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Neustart am Emscherquellhof: Sozialer Ansatz bringt Leben in die Bude

Die neuen Bewirtschafter des Emscherquellhof stellten sich heute vor, v.l.: Detkef Gerwin (Leiter Asset Management Emschergenossenschaft), Rochus Wellenbrock (Vorstandsvorsitzender wewole Stiftung), Bürgermeisterin Ulrike Drossel, Kai-Udo Kolodziej (Emschergenossenschaft) und Guido Hoffmann (wewole Leiter Werkstatt) (Foto: P. Gräber - Emscherblog.de)
Die neuen Bewirtschafter des Emscherquellhof stellten sich heute vor, v.l.: Detlef Gerwin (Emschergenossenschaft), Rochus Wellenbrock (Vorstandsvorsitzender wewole Stiftung), Bürgermeisterin Ulrike Drossel, Kai-Udo Kolodziej (Emschergenossenschaft) und Guido Hoffmann (wewole Leiter Werkstatt)  – (Foto: P. Gräber – Emscherblog.de)

Die neuen Bewirtschafter des Emscherquellhofs, die wewole Stiftung aus Herne, stellten sich heute (1. März) anlässlich der offiziellen Übernahme gemeinsam mit den Vertretern der Emschergenossenschaft und Bürgermeisterin Ulrike Drossel der Holzwickeder Öffentlichkeit vor. Wie der Emscherblog berichtete, hat das gemeinnützige Sozialunternehmen zum 1. März die Bewirtschaftung des historischen Fachwerk-Ensembles an der Emscherquelle übernommen.

Detlef Gerwin, Leiter des Asset Managements der Emschergenossenschaft, betonte, dass mit dem heutigen Tag auch aus Sicht der Genossenschaft „ein Neustart mit anderen Zielsetzung“ verbunden ist: „In einem Übergangsjahr hatten die früheren Pächter, das Ehepaar Drzisga, den Hof für uns noch auf privatwirtschaftlicher Basis weitergeführt. Den beiden ist es zu verdanken, dass der Emscherquellhof so etabliert ist, wie er heute ist. Doch nun sind sie endgültig in den verdienten Ruhestand gegangen“, meint Detlef Gerwin.

„Der Quellhof hier ist einer unserer wichtigsten Standorte“, betont Detlef Gerwin. „Wir wissen auch, dass der Erwartungsdruck in der Gemeinde sehr hoch ist.“  Mit der Übergabe an die wewole Stiftung will die Emschergenossenschaft „hier richtig Leben reinbringen“ und „den sozialen Aspekt betonen“, so Gerwin weiter.

„Wir wissen auch, dass der Erwartungsdruck in der Gemeinde sehr hoch ist.“

Detlef Gerwin, Leiter Asset Management Emschergenossenschaft

Die Stiftung wewole (werken, wohnen, leben) beschäftigt behinderte Menschen im großen Stil und hat zudem Erfahrung im Catering. Zum neuen Konzept für den Emscherquellhof gehört es auch, lokale Partner zu gewinnen und sich vor Ort zu vernetzen. So arbeitet wewole etwa schon mit dem Imkerverein Massener Heide zusammen. Für den wird Anette Groß in wenigen Wochen sechs Bienenvölker auf dem Gelände einquartieren. Möglichst bald soll auch Honig geerntet und als „Emscher Gold“ auf dem Hof verkauft werden. Die Honigbeuten werden übrigens schon von Menschen mit Behinderungen gebaut, die bei der wewo Stiftung für den Arbeitsmarkt qualifiziert werden.  Die Wildbienen, die bereits mit der Emscherkunst 2017 auf dem Gelände einzogen,  wird es auch weiterhin dort geben.

Die Kooperation mit dem örtlichen Imkerverein sei ein gutes Beispiel dafür, wie sich die neuen Hausherren eine partnerschaftliche Zusammenarbeit vor Ort vorstellen, sagt Rochus Wellenbrock, Vorstandsvorsitzender der wewole Stiftung. „Es geht uns auch darum, zusätzliche Partner hier vor Ort zu finden.“

Betreiber wewole sucht Partner vor Ort

Die Stiftung wewole bietet derzeit 1 300 Menschen mit Behinderungen die Möglichkeit, der Teilhabe am Arbeitsleben und damit eines selbstbestimmten Lebens. Für den Emscherquellhof wurde eigens eine Fachkraft neu eingestellt, die zusammen mit zehn Menschen mit Behinderung zum Stammpersonal in Holzwickede gehören wird. Allerdings kann die Besetzung je nach Bedarf aufgestockt werden. „Als gemeinnützige Stiftung müssen wir hier keinen Gewinn erzielen“, erläutert Rochus Wellenbrock. Gänzlich auf Einnahmen verzichten kann wewole allerdings nicht: „Auch die Menschen mit Behinderungen, die bei uns beschäftigt sind, werden ja für ihre Arbeit bezahlt.“

