Kommentar: Bäderbetrieb mit vielen Baustellen
Am Sonntag soll es endlich losgehen im Freibad Schöne Flöte. Was haben sich die Holzwickeder nach zwei ausgefallenen Badesaisons auf ihr Freibad mit dem schönen neuen Edelstahlbecken gefreut. Doch die Vorfreude ist ihnen durch die Hiobsbotschaften gestern im Betriebsausschuss gründlich verhagelt worden.
Es ist ein echtes Armutszeugnis, was den Verantwortlichen der Gemeinde ausgestellt werden muss: Seit mehr als 20 Jahren regnet es im Gebäude aus dem oberen Stockwerk durch. Jeder „Fit ‚n‘ well“- Besucher kennt die abgehängten Deckenplatten und aufgestellten Eimer, mit denen das Wasser von oben aufgefangen wird, von dem keiner genau weiß, woher es kommt. Warum ist das ausgerechnet jetzt vor dem Saisonstart plötzlich ein Problem?
Ebenso wenig kann die Tatsache überraschen, dass die Betonbrücke im Freibad in die Jahre gekommen und dringend sanierungsbedürftig ist. Es sei denn, man hat noch nie etwas davon gehört, dass unsere Autobahnbrücken seit einigen Jahren reihenweise gesprengt werden müssen, weil sie – etwa im selben Alter – ebenfalls marode sind.
Dabei ist der Sanierungsstau in der Schönen Flöte gar das eigentliche Problem. Denn man muss ja ehrlicherweise anerkennen, dass die Verantwortlichen der Gemeinde sich seit Jahren redlich bemühen, das Bad zu erhalten und Millionensummen dafür in die Hand genommen haben. Zuletzt wurde das Nichtschwimmerbecken für rd. eine Million Euro hergerichtet, sogar ganz ohne Fördermittel. In den Jahren davor war es der Umbau des Freibad-Gebäudes in mehreren Bauabschnitten, der unter dem Strich noch deutlich teurer war. Und davor war es die Erneuerung der Bädertechnik, die energetische Sanierung und, und… Auch eine prosperierende Gemeinde wie Holzwickede kann so etwas nicht auf einmal stemmen, sondern muss Prioritäten setzen. Betriebsleiter Stefan Petersmann wird deshalb seine Agenda haben, für die er sich mit Sicherheit auch rechtfertigen werden muss, wenn er wieder im Einsatz ist.
Das eigentliche Problem scheint die Personalstruktur im Bäderbetrieb zu sein. Um kein Missverständnis aufkommen zu lassen: Den Mitarbeitern, die derzeit das Bad wieder fit für den Saisonstart machen, ist kein Vorwurf zu machen. Teilweise waren sie sogar an den Wochenenden im Einsatz, um all die nötigen Reparaturen durchzuführen und das Bad wieder auf Vordermann zu bringen. Kein leichtes Unterfangen nach zwei Jahren Stillstand.
Die grundsätzliche Personalstruktur dagegen ist schon seit Jahren bekannt und als akzeptabel von den Verantwortlichen hingenommen worden. So hieß es etwa noch im Vorjahr auf Nachfrage aus der Politik im Betriebsausschuss, dass es keine personellen Probleme gebe im Bäderbetrieb. Dabei ist die aktuelle Personalsituation noch weitgehend dieselbe wie im Vorjahr. Bis auf eine Fachkraft, die inzwischen aus dem Bäderbetrieb ins Bürgerbüro versetzt wurde und abgesehen von einem Auszubildenden aus dem Bäderbetrieb, der nach seiner Ausbildung nicht übernommen wurde. Nach dringendem Personalbedarf sieht das alles nicht aus.
Es scheint eher so, als ob die Personalstruktur im Bäderbetrieb die eigentliche Baustelle ist.