsnachfrage in der Metropole Ruhr bedient und damit zur Entwicklung und zum Strukturwandel in der Region beitrage.