Der Quellhof ist aufgrund der baulichen Voraussetzung kein Standort für einen professionellen Restaurantbetrieb, schränkt Rochus Wellenbrock ein. Trotzdem ist der Vorstandsvorsitzende geradezu begeistert davon, welche Möglichkeiten sich mit dem Emscherquellhof für alle Beteiligten bieten. Von Trauungen über Kulturveranstaltungen von Vereine bis zu Events von Firmen oder dem Verkauf von Tier- und Gartenbedarf aus eigener Produktion ist alles denkbar. „Wir möchten für den Anfang auch nicht zuviel versprechen und zunächst einmal sehen, was geht“, meint Wellenbrock. „Doch ich glaube, hier geht eine ganze Menge. Der Standort wird auf jeden Fall deutlich belebter als vorher.“

„Wir möchten für den Anfang auch nicht zuviel versprechen und zunächst einmal sehen, was geht. Doch ich glaube, hier geht eine ganze Menge. Der Standort wird auf jeden Fall deutlich belebter als vorher.“

Rochus Wellenbrock, Vorstandsvorsitzender der wewole Stiftung

Für den Anfang soll der Quellhof nach der offiziellen Eröffnung im Mai (genauer Termin ist noch offen) zunächst von freitags bis sonntags geöffnet werden. Auch die etablierten Veranstaltungen wie das Quellfest, „Mord am Hellweg“-Lesungen oder das öffentliche Adventsfenster soll es weiter geben. Doch Rochus Wellenbrock bittet auch um Geduld: „Wir wollen Schritt für Schritt vorgehen. Für uns ist dieses Projekt mit dem Catering auch neu. Da müssen sich viele Abläufe erst noch einspielen.“ So muss sich etwa auch der Bustransfer für das Personal täglich von Castrop-Rauxel nach Holzwickede und zurück erst einspielen. Überhaupt müssen auch erst einmal intern Menschen gefunden werden, die für den Einsatz bei diesem Projekt geeignet sind.

Qualifizierungsauftrag hat Priorität bei wewole

Veranstaltungen wie das Quellfest soll es auch in diesem Jahr wieder geben am Emscherquellhof. (Foto: P. Gräber - Emscherblog.de)
Veranstaltungen wie das Quellfest soll es weiterhin geben am Emscherquellhof. (Foto: P. Gräber – Emscherblog.de)

„Wir dürfen nicht vergessen, dass die Menschen, die hier arbeiten werden, ja auch lernen sollen am Standort“, sagt Guido Hoffmann, Leiter der Werkstatt bei wewole. „Wir arbeiten ja nicht mit fertig qualifizierten Fachkräften. Das ist vielleicht auch für unsere Gäste zunächst etwas ungewohnt“, ergänzt Rochus Wellenbrock.

„Unser Ziel ist es aber, möglichst öfters als nur an den Wochenenden  zu öffnen“, lässt sich der Vorstandsvorsitzende entlocken. „Wir wollen so viele Menschen wie möglich zum Quellhof hinbekommen.“ Doch letztlich hängen alle Veranstaltungen und Aktivitäten davon ab, ob sie auch zu den von wewole betreuten Menschen passen. „Denn unser Qualifizierungsauftrag hat natürlich oberste Priorität für uns.“

„Hier werden soziale, gastronomische und touristische Komponenten verknüpft und auch noch Holzwickeder Unternehmen einbezogen. Das Projekt kommt mir sehr durchdacht vor und fühlt sich richtig gut an.“

Ulrike Drossel, Bürgermeisterin

Mit einem neuen Radwege-Management, zu dem auch eine verbesserte Ausschilderung des Emscherradweges gehört, und einer zentralen Internet-Plattform für alle ihre Höfe will die Emschergenossenschaft den überlokalen Tourismus ankurbeln.

Mit einem Vorlauf von zwei Jahren arbeiten alle Beteiligten schon an dem neuen Bewirtschaftungskonzept für den Emscherquellhof. Mit dem Ergebnis zeigte heute auch Holzwickedes Bürgermeisterin Ulrike Drossel hochzufrieden: „Hier werden soziale, gastronomische und touristische Komponenten verknüpft und auch noch Holzwickeder Unternehmen einbezogen. Das Projekt kommt mir sehr durchdacht vor und fühlt sich richtig gut an.“

Emschergenossenschaft, wewole


Peter Gräber

Dipl.-Journalist

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