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Der Efeu- und Weinbewuchs wird ab heute vom alten Rathauses entfernt. Etwa fünf Jahre soll es dauern, bis das Grün wieder bis zum Dachfirst hochgewachsen ist. (Foto: P. Gräber - Emscherblog)

Thomas Wiese gibt auf: Ratskeller endgültig geschlossen

Die Gemeinde weiß noch immer nicht genau, wie sie das Jubiläum begehen will: Wird am 21. Oktober 100 Jahre alt. . (Foto: Peter Gräber)
Der Ratskeller im Rathaus der Gemeinde hat heute endgültig geschlossen. Die Zukunft des Gastronomie-Betriebs im Untergeschoss des Rathauses ist damit völlig offen. (Foto: Peter Gräber)

Für aufmerksamer Beobachter wird es keine echte Überraschung mehr sein: Der Ratskeller im Rathaus hat ab heute (1. Juni) endgültig geschlossen. Das gaben heute die Bürgermeisterin der Gemeinde Holzwickede, Ulrike Drossel, und Thomas Wiese als Pächter der Gastronomie in einer zwei Sätze umfassenden Mitteilung bekannt. Beide wollen nun versuchen, mit den Vertretern der politischen Fraktionen eine einvernehmliche Regelung zur Auflösung des noch langjährigen Pachtverhältnisses zu finden.

Nach dieser knapp gehaltenen Erklärung waren heute weder der Pächter Thomas Wiese noch die Gemeindespitze von Holzwickede für eine Stellungnahme zu den näheren Umständen der Schließung des Ratskellers erreichbar. Ob, wie schon einmal in der jüngeren Geschichte des Ratskellers, erneut größere Außenstände an Pacht und Steuern offen stehen, und welche Gründe genau es für die Schließung gibt, ist noch unklar. Offenbar lief der Ratskeller aber in den zweieinhalb Jahren seit Wiedereröffnung nicht so wie von Pächter Thomas Wiese erhofft. Die anfänglich sieben Öffnungstage wurden auf zuletzt nur noch fünf Tage und zwei Ruhetage reduziert. Auch der Mittagstisch wurde zwischenzeitlich mal abgesetzt und dann wieder angeboten. Und freie Plätze ließen sich eigentlich immer auch ohne Reservierung problemlos finden im Ratskeller.

Ratskeller bleibt ein Problemfall

Mit der Schließung ist der Ratskeller – und täglich grüßt das Murmeltier – wieder zu einem Problemfall für die Gemeinde geworden. Denn vor Übernahme des Ratskellers durch Thomas Wiese hatte die Gemeinde noch in Absprache mit den Pächtern eine sechsstellige Summe in den Ratskeller investiert und den Schallschutz, die Fenster sowie die Elektrik modernisiert. Auf Wunsch Thomas Wieses wurde auf dem Marktplatz außerdem eine Fahrradabstell-Anlage verlegt, damit der Biergarten auf dem Marktplatz erweitert und verlegt werden konnte. Genützt hat es offenbar wenig.

Dabei hatte die Gemeinde Holzwickede nach der Ratskeller-Affäre eigentlich gehofft, mit Thomas Wiese, dem erfolgreichen Unternehmer aus Unna (Aluminium-Werk) und inzwischen auch erfahrenen Gastronom (Il Cavallo, Landhaus Massener Heide) , endlich eine dauerhafte Nutzung für die Traditionsgastronomie im Rathaus gefunden zu haben. Der damalige Bürgermeister Jenz Rother hatte sich persönlich um Thomas Wiese als Pächter bemüht, der schließlich zum Jahreswechsel 2012/2013 einen langfristigen Pachtvertrag mit der Gemeinde für den Ratskeller unterzeichnete. Doch es sollte noch ein Jahr voller Umbauarbeiten dauern, bis er den Ratskeller schließlich am 14. Dezember 2013 offiziell wiedereröffnen konnte.

Gemeinde investierte sechsstellig in den Umbau

Letzter Pächter vor Thomas Wiese war Antonio Di Dino, der den Ratskeller als „Il Capo“ und reinrassige italienische Gastronomie betrieben hatte, allerdings nach nur einem Jahr Insolvenz anmelden und schließen musste. Auch Di Dino war schon so etwas wie ein Hoffnungsträger gewesen, nachdem sein langjähriger Vorgänger im Ratskeller, Pino Dota, unter skandalösen Umständen ebenfalls aufgeben musste:  Das Finanzamt hatte eine Gewerbeuntersagung gegen ihn wegen hoher Steuerschulden verhängt. Der damalige Bürgermeister Jenz Rother, ein langjähriger Freund Dotas, wäre beinahe über die Ratskeller-Affäre politisch gestürzt. Denn die Gemeinde hatte es aus später nicht mehr zu klärenden Gründen über Jahre versäumt, Forderungen (Pacht/Steuern) in Höhe von über 100 000 Euro von Dota einzufordern. Auch die Rechnungsprüfung des Kreises befasste sich mit dem Vorfall und stellte erhebliche Mängel in den Verwaltungsabläufen fest.

In der Folge bestand die Gemeinde auf einer Folgenutzung des Gewölbe-Kellers als Gastronomie – möglichst italienischer Prägung. Zu diesem Zweck wurde auch noch einmal ordentlich investiert in die Modernisierung des Ratskellers. Thomas Wieseinvestierte seinerseits auch noch einmal in den Ratskeller, in dem er dann internationale Küche anbot.

Noch einmal einen neuen Pächter zu finden, dürfte der Gemeinde schwer fallen. Möglicherweise wird deshalb auch noch einmal über eine alternative Nutzung des Kellergewölbes nachgedacht.

Ratskeller


Peter Gräber

Dipl.-Journalist

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