Skip to main content

3,5 Mio. Euro Baukosten: Feuer- und Rettungswache Süd wird größer

So soll sie aussehen, die neue Feuer- und Rettungswache Süd an der Unnaer Straße: Visualisierung des Architekturbüros Kemper. Das Büro plant im Auftrag der Gemeinde Holzwickede das rd. 3,5 Mio. Euro teure Projekt.
So soll sie aussehen, die neue Feuer- und Rettungswache Süd an der Unnaer Straße: eine Visualisierung des Architekturbüros Kemper. Das Büro plant im Auftrag der Gemeinde Holzwickede das rd. 3,5 Mio. Euro teure Projekt.

Es ist das größte Bauprojekt der Gemeinde in den nächsten Jahren: das neue Feuerwehrgerätehaus Süd mit Rettungswache an der Unnaer Straße 60. Rund 3,5 Millionen Euro soll das Projekt kosten. Schon bei der ersten Vorstellung im Planungs- und Bauausschuss (2. September) geriet es in die Kritik. Vertreter aller Fraktionen kritisierten unzureichende Information und mangelnde Kostentransparenz. Schließlich hatten sich die Kosten gegenüber der ersten Planung mal eben um eine satte halbe Millionen Euro erhöht.

Für den Planungs- und Bauausschuss am Dienstagabend (28.10.) hatten sich das beauftragte Architekturbüro und die Verwaltung besser vorbereitet. Und siehe da: Der Löwenanteil der Mehrkosten,  nämlich über 400.000 Euro,  erwies sich entweder als unabweisbar oder wird durch die Stadt Unna refinanziert.

Löwenanteil der Mehrkosten von 543.637 Euro unabweisbar oder von Stadt Unna finanziert  

Im Einzelnen legte Fachbereichsleiter Jens-Uwe Schmiedgen dar, wie sich die Mehrkosten in Höhe von insgesamt 543.637 Euro gegenüber der ersten Planung zusammensetzen:

Allein rund 221.000 Euro soll der Bau einer zweiten Fahrzeughalle für den Rettungsdienst mit dazugehörigen Schlaf- und Sanitärräumen sowie einer separaten Heizungsanlage kosten. Die Aufwertung und Vergrößerung der Fläche für den Rettungsdienst habe sich in Gesprächen mit dem Träger des Rettungsdienstes (Kreis Unna) ergeben. Damit sei die Wache nicht mehr nur für einen 12-Stunden-Dienst, sondern für einen 24-Stunden-Dienst ausgelegt. Die Kosten der Rettungswache werden durch die Stadt Unna refinanziert und gehen nicht zu Lasten der Gemeindekasse.

Um rund 137.000 Euro verteuert sich das Projekt durch Maßnahmen, die unabweisbar sind:  Dazu gehören die Anlage eines Rettungsweges aus dem Schulungsraum im Obergeschoss der Wache aus Brandschutzgründen. Eine tiefere Gründung für das Bodengutachten sei vorher nicht absehbar gewesen und schlägt mit rund 47.000 Euro zu Buche. Auch der Kanalanschluss war nur bis zur Grundstücksgrenze kalkuliert, kostet aber bis zur Gehweg Unnaer Straße rund 21.000 Euro mehr. Schließlich hat sich ein Differenzbetrag zwischen Kostenschätzung und Kostenberechnung von 41.866 Euro ergeben und müssen anteilige 14.000 Euro Honorarkosten veranlagt werden.

Politik hätte sich Transparenz früher gewünscht

Weitere rund 186.000 Euro kosten Änderungswünsche der Gemeinde Holzwickede. Verursacht werden diese Mehrkosten im Wesentlichen durch ein behindertengerechtes WC im Erdgeschoss der Wache, eine Klinkerfassade (statt Wärmeverbundsystem), die Vorbereitungen der Flächen für die 6. Fahrzeughalle, die Anlage von Muldenflächen und einer Rigole zur Versickerung von Regenwasser sowie der Einsatz einer Sole/Wasser-Wärmepumpe zur Energieversorgung. Die Klinkerfassade und Sole/Wasser-Wärmepumpe zur Energieversorgung wurden trotz höherer Investitionskosten gewählt, weil die Betriebskosten auf Dauer günstiger sind, hieß es im Ausschuss.

Die Fraktionen hätten sich derartige Informationen und Kostentransparenz schon in der ersten Sitzung des Fachausschusses gewünscht, wie ihre Sprecher übereinstimmend deutlich machten. Bei zwei Enthaltungen nahmen sie die geänderte Planung zustimmend zur Kenntnis.

Mehrheit wünscht keinen Kostencontroller, sondern Unterausschuss  

Längere Diskussionen gab es danach um den Antrag des Bürgerblocks, für das Projekt einen Controller einzusetzen. Der Ausschussvorsitzende Wilfried Brinkmann (Bürgerblock) begründete den Antrag seiner Fraktion noch einmal ausführlich: Nach der ersten Vorstellung des Projektes Anfang September im Ausschuss habe er gedacht, „dass dieses Projekt eine zweite Brücke“ wird.  „Ich habe mir aber geschworen, nie wieder an einem Tisch zu sitzen, wenn unklare Kosten abzustimmen sind.“  Durch die jüngsten Erklärungen zu den Mehrkosten von über einer halben Millionen Euro sah sich Brinkmann in seiner Auffassung bestätigt, dass handwerkliche und planerische Fehler gegeben habe: „Vieles, von dem, was hier noch nachträglich veranschlagt worden ist, hätte schon bei der ersten Planung berücksichtigt werden müssen, weil es sich um Selbstverständlichkeiten handelt.“  Als Beispiel nannte Brinkmann die Mehrkosten für die Regenwasserversickerung.

Fachbereichsleiter Jens-Uwe Schmiedgen schlug den Fraktionen dagegen vor, einen Unterausschuss mit je einem Vertreter aus den Fraktionen und der Verwaltung zu bilden. Dieser solle regelmäßig tagen und über die Kosten des Bauvorhabens wachen. Dann könne man sich den Controller sparen, der rund 100.000 Euro kosten würde.

Sie können davon ausgehen, dass für mich die 5 vorne in Stein gemeißelt ist“

Versprecher von Fachbereichsleiter Jens-Uwe Schmiedgen, der für Raunen im Planungs- und Bauausschuss sorgte. Grund: Die Baukosten  für die Feuer- und Rettungswache Süd  sind bisher mit 3,5 Millionen Euro veranschlagt.

Der Bürgerblock und die FDP wollten dennoch einen Controller: „Die Mitglieder in einem solchen Ausschuss können zwar die Zahlen sehen, aber nicht ihre Notwendigkeit beurteilen“, glaubt  Wilfried Brinkmann. „Und ich sehe auch keinen in unserer Verwaltung, der das könnte.“  Zusätzlicher Sachverstand sei deshalb durch einen Unterausschuss nicht gewonnen. Außerdem werde ein Controller sein eigenes Honorar wieder einsparen.

Dem wollten die anderen Fraktionen allerdings nicht folgen. Gegen die Stimmen des Bürgerblocks und der FDP lehnte der Planungs- und Bauausschuss den Einsatz eines Kostencontrollers ab und sprach sich statt dessen für die Bildung eines Unterausschusses aus. Dioeser soll regelmäßig, mindestens alle vier Wochen während der Baumaßnahme tagen. Die Mitglieder dieses Gremiums sollen von den Fraktionen im nächsten Rat benannt werden.

Feuer- und Rettungswache, Planungs- und Bauausschuss


Peter Gräber

Dipl.-Journalist

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert